Thailand im Herbst '05
Kurzzeitige Amnesie +Extrem tauchen Ko Tao
29.11.2005
Na prima, da passt man einmal kurz nicht auf und schwupps sind zwei Wochen ins südostasiatische Land gegangen. Herrje, wo war ich bloß mit meinen Gedanken ?! Ich könnte wild phantasieren, Stories von Verschleppung und Folter erfinden, Geschichten über meine 10-tägige Handlähmung aufgrund eines Skorpionbisses im Regenwald erzählen, aber das alles entspräche nicht der Wahrheit, die wie so oft simpler ist, als oft angenommen. Ich wurde angeschossen und als wäre dies noch nicht genug, war ich dazu auch noch faul.
Was ich nun versuche, sollten die Kinder vor den Bildschirmen nicht nachmachen. Extremes geistiges Verheddern können als Resultat dieser Wahnsinnstat herauskommen. Ich werde versuchen mich zu erinnern...
Nachdem ich den weiblichen Schergen mit teuflischer List entkommen bin, führte mich meine Reise weiter mit dem Bus Richtung Süden, genauer, Chumpon, um von dort mit der Fähre nach Ko Tao zu eilen.
Das Kombiticket für schlappe 650 Bhat, erstanden beim örtlichen Halsabschneider, sollte mir ungehindertes Reisen suggerieren. Pünktlich wie die Maurer morgens um Acht stand ich mit gesattelten Hühnern vor meinem Guesthouse um auf das Taxi zu warten das mich zum Bus bringen sollte. Wieder VIP-Status, is klar!
Dies klappte auch alles wie an der Perlenschnur gezogen und ich bequemte mich in die untere Ebene mit beschränkter Sicht nach vorne. Meine Verwunderung kannte kaum Grenzen, da es sich dieses Mal tatsächlich um einen vielgepriesenen Air-Con Bus handelte, deren Fahrer uns mit größtmöglicher Sorgfalt nach Chumpon chauffierte, Den Ort keines Blickes würdigend, tratt ich meine Weiterreise per Schiff an.
Weit weniger spektakulär als von Seefahrern aller Herrenländer kolportiert, verlief die Überquerung nach Ko Tao. Keine Piratenüberfälle, nichts zu sehen von havarierenden Öltankern, keine Killerwellen geschweige denn Riesenkraken oder ähnlich monströse Meeresbewohner die uns gefährlich wurden. Na bitte, dann mach ich eben selbst Abenteuer und melde mich zum Tauchkurs an.
Aufgrund meines mangelhaften Tauchhintergrundes sah ich mich genötigt, in Ko Tao eine von mir höchstselbst im Voraus auserwählte Tauchschule aufzusuchen, um der Unterwasserwelt einigermaßen gleichwertig entgegentreten zu können. Nach wildem Lonely Planet Studium fiel meine Wahl auf Ban's Diving oder Stingray Divers, beide erstkalssigst bewertet und somit gerade gut genug für angehende Cousteaus wie mich.
Wieder einmal sollte sich ein Plan binnen Bruchteilen von Sekunden in Wohlgefallen auflösen. Als ich in Ko Tao schwer bepackt die Fähre verließ, wurde ich auch schon prompt Opfer einer extra geschulten Touristenabfangjägerin in Größe 34-36. Extrem gutaussehend und noch freundlicher als alle bisher, nahm sie mich an die Hand und erzählte mir währenddessen von Crystal Dive, einer Tauchbasis gleich um die Ecke. Und als ich dann so aufblickte, hatte ich auch schon einen Kuli in der Hand und unterschrieb irgendetwas. Ich hatte mich also dort eingeschrieben zum PADI Open Water Course, im Crystal Dive, direkt am Mae Haan Beach.
