Schwarzes Meer
Unsere Bootstour die Donau abwärts findet ihr im ersten Teil.
Vom Donaudelta quer durchs Schwarze Meer führt uns unsere Heimreise durch den Bosporus, das Marmarameer, die Dardanellen, quer durch die Ägäis,rund Griechenland, die Straße von Korinth,wie auch die Straße von Messina, die italienische Westküste entlang, an der Cote d'Azur vorbei in die Rhone.
Hier folgt der 2. Teil
Schwarzes Meer
Die Griechen nannten es Pontos Euxinos, das friedvolle, das gastliche Meer. Doch es soll seinen Namen daher haben, weil so viele schwarze Wolken Schatten auf das Wasser werfen.
Das Schwarze Meer ist ein reines Binnenmeer, ein Nebenmeer des Mittelmeeres, mit diesem verbunden durch den Bosporus. Es ist 1200 km lang, 610 km breit und an der tiefsten Stelle ist es 2135 m tief.
Das Wasser des Schwarzen Meeres ist nicht sehr salzhaltig, da so große Ströme wie Donau, Don und Dnjepr jährlich ca. 400 Kubikkilometer Süßwasser einbringen und über den Bosporus nur 193 Kubikkilometer Salzwasser eindringen. Der halbtägige Tidenhub von 11 cm ist belanglos. Das Schwarze Meer ist bekannt für seine heftigen Stürme und unruhige See. Und noch eines, das Schwarze Meer ist schwarz. Egal wie blau und wolkenlos der Himmel auch sein mag, das Wasser sieht immer fast schwarz aus. Wie die Römer und Griechen auf die Idee kamen dieses Meer gastlich und friedvoll zu nennen, ist mir ein Rätsel. Ich weiß heute auf jeden Fall, wo Schmittchen Schleicher seine elastischen Beine her hat.
30.6. Constanza
Die Behörden in Sulina machen uns einen Strich durch unseren Zeitplan, denn wir wollten um 6 Uhr aufbrechen. Wir benötigen eine Abfahrtgenehmigung nach Constanza. Drei Vertreter von Capitania, Ausländerpolizei und Grenzpolizei kommen nochmals zu einer kurzen Revision und dem üblichen Papierkrieg und Stempelwahnsinn an Bord. Leider beginnen sie ihre Tagwerk erst um 8, so dass wir erst um 8.30 ablegen können.
Ein nächtlich starkes Gewitter mit extremem Regen hinterlässt uns morgens noch kräftigen Wind und starke Bewölkung. Der Wetterbericht verspricht Besserung und das Barometer steigt. Doch der Himmel sieht immer noch aus, als wolle er gerade auf die Erde fallen. Windstärke 4 - 6, ablandiger Wind, das sollte uns keine Probleme machen.
Am Ende des 8 km langen Molendammes umrunden wir die Fahrwassertonne und der erste Brecher erwischt uns breitseits.
Wellenberge walzen heran und werfen uns von einer auf die andere Seite.
An der Reling klammernd turne ich nach unten. Wir hatten gerade mal 2 Monate Zeit um uns auf die Fahrt im Schwarzen Meer vorzubereiten. Wer denkt da an so Nebensächlichkeiten wie Kerzen auf dem Tisch oder Wasserkocher oder gar die Klemmen für die Türen anzubringen, damit sie nicht aufspringen.
Auf Händen und Knien beseitige ich das Chaos so weit wie möglich. Mein Magen beginnt mit einer nie gekannten Frühgymnastik, hängt entweder zwischen Brust und Zwerchfell oder zwischen Eierstock und Blase. Beluga rollt und stampft. Der Himmel lichtet sich, wird blauer, die Wolken ziehen sich zurück. Wir fahren jetzt weiter unter Land, die Wellenberge sind nicht mehr so hoch, die Bewegungen des Bootes werden ruhiger. Mein Magen krabbelt zurück an seinen angestammten Platz.
