Thailand im Herbst '05
Bangkok - Hua Hin per VIP- Bus :-))
12.11.2005 Bangkok - Hua Hin
So ist das mit Plänen also. Was wären sie, würde man sie nicht auch ändern können.
Anscheinend weigerte sich mein mein Körper immernoch, dann zu schlafen, wenn es die Zeit erforderte. Üblicherweise ist das bei mir des Nächtens.
Brav um Mitternacht im Bett, dämmerte Ich dahin, um dann gegen 4 Uhr morgens hellwach im Zimmer zu sitzen. Nichts ging mehr. Rien ne va plus. Bis halb sieben Uhr morgens verbrachte ich mit lesen, rauchen um dann nochmals wegzuklappen... 8 Uhr war der Plan gewesen. Aufgewacht bin ich dann gegen 14 Uhr..."Oh nööööö...", alle Pläne wie immer nicht nur über Bord, sondern schon gleich untergegangen. Alla gut, dann eben noch einen Tag Bangkok, macht ja nix, ich hatte ja Urlaub. Gegen 14.30 Uhr brach ich dann auf, um frühstücken zu gehen, angesichts der Tageszeit eher unüblich, mir aber durchaus vertraut.
Das Sidewalk Cafe schien nur darauf zu warten, mir dampfenden Kaffee plus Pancake mit Banane servieren zu können. Ich willigte großzügig ein und als Sahnehäubchen bestellte ich mir noch eine Pepsi Max obendrauf. Da saß ich nun, die reichgedeckte Tafel direkt vor meiner Nase und wilde Gestalten um mich herum. Wie verabredet war es drückend heiß und der Schweiß entschwand meinen Poren, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Fluppe in der Linken, Kaffee in der Rechten und den MP3-Player in den Ohren saß ich da, um zu überlegen wie es mit dem Viertel Tag der übergeblieben war, weitergehen sollte.
Leider war ich für so gut wie alle Sehenswürdigkeiten zu spät dran, also musste die kulturelle Bildung wieder einmal den kürzeren ziehen, dieser soll aber am Ende der Reise zu Ihrem Recht verholfen werden.
Wieder zurück im Prasuuri zwang ich mich, mit dem Kauf eines Bustickets nach Hua Hin für 250 Bhat quasi selbst, den morgigen Tag früher zu beginnen. Um 10 Uhr sollte ein Bus vorfahren, mich einladen und zum Bus Terminal schippern. Dort wird umgestiegen in einen Aircondition Reisebus und ab geht die Luzie nach Hua Hin... Nun denn, ich war gespannt, ob ich diese Höchstleistung erbringen konnte und ob meine Bemühungen dann auch zum erhofften Erfolg führen würden...
Die Dusche schien mir nun der perfekte Ort um dieses Vorhaben vorzubereiten. Im "Badezimmer" erwarteten mich zwei Kakerlaken, schätzungsweise die Alphatiere ihrer Gattung, wenn man nach der Größe urteilen möchte. Sie waren riesig, doch ich ließ mich nicht aufhalten.
13.11.2006 Bangkok - Hua Hin
Mann Mann Mann....das kann doch alles nicht mit rechten Dingen zugehen. Als hätte sich mein Körper mit der Dunkelheit verschworen, versagte er mir zum wiederholten Male den Schlaf.
Wieder lag ich elend lange wach, ein Segen, das ich etwas Lesestoff im Gepäck hatte.
Im Schimmer der 3,42 Watt Lampe nahm ich mir ein weiteres Mal Poldi's Geschenk "Ein letzter Sommer" zur Hand und schmökerte sowohl im Buch, als auch an den reichlich eingekauften Marlboro, welche nicht mit sinnigen Sprüchen, sondern mit fiesesten Raucherbildchen versehen sind.
Ein klasse Buch, eher von melancholischer Natur, aber sehr schön zu lesen. Ein ums andere Mal ertappte ich mich, den selben Gedanken wie Daniel, der Hauptperson im Buch, nachgehangen zu haben.
Wie dem auch sei, ich versuchte händeringend mehrere Male meinen Körper dazu zu überreden, doch bitte langsam aber sicher daran zu denken, etwas Schlaf einzunehmen, schließlich hatten wir Termine am nächsten Morgen.
Eine Diva ist die reinste Wohltat gegenüber meines sehr eigenwilligen Schlafes, da dieser sich schon wieder meinen lauthals vorgebrachten Forderungen auf frechste Art und Weise wiedersetzte. Gegen 6 Uhr 30 bequemte er sich langsam aber sicher in Stand By Modus überzugehen...
