Das erste Mal nach Vietnam

Reisezeit: März 2011  |  von Beate Böttner

19.03.11 - Mekong-Delta

blühender Lotus

blühender Lotus

Um 05:30 Uhr klingelte der Wecker. Erste Devise - Sachen umpacken. Wir wollten für die nächsten Tage nur das Nötigste mitnehmen. Aber was könnte das sein? Laut Wettervorhersage sollte es auch auf Phu Quoc um die 29°C warm sein, aber bewölkt und regnerisch. Also schnell irgendwas in die Rucksäcke, ab zum Frühstück, dann das Hierbleibegepäck abgeben, Zettel dafür ausfüllen und schon stand der Bus da. Mit uns fuhren noch 4 andere Paare.

seltsame Früchte eines Baumes

seltsame Früchte eines Baumes

Wir hatten einen jungen Mann, gebürtig im Mekong-Delta, als Guide für die kommenden Ausflüge im Mekong-Delta. Er war übrigens "number 10" von 11 Kindern, die seine Eltern bekommen hatten.
Eine etwa zweistündige Busfahrt lag nun vor uns. Sie führte uns hinaus aus Saigon und Ho Chi Minh City, vorbei an abgeernteten Reisfeldern, elend wirkenden Häuschen am Rande von Flüssen.

am Ufer des Mekong

am Ufer des Mekong

Während unserer Fahrt erzählte uns Le ganz viel über das Leben, die Menschen usw. von Vietnam. Es blieb keine Zeit, die Augen für einen Moment zu schließen, so interessant und in gut verständlichem Englisch unterhielt er uns. Vieles von dem, was er berichtete, habe ich mitgeschrieben. Ohne jetzt nachsehen zu wollen, ist mir in besonderer Erinnerung geblieben, dass eine Generation vor seiner eben noch mehr als 10 Kinder keine Seltenheit waren, die Mädchen im Alter von 14-16 Jahren heirateten und der lange Tisch im Wohnraum einer Familie den Männern vorbehalten war. Frauen hatten sich zurückzuziehen. Auch kam die Frau nach der Heirat in die Familie des Mannes (anders übrigens bei den Cham, wo die Männer in die Familie der geheirateten Frau kamen). Heute sind 1-2 Kinder normal. Die jungen Menschen denken zunächst ans Geld verdienen, ehe sie eine Familie gründen. Deshalb sind sie heute auch wesentlich älter, wenn sie heiraten. Leute, die bei der Regierung oder als Lehrer arbeiten, müssen Strafe zahlen, wenn sie drei oder gar mehr Kinder haben. Das erinnert an China mit der Ein-Kind-Politik.

auf dem Mekong - Zum Schutz vor bösen Geistern haben die Boote am Bug meist zwei Drachenaugen angemalt. Diese Augen können das Geschehen auf dem Fluss beobachten und so vor Bösem schützen.

auf dem Mekong - Zum Schutz vor bösen Geistern haben die Boote am Bug meist zwei Drachenaugen angemalt. Diese Augen können das Geschehen auf dem Fluss beobachten und so vor Bösem schützen.

Unterwegs wurde eine Rast zum Besuch des "Happy-Room" gemacht, wie er die Toilette immer nannte. An dieser Raststätte gab es einen Lotusteich, in dem so viele geöffnete Lotusblüten des Hobbyfotografen Herz erfreuten, dass ich glatt nicht mehr dazu kam, den Happy-Room aufzusuchen. In dem Garten waren noch andere, so schön blühende Pflanzen. Das hatte ich in der Fülle in den vergangenen zwei Wochen noch nirgends gesehen. Der Finger blieb fast im Dauerbetrieb auf dem Auslöser.

Abwasch am Mekong

Abwasch am Mekong

Um 10:00 Uhr langten wir in Cai Be an. Dort bestiegen wir ein Boot, das uns zunächst zu dem schwimmenden Markt Binh Hoa Phuoc brachte. Floating Märkte - da wird alles vom Schiff heraus verkauft. Jedes Schiff oder Boot hat ein Glücksbäumchen am Bug. Viele der Boote, an denen wir vorbeifuhren, ist zugleich das Zuhause seiner Fahrer. Die Häuser am Ufer des Mekong und seiner Nebenarme sind auf Betonsäulen errichtet. Abenteuerlich anmutende Treppen führen hinunter zum Wasser. Die häufig anzutreffenden Wellblechverkleidungen dienen sicher dem Schutz vor Regen. Manche sind auch durch Palmenblätter oder ähnlichem Pflanzenmaterial geschützt. Wäsche wird gleich im Fluss durchgezogen, Wasser zum (AB-)Waschen mit an einem Seil befestigtem Eimer aus dem Mekong geholt.

