Das erste Mal nach Vietnam
12.03.11 - Sa Pa - Muong Hoa Tal
12.03.11 - Blick in das Muong Hoa Tal
Um 08:00 Uhr sind wir aufgestanden. Gefroren haben wir nicht. Es gibt zwar keine Klimaanlage in den Zimmern, jedoch Heizstrahler und - eine elektrische Heizkissenmatratze!!! Das haben wir über Nacht natürlich alles ausgeschaltet. Dennoch hatte es für eine überschlagene Wärme im Zimmer ausgereicht.
Man sollte wissen, dass Sa Pa als einer der kältesten Orte in Vietnam gilt. Hätten wir unseren Reisführer vorher eingehend studiert, hätten auch wir uns noch besser darauf einstellen können. 15 km westlich von Sa Pa liegt die Wetterscheide auf dem Deo Tram Ton - Pass, dem mit 1900 m höchstem Gebirgspass Vietnams. Dabei gilt Lai Chau auf der anderen Seite des Passes als einer der wärmsten Orte des Landes.
Noch vor dem Frühstück begann ein kräftiger Regen, der die Straße vor unserem Hotel sogleich in ein reißendes Bächlein verwandelte. Das waren ja gute Aussichten für das heutige Programm. Immerhin war es nicht mehr ganz so neblig wie gestern, so dass wir vom Restaurant aus einen guten Blick ins Tal werfen konnten.
12.03.11 Blick auf das umliegende Gebirge
Frühstück um 09:00 Uhr. Mit uns am Tisch die beiden Holländer, wo der Mann gestern gestürzt war. Sie verzichteten daher auch auf den heutigen Spaziergang in ein anderes Dorf.
Um 10:00 Uhr fuhr unser Bus los. Das Dorf Y Linh Ho war unser erstes Ziel.
12.03.11 - im Muong Hoa Tal wird auch auif solchen Straßen Motorrad gefahren
Beim Anblick der Straßen fragte ich mich bald, ob wir dieses Ziel wohl unbeschadet erreichen werden. Mit Wasser und Schlamm gefüllte riesige Löcher in der Straßendecke, falls das überhaupt eine sein sollte. Geröll von den Felsen auf der einen Seite, Abgründe an der anderen Seite. Einen gewissen Schutz konnten die starken Bambusbäume am Rande der Abhänge darstellen. Auch ein Stacheldrahtzaun war zeitweise auszumachen. Am linken Straßenrand plötzlich eine kleinere Menschengruppe und etwas ziemlich blutig Aussehendes. Zum Glück war es kein Verkehrsunfall. Nein Ein Büffel war gestorben und der Eigentümer verkaufte nun am Straßenrand das Fleisch und was die Menschen sonst noch so davon begehrten. Das Tier wurde auf offener Straße ausgeweidet und Stück für Stück zerlegt. Das sah schon nicht sehr appetitlich aus. Und ein seltsamer Gestank drang durch die offenen Fenster in unseren Bus.
Na wie auch immer - es war abenteuerlich, ich habe mich gut in einen Haltegriff am Sitz vor mir gekrallt und gehofft...
Wir sind also angekommen. Sofort umringt von einer ganzen Schar schwarzer H'mong Frauen und Kinder, die uns ihre selbst gearbeiteten Souvenirs verkaufen wollten.
Ihr Englisch ist übrigens besser zu verstehen als das der Vietnamesen. Das liegt nach eigener Aussage von Vietnamesen daran, dass diese Minderheiten nicht so eine kehlige Sprache haben und daher leichter und verständlicher das Englische sprechen könnten. Jeder wurde gefragt, wo er herkomme, wie viel Kinder er habe, wie alt man sei und ob man nicht etwas kaufen wollte. Interessant war, dass die Frauen in diesem Dorf in der Regel nur 1-3 Kinder haben.