9000 Bhat + cheap room für vier Tage Kurs und vier Übernachtungen ließen dem Banker in mir keine Ruhe. Dieser schwieg aber beharrlich, sodass mein Entschluss gefallen war. Am nächsten Morgen sollte es losgehen, 8 Uhr 30 Treffpunkt mit dem Tauchguide. So blieb nach Besichtigung und gleichzeitigem Bezug der Behausung noch genügend Zeit, die nähere Umgebung zu erkunden.. Im Merian Reiseführer hatte ich was gelesen von..."wie Ko Samui vor 15 Jahren"..."Supermärkte und laute Musik sind verpönt"...
Was zur Hölle hatten dann diese 7eleven und die unzähligen Kneipen und Bars mit den großen Boxen hier zu suchen?
War ich am Ende auf die falsche Fähre gelangt und in Phuket angelandet? Die Merian Leute waren wohl tatsächlich das letzte Mal vor 15 Jahren hier, da hatten sie bestimmt Recht... Damals.
Zu meiner überschwenglichen Freude stellte ich fest, daß die Kippen umgerechnet kaum mehr als einen Euro kosteten. Elektrisiert von dieser Tatsache startete ich einen Großeinkauf, um eventuellen Engpässen großflächig vorzubeugen. Bestens gewappnet für unvorhersehbare Rauchnotstände schlich ich auf direktem Wege in meinen 200 Bhat Bungalow, um mich seelisch auf die kommenden Tauchgänge vorzubereiten.
Der nächste Morgen kam schneller als erhofft und es war an der Zeit, meine anderen Teilnehmer fröhlich zu begrüßen. Aus den anderen Teilnehmern wurde nur eine. Ellen, 25, Lehrerin aus London, sollte meine Komplizin auf dem steinigen Weg zum Extremtaucher werden. Ein Norweger namens Stig gab vor, uns diesem Ziel näher bringen zu wollen und so folgten wir ihm artig zum Schulungsraum. Ratzfatz wurde mir klar, das aus: "wir sprechen alle Sprachen", ein Englishkurs werden sollte.
Pah, das konnte mich nicht schocken, ich war ein Ass in Englisch, vor dem Fall der Mauer, das konnte mich nun wirklich nicht schocken.
Der Kurs beinhaltete insgesamt 4 Tage, die ersten beiden mit Theorie und Übungen im Pool, die letzten beiden mit schriftlicher Abschlußprüfung und insgesamt 4 Tauchgängen. Danach war der Titel "Open Water Diver" in der Tasche.
Die uns gezeigten Videos drehten sich um Ausrüstung, Grundsätzliches beim Tauchen, Auftriebsverhalten in Salzwasser, Strömungsaktivitäten und so weiter.
Was meinem geschulten Auge nicht entging war die Tatsache, das sämtliche engl. Tauchtermini in meiner Schulenglischkarriere offensichtlich gänzlich ausgespart wurden. Dies bereitete mir zunächst leichte Schwierigkeiten, die sich aber mit Dauer des Kurses und dank meines Tauchbuddies Ellen alsbald in Wohlgefallen auflösten.
Ellen, immernoch 25 und Lehrerin aus London, war für insgesamt 10 Monate unterwegs und sie entwickelte sich rasch zu einer netten Begleitung und angenehmen Reisepartnerin. Genau wie ich, reiste sie allein durchs Land, schon das ein Grund, sich anzufreunden.
Getrieben von unbändigem Ehrgeiz und purer Leidenschaft beantworteten wir alle uns gestellten Fragen und glänzten beide mit außerordentlichen Ergebnissen im Theorieteil.
So vergingen die Tage wie im Flug, der Tauchkurs ließ uns wenig Zeit für Spirenzien. Morgens Theorie und mittags Praxis im Pool. Die Tatsache nur zu zweit zu sein, gab uns den Vorteil alles recht zügig zu bewerkstelligen. Im Pool bei den Aufwärmübungen machten wir eine exzellente Figur. Die geforderten Aufgaben wurden in gewohnter Manier gemeistert, Maske rauf und runter, Flasche ab- und anlegen, neutralen Auftrieb unter Wasser...das alles schien uns in die Wiege gelegt. Getrieben von der Erfolgen des Tages, belohnten wir uns mit reichlich Pizza und Bier im nahe gelegenen "Farango" Restaurant, einer Pizzeria erster Güte.
