Auf der GoldWing durch die USA
Jetzt geht's richtig los
Montag, 01.07.2002. Der Bau-Kran neben dem Hotel läuft. In Chicago wird gearbeitet. Die Wäsche muss noch mit Hotel-Föhn und Bügeleisen getrocknet werden. Frühstück gegenüber wie gestern. Ich erfahre, dass Heide so müde war, dass sie verkehrt herum im Bett geschlafen hat. Mopeds aus dem Parkhaus holen. 24 $ Sonderpreis für die zwei Tage, pro Moped, bar, keine Kreditkarte, obwohl wir zu mehreren auf einer Parktasche standen. Ich wusste, es wird teuer. Gepäck reinquetschen, aufsitzen, los. Jetzt wird's ernst. Endlos durch die Stadt und durch die Vorstadt. Die Gegend wird immer armseliger und schäbiger. Runtergekommene Mietskasernen. Schlechte Straßen. Landstraße. Kreuzungen mit vier Stopschildern. Jeder muss anhalten, wer zuerst kommt, darf zuerst weiterfahren. Ups, ein Stopschild wird überfahren, noch mal gutgegangen. Mir fallen jede Menge Feuerwerk-Verkaufsstände auf, ich war ja mal in meinem früheren Leben Pyrotechniker. Sogar an Tankstellen werden Feuerwerkskörper verkauft. Die Typen von den deutschen Gewerbeaufsichtsämtern würden ausrasten. Bis zu 70% Rabatt. Sehr erstaunlich.
Die erste Radarfalle, Polizist mit Laserpistole am Straßenrand. Heiß, 93 °F (ca. 35 °C). Unmerklich wird es ländlich. Schöne Landschaft. Eben. Keine Städte, auch keine Dörfer, ganz selten mal eine Art winzige Kleinstadt. Die Landschaft ist total zersiedelt, überall ein Haus, mal eine Farm. Oft ein Schrottauto neben neueren Autos davor. Amerikanische Briefkästen am Straßenrand, wie im Film. Keine Satellitenschüsseln zu sehen, selten mal eine ganz große 2m-Schüssel. Haben wohl alle Kabel-TV. Überall flattern amerikanische Flaggen, an den Häusern, an den Zäunen, an den Autos.
Friedhöfe fallen mir auf, am Straßenrand, ohne Zaun, ohne Baum, eben, oft nur kleine Steinplatten auf den Gräbern, oft mit vielen bunten Plastikblumen, ganz schön bunt. Dann jede Menge kleine und größere Schilder am Straßenrand, die auf kirchliche Glaubensgemeinschaften und Sekten hinweisen; die Amis müssen ziemlich fromm sein.
Die Straßen sind meist wie ausgestorben. Unglaublich selten müssen wir mal überholen.
Leere Straßen - das macht einfach Spaß.
Wir fahren schneller als die erlaubten 55 Meilen. Eigentlich immer 10 Meilen mehr als erlaubt. Das wird von der Polizei gerade noch toleriert. An den Kreuzungen keinerlei Wegweiser. Nur Schilder mit Zahlen. Man ist auf der Soundso und kreuzt die Soundso.
Kaum ein Auto hat vorne ein Nummernschild. Das gefällt mir. Ich bin neidisch darauf. Mein Auto würde ohne vorderes Nummernschild auch besser aussehen. Die Mopeds haben ganz kleine Nr-Schilder. Das würde mir für Deutschland noch besser gefallen. Aber statt dessen müssen wir zuhause mit unseren Kuchenblechen rumfahren. Wir kommen durch Bremen. CG hält an einem See. Holzhäuser. Überall deutsche Namen an den Schildern. Die Felder werden größer. Überall Mais. Steht hier genauso hoch wie bei uns.
Wir sehen uns eine Amish-Farm an. Beim Aufsitzen sehen wir, dass sich die Seitenständer tief in den Asphalt gebohrt haben und die Mopeds gleich umfallen. So heiß ist es hier! Eine Kutsche wird überholt, drinnen Mädchen mit Kopfbedeckungen wie früher. Vielleicht Amish-People. Wir rasten ab und zu und trinken möglichst viel. Eiswasser wird überall nachgefüllt. Softdrinks, Cola, Limo usw. werden ebenfalls kostenlos nachgefüllt (Refill). Einmal bezahlen und trinken, soviel man will. Das gefällt mir. Warum gibt's das nicht bei uns auch?! Wir fahren nur mit T-Shirts und haben schon Sonnenbrand auf den Armen.
Aufbruch: | 29.06.2002 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 13.07.2002 |