Drei Mädchen von etwa 9-10 Jahren schenkte ich irgendwann einen Lutscher. Natürlich hatte ich mich zuvor davon überzeugt, dass andere Kinder nicht in der Nähe waren. Ein wenig später sah ich eine Frau mit dem verschenkten Lutscher im Mund hinter uns laufen. Das war wohl die Mutter des einen Mädchens.
12.03.11 - durch die Dörfer im Muong Hoa Tal
Über steinige, lehmig-glitschig-nasse Wege zogen wir durchs Dorf. Immer umringt von den Verkäuferinnen. Wasserbüffel und Schweine, Gänse und Enten bevölkerten die Terrassenförmig angelegten Reisfelder auf der Suche nach Essbarem. Hier wird Reis übrigens nur einmal im Jahr geerntet.
Auch hier gab es eine Grundschule. Diese bestand aus zwei Klassen. Die Schülerzahl pro Klasse schwankt in Abhängigkeit von den schulpflichtigen Kindern. Sie reicht von 15 bis 30 Schüler. In den Städten seien auch 40-50 Kinder pro Klasse nicht selten. Es kam ein kleines Mädchen zu unserer Gruppe. Der gab ich ein paar bunte Haargummis. Laut das Geschenk schwingend lief sie zurück in die Schule und im Nu war ich von einer etwa 10 köpfigen Kinderschar umgeben, die auch alle etwas wollten. Ja ja die Tücke hätte ich ahnen sollen. So riss ich die beiden Lutschertüten in meiner Jackentasche auf und verteilte diese, bis sie leer waren. Zum Beweis dafür zeigte ich ihnen die leere Tüte.
12.03.11 - Homestay - kochen
Wir durchwanderten das Dorf Y Linh Ho und andere im Muong Hoa Tal, bis wir zu einem schwedisch-vietnamesischen Projekt kamen, in dessen Häusern auch Homestays angeboten werden. Wir geben zu, dass dies nicht zu unseren bevorzugten Unterkünften zählen würde. In einem dieser Häuser kehrten wir jedoch zum Lunch ein. Bei der Zubereitung durften wir auch mithelfen. Karotten raspeln, Frühlingsrollen drehen (gar nicht immer so einfach, wenn das Reispapier sehr trocken und brüchig ist, aber nach Einreiben mit einer angeschnittenen Tomate ging es dann besser). Das fertige Menü bestand aus: Pommes frites mit Butter und Knoblauch, Frühlingsrollen, Reis, Schweinefleisch mit Kokosmilch, Gebratenem Chinakohl, gebratenem Hühnchen mit grüner Paprika und Möhren. Es war für jeden Geschmack etwas dabei. Dennoch blieb der Tisch halb gefüllt, denn es war wieder mal viel zu viel. Auch der Schnaps durfte nicht fehlen. Uns wurde auch gesagt, wie man sich auf Vietnamesisch zuprostet. Mot, hai, ba...den Rest habe ich vergessen. Ich war nicht sicher, was das für ein Schnaps war. Zu gegenwärtig waren mir die Plastebehältnisse vom Vortag. Letztlich goss ich mir doch einen hinter, als man uns erzählte, hier würde traditionell Reisschnaps getrunken. Der Glaube versetzt eben Berge. Die anderen tranken noch einen.
12.03.11 - Homestay im Muong Hoa Tal
Draußen warteten die ganze Zeit über übrigens die Kinder und die anderen Verkäuferinnen, die uns bis hierher begleitet hatten. Unsere Vorköchin gehört dem Volke der Giay an. Nach ihrer Hochzeit mit einem Tay trägt sie nun allerdings die Tay-Kleidung. Sie spricht Tay, Giay, etwas H'mong, vietnamesisch und englisch. Das ist viel für eine Frau einer ethnischen Minderheit. Sie ist 32 Jahre alt und hat zwei Söhne im Alter von 13 und 11 Jahren.
