Thailand im Herbst '05

Reisezeit: November / Dezember 2005  |  von Simon K.

Bangkok, jetzt aber richtig

Nun galt es also, alles das in BKK nachzuholen, was aufgrund dieses lächerlichen Jetlags am Anfang der Reise liegengeblieben war.

Am Airport in Bangkok angekommen, war ich um genau drei Wochen schlauer als zuvor und mied den Taxistand, der es sich zum Ziel gemacht hatte, gutgläubige und dümmliche Europäer wie mich, abzuzocken.

"Nüschd mitn Coomaaander" und so stieg ich in den öffentlichen Bus, um erneut die Gegend um die Khao San Road aufzusuchen.
Natürlich war der Bus gestopft voll mit Einheimischen und Touristen jeglicher Couleur. Unter anderem ein Deutscher mittleren Alters, mit stinknormalem Koffer mit diesen unpraktischen und viel zu kurzen Ziehgriffen dran.
Wir saßen beide nebeneinander vorne direkt beim Busfahrer, welcher sich als sowas von nett erwiesen hat, das ich es fast nich glauben konnte.
Die Fahrt dauerte aufgrund des mörderischen Verkehrs eine halbe bis dreiviertel Ewigkeit, die unser Busfahrer aber mit ausführlichsten Erklärungen in gebrochenem Englisch, wie ich vermute, zu einer wahren Erlebnistour machte.

Warum tut er das? fragte ich mich. Ich meine, er kutschiert tagtäglich tausende von Möchtegernweltkennern durch die Gegend und sitzt da an vorderster Front und ist dermaßen darum bemüht, uns die Fahrt so angenehm wie möglich zu gestalten, das man es als Westler gar nicht so einfach hinnehmen kann, von verstehen ganz zu schweigen...Wenn ich da an deutsche Dienstleister denke, kommen mir fast die Tränen.

Auch diese Begebenheit hat den Thailandurlaub zu einem außerordentlich schönen Erlebnis werden lassen und nichtzuletzt deshalb, weil die Menschen dort so unwahrscheinlich herzlich und aufgeschlossen mit jedem umgehen. Man scheint fast glauben zu wollen, schlechte Laune habe in Südostasien Stadionverbot.

Nunja, froh gelaunt kam ich auch mit meinem Deutschen Bodensitznachbarn ins Gespräch. Er war verabredet mit einem Freund und nicht zum ersten Mal in Thailand. Soeben komme er aus Vietnam und wolle sich doch mal wieder ein wenig Thailand gönnen.
Er sah aus wie ein ehemaliger Vorstandvorsitzender von Siemens oder Allianz, aber seine Art passte nicht zu diesem Bild. Tatsächlich war er seit kurzem in Rente und genoss nun das Leben, auf das er so lange aufgrund beruflicher Anspannung hatte verzichten müssen. Sehr vernünftig, wie mir erschien.

An der Khao San Road angekommen, stiegen wir aus dem Bus und ich fragte ihn, ob er denn schon wisse wo er wohnen werde. "Ja, Ja", der Kumpel hätte was in der Nähe klar gemacht, ich solle doch mitkommen, vielleicht wäre ja noch was frei.
Prima Idee, denn irgendwie hatte ich vergessen, mich um eine Unterkunft zu kümmern und so dackelten wir zwei gemeinsam in eine Nebenstrasse und checkten im "Rambuttri Village Inn" ein. Supergediegenes Mittelklassehotel mit Pool auf dem Dach und keine 5 min zur Khao San. Und als hätte Glücksgöttin Fortuna mitgemischt, befand sich direkt nebenan eine Pizzeria.
Na also, geht doch!

Blick vom Dach des Hotels

Blick vom Dach des Hotels

Nun konnte es losgehen in Sachen Kultur.

Königspalsat, Wat Po, Floating Markets und was sonst noch alles so zu besichtigen war.

Mein Forscherdrang zwang mich zunächst einmal, Nahrung aufzunehmen, um die ganzen Eindrücke auch körperlich zu verkraften. Dies geschah am Strassenrand für ca 50 Cent mit einer Schale Reis und Gemüse und einem frisch gepressten O-Saft für nochmal 25 Cent. Im Gegensatz zu den immer noch trauernden Geldscheinen, waren die kleinen Münzen in so großer Zahl in dem kleinen Fach meines Portmonnaies zu finden, das diese die äußerst kleinen Verluste locker verschmerzten.

Frisch gestärkt ging es los in Richtung Königspalast. Beeindruckend sollte er sein, soviel Gold, daß selbst Gert Fröbe in Goldfinger dagegen wie 'ne kleine Nummer erscheint...
Na das wollen wir ja mal sehen!

Per pedes startete ich die Mission "Kultur" und wurde sogleich erneut von der groben Luftfeuchtigkeit und der drückenden Hitze gefordert.

Mein Diego Maradona Shirt aber motivierte mich abermals, auch das durchzuhalten und nicht gleich wieder klein beizugeben. Das hatte der Shirt Namensgeber schließlich '86 im Finale auch nicht getan und so den Weltmeistertitel errungen. Ok, lass uns Weltmeister werden...oder zumindest den Königspalast anschauen.

Diego! Immer treu und brav an meiner Seite

Diego! Immer treu und brav an meiner Seite

Unversehrt am Palast angekommen, stellte sich mir am Eingang ein kleiner aber sehr offiziell aussehender Thai in den Weg und rief mich beim Namen:

"Diego! Stop!!"

