Mexiko

Reisezeit: Dezember 2007 - Januar 2008  |  von Meinhard + Birgitta Pontilli

Xochimilko - Tlaxcala - Oaxaka

Dienstag 25. 12. 2007

8:00 Abfahrt mit Koffer durch die absolut menschenleere Stadt. Kurzer Fotostopp direkt im Kreisverkehr bei der Engelsstatue auf der Paseo della Reforma um u.a. auch künstlerische Sitzbänke zu fotografieren.

Sitzbank am Paseo della Reforma

Sitzbank am Paseo della Reforma

Unsere erste Station ist heute das Anthropologische Museum. Beim Reingehen werden wir durchsucht.
Es wurde 1964 eröffnet. Das Museum und die neue Basilika von Guadalupe sind vom selben Architekten (Pedro Ramìrez Vàsques) entworfen. Ein gigantisches 84 m langes Dach, das nur von einer! Säule (11 m hoch) getragen wird und von dem noch Wasser runterrinnt, überdeckt den Innenhof.
Ein sehr übersichtliches und klar strukturiertes Gebäude. Leonardo zeigt uns noch wo wir "sanitär und nikotinär" entspannen können und dann beginnt er mit seinen Ausführungen im Saal der Azteken (ab 14. Jh.).
Wir hören u.a. dass die mexikanische Flagge aus dieser Zeit stammt (mit Kaktus, Adler,...), dass fast alle Kultstätten zerstört wurden, dass die Azteken beliebte Söldner waren, da sie die Selbstkasteiung praktizierten. Weiters wurde uns erklärt wie der Piedra del Sol, der Aztekenkalender funktioniert. Diese Basaltplatte wurde 1790 auf dem Zòcalo ausgegraben. Die Reliefs stellen den Beginn der aztekischen Welt und ihr Ende dar.
Im Nachbau einer Wohnstätte sehen wir auch einen Hund. Diese haarlose Hunderasse gibt es heute noch in Mexiko. Lustig fanden wir, dass es damals noch eine zweite beliebte Rasse gab, die zwar ein Fell hatte, aber nicht bellen konnte.
Der Orginalkopfschmuck des Moctezuma ist in Wien zu besichtigen. War ein Geschenk an Cortès und dieser reichte ihn an Karl V weiter.
Im Saal der Tolteken (Künstler) ist eine riesige Steinfigur, die einen Krieger darstellt, am beeindruckensten.

Im Saal der Tolteken

Im Saal der Tolteken

Die Abteilung der Teotihuacaner wird von der riesigen Wassergöttinfigur (Chalchiuhtlicue) und von den wunderschönen Obsidiangegenständen dominiert. Das Vulkanglas war das Eisen dieser Zeit.
Weiter zu Halle der Mayas: es gibt heute vermutlich noch 4 Mio Menschen die eine aus der Mayazeit abgeleitete Sprache sprechen. Die Azteken sind auf diese Weise nicht mehr nachweisbar. Die Mayas betrieben regen Austausch mit anderen Kulturen. Die meisten Funde stammen aus Palenque. Erwähnenswert ist noch das Grab Nr.16 von Pakal - dieser Herrscher wurde mit 7 kg Jade beerdigt.

Nach so viel Wissen brauchen wir einen Kaffee und ein Aqua Purificada. Anschließend schauen wir uns noch den Shop (nett) an und kaufen natürlich einen Aztekenkalender, Lesezeichen,... und was man sonst noch so zu Hause braucht!

Mittlerweile ist es 13:00 und sehr warm geworden. Heute sind neue Mitreisende dazugekommen und deshalb machen wir noch einmal einen kurzen Abstecher auf den Zòcalo.

Xochimilco - schwimmende Gärten

Xochimilco - schwimmende Gärten

Um 14:15 kommen wir bei den schwimmenden Gärten von XOCHIMILCO an. Xochimilco bedeutet in der Aztekensprache Nahualtl "Ort wo die Blumen wachsen" und ist Weltkulturerbe
Es war ursprünglich ein Dorf im See, das über eine Brücke mit Tenochtitlàn verbunden war. Es wurden künstliche Kanäle durch geflochtene Matten, Schlamm und durch Bäume, deren Wurzel nur nach unten wachsen, befestigt.
Hier gibt es über 2000 Tranjineros. Wir besteigen so ein buntes Boot. Dort bekommen wir von einer älteren Frau so etwas wie Reisfleisch, verschiedene Antojitos, Chicharròn (knusprige Schweinehautstückchen), natürlich Tortillas und Guacamole. Alles zusammen für 2 Personen MXN 310,- (ca. € 20,- ). Das Essen ist überraschend heiß und sehr gut. Sicherheitshalber nehmen wir auch noch Corona und Tequila als Abschluss.
Xochimilco ist ein Erlebnis, nicht nur für Touristen...
Wieder an Land gibt's was Lustiges: meine 1. Quittung über 3 Pesos für den Besuch einer Toilette!