Das Handy hatte ich wohlweislich auf 8 Uhr 45 gestellt um den Tag ganz relaxed angehen zu können. Zwei Stunden müssten doch eigentlich reichen dachte ich mir leichtsinnigerweise.
Leider klaffen zwischen Wunsch und Wirklichkeit doch immer wieder eklatante Lücken, so auch diesen Morgen.
Komplett ermattet gelang es meiner Körperhülle doch tatsächlich, den eigens gestellten Wecker generös zu überhören und so zu tun, als stelle ich diesen sowieso nur aus Spaß an der Freude. Aufgeschreckt durch die Innere Uhr und unbarmherzige Straßenköche, stand ich plötzlich im Bett und hatte das ungute Gefühl, eigentlich schon woanders sein zu müssen. Unglücklicherweise bestätigte sich meine Vermutung in der Sekunde, als ich das Handy zu Rate zog und hoffte, es würde mir die grausame Wahrheit eventuell galant verschweigen...
Daraus wurde, man ahnt es schon ein klein wenig, nichts. So kühl, wie nur finnische Handyhersteller sein können, konfrontierte mich das Display mit der lokalen Uhrzeit: 10.19 Uhr
"Herrgott Margot, das darf nicht wahr sein" entfuhr es meiner ausgetrockneten Kehle. Jetzt lasse ich, Mister Pünktlichkeit himself, den Bus warten...oder wartet er vielleicht auch schon gar nicht mehr ?!? Bitte Bitte Bitte, flehte ich mich selbst an. In Windeseile waren meine Sieben Sachen, könnten auch mehr gewesen sein, gepackt, aber leider war die Ordnung meines Rucksackes dahin. Meine äußere Erscheinung ähnelte Steve MCQueen in dem Klassiker "Papillon" zu dem Zeitpunkt, als er aus der Einzelhaft entschwindet. Allerdings hatte dies im Moment keinerlei Relevanz.
Hastig stieg ich vom 4.Stock hinab zur Rezeption, wo ich auch schon lächelnd, ich meine aber auch ein wenig Belustigung festgestellt zu haben, empfangen und erwartet wurde. Die freundliche Dame am Empfang zückte sofort das Telefon, telefonierte ca.1 Sekunde mit irgendwem und nochmals 3 Sekunden später stand der Busfahrer bereits in meinem Nacken. Das Beamen schien tatsächlich erfunden worden zu sein.
Glück gehabt, zügig beglich ich meine schmale Rechnung , bedankte mich artig und schwankte samt Gepäck hinter dem Fahrer durch den Regen zum Minivan.
Die erste Hürde war genommen, sehr knapp zugegebenermaßen, aber genommen.
Relativ verdaddert und ein wenig konfus erreichte ich das Bus Terminal. Dort galt es nun den richtigen Bus zu erwischen, um das angestrebte Ziel auch zu erreichen. Dies erschien mir angesichts der mehr als unzähligen Busse doch als recht schwierig. Da war sie also, die nächste Hürde und schon damals, während meiner Sportausbildung, war ich im Hürdenlauf nicht gerade das, was man eine Kanone bezeichnet.
Die thailändischen Schriftzeichen ließen und lassen auch nach mehrmaliger Betrachtung jeden geneigten Vielleser recht zügig an den Abgrund seiner Künste gelangen. So erging es auch mir.
Doch ein Engel, in Gestalt des Minivanfahrers, geleitete mich und mein buntes Gepäck zur richtigen Adresse. Froh über jede externe Hilfe überliess ich meinen Rucksack vertrauenswürdig wie ich nunmal bin, einem thaiboxähnlichen Gesellen und stolperte in den angepriesenen VIP-Bus um meinen gebuchten Sitzplatz einzunehmen. Sekunden darauf polterten wir auch schon los in Richtung keine Ahnung. Ich erroierte kurz, welche Sachen sich in dem Rucksack befanden welchen ich dem jungen Mann vorm Bus gegeben hatte, nur für den Fall, ich müsste den Inhalt der thailändischen Polizei genau schildern. Alles wichtige hatte ich am Mann und somit verschmerzte ich den sicher geglaubten Verlust mühelos im Vorfeld.