Am dritten Tag stand unser erster Tauchgang im offenen Meer an.
Rookies wie wir, mussten einfach nur erscheinen, um den Rest kümmerte sich Stig. Neopren, Flasche, Maske, Flossen, alles schön verpackt in Taschen mit Nr. drauf, für die ganz Doofen.
Dermaßen gerüstet gings los, mit uns noch etliche weitere Enthusiasten und ein Eimer voll Ananas. Nach 10 minütiger Fahrt hatte das Unternehmen Bootsfahrt einen faden Beigeschmack erhalten. Mir war speiübel. Dies lag am miserablen Wetter und dem daraus resultierenden Wellengang. Ganz Mann, ließ ich mir nichts anmerken, entledigte mich agentengleich des Frühstücks mittels Mittelfinger und kehrte zurück an Deck. Wieder auf Kurs legten wir unsere Ausrüstung an, entgegen aller Hoffnungen entsprachen wir dem Bild des coolen Tauchertypen nur bedingt. Wären wir eine Karikatur, wären wüste Anfeindungen bestimmt nicht ausgeblieben.
Dies alles ignorierend, sprangen wir todesmütig in die spritzende Gischt. 14m Tiefe waren angestrebt und wir erreichten sie tadellos. Eine neue Welt tat sich vor uns auf. Farbe, Fische, Korallen, Plankton und jede Menge Taucher umgaben mich und die Anderen. HAMMER!
Man muss das erlebt haben, um es restlos zu verstehen. Genauso hatte ich es mir gewünscht und ich wusste, daraus könnte eine Passion entstehen. Nicht, wie die Passion Christi, mehr so eine, dem Spaß zugewandte Sache.
Euphorisch erledigten wir unsere Formalitäten unter Wasser, Maske ab und an und den ganze Schickimicki den wir im Pool geübt hatten. Eine gute halbe Stunde später erschienen wir wieder an der Oberfläche.
Das wars. Ich will öfter, am besten gleich. Mein Wunsch war Stig Befehl und wir tuckerten, dem tosenden Meer trotzend, unserem nächsten Tauchspot entgegen. Keine Stunde später standen wir, ausgerüstet bis in die Haarspitzen, wieder an der Reling, um erneut ins tückische Nass zu hüpfen. Gesagt getan, und schneller als Casanova jemals ´ne Perle klar gemacht hat, waren wir im Ozean und zwar mittendrin.
Die Sicht hielt sich in Grenzen, was der Sache an sich aber nicht den größten Abbruch tat. Nach 40 Minuten war der Spuk auch schon wieder Geschichte, Ellen und ich überschlugen uns vor wahnwitzigen Erlebnissen unter Wasser.
Nach sieben Zigaretten auf dem Oberdeck waren wir bereit, von etwas anderem zu reden. Essen war thematisiert worden, das "La Matta" im Gespräch und nach einer Turbobrause im Bungalow auch schon so gut wie erreicht.
Nur einen Steinwurf entfernt vom "Farnago" ist das "La Matta" die zweite italienische Adresse, die es galt zu besuchen. Ellen und Ich genossen Köstlichkeiten, bestehend aus reichlich Pizza und Singha's, so ging es dahin und wir beschlossen den Abend bei weiteren Singha's an der Bar unserer Tauchbasis, malerisch gelegen und mit bezauberndem Sonnenuntergang
Nach drei weiteren Singhas vor obiger Kulisse und mit obigem Hund, war auch dieser Tag besiegelt.