Mit ihrer Hilfe verteilten wir an jedes einzelne draußen wartende weibliche Wesen mitgebrachte Haarspangen. Für jeden eine und selbst für sich selbst konnte sie noch eine behalten. Ihren beiden Söhnen gab ich drinnen jeweils einen Lutscher, denn was sollen Jungs schließlich mit Haarspangen.
Nachdem wir unsere Rechnung bezahlt hatten (Essen und Getränke für 2 Personen machten 350.000 Dong - ganz schön teuer gegenüber den aus Hanoi gewohnten Preisen), machten wir uns auf den Rückweg. Wir liefen eine andere Strecke. Zwischen den Reisfeldern entlang, immer auf der Hut vor Rutschpartien. Durch das ständige Herunterschauen auf die nächste möglichst sichere Trittstelle blieb uns sicher einiges von der beeindruckenden Landschaft verborgen. Mich begleitete eine 36 Jahre alte H'Mong Frau, die mir zeitweise ihre Hand reichte, damit ich nicht hinfalle. Eigentlich laufe ich lieber allein, aber was soll's. Sie hat es gut gemeint und gut gemacht und dafür nahm ich ihr zum Dank auch eine kleine Tasche mit Stickereien und zwei gestickte Armbändchen für 100.000 VND ab.
12.03.11 - die von uns gerollten Frühlingsrollen werden frittiert
Als wir auf dem Hügel angekommen waren, wo unser Bus auf uns wartete, hatte der Nebel wieder deutlich zugenommen. Unten im Tal hatten wir zeitweise richtig gute Sicht. Es ging die abenteuerliche Fahrt zurück - bei immer schlechteren Sichtverhältnissen. Unterwegs sahen wir noch einen Jungen an einem Mädchen herumzerren. Wir wurden darüber aufgeklärt, dass dies bedeutete, dass der Junge das Mädchen heiraten möchte. Denn bei den H'mong werden Heiratsanträge mittels Entführung gestellt. Der Bräutigam stiehlt seine Auserwählte heimlich aus dem elterlichen Haus (hier vom Straßenrand weg) und berichtet den künftigen Schwiegereltern am nächsten Tag von der bevorstehenden Hochzeit. Wenn dieses Mädchen am Straßenrand stark genug sei, sich gegen die Entführung zu wehren, sei es gut, aber unser Guide meinte, sie sei zu schwach.
12.03.11 - die Rückfahrt im Nebel
Um 15:00 Uhr wurden wir am Hotel abgesetzt und hatten Freizeit. Die nutzten Tom und ich für einen Kaffee und ein Stück Kuchen und ein Telefonat mit "zu Hause". Zur Erinnerung: Wir hatten unsere Sim-Karte für 65.000 VND (nicht mal 2,50 EUR) gekauft und haben damit schon insgesamt 4,5 Minuten nach Deutschland und einmal nach Saigon für 1 Minute ins Mobilfunknetz telefoniert.
12.03.11 - Sa Pa - alles im Nebel, doch hier vor der Kirche fand (einst) der Liebesmarkt statt
12.03.11 - Frau der roten Dao - leider auch im dichten Nebel
Dann machten wir uns auf den Weg, den Markt von Sa Pa zu erkunden. Wir wollten auch mal schauen, ob wir noch ein Gefühl vom Liebesmarkt mitbekommen. Die Menschen der umliegenden Dörfer kommen am Samstagabend vor die Kirche, singen füreinander und suchen nach einem Partner. Ist ein passender gefunden, so wird die Hochzeit ausgemacht. Leider verdichtete sich der Nebel immer mehr und es begann schließlich auch noch zu nieseln. Man sah die Hand vor Augen nicht mehr und also auch keine potentiellen Ehepaare. Selbst die Lieder der jungen Frauen, so sie denn auch heute noch gesungen werden, hat wohl der Nebel verschluckt. So beließen wir es bei einem immerhin doch noch 2 stündigem Marktrundgang.
Aufbruch: | 04.03.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 26.03.2011 |