3 Jahre Down Under
der Anfang - schon vier Monate hier: Süßer die Glocken nie schwimmen – Ferien
20., 21. und 22. März, abends jeweils die Stunde vor Mitternacht, Abschluss 30. und 31. März (durch daylight saving - klingt besser als Sommerzeit - eine Stunde früher) - kleine Ergänzungen 1. April
Inzwischen geht unser erster Sommer in Australien dem Ende zu. Einige unserer Aktivitäten waren "australia like" und d.h für viele Canberianer "lets go to the beach" (Bilder siehe letztes Kapitel). Den Großteil der Ferienzeit verbrachten wir jedoch in der Hauptstadt und mussten uns daran gewöhnen, dass dies die Sommer- und nicht die Winterferien waren. War erstmal komisch, da der Weihnachtsbaum wochenlang im Wohnzimmer stand und das Jahresende mit Weihnachten und Sylvester einfach Winter sein musste.
Es waren schöne Weihnachten mit einem echten Weihnachtsbaum mit echten Kerzen, die wir nie anzündeten in Gedenken an die Buschfeuer in vielen Teilen Australiens. Darunter stand die Playmobil Krippe von Annett, Randolf und Kindern aus Jena und die vielen lieben Briefe und kleinen Geschenke aus der Heimat oder vom "Christkind". Was etwas fehlte war das schöne Krippenspiel im Niemöller-Haus und die vorweihnachtliche Zeit mit Glühwein, Adventssingen bei Nicole und Dietmar und den Adventsabenden bei Maria und Gaby, wo wir neue Familien treffen sollten und immer wieder auf Annett und Randolf oder Nicole und Dietmar stießen. Eine Tradition hielten wir bei und machten Raclette an Heiligabend. Dann waren die Omas und Opas live zugeschaltet über skype. Die Welt ganz nah beisammen in einem kleinen Arbeitszimmer in Kaleen.
So in etwa sah es an jenen Abenden in Kaleen aus. Der Weihnachtsbaum stand wirklich bis Mitte Februar mit den Geschenken darunter. Silke, eine Bekannte von uns (schon lange weg aus Deutschland) meinte dazu: “Muss ich unbedingt Greg erzählen (ihr Mann und Australier). So kenne ich das aus meiner Kindheit in Deutschland, die Geschenke bleiben über die Weihnachtszeit unter dem Weihnachtsbaum!“ Doch wer hätte gedacht, dass bei Michls dies bis Ende Februar ist.
Auch hatte Uli in ihrer Probezeit nur die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr frei, so dass auch kein großer Ersterkundungsurlaub des fünften Kontinents anstatt. Also konnten das doch nicht die Sommerferien sein. Wenn ich jetzt diese sechs Wochen in der Retrospektive betrachte, teilten sich diese in eine Hang Loose Woche mit Feiertagen und unserem ersten Großprojekt (dazu gleich mehr, ich glaube ich nenne es dann nur Projekt) und in fünf Wochen mit hart arbeitender Mutter und Vater mit zwei Kindern "verwahrlost zu Hause?" Ich würde sagen nicht ganz "verwahrlost", denn wir hatten durchaus einen Plan wie die Tage zu gestalten sind. Mal in Kürze zu den Routinen: Nach dem ausgiebigen Frühstück (würde ich zeitlich so zwischen 9 und 10 Uhr ansetzen) standen zwei bis drei Stunden Arbeit des Vaters für seinen Beratervertrag (klingt geil, gell) an. Eine Tatsache, die Selina und Leon, nach nicht allzu oftem betonen, durchaus akzeptierten und sich anfangs mit Papier und Stiften über die Zeit beschäftigten. Als in der zweiten Woche das Ferienprogramm mit den "Wiggles", "Creature Feauture" und "Play Sesame" entdeckt wurde (mal auf deutsch - also die Wiggles, Australiens Kindergruppe schlecht hin, ich würde sagen der absolute Topakt zwischen 3 und 80; Creature Feature - süße Tiersendung mit allem was Selinas Herz begehrt und Sesamstraße), ging das alles sogar noch viel besser. Und nun waren auch eher drei Stunden Arbeit als zwei realistisch. Schwieriger war es von unseren morgendlichen Aktivitäten, die auch oft im Schlafanzug ausgeführt wurden, zu Mittagessen und Selinas A,B,C-Lernstunden überzuleiten. Doch auch hier half uns das täglich immer Wiederkehrende besser zu werden und so waren fünf Stunden des Tages oft Routine.
Idealbild zweier friedlicher Kinder in der ersten Ferienwoche. Mit Frühstück, guter Laune, Kinder-CDs aus dem Getto-Blaster ging es ans Malen.
