Das erste Mal nach Vietnam

Reisezeit: März 2011  |  von Beate Böttner

15.03.11 - Hue

15.03.11 - angehende Lehrerinnen auf dem Weg zur Thien Mu Pagode. Hier erhalten Sie das Wissen, das sie später den Schülern vermitteln sollen.

15.03.11 - angehende Lehrerinnen auf dem Weg zur Thien Mu Pagode. Hier erhalten Sie das Wissen, das sie später den Schülern vermitteln sollen.

06:45 Uhr aufstehen, Frühstück im Restaurant in der 11. Etage mit Blick auf die Stadt und den Parfüm-Fluss. Es war trocken und sehr warm, so dass wir im Außenbereich Platz nahmen, nachdem wir uns am vielfältigen Buffet mit ausreichend Frühstückszubehör versorgt hatten.

15.03.11 - Eingang zur Thien Mu Pagode

15.03.11 - Eingang zur Thien Mu Pagode

Um 08:00 Uhr wurden wir von Long abgeholt, unserem heutigen Guide auf der Halbtagestour. Er sprach ein sehr gut verständliches Englisch. Zunächst ging es runter an den Fluss, wo wir einen Touristenboot bestiegen. Im Normalfall für 15 Leute ausgelegt, genossen wir eine Fahrt zu dritt. Die Bootsführer waren ehemalige Fischer, die nun vom Tourismus leben. Es ist nicht auszuschließen, dass das Boot zugleich ihr Zuhause ist. Bis vor einigen Jahren gab es hier etwas mehr als 300 Boatpeople, die auf Hausbooten und vom Fischfang lebten. Seit 2008 gibt es von den Provinzbehörden Programme zur zum Sesshaft werden dieser Menschen. Dies scheitert oft genug am Willen der Boatpeople und erweist sich daher als ausgesprochen schwierig.

15.03.11 - angehende Möche in der Thien Mu Pagode

15.03.11 - angehende Möche in der Thien Mu Pagode

15.03.11 -  der Tagesablauf der Mönche in der Thien Mu Pagode

15.03.11 - der Tagesablauf der Mönche in der Thien Mu Pagode

Der Parfümfluss - Sông Huong- soll seinen Namen entweder von den Pollen und Blüten, die im Frühjahr auf dem Wasser treiben, haben oder aber auf die wohlriechenden Edelhölzer, die auf dem Fluss transportiert wurden, zurückgehen. Aber dafür ist wohl noch nicht die rechte Jahreszeit. Es duftete nicht oder wir haben es nur nicht bemerkt. Wir saßen eine Zeitlang draußen, aber immer wenn ein Polizeiboot in Sicht kam, mussten wir schnell wieder rein, weil draußen sitzen aus Sicherheitsgründen nicht gestattet ist. Ich tat der Frau des Bootsführers den Gefallen und beschaute eingehend die inzwischen ausgebreiteten Waren und nahm ihr zwei Kleinigkeiten nach einem kurzen Handel ab. Nach einer etwa 45 minütigen Bootstour legten wir bei der mehr als 400 Jahre alten Thien Mu Pagode an.

15.03.11 - Junger Mönch in der Thien Mu Pagode beim Lernen

15.03.11 - Junger Mönch in der Thien Mu Pagode beim Lernen

Long erklärte uns sehr viel und gab uns viel Zeit für Fotos. In dieser Pagode leben heute etwa 50 Mönche bzw. Jungen die hier eine Ausbildung zum Mönch erfahren. Wir sahen ihre Lehrräume, Wohn- und Schlafgelegenheiten. In der Küche bereiteten einige das Mittagessen vor. Für diejenigen Besucher, die zum Beten gekommen waren - fast alle asiatisch aussehenden Menschen traten zum Gebet vor einen der Altäre - kam einer der Schüler und schlug den Gong.
Wir hatten oft nachgelesen, aber immer noch nicht verinnerlicht, was den Unterschied zwischen einer Pagode und einem Tempel ausmacht. Also fragten wir Long. Aber auch er wusste keine rechte Antwort. Ein Ausländer hätte ihm mal gesagt, der Raum mit den Altären sei der Tempel, der Turm die Pagode. Wir zweifelten etwas daran, dass man sich von einem Ausländer die eigenen Gebetsstätten erklären lassen sollte. Uns beruhigte, dass wir also scheinbar nicht zu blöd sind uns was zu merken, sondern dass auch Einheimische das nicht unbedingt wissen.