Von Ko Tao hatte ich auch nach drei Tagen immernoch nichts gesehen, abgesehen vom "La Matta" und dem "Farango" natürlich...
Es fehlte einfach die Zeit für ausgedehnte Erkundungstouren.
Am folgenden Morgen galt es, um 7 Uhr (in Worten:Sieben) geschniegelt und gestriegelt zu erscheinen. Dies fiel mir, aufgrund der am Vorabend verköstigten Menge an Singha, doch einigermaßen schwer. Ungeachtet dessen, schleppte ich mich nun recht verknittert zum Treffpunkt am Strand, wo auch schon England- Ellen mit gleich fahlem Gesichtsausdruck der Dinge harrte, die da wohl kommen mochten.
Dem hiesigen Wetter war es wieder deutlich anzumerken, das es sich einen feuchten Kehricht darum scherte, daß ich eigentlich drei Wochen Sonne gebucht hatte. Es schüttete wie aus den sprichwörtlichen Kübeln, sodaß es eigentlich ratsamer gewesen wäre, direkt mit dem Neopren aus dem Bungalow zu starten. Stig war bereits am Start und traf letzte Vorbereitungen um uns für den Tag zu wappnen.
Im Gänsemarsch watschelten die begeisterten Tauchnewbies inkl. uns zum Boot, Sachen wurden verstaut und der thailändische Skipper gab mächtig Schub. Es ging hinaus zum "Hin Pee Wee" - Spot, das Meer tobte erneut wie besessen, wir schanzten über Wellenkämme, Erinnerungen an den Vortag kamen mir in den Sinn, aber wir erreichten das Ziel unversehrt. Ich war immun geworden.
Flott machten wir die Ausrüstung klar und schwangen uns auf in neue Tiefseeabenteuer. Die Sicht unter Wasser offenbarte wieder einige Schwächen, doch wir glitten tiefer und tiefer in die aufgewühlte See hinab, um dann bei 18m unsere Korallenexkursion zu starten.
Als hätten sämtliche Meeresbewohner unsere Ankunft geahnt, präsentiereten sie sich und ihre Heimat, in der Hoffnung, den "Schöner Wohnen" Preis für sich einheimsen zu können. Das komplette Spektrum an Form - und Farbgebung kreuzte unseren Weg und zeigte seine ganze Pracht.. Ein weiteres Mal beeindruckte uns die Lässigkeit dieser kleinen und großen Teufelskerle doch beachtlich. Es scheint so, als seien alle mehr als zufriefden damit, das zu sein was sie sind und dort zu leben wo sie leben. In Gedanken versunken und berauscht vom Drumherum verging die Zeit wie welke Sonnenblumen auf heimischen Balkonen im Hochsommer. Nach 40 Minuten deutete mir mein Regulator mit strengem Blick, den Weg nach oben einzuschlagen, ansonsten sähe er sich außerstande, mich noch länger adäquat mit der dringend benötigten Atemluft zu versorgen. Ich gehorchte widerwillig und kehrte zur Surface zurück. Eines dieser Worte, die mir noch vor drei Tagen gänzlich unbekannt waren. Nun wusste ich es besser und eilte der Wasseroberfläche entgegen. Natürlich nicht schneller als 18m pro Minute oder auch, nicht schneller als die eigenen Luftblasen. So hammers glernt, so machemers !
Nach reichlich Wasser und Ananasschnittchen dieselten wir weiter aufs offene Meer, in Richtung "White Block", um Neptuns Verwandten weiterhin ordentlich auf den Sack zu gehen.