Wassermelonenverkaufs"Stand"

Wassermelonenverkaufs"Stand"

Unser nächster Halt war eine Fabrik, in der Puffreis und Sahnebonbons sowie Kokosmilchcräcker hergestellt werden. In Handarbeit versteht sich.
Man nehme eine riesige Wok-Schüssel, stelle sie über ein offenes Feuer, das mit einer bestimmten Reissorte angeheizt wird, und tue Flusssand hinein. Der wird solange erhitzt, bis er kohlrabenschwarz ist. Dann ist er richtig heiß. Dorthinein werden nun Reiskörner geworfen und unter Rühren verpuffen diese und werden eben zu Puffreis. Ähnlich wie beim Popkorn also. Das Sand-Puffreis-Gemisch wird dann mehrmals durch Siebe gegeben, so dass der Puffreis schließlich ohne Sand übrig bleibt. An einer anderen "Kochstelle" wurde ein Honig-Ingwer-Gemisch gebraut, das anschließend mit Puffreis vermengt, in Form gepresst, gewalzt und geschnitten wurde. Eifrige Menschlein verpackten diese Stückchen dann in Windeseile in kleine Plastetütchen.

Sand anheizen...

Sand anheizen...

An wieder einer anderen Stelle bereitete eine Frau Kokosmilchpapier vor. Sie strich eine Kokosmilchflüssigkeit auf so eine Art Crêpe-Platte, hob das dünne "Papier" dann wie einen Crêpe ab und ließ es dann in der Sonne auf Rattanvorrichtungen trocknen. Zuvor wurde es mit schwarzem Sesam versetzt, anschließend noch irgendwie geröstet und schon ergab dies einen lecker süßen Knabberspaß. Wir kauften davon gleich zwei Tüten.

... Reis reingeben,...

... Reis reingeben,...

Wir sahen auch zu, wie Sahnebonbons unter Kokosmilchzugabe hergestellt wurden. Abschließend gab es für uns einen Schnaps oder Wein aus einer mit Schlange und Skorpion gefüllten Flasche. Ich weiß nicht wie, aber ich konnte irgendeine Ausflucht finden, ihn nicht trinken zu müssen. Tom versuchte es und schüttelte sich gar mächtig.

...und schon gelingt der Puffreis

...und schon gelingt der Puffreis

Nach diesem Besuch fuhren wir weiter auf dem Mekong oder einem Nebenarm. Der führte nicht eben viel Wasser und mancherorts befürchtete ich, Tom würde wohl gleich wieder helfend ins Wasser steigen, um das auf Grund gelaufene Boot aus dem Schlamm zu ziehen. Es geschah glücklicherweise nicht.

Den Puffreis ordentlich in Form bringen, walzen und zugleich pressen, dann schneiden.

Den Puffreis ordentlich in Form bringen, walzen und zugleich pressen, dann schneiden.

Kinder badeten im Fluss. Manche hatten Siebe in den Händen und schlichen um Boote herum. Schürften sie Gold oder Muscheln?
In viele Nebenkanäle konnten wir einen Blick werfen. Das Venedig Vietnams möchte man meinen.

zuletzt wird alles verpackt

zuletzt wird alles verpackt

Dann kehrten wir zum Lunch in einem Restaurant ein. Die Sonne brannte unerbittlich. Da ich meinen Hue-Hut im Hotel gelassen hatte, kaufte ich mir vorsichtshalber noch einen. Ich wollte um keinen Preis einen Sonnenstich bekommen.
Da Tom nicht unbedingt ein Fischesser ist, bekamen wir beide Geflügel. Die anderen erhielten einen toll angemachten Fisch, von dem sie mit Salat und anderen Zutaten Frühlingsrollen selbst rollten und roh aßen. Der Fisch, der Elefantenohr heißt und bis zu 20 kg schwer werden kann, war natürlich zuvor gebraten worden.

Da wo der Fluß es zulässt, gehen auch schon Kinder auf die Suche nach irgendwas.

Da wo der Fluß es zulässt, gehen auch schon Kinder auf die Suche nach irgendwas.

Zum Dessert gab es Python. Aber eine Lebendige. Man durfte sie sich auf die Schulter legen lassen. Sie wog so um die 40 kg. Wie gut, dass alle vorher gegessen hatten. Hinsichtlich der Ernährungsgewohnheit wurden wir beruhigt. Einmal im Monat bekommt sie irgendwelches Getier vorgesetzt (und einmal pro Tag verspeist sie einen Touristen -haha).

