Beluga geht durchs Nadelöhr 2

Reisezeit: Mai - Oktober 2004  |  von Doris Sutter

Dardanellen

Die Dadanellen, 65 km lang, bis zu 6,5 km breit, früher Hellespont, türkisch Canakkale Bogazi, verbinden das Ägäische Meer mit dem Marmarameer. Sie bilden eine natürliche Grenze zwischen Europa und Asien.

Gegen Mittag, wir sind bereits im Trichter der die Dardanellen einleitet, bläst uns ein strammer Westwind brutal ins Gesicht. Innerhalb von 10 Minuten krönen sich die Wellen mit Schaum. Nach einer halben Stunde sind sie bereits einen Meter hoch, knallen gegen Belugas Rumpf und der Wind trägt die Gischt bis zu den Windschutzscheiben. Wären wir 30 Seemeilen zurück, wir hätten wieder 2 bis 3 m hohe Wellen gegen uns.
Noch mal Glück gehabt.

In Canakkale scheint uns das Glück endgültig zu verlassen. Als Manfred das C-Map-Modul der Ägäis einlegt, stürzt der Kartenplotter ab. Das Modul ist defekt und hat wahrscheinlich den Plotter beschädigt. Ohne Plotter haben wir keinen 100%igen Kompass. Der Magellan, der uns als Hilfskompass dient ist gleichzeitig ausgefallen und findet keinen Satelitten mehr. Wahscheinlich hat er das Gestampfe durch die Wellen nicht verkraftet.
Jetzt sind wir erst mal ratlos.
Hilfe kommt von Land. Güman, der hier einen Bootservice betreibt, besorgt uns einen neuen Magellan. Eine deutsche Seglercrew überläßt uns eine Seekarte. Mit dem Kühlschranktrick, mit dem wir jahrelang die Autocomputer ausgetrickst haben, gelingt es Manfred den Plotter wieder gangbar zu machen. Ein neues C-Map-Modul für die Ägäis ist leider nicht aufzutreiben, doch der Plotter lädt wenigstens den Chip des Thyrrenischen Meeres. So gerüstet, mit dem Plotter, der die Weltkarte und somit die Hauptzielrichtung zeigt, dem neuen Kompass, der Karte der Segler und unserem Hafenhandbuch kommen wir schon ein Stück weiter.
Kämen wir, wenn nicht der Windgott alle seine Kräfte mobilisieren würde, um uns hier festzuhalten. Für eine volle Woche ist Sturm gemeldet und nagelt uns hier fest.
Durch den Zirkus beim Einklarieren gewarnt, erkundigt sich Manfred, wie das mit dem Ausklarieren hier so abläuft, denn unsere nächste Station liegt in Griechenland.Auch hier die Prozedur auf drei verschiedenen Ämtern in der Stadt äußerst umständlich. Natürlich versucht sofort die Hafenmafia einzusteigen. Für 100 $ würden uns alle Wege abgenommen. Jeder in diesen armen Ländern scheint der Meinung zu sein Bootsfahrer wären, wie sie in türkischen Lira, alles Dollar-oder Euro-Millionäre.

Die Prozedur des Ausklarierens:
Es werden drei Stempel auf dem Transitlog benötigt. Der offizielle Hafenmeister muss geweckt werden. Er weiß von nichts, schickt Manfred zum Zoll. Der Zoll schickt Manfred zurück zum Hafenmeister, erst ist dieser Stempel fällig. Der Hafenmeister stempelt. Zurück zum Zoll stellt dieser fest, dass der falsche Stempel an der falschen Stelle sitzt. Zurück zum Hafenmeister richtigen Stempel an der richtigen Stelle holen. Jeder Weg ca. 2 km. Zoll und Ausländerpolizei, auch 2,5 km auseinander, stempeln erst, wenn man ablegen will, sonst dürfen wir nicht mehr von Bord. Also noch warten. Polizei und Zoll ist angeblich rund um die Uhr erreichbar. Abends um 6 wagt Manfred einen neuen Anlauf und die restlichen beiden Stempel werden problemlos erteilt. Obwohl wir jetzt in der Türkei ausklariert haben, gehen wir noch ins Restaurant.

Als wir um halb sechs aus dem Hafen tuckern, hilft EOS, die Rosenfingrige, gerade der Sonne ihren Weg nach oben zu finden

Als wir um halb sechs aus dem Hafen tuckern, hilft EOS, die Rosenfingrige, gerade der Sonne ihren Weg nach oben zu finden

© Doris Sutter, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Bootstour die Donau abwärts findet ihr im ersten Teil. Vom Donaudelta quer durchs Schwarze Meer führt uns unsere Heimreise durch den Bosporus, das Marmarameer, die Dardanellen, quer durch die Ägäis,rund Griechenland, die Straße von Korinth,wie auch die Straße von Messina, die italienische Westküste entlang, an der Cote d'Azur vorbei in die Rhone. Hier folgt der 2. Teil
Details:
Aufbruch: Mai 2004
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: Oktober 2004
Reiseziele: Schwarzes Meer
Bulgarien
Türkei
Griechenland
Straße von Korinth
Ionisches Meer
Italien
Frankreich
Der Autor
 
Doris Sutter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Doris sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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