Zack ! Froschmanngleich von Bord gehüpft und ab gings nach unten. Die Sicht schien unser Flehen erhört zu haben und versuchte mit einer auf Schulnoten basierenden 3+ imponieren zu wollen. Dies gelang mühelos und wir überreichten ihr formell das verdiente "Beste Sicht seit Karrierestart"-Diplom. Wieder glitten wir stromlinienförmig zwischen Korallenbänken und Fischschwärmen dahin, wurden eins mit der Natur und vergaßen darüber fast das Atmen. Das wiederspricht allerdings dem Grundsatz aller Grundsätze, der da lautet: Never hold your breath ! Also besannen wir uns eines Besseren und sogen Luft ein wie 6-jährige ihre Zuckerwatte auf der Kirmes. Mein Tauchbuddy Ellen wich mir nicht von der Flanke, ich blieb auch nah dran und so kam es, das wir trotz des unermesslichen Platzes unter Wasser mehrmals unsanft zusammenrasselten. Das lag zum einen am eingeschränkten Sichtfeld und zum anderen an unserem Unvermögen Abstände einigermaßen korrekt einzuschätzen.
Nicht weiter schlimm, Sachschaden war nicht zu befürchten und so dotzten wir uns gemeinsam durch die schönsten Tauchreviere Thailands. Diverse Korallen ließen ihr Leben, jahrmillionen alter Meeresbestand löste sich in feinste Staubwolken auf, aber natürlich nicht ohne uns dafür etliche juckende Hinterlassenschaften mit auf den weiteren Weg zu geben. Schuldig und voller Reue nahmen wir diese wohlverdiente Strafe zur Kenntnis, setzten unseren Boxautostil dennoch ungerührt fort. Nach 45 Minuten war unser finaler Tauchgang beendet, lediglich eine klitzekleine Hürde in Form der Theorieprüfung stand uns noch im Wege.
Nach der obligatorischen Rückfahrt, den immer gleichen Reinigungsritualen der Ausrüstung und der eigenen Körperfülle, mussten wir nun unser theoretisches Know-How zu Papier bringen. Zu meiner Entzückung erhielt ich den Fragenkatalog in Deutsch, was mir ein verschmitztes Lächeln ins Gesicht zauberte. Zu unser beider Verwunderung ließ uns Stig allein im Raum. Ellen und Ich nutzten die Gunst der Stunde und bearbeiteten das Skript in einer Art Kooperation. Es versteht sich von selbst, das dies nur aus Gründen der Zeitersparnis geschah. Eine halbe Stunde später kam Stig zurück und wir händigtem ihm unsere geistigen Ergüsse zur Korrektur aus. Die Spannung im Saal war förmlich zu greifen...sollten wir es am Ende gar geschafft haben und die Lizenz zum Tauchen bald unser Eigen nennen dürfen ?!
Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, die Menge tobte, wir hatten es doch tatsächlich erzwungen. Jetzt stand weiteren Adventouren nichts mehr im Wege, wir waren aus dem Häuschen. Sogleich beschlossen wir schnurstracks den Italiener unseres Vertrauens aufzusuchen, um unseren Erfolg über Gebühr zu feiern. Nach rustikalen Gin Tonic's und einer Menge Singha Kaltschalen war es Zeit, die Tauchbasis aufzusuchen.
Dort sollte an diesem Abend das Video gezeigt werden, das ein Kameramann bei jedem Kurs am letzten Tauchgang zusammenfilmt. Wir waren gespannt wie Flitzebögen und bestellten justament weitere GT's um die Nevosität zu unterdrücken.
Natürlich gaben wir auf der Großbildleinwand ein grandioses Bild ab, hatten wir doch schlußendlich auch den Dreh rausgefunden, einigermaßene Coolness unter Wasser auszustrahlen.
Selbstredend wurde die DVD zum schlappen Preis von 2.500 Bhat (50 Teuros) feilgeboten, was uns beide dazu bewog, 1/10 der Reisekasse zu investieren. Es hat sich gelohnt.
Inzwischen waren wir schon mehr als 96 Stunden auf Ko Tao, aber immernoch hatten wir auch nur das Geringste davon gesehen. Ganz egal, Kultur soll haben wer will, wir nicht, wir sind Diver.