Leben im Mekong-Delta

Leben im Mekong-Delta

Wieder aufs Boot. Nächste Haltestelle war eine Baumschule oder Botanischer Garten, in dem die angebauten Früchte auch probiert werden konnten. Jackfrucht (Brotfrucht), eine Pflaumenart, Drachenauge (ähnlich der Lychee) und Pomelo ließen wir uns schmecken. Dazu gab es dann wieder zwei verschiedene Sorten Wein zum kosten. Den ersten trank ich mit, den zweiten nicht mehr, denn die anderen verzogen ihre Mundwinkel nach unten. Derweil lauschten wir vietnamesischem Gesang, der spontan von einer Gruppe vietnamesischer Besucher angestimmt worden war.

ca 40 kg schwere Last auf Toms Schultern

ca 40 kg schwere Last auf Toms Schultern

Als nächster Stopp war ein Besuch auf einem der lokalen Märkte im Programm. Oh nein - nicht schon wieder. Aber umsonst die Furcht. Wir schlenderten nur hindurch und ließen uns von Le alle möglichen Dinge erklären. Auf den hiesigen Märkten gibt es ja so viel Blätter, Gemüse, Früchte, Blüten - das Auge kann die Fülle kaum mehr fassen. Am liebsten würde ich von allem naschen. Es sieht so appetitlich und frisch aus.

ein schönes Tier

ein schönes Tier

Le erzählte, dass Vietnamesen jeden Tag auf den Markt gehen, weil sie immer alles frisch bekommen. Sie müssen Essenzutaten nicht auf Vorrat kaufen. Fleisch, Fisch, ob getrocknet oder roh, Muscheln, Schnecken, Tintenfische, Krabben, deren Scheren mit Blättern zugebunden sind, weil sie ja noch leben, Prawns, Shrimps und und und. Eine andere Marktreihe wartet mit diversem Geflügel (lebendig oder vorgegart oder roh) auf.

auf dem Markt

auf dem Markt

Die nächste Reihe verkauft Eier. Ich wusste nicht, dass es so viele verschiedene Eier gibt. Diese getrockneten Fische schmecken besonders gut zu Mangos. Die Bananenblüten werden für Salate genutzt. Das da von einem bestimmten Teil des Bananenblattes, dies dort von...............

so viel frisches Grün und alles kann man essen

so viel frisches Grün und alles kann man essen

Auch so viele verschiedene Kartoffelformen und Größen und Farben sehe ich in Deutschland in keinem Supermarkt. Ein bisschen widerlich fanden wir den Korb einer Frau, in dem sie gehäutete Ratten und Frösche zum Kauf anbot. Ich habe nicht mal ein Foto gemacht. Brrrr. Auch Schlangen wurden hier verkauft - lebendig versteht sich.

in der Meeresfrüchtestraße

in der Meeresfrüchtestraße

Auf dem Rückweg zum Boot zeigte uns Le die Kunst der Mekong-Bewohner, aus Kürbis und anderem Obst schöne Tischdekorationen herzustellen.
Die Fahrt zu unserm Hotel in Can Tho dauerte drei Stunden. Zeit, den Mekong mit seinen vielen schwimmenden grünen Pflanzeninseln, den Häusern an seinem Ufer und die Boote auf sich wirken zu lassen. Unterwegs bekamen wir frische Kokusnuss gereicht. Das superscharfe Messer wurde dreimal in die Nuss mit Schale geschlagen, Strohhalm rein und wir ließen es uns munden.
Gegen 18:00 Uhr legten wir in Can Tho an. Die Sonne verabschiedete sich allmählich und es ging ein wunderschöner Vollmond über dem Mekong auf.
Thomas und legten uns für 5 Minuten aufs Ohr und - schliefen ein. Schweißgebadet bin ich nochmal aufgewacht, habe geduscht und schnell den Wecker für 05:30 Uhr gestellt, denn morgen stehen die Floating Märkte auf dem Programm. Da heißt es früh losfahren.

19.03.11 - Vollmond über dem Mekong-Delta

19.03.11 - Vollmond über dem Mekong-Delta

© Beate Böttner, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Vietnam von Nord nach Süd in 3 Wochen. Hanoi und Umgebung, SaPa, Hue, Hoi An, Saigon, Mekong-Delta und die Insel Phu Quoc.
Details:
Aufbruch: 04.03.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 26.03.2011
Reiseziele: Vietnam
Der Autor
 
Beate Böttner berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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