Ein Sprung ins kalte Wasser

Reisezeit: August 2006 - März 2007  |  von Claudia Reinhardt

Stadtgeschichte + Traditionen

Vorgestern habe ich mal wieder was fuer meine Bildung getan und mich auf erneute Sightseeingtour begeben. Und da vielleicht mal einer von Euch beim Jauch auf dem Stuhl sitzt und mit meinen Sevillainfos die 500.000 abkassiert, vermittele ich weiter ein wenig Stadtgeschichte. Zuerst stand der Torre del Oro (Goldener Turm) auf dem Programm. Heutzutage laesst jedoch nur noch die goldenen Kuppel Rueckschluesse auf den ehemaligen Glanz zu. Frueher war seine Fassade mit goldfarbenen Keramikkacheln bestueckt. Am Fluss gelegen, bestand seine Aufgabe darin, das dahinter gelegene Viertel El Arenal, sowie die gegenueberliegende Seite Triana zu schuetzen. Im Inneren befindet sich ein Schifffahrtsmuseum, dem ich nicht ganz so viel abgewinnen konnte. Dafuer entschaedigt aber der Blick ueber die Stadt.
Im Anschluss habe ich wohl eins der traditionsreichsten Bauwerke besucht - die Stierkampfarena. Sie wurde 1752 gebaut, hat ein Fassungsvermoegen von 14.000 Personen und zaehlt zu den zwei aeltesten Spaniens. Im dazugehoerigen Museum hat sich mal wieder gezeigt, dass es Menschen nicht an Fantasie fehlt, sich grausame Spiele auszudenken. Zuerst wurden Maenner gekoepft und dann musste der Sieger einen Speer durch einen Ring werfen, der sich im Schnabel eines Adlers befand. Im neuzeitlichen Torrero-Stierkampf sind allerdings erst 3 Torreros ums Leben gekommen. Der Tradition gemaess wird in solch einbem Fall dann nicht nur der Stier, sondern auch dessen Mutter getoetet. Leider erlaubte es die Tour nicht, den heiligen Sand zu betreten, um einen eindruck vom Zentrum des Geschehens zu erlangen.
Noch zwei Infos (besonders fuer die Literati unter uns). Die zwei bekanntesten Torreros waren Joselito, der mit 25 im Ring starb, und Belmonte, der zwar alle Kaempfe ueberlebte, aber kein glueckliches Leben ausserhalb der Arena fuehrte. Belmonte pflegte eine Freundschaft mit Hemingway. Als er von Hermingways Selbstmord erfuhr, erwiederte er "Gut gemacht" und erschoss sich ebenfalls 5 Monate spaeter.
Fuer die Literatur- und Opernliebhaber wird die Stierkampfarena dank Carmen genauso ein Begriff sein wie meine jetzige Uni, die alte Tabakfabrik. Dort arbeitete Merimees fiktive Carmen, die sich spaeter in einen Torrero verliebte und deswegen von ihrem eifersuechtigen Freund umgebracht wird. Passenderweise hab ich mir also eine literarisch bekannte Stadt ausgesucht.
Der kroenende Abschluss eines anstrengenden Tages erfolgte mit Krisly auf Karins Dachterrasse (die beiden deutschen Maedels). Super Ausblick, sehr gemuetlich. Ein Bierchen dort oben haben wir zur neuen Tradition erklaert. Es kamen spaeter noch ein paar Spanier dazu, und wie ich feststellen musste, wird mein Spanisch mit gemaessigtem Alkoholkonsum besser. Otra cerveza, por favor!

Blick auf die Kathedrale und den Turm Giralda vom Torre del Oro aus.

Blick auf die Kathedrale und den Turm Giralda vom Torre del Oro aus.

Loge der koeniglichen Familie in der Stierkampfarena

Loge der koeniglichen Familie in der Stierkampfarena

Die Stierkampfarena (La Maestranza. Blick auf den Tunnel, aus dem die Stiere kommen. Natuerlich liegt der genau gegenueber der Koenigsloge.

Die Stierkampfarena (La Maestranza. Blick auf den Tunnel, aus dem die Stiere kommen. Natuerlich liegt der genau gegenueber der Koenigsloge.

Ausstellungsstueck im Museeum. Das lustige Spiel mit dem Speer.

Ausstellungsstueck im Museeum. Das lustige Spiel mit dem Speer.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
7 Monate Erasmus und WG-Leben unter der Sonne Spaniens. Olé!
Details:
Aufbruch: August 2006
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 03.03.2007
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Claudia Reinhardt berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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