"Hä"?? Meine Ahnlichkeit mit dem wohl größten Fußballer aller Zeiten ist augenscheinlich mehr als gering, aber ich gehorchte aufs Wort und legte eine Vollbremsung hin.
Ihm missfiel meine 3/4 lange Armyshort. Den Königspalast darf nur betreten, wer die Schultern bedeckt hat und außerdem lange Hosen trägt.
Mir fiel spontan der Trick mit den Hüfthosen ein. Ich zog meine Hose so gut es ging nach unten, eben genau soweit, damit es nicht aussähe, als müsse ich gerade dringend mein Geschäft verrichten. Damit verlängerte ich mein Outfit zwar um einige cm, was dem gestrengen Herrn aber lediglich ein müdes Lächeln entzaubern konnte. Er wies mich an, im dafür eingerichteten Container eine Hose für 100 Bhat Kaution auszuleihen, dann wäre es überhaupt kein Problem, auch mich durchzulassen.
Ich tat, wie mir geheißen und zog eine Art Kickbox Hose über mein Armykleid und überprüfte nochmals alle Funktionen meiner Digicam, damit alles festgehalten werden konnte.

Da war er nun also, der Palast.

Ok, ich musste unumschweiflich zugeben, das Gert Fröbe da recht lehrlingsmäßig rüberkommt...

Eine Millarde Japaner waren ebenfalls anwesend und streunten mit mir übers Gelände. Der Trend in Japan geht ganz klar zur Zweit- oder Dritt-Digicam. Da war ich mit meiner im Druckergrößenformat schon auffällig schlecht motorisiert, was mich aber als Nichtjapaner nicht weiter scherte.

Klein, aber Gold

Klein, aber Gold

Das Areal ist schon extrem berauschend, überall Tempel, Figuren und heilige Stätten.

Tempelwächter

Tempelwächter

Hier ist alles Gold was glänzt

Hier ist alles Gold was glänzt

Angkor Wat Modell

Angkor Wat Modell

Eigentlich kann man das recht schlecht beschreiben, man muss es selbst gesehen haben, um die Dimensionen und auch das Gefühl zu spüren. Jeder Thailandurlauber, sei es Pauschal Paul oder auch Individual Ingo, sollte sich das anschauen, es lohnt sich.

Um der Cooltour auch wirklich richtig Kultur zu verpassen, trieb es mich weiter zu Wat Po, einer liegenden Buddhastatue in der Nähe des Kings Palace. Mein Weg führte mich weiter zu Fuß die Strassen entlang, wobei ich Dutzende Male übereifrige TukTuk Fahrer davon abhalten musste, mich zwangsweise einzuladen. Ich ging lieber zu Fuß.

Angekommen bei Wat Po, glaubte ich, wieder mehr als die halbe Weltbevölkerung, bestehend aus Japanern, dort ausmachen zu können.
Ich meine nun nachfühlen zu können, wie sich australische Farmer jährlich zur Heuschreckenplage fühlen müssen...Nicht auszudenken, wäre der gemeine Japaner größer als 1,50 m

Dann gäbe es aufgrund des damit verbundenen Schuhgrößenanstieges, keinen Platz mehr für meine Lederschlappen vor sämtlichen heiligen Einrichtungen dieses Landes. Aber die Japaner sind ja nicht so groß, deswegen fand sich immer ein lauschiges Plätzchen für die strapazierten Treter italienischer Herkunft.

verdammt schwere Angelegenheit

verdammt schwere Angelegenheit

Wat Po Füße

Wat Po Füße

Nachdem ich dieses eindrucksvolle Kunstwerk umrundet hatte, etliche Liter Flüssigkeit meinen Körper durch sämtliche Öffnungen verlassen hatte, war ich bereit, der Kultur arrivederci zu sagen für heute. Man möchte den Geist ja auch nicht überbeanspruchen und so war es beschlossene Sache, den Rückweg anzutreten. Auf dem neuerlichen Fußmarsch weckte Ich auf halber Strecke die Aufmerksamkeit eines TukTuk Fahrers, der mir mal wieder "cheap price" und "alles prima" andrehen wollte...

Inzwischen war ich ja aber ein Fuchs im Umgang mit südostasiatischen "Gaunern"
Ich handelte mit ihm bis zum Abwinken, wozu ich von Haus aus eigentlich keinen Nerv habe, aber wenn es die Situation erfordert und sie es so wollen, dann Bitteschön. Für 10 Bhat und eine Dose FC Bayern Bonbons später, kutschierte mich das neu geworbene FCB Mitglied flott durch die Gassen bis vors Hotel, nicht ohne mir aber das Versprechen abzuringen, morgen den ganzen Tag zu "prima cheap price" zur Verfügung stehen zu dürfen. Ja mei, also komm, dann eben so.
Ich empfand es als Teilerfolg im täglichen Kampf mit den gewieftesten Ihrer Gattung.

Der Abend nahte und ich zog nochmals durch die Gassen und die Backpackermeile, trank hier und da etwas, gönnte mir einen Big Mac im altbekannten Mc Doof und beschloß den Abend auf dem Dach am Pool, nicht ohne vorher aber noch zwei Singhas im 7eleven um die Ecke ergattert zu haben.

© Simon K., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
3-wöchige Rucksacktour quer durchs Land des Lächelns
Details:
Aufbruch: 09.11.2005
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 01.12.2005
Reiseziele: Thailand
Der Autor
 
Simon K. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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