Die Küstenlinie macht einen Bogen, den wir nicht ausfahren können, sonst kommen wir in die Nacht. Je weiter wir uns von der Küste entfernen, desto stärker wird der Wind und höher die Wellen. Die Welt um uns ist ständig in Bewegung. Wohin das Auge auch blickt Schaumkronen, Wellen, Bewegung. Das Schiff bewegt sich ohne Unterlass. Hinter uns wachsen mit schwarzen Füßen dichte Wolkenberge aus dem Meer. Ihre Köpfe sind strahlend weiß, als wollten sie von den tief schwarzen Füßen ablenken. Sie finden sich in Schlieren zusammen, als würden sie sich die Hände geben. Lauern hinter uns wie ein Wolfsrudel, warten auf den kleinsten Fehler. Meine Finger sind schon ganz steif vom klammern des Geräteträgers.
Vor Gericht und auf See ist man in Gottes Hand. Ich wäre jetzt lieber vor Gericht, mit dem Richter könnte ich debattieren. Ich habe die Power einer ausgezutzelten Weißwurstpelle.
Dünung von gestern, Dünung von heute und Wellen aus allen Richtungen. Kein klares, sauberes Wellenbild. Gewell von allen Seiten. Richtige Klauen aus Wasser greifen zu. Beluga weiß überhaupt nicht wie sie ihren Weg finden soll. Dieses dumpfe, bittere Gefühl absoluter Ohnmacht und ausgeliefert sein an unheimliche Mächte, ist übel.
Endlich steigt aus dem Dunst die Küstenlinie auf. Unter Land nimmt die Dünung wieder ab. Port Tomis von Constanza liegt vor uns. Um 19.30 legen wir endgültig an der Hafenmole an. Vier verschiedene Uniformierte kommen an Bord, der letzte um 22.30 Uhr.
Port Tomis von Constanza am Schwarzen Meer
Constanza hat wie jede große Hafenstadt einen ganz eigenen Flair. Ist das noch Europa oder schon der Orient?
Die Silhouette der Stadt wird bestimmt von Hafenkränen, orthodoxen Kuppeln, Kirchtürmen und dem Minarett der Moschee.
Das unbestreitbar schönste Gebäude von Constanza ist das Casino
02.7. Mangalia
Morgens um 6 säuselt ein zartes Lüftchen durch den Hafen. Um acht ist es immer noch ein zartes Lüftchen, aber es säuselt nicht mehr. In 10 Minuten sollen wir unsere Auslaufgenehmigung erhalten. Balkanzeit. Bis wir endlich wegkommen ist es kurz vor 10. Jetzt ist das Lüftchen nicht mehr zart. Eine kräftige Brise weht uns aus dem Hafenbecken. Hinter der Abdeckung der Hafenmole jagen 4 Windstärken aus Süd-südwest auf uns zu. Trotz Südwind, der Wind ist kalt.
Heute sind wir gerüstet. Die Schränke sind gesichert, alles was rutschen und fallen kann ist verstaut oder verklemmt.
Einmeterfünfzig hohe Wellen springen uns entgegen.
Um 11 hat der Wind aufgefrischt auf 5 Windstärken, die Wellen sind 2 bis 2,5 m hoch. Wir fahren Schiffschaukel in den Wellenbergen. Auf der Dünung brechen sich kleine Wellen mit Schaum vorm Maul. Der Wind reißt sie ihnen schlierig weg. Gischt spritzt bis zu unseren Winschutzscheiben.
Um 12 blasen uns satte 6 Bft. fast vom Schiff. Die Wellenberge 3 m. Der Wind pustet den Schaum in langen Schlieren an uns vorbei. Das Wasser ist mehr weiß als schwarz. Blau ist es schon lange nicht mehr, trotzt des glasig blauen Himmels.
Um eins ist jede siebte Welle ein Monster.Es ist längst keine Gischt mehr, es ist Wasser kübelweise, das bis über unser Verdeck spritzt.
Die Hafeneinfahrt von Mangalia liegt vor uns. Wir müssen die Einfahrtboje umrunden. Eine volle Breitseite erwischt uns, lasst Beluga Lage schieben wie ein Segelboot. Manfred legt die Hebel auf den Tisch um noch schlimmere Krängung zu vermeiden. Selbst im Hafen ist der Schwell noch schlimm. Wir werden wohl oder übel einige Tage ausharren müssen um anderes Wetter abzuwarten.
Mangalia der letzte Hafen in Rümänien
Aufbruch: | Mai 2004 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2004 |
Bulgarien
Türkei
Griechenland
Straße von Korinth
Ionisches Meer
Italien
Frankreich