Das als kleiner Exkurs, wie wir doch viele Stunden im Januar füllten und für mich war es ein durchaus neues Erlebnis, so viel Zeit mit Leon und Selina zu verbringen. Aber Hand aufs Herz, auch in solchen Zeiten braucht man immer ein größeres, übergeordnetes Projekt. So ging es auf alle Fälle mir und ich weiß nicht, ob das eine deutsche Tugend ist. Das Thema des Projektes hatten Uli und ich schon länger im Kopf und so sollte es doch den Alltag in Australien noch etwas versüßen. Wobei es eigentlich zwei Projekte waren, die wir für sehr Australien tauglich hielten. Das eine hatten wir schon in den ersten Monaten gezielt ins Auge gefasst (auf alle Fälle Uli, Selina und Leon) und das musste nun doch erstmal in die Warteschleife. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, so wäre es heute Abend (heute Abend bedeutet hier der 22. März) oder gestern Abend oder vorgestern Abend (gerade Mitternacht, Uli auf Dienstreise, Kids im Bett und Dorothee am skypen oder Emailen - ja wir sind zur Zeit Bende-Michl plus 1, Praktikantin aus Jena beim CSIRO) super diesen knurrenden Kumpanen neben mir sitzen zu haben. Doch Kapitel Hund haben wir erstmal vertagt. Die Gründe dafür sind profan und australisch. Hunde sind hier gerade im Hinblick auf das "wildlife" in National Parks nicht erlaubt und schränken einen, gerade wenn man in Australien die Natur erleben will, stark ein. Das als kurze Aussage dazu - aber wie gesagt nicht getilgt sondern vertagt. Nach diesem Entschluss so zu Beginn Dezember letzten Jahres, machten wir uns dann an das andere Projekt. Einziges Problem daran war Uli und ich konnten uns nicht einigen: Uli wollte immer 8 mal 4 und ich hätte mich mit 7 mal drei zufrieden gegeben. Klar Uli behielt die Nase vorn (und ich muss ihr heute zu ihrer Standfestigkeit gratulieren) und so hatten wir ein Projekt das Anfang Dezember seinen Anfang nahm und bis heute noch nicht ganz beendet ist.
Lieblingsbeschäftigungen am Nachmittag: mit Fahrrad ging es durch den Garten oder über den gegenüberliegenden Parkplatz. Das meistgetragene T-Shirt in den Sommerferien war mit Abstand das Trikot der besten Zweitligamannschaft in Deutschland (jetzt gerade nicht am Abstiegsplatz – oder doch „muss in den live-ticker“, „super Essen liegt 0:2 zurück“ – Ergänzung vom 1. April.
Ein paar Hürden mussten wir erstmal überwinden, da es ein Bauprojekt war, das Haus nicht uns gehört, Genehmigungsverfahren an Deutschland erinnern (erstmal, aber dann doch schneller und unproblematischer sind) und wir nicht sicher waren, ob wir zu Zeiten der Wasserrestriktionen hier in Canberra die 40 tausend Liter einfach so abzapfen können. Also jetzt mal die Katze aus dem Sack - wir hatten uns entschieden einen 8 mal 4 Meter großen und 1,2 Meter tiefen Above Ground Swimming Pool zu kaufen und in den Garten zu setzen. Nach doch längeren Recherchen entschieden wir uns für die Mercedes Ausführung und einen Zodiac KD-Pool. Für alle, die sich für Pools dieser Größe entscheiden eine super-gute Wahl und empfehlenswert. Also die Entscheidung zum Kauf fällten wir im frühen Dezember, nachdem wir das OK von unseren Vermietern und dann von ACT Planning (Bauamt) hatten. Als das alles am Rollen war (ich hatte einen super Lageplan des Grundstücks gezeichnet), ging es in Phase 2. Für problematisch hatten wir die Füllerlaubnis erachtet, da Canberra sich gerade auf die Phase drei der Wasserrestriktionen hinbewegte. Bedingt durch das sehr trockene Frühjahr waren die Talsperren, die die Wasserversorgung für Canberra sicherstellen, so schlecht gefüllt wie nie zuvor. Bewässerung von Wiesenflächen war nicht mehr erlaubt und das Bewässern von Beeten nur nach dem Gerade-Ungerade-System (Hausnummern) an den jeweiligen Kalendertagen. Für Schwimming Pools hieß das "Füllen nur mit Genehmigung und Abdeckung mit Solar-Decke". Doch mit dem Glauben: "Wird schon klappen." bestellten wir den Pool und ich schlug mit den Kinder nach der Schule von Selina im zuständigen Büro auf. Ein paar nette Worte, liebe Kinder, wir alle in etwas zerlumpter Kleidung und nach 30 Minuten hatten wir die Erlaubnis die Mega-Badewanne zwischen dem 19. und 26. Dezember an jedem zweiten Tag jeweils zwischen 7 und 10 Uhr morgens und abends zu füllen (Tage und Zeiten entsprachen dem Bewässerungsschema für Beete).