Jetzt steht uns noch eine ca. 3 ½ stündige Busfahrt über die Autobahn Puebla Richtung Tlaxcala über die jungvulkanische Gebirgskette bevor. Der höchste Übergang liegt auf 3.160 m.

Popocatèpetel und Iztaccìhuatl

Popocatèpetel und Iztaccìhuatl

Nach einem Blick auf den Popocatèpetl und dem Iztaccìhuatl fahren wir durch ein Naturschutzgebiet mit Pinien. Die Bäume wachsen hier bis 4.000 m.

So um 17:00 herum verlassen wir den Bundesstaat Mexiko und kommen nach Puebla, der bekannt ist für seine Süßigkeiten aus Süßkartoffel, Kokos oder Amaranth. Mussten wir natürlich sofort beim nächsten Stopp probieren.

Nach der Schnellstraße sind wir im kleinsten Bundesstaat Mexikos: Tlaxcala "Ort der Maisfladen" mit dem inaktiven Vulkan Malinche (nach der Geliebten von Cortès benannt).
In Tlaxcala gibt es hauptsächlich Landwirtschaft und Viehzucht. Es liegt auf 2.200 m.

Um 18:00 checken wir im Hotel San Franzisco mitten im Ort ein. Nach einem Spaziergang durchs weihnachtlich - kitschig beleuchtete Kolonialstädtchen genehmigen wir uns noch ein Sandwich und ein Sol-Bier und lassen das Erlebte Revue passieren.

Mittwoch 26. 12. 2007

Nach einer verdammt kalten Nacht, Heizung hat auch nicht funktioniert, und einem Frühstück, dass uns überhaupt nicht geschmeckt hat treffen wir uns um 8:00 und erkunden zu Fuß TLAXCALA.

Franziskanerkloster

Franziskanerkloster

Unser erster Weg führt uns zur Kathedrale, ein Franziskanerkloster. 1537 Bau des Konvents und der Kirche. Es ist eine untypische Kathedrale, außen absolut unscheinbar, eher Renaissance, aber innen sehenswert - vermutet man nicht! Hier findet man eines der ältesten Taufbecken. 1520 wurden hier die vier mit Cortès verbündeten Häuptlinge umgetauft.
Gegenüber befindet sich eine Stierkampfarena wo noch immer jeden Sonntag 2 Stiere getötet werden.

Am Zocàlo ist der Palacio de Gobierno mit wunderschönen Fresken von dem tlaxcalischem Künstler Hernàndez Xochitiotzin (vor 2 Monaten verstorben). Er hat von 1958 weg bis zum Schluß an der Geschichte seines Volkes gearbeitet.

Kurz vor 10:00 geht es übers alte Haziendagebiet weiter zur Autostraße nach Puebla. Vorbei an Korallensträuchern, die entweder rote Blüten oder Blätter haben und dessen Früchte als Fleischersatz dienen. Weiters vorbei am VW-Werk (14.000 Angestellte, hpts. Export, deutsche Kolonie) und nach einer Stunde Fahrt über Unmengen von Topes ("Hupferl", Querschwellen) - Mexikaner sind anscheinend verrückt danach - kommen wir in PUEBLA an.
Puebla wurde auf Erlaß Kaiser Karls V gegründet. Es war die erste geplante Stadt, die nicht auf Resten gebaut wurde. Alle Straßen sind Einbahnstraßen! Die Stadt ist heute Weltkulturerbe und bekannt für seinen Baustil, den poblaner Stil (spanisch-arabischer Einfluß) mit den Azulejos (Kacheln).

Wir besichtigen die Kathedrale, 1649 eingeweiht, 1880 umgestaltet. Älteste Kuppel Mexikos, außen mit Kacheln verkleidet. Viel Zedern-, Eben- und Rosenholz.
Die Iglesia de Santo Domingo ist außen sehr schlicht und innen total mit Gold überladen. Die Kanzel der Hauptkirche besteht aus Onyx.

Nachdem wir jetzt ziemlich hungrig sind setzen wir uns vor ein Restaurant am Hauptplatz und bestellen auf Risiko. Es stellte sich dann aber als eines der besten Gerichte heraus die wir in Mexiko aßen. Wir hatten beide ein hauchdünnes, gegrilltes Rindfleisch mit Mole, weißem Käse und so was wie ein Chiligemüse, 2 Corona, 2 Espresso - MXN 322,- (ca. € 21,-).

Anschließend ein Spaziergang durch den Markt. Das ist Pflicht in jedem Land!
Gegenüber beim "Zuckerbäckerhaus" (wegen der Verzierungen so genannt) haben wir dann wieder die Gruppe getroffen und sind so gegen 14:15 weitergefahren.