Der Zusatz "VIP" erschloss sich mir bis zum Schluß nicht auf das Genaueste. Das einzige was in diesem Bus "VIP" war, war augenscheinlich Ich. Die versprochene Air Condition entpuppte sich als läppisches Gebläse über den Sitzreihen, aber die haben, soweit mir bekannt, nahezu alle Busse, so, wie alle Busse eben auch Motoren haben. Dies allein rechtfertigt nach EU Norm noch nicht den Zusatz "VIP" wie ich finde. Ich werde das wohl doch der Verbraucherschutzzentrale melden um unbedarfte Konsumenten zu warnen.
Allerdings war es nicht allzu schlimm, das Gebläse tat wie ihm aufgetragen und blies fröhlich etwas kühle Luft auf meine inzwischen geröteten Wangen.
Anfangs war das Gefährt nur mit etwa 10 Mann gefüllt, dies änderte sich aber mit zunehmender Strecke und schlußendlich waren alle "VIP" Plätze besetzt. Dies wunderte mich auch nicht im geringsten, da wir ca. alle 400m anhielten, um neues und natürlich lächelndes Thaivolk einzuladen, um mit uns dem Ruf des Südens zu folgen.
Wie schon zwei- dreimal erlebt, rafften mich das Sonnenlicht und auch der verlorene Schlaf binnen eines Wimpernschlages darnieder. So schnell wollte ich mich nicht beugen, sondern kämpfen. Das tat ich, löwengleich, der Schlaf oder ich, es konnte nur einen geben. Es war wie "Kick and Rush", Chancen hüben wie drüben, schließlich gab ich klein bei, um kurz vor der 90. Minute wie aus dem Ungefähren aufzutauchen und dem Schlaf nun endgültig den Garaus zu machen.
Ich fühlte mich stark.
Die nächste bange Frage lauerte aber schon neben mir, als hätte ich sie per DHL Express bestellt. Wo aussteigen???
Der Fahrer hielt meines Erachtens völlig willkürlich irgendwo an. Keine Ansagen, keine Schilder, keine Kaltgetränke zu Tisch, nix. Doch als hätte ich ein Schild um den Hals "Bitte sag mir jemand wann und wo ich aussteigen muss", gab mir der extra eingestellte Kassierer zu verstehen, mich dahin zu bringen wofür ich einen Teil meines hart erkämpften Lohnes ausgegeben hatte. Ich verfiel in Dankbarkeit und legte meine weitere, ungewisse Zukunft in die Hände eines kanpp 20-jährigen, dem ich noch kein Bier bezahlt hatte.
Mein Wagemut sollte belohnt werden...
Punktgenau schmissen sich mich am Bahnhof in Hua Hin raus. Die nächste Unglaublichkeit ereignete sich unmittelbar darauf. Mein sicher verloren geglaubter Rucksack wurde entladen und mir flux auf den Rücken gebunden. Alles drin alles dran alles da!
So sind sie, die Thailänder, ehrlich bis ins Mark. Ich musste höllisch aufpassen, nicht doch noch eine Träne der Rührung zu vergießen. Wie hätte das wohl ausgesehen, mit nicht absehbaren Folgen für den Respekt gegenüber den Deutschen, Deutschland im allgemeinen und insbesondere gegenüber der Deutschen Nationalelf. Die haben es schon schwer genug, da muss ich nicht auch noch den Wörns machen im fernen Osten.
Nach einer kurzen Erfrischung in Form einer Marlboro und einer Cola Light, schnappte mich der erstbeste TukTuk Fahrer und bot mir seine außergewöhnlichen Dienste feil. Ich nahm an.
Breitlächelnd zeigte er mir alle Sehenswürdigkeiten Hua Hins. Leider war mein Steno bereits so eingerostet das ich mir keine Notizen machen konnte und somit auch keinerlei Idee mehr habe, was er mir alles gezeigt hatte. Nach einigem rumkurven, Plan studieren, Kippe rauchen, wieder Plan studieren, noch eine rauchen und wieder Plan studieren, brachte mich der äußerst aufgeschlossene, ja fast schon liebevolle Fahrer ans Ziel. Das All Nations Guesthouse war mehr als erreicht.
Auch hier erwarteten mich wieder angenehm nette Leute, ich besah mir die Zimmer, entschloß mich für das Dachzimmer mit Fan für 200 Bhat. Arschheiß, dafür aber mit Dachterrase und Blick aufs Meer. Dies sollte nun also meine Heimat für die kommenden zwei Tage sein. Nunja, schwitzen musste ich eh schon, wieso also nicht auch Nachts.