15.03.11 - fahrendes Zuhause der fischenden Boatpeople- nicht alle wollen  sesshaft werden

15.03.11 - fahrendes Zuhause der fischenden Boatpeople- nicht alle wollen sesshaft werden

15.03.11 - in der Zitadelle und verbotenen Stadt Hue- das Haus der Mutter des Kaisers

15.03.11 - in der Zitadelle und verbotenen Stadt Hue- das Haus der Mutter des Kaisers

Nach einer guten Stunde setzten wir unsere heutige Tour mit dem Minibus fort. Das nächste Ziel war die Zitadelle mit der verbotenen Stadt. Mit ihrem Bau wurde 1801 begonnen. Ihr Umfang bemisst sich auf ca. 10 km. Hier waren die Kaiser der Nguyen -Dynastie zu Hause. Zur Zeit ihrer Regentschaft war Hue von 1802-1945 auch Hauptstadt Vietnams. Der letzte Kaiser wurde 1926 inthronisiert. Sein Name war Bao DaI. Er ist der Sohn des Kaisers KhAi Dinh, doch es gibt Meinungen, dass er nicht das leibliche Kind dieses Kaisers wäre. Trotz der mehreren Frauen und diverser Konkubinen von Khai Dinh ist Bao Dai das einzige Kind dieses Herrschers gewesen. Vieles des riesigen Areals ist im Krieg zerstört worden. Einiges wurde in den letzten Jahrzehnten rekonstruiert. Lediglich die verbotene Stadt innerhalb der Zitadelle, die die Privaträume der Kaiser beherbergte, sieht aus, wie nach einem Bombenangriff vor kurzer Zeit. Seit 1993 ist die Zitadelle mit der verbotenen Stadt Weltkulturerbe der Unesco. Der letzte Kaiser wurde von Ho Chi Minh gebeten, in der neuen Regierung mit zu arbeiten. Er blieb bis 1955 Staatsoberhaupt von Südvietnam. 1997 ist er in Frankreich verstorben.
Diese Besichtigung und Longs Erklärungen haben uns sehr beeindruckt.

15.03.11 - eines der Tore durch das man in die verbotene Stadt kam.

15.03.11 - eines der Tore durch das man in die verbotene Stadt kam.

15.03.11 - in der Zitadelle

15.03.11 - in der Zitadelle

Anschließend stand der Besuch des lokalen Marktes auf dem Programm. Sofern so etwas noch einmal im Programm enthalten ist, werden wir großzügig darauf verzichten. Warum? Natürlich ist ein Großteil von Familie, Freunden und Bekannten eines in der Stadt ansässigen Guides im Markt vertreten. Mal ein Kaffee-Stand, Stoffe, Kleidung, Zigaretten usw.usf. Wir kauften den besten vietnamesischen Kaffee mit einer typischen Kaffeebrühtasse dazu. Das Geschäft vermittelte eine junge Frau, die uns dann später im ersten Stock in ihrem Klamottenladen erwartete. Dem kann man sich wirklich nur schlecht entziehen, wenn es die Freundin der jüngsten Schwester des freundlichen Long ist. Nach einigen Obsteinkäufen - leckere süße und saftige Zwischenfrüchte von Orange und Mandarine - und dem Erwerb von Lotuskernen (nimmt man als Snack wie Nüsse und sollen sehr gesund sein für das Herz), landeten wir also im ersten Stock. Ich konnte mich gar nicht so schnell orientieren, da waren schon drei Frauen damit beschäftigt, mir eine eigenartige Wickelhose und eine Bluse anzuziehen. Es half alles nichts. Kein Argument, dass dies nicht mein Stil sei, man so etwas in Europa nicht trägt, ich es nicht brauche, es ohnehin viel zu teuer ist, half das Geschäft zu verhindern. Also bin ich nun im Besitz dieser Kleidung und ärgere mich noch immer darüber. (Beim Vorlesen dieses Textes lacht Tom ganz hämisch). Warum habe ich nicht gesagt, ich hätte mir in Hanoi im Seidendorf schon diese Tracht gekauft?
Verliert man auch hier das Positive nicht aus den Augen, so haben wir uns immerhin vor dem Kauf eines Kimono und diverser Hemden bzw. Polo-Shirts für Tom bewahren können. Also - war doch kein schlechtes Geschäft und der Ärger ist nur noch halb so groß.