Wir fahren Richtung Tehuacan , vorbei am Pico Orizaba, Richtung Sierra Madre del Sur. Interessant ist das Naturschutzgebiet mit Millionen von Kakteen, richtige Wälder! Die Kakteen werden hier ca. 120 Jahre alt, verholzen dann und sterben sehr schnell ab. Diese Kakteenwälder gibt's bis 1.600 m.

Nach unzähligen Serpentinen und 5 Stunden im Bus kommen wir endlich etwas außerhalb von OAXACA im Hotel Misiòn an.
An dieser Stelle müssen wir einmal unseren Chauffeur Josè loben. Außerdem ist jeden Morgen der Bus wieder perfekt (von ihm selbst) geputzt.

Donnerstag 27. 12. 2007

Nach einem mäßigen Frühstück und nicht allzu sauberen Zimmern besichtigen wir die Iglesia de Santo Domingo. Die Dominikanerkirche (pro Stadt war nur ein Orden zugelassen) wurde nach 200 Jahren Bauzeit 1666 fertig gestellt. Schlichte Fassade mit hohen Türmen auf Fels gebaut - Erdbebensicherer. Innen wieder goldgeschmückt und über dem Eingang befindet sich an der Decke ein Lebensbaum der von einer Marienfigur gekrönt wird. In der Kuppel über dem Chor sieht man die Heiligen des Ordens.

Vor der Kirche boten Straßenverkäufer Bilder und Lesezeichen aus Rinde (Ficus Cotinifolia) an.

Monte Alban

Monte Alban

Monta Alban - Richtung Südplattform

Monta Alban - Richtung Südplattform

Monta Alban

Monta Alban

Um 9:30 ging es weiter auf der Pan Americana in den Westen der Stadt. Nach einer halben Stunde waren wir bei der Ausgrabungsstätte Monte Albàn "Weißer Berg". Der Name stammt vermutlich von den weißen Prunkwinden die hier an den Hängen wachsen. Es ist eine Stätte der Zapoteken, aber bereits die Olmeken begannen die Spitze des Berges abzutragen um eine Kultstätte errichten zu können.
Der Jurist Alfonso Caso betrieb hier 18 Jahre lang Ausgrabungen, die er nur aus Eigenmittel finanzierte. Er wurde wegen seines Aussehens mit Brille "Tlaloc" (Regengott) genannt.
Es gibt einen in Nord-Süd-Richtung verlaufenden immensen Hauptplatz, Wohnstätten im Palaststil mit offenem Innenhof mit Küche und auch zum Regenwasser auffangen. Weiters Obsidianwerkstätten und ein Observatorium. 2x im Jahr, bei Höchststand der Sonne, fällt das Sonnenlicht zur Mittagszeit durch einen Schacht in eine Kammer. Wurde vermutlich benutzt um der Sonne zu opfern.
Die Steine der Gebäude werden mit Mörtel aus Pflanzensaft und Kautschuk zusammengehalten.
In Monte Albàn sind Gräber mit Ost-West-Ausrichtung - die Toten schauen in die aufgehende Sonne.
Berühmt sind auch die Los Danzantes - Reliefplatten mit seltsam verrenkten Menschen, vermutlich Kriegsgefangene.
Wir kraxeln natürlich wieder auf die Südplattform und verschaffen uns einen Überblick - Monte Albàn ist sehenswert.

Kirche Santo Domingo

Kirche Santo Domingo

In der Mittagshitze fahren wir zurück in die Innenstadt von Oaxaca und gehen ins Restaurant "La Casa della abuela", also zur Oma essen. Wir haben einen Tisch alleine direkt am offenen Fenster im 1. Stock mit Blick auf den Zocàlo und auf die Kathedrale.

Gegessen wird natürlich ein Spezialitätenteller aus der Region, sicherheitshalber 2 Mescal und 3 Morelo (war ja heiß).Dunkles Bier schmeckt super in Mexiko. Diesmal haben wir den Ausblick mitbezahlt - MXN 515,- (ca. € 32,-). Unbedingt reinschauen...

Markthalle von Oaxaca

Markthalle von Oaxaca

Oaxaca hat auch eine große Markthalle mit Fleisch, Kitsch, Imbissständen mit Früchten, Chapulines (Heuschrecken),.... Hier gibt's auch Stände mit extrem gelben Hühnern. Die Farbe kommt vom Orangensaft um sie haltbarer zu machen.

Gegen 18:00, nach Wasser kaufen und Geldwechsel, fahren wir zurück zum Hotel. Müde; aber wieder ein schöner Tag!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mexiko – Land der Traditionen, Sprachvielfalt und unaussprechlichen Namen, Tempelanlagen, unaufdringlichen Souvenirverkäufern, Mole und Chapulines, Coca Cola, VW Käfer, Topes,…….
Details:
Aufbruch: 23.12.2007
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 06.01.2008
Reiseziele: Mexiko
Der Autor