Dies sollte unser letzter Abend auf Ko Tao sein, während Ellen beschloß nach Krabi zu fahren, dürstete es mich nach Ko Phangan.
Nach einem kleinen Plausch mit Stig, war ich mit mir einig. Ich würde am nächsten Morgen noch einen "Adventure Deep Dive" unternehmen, um die Berechtigung zu erhalten, tiefer als 18 m gehen zu dürfen. Als Resultat dieser Entscheidung war es beschlossene Sache, erst die Nachmittagsfähre zu entern. Wieder hieß es 7 Uhr Gewehr bei Fuß zu stehen. Was tut man nicht alles, um James Bond zu Ehre zu gereichen.
Nachdem wir uns Abends auf unbestimmte Zeit verabschiedet hatten, machte ich es mir im knappen Höschen auf meinem Bett bequem, um noch ein wenig in "Der Schwarm" zu blättern. Kaum hatte ich meinen trägen Körper positioniert, hörte ich draußen meinen Namen rufen. Nanu?? Was war los? Und vor allem, wer war los??
Ellen wars, wer sonst. Sie hatte ihren Zimmerschlüssel irgendwo liegenlassen und stand vor verschlossener Tür. Wie eine Sprungfeder schnellte ich hoch um zu Hülf zu eilen. Unsere Bungalows verfügten über einen Hintereingang mit Balkon, der es aber nicht weiter wert war näher darauf einzugehen. Dies fiel mir sofort ein und mit Machete und Tränengas bewaffnet, kämpfte ich mich durch üppiges Gestrüpp zum Hintereingang und siehe da: die Tür war offen. Ellen war es die Tage immer extrem wichtig gewesen ihren Bungalow gut abzuschließen, damit ja nichts geklaut wird. Die Hintertüre ließ sie dabei mehr als außer Acht. Egal, nach dieser selbstlosen Hilfsaktion bequemte ich mich nun endgültig in die Koje, schließlich stand morgen der Weg in die Abysale der Meere auf der Tagesordnung.
Als hätte ich niemlas in meinem Leben auch nur einmal länger als bis 6 Uhr geschlafen, erwachte ich punktgenau und trottete mit Sack und Pack zum Pier, um meinen fünften und wahrscheinlich spektakulärsten Tauchgang zu unternehmen. Stuart, nahm mich in Empfang und fragte beiläufig, ob ich denn die Fragen schon beantwortet hätte ?! Bitte? Fragen? Beantworten? Wovon redest Du ???????? Keinen Mucks hatte Stig erwähnt, geschweige denn das Wort Fragen in den Mund genommen. Na gut, gib mir die Fragen, ich mach das eben. Mein Tauchenglisch, inzwischen zur Bachelorreife gereift, ermöglichte es mir, die ganze Chose flott zu bewältigen.
Wieder zu Wasser, steuerten wir erneut "Hin Pee Wee" an, der über Tauchtiefen jenseits der 20 Meter verfügt. Nach kurzem Briefing seitens Stuarts, im übrigen ein kleiner, schwersttätowierter und nikotinabhängiger Ire, plumpsten wir ins Wasser und glitten hinab ins Dunkel. Unsere Reise erinnerte eine wenig an "20 000 Meilen unter dem Meer", ganz soweit ging es dann schlußendlich aber doch nicht. Der Tiefenmesser zeigte am Grund stolze 31m an. Nicht schlecht Herr Specht, ab jetzt war ich diplomierter Tieftaucher und zu fast jeder Schandtat berechtigt. Wenn man aus solchen Tiefen auftaucht empfiehlt es sich, 5m unter der Oberfläche einen Dekompressionsstop einzulegen um den Stickoxiden die Möglichkeit zu geben, sich aus dem Körper zu entfernen. Gesagt getan, weg waren Sie und Ich noch stolzer als vorher.
Aufbruch: | 09.11.2005 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 01.12.2005 |