15.03.11 - hier werden die verstorbenen Kaiser verehrt

15.03.11 - hier werden die verstorbenen Kaiser verehrt

Zurück ging es zum Hotel. Wir ließen uns von Long noch ein Restaurant empfehlen. Nach einer kurzen Pause auf dem Zimmer gingen wir am frühen Abend aber dann doch in ein Restaurant, das auch im Reiseführer empfohlen war. Hier sollte es diverse Hue-Spezialitäten zu geringem Preis geben. Es war direkt an einer großen Straßenecke. Auch hier wunderten wir uns erneut, wie der Verkehr so quer durcheinander aneinander umeinander ohne Zwischenfälle floss. Das Restaurant wird von einer taub-stummen Familie geführt. Zur Aufnahme der Bestellung setzte sich ein Mulattenjunge (oder war es doch ein Mädchen?) zu uns und schrieb die gewünschten Speisen und Getränke auf. Es sprach ein gutes Englisch und wollte in seinen 17 Lebensjahren nur drei Jahre lang eine Schule besucht haben. Einen Vater gäbe es nicht, nur eine Mutter. Warum das alles, war nicht herauszubekommen. Aber es wurden uns Malereien vorgelegt mit deren Kauf wir ein Straßenkinderprojekt unterstützen könnten. Da hat wohl auch jeder Verkäufer seine eigene Geschichte. Es gefielen uns einige Darstellungen und wir kauften sie. Sogleich verschwand unser Gesprächspartner mit dem Geld und ward erst später auf der Straße wieder zu sehen. Dort wurden wir nach ein paar Coins fürs Internet gefragt und Tom gab einige Euro-Kleinmünzen aus der Hosentasche heraus. Wir erhielten im Restaurant jedenfalls das Bestellte und ließen es uns für 120.000 Dong (ca. 4 EUR) munden.

15.03.11 - auf der verschiedenfarbig angeleuchteten Brücke

15.03.11 - auf der verschiedenfarbig angeleuchteten Brücke

15.03.11 - auf der verschiedenfarbig angeleuchteten Brücke

15.03.11 - auf der verschiedenfarbig angeleuchteten Brücke

Dann schlenderten wir zurück zum Hotel. Dort checkten wir unsere elektronische Post und fanden von der Familie Nachfragen zu unserem Befinden, weil der letzte Reisebericht vom 12.02.11 war. Also wurde ein Kurzanruf "Alles Okay" bei Mama fällig und eine etwas erklärende E-Mail an Mama und unsere Töchter.
Gegen Mitternacht löschten wir das Licht.

15.03.11 - uns geht es gut

15.03.11 - uns geht es gut

© Beate Böttner, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Vietnam von Nord nach Süd in 3 Wochen. Hanoi und Umgebung, SaPa, Hue, Hoi An, Saigon, Mekong-Delta und die Insel Phu Quoc.
Details:
Aufbruch: 04.03.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 26.03.2011
Reiseziele: Vietnam
Der Autor
 
Beate Böttner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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