Trust me, it's paradise.

Seit sechs (!) Monaten planen, sparen und fiebern wir. Die meisten Impfungen sind schon gemacht (Diphterie, Tetanus, Polio-Auffrischung, Tollwut, Hepatitis A&B), das Geld ist zum größten Teil verdient und wir zählen die Tage, bis es endlich, endlich losgeht. Am 11. August (heute in 6 Wochen) fliegen wir über Abu Dhabi mit Etihad Airways nach Bangkok. Die ersten paar Tage wollen wir im Marco Polo Hostel nächtigen. (350 Bht./Nacht).
In den Semesterferien im Frühjahr haben wir gearbeitet, um uns das Geld für die Reise zu verdienen. Und ja, es war hart verdient. Schichtarbeit, 3 Wochen, 9 Stunden am Tag, Fließband. Für verwöhnte Studenten mit 3 1/2 Semesterwochenstunden ist das extrem hart. Besonders das Aufstehen nachts um 03.00! Aber umso stolzer waren wir, als es endlich vorbei war und wir nun 75% unseres Budgets (ca. 1000€) verdient hatten. Wir haben ungefähr 20-22 € pro Tag eingeplant plus eine Pauschale für SHOPPING (Lisa) und NOTFÄLLE (Nils).
Beim schreiben dieses Berichtes werden wir uns abwechseln und unter unsere jeweiligen Beiträge unsere Namen setzten, damit ihr wisst, welchen Klugscheißer ihr da vor euch habt. (Das sind wir nämlich beide.)
(Lisa)

Lisa hat in den vergangen sechs Monaten, es kommt mir vor als seien es Jahre gewesen, gefühlte acht Trilliarden Reiseführer gelesen. Die ganzen Reiseberichte und Forumsbeiträge, die sie in sich aufgesogen hat, kann ich gar nicht aufzählen. Lisa weiß mehr über Thailand als jeder Thai.
"Nils, wie heißt der Fluß durch Bangkok?" - "Irgendwas mit C?"
Und da sie nicht klein beigegeben hat, bis ich nachts aufschrecken kann und laut "Chao Phraya" rufe, kenne ich mich inzwischen doch ganz gut aus.

Während die meisten Reiseführer aus der örtlichen Bücherei ausgeliehen wurden, haben wir uns für den Kauf des Loose Reiseführers über Süd-Thailand entschieden. Ein Lonely Planet wird bestimmt noch folgen. Obwohl Lisa eigentlich alles auswendig weiß, nehmen wir lieber etwas Informationsmaterial mit. Was passiert, wenn Lisas Kopf von einer Kokosnuss getroffen wird und ich Koh Lipe mit Koh Tao verwechsle?
(Nils)

Warum fahren wir eigentlich nach Thailand?
Das kam so. (So fangen die guten Geschichten immer an...)
Nach meinem Abi 2006 wollte ich mit einer Bekannten eine große Rucksacktour machen und die Welt entdecken. Hurra, Euphorie, wir fahren nach Thailand. Naja. Dann hat sie abgesagt. Und ich war zu feige, allein zu fahren. Hatte Angst. Kannte keine Reisepartner-Seiten. Und überhaupt. Ich war beleidigt. Hab von dem Geld einen Laptop gekauft (dieser, auf dem ich gerade schreibe) und angefangen, zu studieren. Und damit unheimlich viel Geld für Ausgehen, Klamotten, Essen, Schuhe usw. ausgegeben. Sparen fand ich scheiße und unnötig.
Doch im November 2007 kam es über mich. Ich lag tagelang im Bett und haderte mit meinem saarländ(l)ischen Dasein. Ich war wirklich krank. Ich hatte eine unglaubliche, schmerzliche Sehnsucht nach Weite, Palmen, Meer, andere Menschen, Abenteuer, Exotik, Asien! Ich war unausstehlich. Ich hab genervt und mich selbst bemitleidet. Und ich habe eine Entscheidung getroffen: Dieser geplante Trip von damals, der steckt noch in mir drin. Ich werde diese Reise machen. Koste es, was es wolle (das wollte ich schon immer mal sagen). Und dann fing ich an zu sparen und habe mir auch seitdem nur 3 paar Schuhe gekauft. Und war nicht mehr im Kino. Und nicht mehr im Schwimmbad. Mein Mitbewohner, der Nils, hatte gar keine Wahl als mitzureisen. Ich habe massenhaft unfaire mündliche Knebelverträge mit ihm abgeschlossen, á la: "Wenn du nicht mitfährst, dann sind wir keine Freunde mehr" usw. Hat aber funktioniert!

(Lisa)

Warum fliege ich nach Thailand?
Nun ja, meine Geschichte ist nicht so lang und weniger aufreibend. Es hat natürlich etwas mit den angesprochenen Knebelverträgen zu tun. - Nein, hat es nicht! Lisa hat mich angesteckt. Sie hat mich gefragt, ob ich mit ihr verreise. Weit weg; ganz weit weg; Thailand. Zuerst habe ich gelacht, dann habe ich sie angeschaut und den tiefen, ernsten Willen in ihren Augen gesehen. Ich habe geschluckt, wenig nachgedacht, ja gesagt und war direkt mit drin im Longtailboot nach Thailand.
Auch wenn ich mich damit als unkritischer, naiver Farang oute, hat 'The Beach'(Buch und Film, aber eher Buch) schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Weiße Sandstrände, klares Wasser, Hängematten unter Kokosnusspalmen. Das will ich auch.
Natürlich bin ich aber nicht ganz so schlimm von dieser Hollywood-Ästhetik geblendet. Riesige Buddahstatuen, Mönche, Gaeng Phed Gai, Nightmarkets. Ich möchte den Wusel Bangkoks, die Stille der Tempel und die beeindruckenden Regenwälder, nicht nur sehen, sondern erleben.
Nennt mich leichgläubig, aber ich suche das Abenteuer. Mein Abenteuer, unser Abenteuer. Und ich denke, das finde ich in Thailand. Ich bin schon viel in Deutschland rum gereist, kenne fast alle Bahnhöfe im Saarland (dazu vielleicht ein anderes Mal mehr...). Von der restlichen Welt habe ich noch zu wenig gesehen. Deswegen wird das mein Abenteuer. selbstfindung ist ein großes und pathetisches Wort. Aber ich hab es ja jetzt geschrieben. Vielleicht finde ich ja gar nicht mich selbst, sondern jemand ganz anderen.
(Nils)