, der 22. Dezember: Der Unterbau für den Pool war die Nacht zuvor fertig geworden und wir wollten an jenem Freitag den Pool aufbauen um am Abend mit der Füllung zu beginnen (Nach unseren Hochrechnungen musste der Pool mit zwei Schläuchen innerhalb von 15 Stunden voll sein). Super sah zu dieser Zeit unser Rasen aus, so dass das einzig Grüne in unserem Garten neben den bewässerten Tomaten, Zuccini, Paprika und Auberginen der umgebende Zaun war.
An meiner obigen Beschreibung zur Wassernutzung erkennt man, was für wilde Ideen zur Wassereinsparung, hier in Australien existieren. Mischbatterien und Sparspülungen der WCs halten aber gerade erst Einzug in das australische Leben. Also Wasser war gesichert und so blieb neben dem Aufbau nur noch ein Punkt offen - wir brauchten einen "building certifier" der nach dem eingereichten Plan uns das ganze Bauwerk abnimmt. Neben dem Pool-Aufbau hieß das, die ganze Technik dazu mit Pumpe und Salzwasserchlorinator sowie die vorgeschrieben Umzäunung. Letztendlich war es hier egal, ob dies ein In Ground oder Above Ground Pool ist. Ich hielt diesen Punkt für den einfachsten und fing an die Liste, die ich von ACT Planning (Bauamt) bekommen hatte durchzutelefonieren. Nach zwei Tagen und mehreren Absagen hatte ich noch zwei unbeantwortete Telefonanrufe offen. Es war inzwischen noch ein Woche Zeit bis die ersten Hektoliter laufen sollten. Ich war gerade am Weg Selina von der Schule abzuholen, da klingelte das Handy und wir standen kurz davor auch diese Hürde elegant zu nehmen. Wir hatten einen "building certifier" gefunden. Fast hätte alles funktioniert - nur machte uns dann die Tatsache, dass wir nicht die Grundstückseigentümer sind vorerst einen Strich durch die Rechnung. Problem bestand darin, dass wir als Mieter keine Erlaubnis bekamen bauliche Veränderungen in Eigenregie durchzuführen ("owner builder permit" nicht möglich). Ich sah schon nicht wenige Dollar durch unsere Hände gleiten, denn das hieß wir brauchen eine Baufirma zum Poolaufbau, der Umzäunung und Installation der ganzen Technik. Und wie so die Dollar an mir vorbeizogen, sah ich unsere Poolpläne in weite Ferne schweifen, denn Bauleute jetzt vor Weihnachten und dann eine erneute Füllgenehmigung zu Zeiten verschärfender Wasserrestriktionen - sah aussichtslos aus. Doch - wir waren ja in Australien und Don (unser "buliding certifier") hatte nach kurzem Überlegen eine Lösung parat, für schlappe 300 Dollar extra besorgte er die Unterschriften eines Bauunternehmers und wir konnte selbst an die Umsetzung gehen. Schlagartig ging es mir besser, was weh tat, war die Tatsache, dass uns das alles 900 Dollar extra kostete. Wir ließen uns Dons Vorschlag übers Wochenende durch den Kopf gehen, doch letztendlich gab es keine andere Lösung. So trafen Leon und ich am kommenden Montag Don am Parkplatz neben dem war Memorial und unterzeichneten die Papiere. Danach investierten wir 1200 extra Dollar in die Umzäunung und sahen dem folgenden Tag entgegen, denn dann sollte der Pool eintreffen und wir lägen wieder voll im Zeitplan.