Hua Hin mutet recht gemütlich an, die Menschen sind wie bisher überall super freundlich, das Wasser ist nah, hier kann man es aushalten. Mich hüngerte ein wenig, da ich seit gestern 18 Uhr nichts mehr gegessen hatte, in Ermangelung von Zeit am heutigem Morgen. Man möge sich erinnern, Papillon hat auch auf O-Saft und Toast verzichten müssen seinerzeit.
Es war inzwischen 18 Uhr und meinen Adleraugen war der Pizza Hut an der Hauptstraße natürlich nicht entgangen. Wild entschlossen mich durch nichts und niemanden aufhalten zu lassen, startete ich meine Mission, mit dem Willen, bis zum Äußersten zu gehen, sollte sich mir jemand in den Weg stellen wollen. Dazu kam es nicht. Alle waren mir wohlgesonnen, sprangen zur Seite, machten den Weg frei und ließen mich, gehandicapt durch einen scheuernden Flip Flop am rechten Fuß, durch bis zum Pizza Hut.
Dort empfing man mich wie einen lange vermissten König. Sie schwirrten um mich herum, wie Fliegen um einen eben hingeflatschten Kuhfladen. Unauffdringlich, aber sehr präsent. Eine Pizza Medium mit Ham und Mushrooms war meine Wahl und dazu mein erstes Bier in Thailand.
Nanu? Was war geschehen?Ich kann es im Nachhinein nicht mehr genau sagen warum ich erst so spät damit anfing, eines weiß ich aber sicher, das Bier übertraf die Pizza bei Weitem. Immerhin war aber dieses Hungergefühl gebannt und das ist schlußendlich auch das primäre Ziel der Essensaufnahme. Nach meinem ersten Bier wurde ich mutig, schlenderte gut gelaunt und mit vollem Bauch durch die Strassen, lächelte, wie es sonst nur den Thais vorbehalten ist und marschierte direkt zurück ins Guesthouse um meinem T-Shirt die Möglichkeit zu geben, ein wenig zur Ruhe zu kommen und den aufgesogenen Schweiß an die Umwelt loszuwerden.
Sofort im Anschluß stahl ich mich klammheimlich mit meinem Adidas Duschgel im Miniformat unter die Dusche, stellte auf Kalt und startete das Vergnügen. Wild sah ich aus, die Haare verwurstelt, 5 Tage Bart und noch kein Bißchen braun. Wenn ich Das noch nicht war, aber eines war ich: Ich war frisch, und zwar sportfrisch.
Frohen Mutes, in Erwartung sofortiger Zuneigung aller weiblichen Wesen Hua Hins, schwebte ich in die Open Air Bar meines Hostels.
Inzwischen hatte ich das 6 Singha mit 6 Umdrehungen drin, aber die Wesen, gesegnet mit atemberaubenden Formen, blieben vorerst aus. Ich werde Adidas wohl auch einen Prozess aufhalsen, ich nehme mir den besten Advokaten weit und breit und dann...Die genauen Anklagepunkte müsste ich noch formulieren, dann werden wir sehen wie sich die Herren Vorstände aus dieser sich langsam zuziehenden Schlinge retten können.
Als ich das nächste Singha seinen Kollegen vorgestellt hatte, beschloß ich kurzerhand, noch einen Spaziergang durch die nächtlichen Gassen zu unternehmen.
Überall bunte Lichter, viele Gerüche und zu allem Überfluss auch noch Menschen, vorrangig Touris. Bisher war ich verschont geblieben, von Mädels die nur mein Bestes wollten, von dem ich aber unglücklicherweise selber nicht ausreichend hatte: Liebe und Geld
Wieder einmal, aus einer Laune heraus, bog ich in eine Seitenstrasse ab um wieder einmal überhaupt nicht da hinzukommen, wo ich eigentlich hinwollte.
Ich ahnte es sogleich, ich war ins Netz gegangen. Sie waren überall und beäugten mich aufs Genaueste.
Es war zu spät, ich konnte nicht mehr wenden, sie hatten mich quasi in der Zwickmühle. Aus allen Ecken riefen sie mir entgegen, oder frontal von der Seite, oder auch nach. Mir schossen Gedanken wie Gewitter durch den bierverhangenen Geist. Sie hatten mich quasi schon ausgezogen, die Kohle war zum Teufel, fiese ansteckende Krankheiten werden mich peinigen und das alles nur, weil ich einmal die falsche Richtung gewählt hatte ? So konnte und durfte es nicht enden, so nicht.
Pläne B - F traten mit sofortiger Wirkung in Kraft:
Extremes ignorieren auf ganzer Linie !
Aufbruch: | 09.11.2005 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 01.12.2005 |