Der Dienstag hatte es in sich und als ich den Anruf der Spedition bekam, dass sie in Kürze in Kaleen sind, stand ich mit blutendem Leon am Parkplatz eines Krankenhauses. Leon hatte während "Spiel und Spaß" (deutsche Spielgruppe - Ende letzter Episode stand gerade die Einweihung bevor und ich servierte in Sacko mit Wolfgang in einer beeindruckenden Professionalität dem deutschen und österreichischen Botschafter den Kaffee) die Bekanntschaft mit einem Eisenpfeiler gemacht, was ihn an diesem Tag noch 5 Stiche einbrachte. Auf Ausführungen zur Krankenhausbehandlung verzichte ich hier (sie lief ganz glatt). Unterstützt wurden wir die ganze Zeit von von Anke-Maria, Lola-Lee-Lou und Keyama-Mio, die sich ein wahrhaft großes Eis verdienten und als erste so den Pool zu Gesicht bekamen. Ja - als wir in die Einfahrt einbogen, standen die Kisten vor der Garage. Mittwoch und Donnerstag verbrachte ich dann damit eine eben Fläche zu konstruieren, so dass am Freitag der von uns allen sehnlichst erwartete Tag des Aufbaus erfolgen konnte. Hier dachten wir durch unsere Ikea-Erfahrung wohl gerüstet zu sein, doch auch hier hatten wir einige Überraschungen zu erleben. Das größte Problem bestand darin, dass die Aufbauanleitung und das Video zeigten wie ein Paar (Weiblein und Männlein) lässig das Teil in zwei Stunden aufstellten. Einfach nicht machbar - ich würde sagen zwei Kerle, ist das Minimum und zu viert käme auch der Spaßfaktor dazu. Zusätzlich war eine Stahlverbindung schlecht gelötet und die Teile passten nicht richtig ineinander. Dank Jens und seinem Schweißgerät, klappte auch das. Auf alle Fälle wir schafften es - am Freitagabend stand das Ding. Ich befestigte noch gerade die Ablassschraube und dann hieß es Wassermarsch - sie war nicht ganz dicht, ich müde und so war erstmal bei ca. 1000 l Schluss. Am Samstag verfeinerte ich dann die Installation und hatte schnell das richtige Gefühl wie viele Teflonwicklungen einen dichten Erfolg brachten. ... ja das war Heilig Abend - genau das erste Bild im Abschnitt "Süßer die Glocken nie schwimmen" ...
Während sich über die nächsten zwei Tage der Pool füllte (wir hielten nicht ganz die vorgeschriebenen Füllzeiten ein) setzte etwas das Bangen ein, ob die Konstruktion hält. Arthur, unserer Kontaktmann bei KD Pools in Sydney, hatte uns schon vorgewarnt, erst wenn ca. 80% des Wassers im Pool ist, gewinnt er seine Formschönheit. So war das nun auch und nach kleinen Setzungserscheinungen der Seitenstützen in unserem Sandunterbau konnten wir zwei Tage später unser kleines Schwimmstadion einweihen. Was noch fehlte war die ganze Installation der Leitungen, der Pumpe, etc. und vor allem der schöne Zaun. Hiermit verbrachte ich noch einige Stunden im Januar und Februar. Doch das Schöne war ja, ich hatte Zeit. Nun warten wir noch auf das abschließende Zertifikat, dass hier alles seine Richtigkeit hat. Aber Don, unser "building certifier", reagiert meist erst immer, wenn was wirklich Zeitkritisches ansteht. Ich denke wahrscheinlich gibt er sein OK dem Bauamt und in einer der nächsten Wochen ist die die Genehmigung da. Am besten also "no worries"-Haltung einnehmen und einmal die Woche versuchen ihn am Handy zu erreichen.
Der Pool Ende März zur Schwimm-WM in Melbourne. Nach einem absoluten Hoch von 34° Grad haben wir jetzt eine Wassertemperatur, die nachts bis auf 22° Grad abkühlt, sich aber im Laufe der Tage auf 24° Grad erhöht. Kleine Ergänzung vom 1. April (kein Scherz) – Wassertemperatur erreicht tagsüber nur noch 22° Grad, die klaren Nächte um die 6-8° Grad kühlen unsere Wassermasse doch Tag für Tag etwas ab.
Es war ein spannendes Erlebnis von der Planung über die ganzen Vorarbeiten, dem Aufbau über Weihnachten, die vielen Stunden zur Installation der Leitungen, Pumpe und Chlorinator bis zu den vielen schönen Schwimmerlebnissen. Die letzten hatten wir erst jetzt am Wochenende.
Uff - habe ich doch noch den Abschnitt geschafft, bevor am Mittwoch Rudi - für alle nicht ganz Familienfesten "mein Vater" einfliegt. Er übernimmt dann gleich das Zimmer von Dorothee, die jetzt 2 ½ Wochen bei uns wohnte und morgen in ihre WG zieht. So das war's für Kapitel 1 unserer Zeit der Eingewöhnung in Australien. In Kürze geht es weiter mit Kapitel 2, das mit Rudi in Canberra und unserem ersten größeren Trip über Sydney und dann nördlich die Küste von NSW entlang, beginnen wird.
Aufbruch: | 22.08.2006 |
Dauer: | 3 Jahre |
Heimkehr: | 01.09.2009 |