...lului - transsilvanische Verwirrungen
Schatee
Ich probiere die erste Telefonnummer. Keine Verbindung unter dieser Nummer. Zweite Telefonnummer. Da ist niemand. Also die Nummer, die mir die AUA gegeben hat. Man spricht englisch, weiß aber nichts. Dafür bekomme ich eine weitere Telefonnummer. Der Mann spricht wenige Brocken Englisch und weiß auch nichts, hat jedoch eine weitere Telefonnummer. Ob das der Fahrer ist? The driver, yes. Nun denn, da mir fad ist, rufe ich also auch diese Nummer. Am anderen Ende spricht man außer rumänisch nur noch rumänisch. Ich versuche es mit meinen wenigen Brocken Italienisch, die ich kann, wechsle ein wenig ins Französische. Nichts, die Antworten sind immer rumänisch. Bagasch verstehen wir beide. Immerhin. Seines wird sich bestimmt anders schreiben als meines, aber wir telefonieren schließlich nur. Ora schatee. Ora ist soweit klar, heißt sicher Uhr. Schatee? Ein weiterer Wortschwall auf rumänisch. Ora Schatee. Ich lege auf. Schatee? Ich gehe alle romanischen Sprachen durch, das einzige, was irgendwie ähnlich klingt, ist quatre, quatro, also vier. Elfi bringt mir einen Sessel und ich setze mich vor die Tür des Bischofspalais. Diese Stunde kann ich schon warten, kein Problem.
Um vier löst mich Elfi ab und ich erforsche mit Manfred und Sabine die Unterstadt. Um halb sechs sitzt Elfi immer noch vor der Tür und ich rufe meinen rumänischen Fahrer wieder an. Er ist sehr ungehalten und blafft mich übers Telefon auf rumänisch an. Ora schasee brüllt er mich an. Ora schatee? frage ich zurück. Ein langer Wortschwall, der mit ora schasee endet. Ich lege auf und wir beschließen, uns in den benachbarten Schanigarten der Pizzeria zu setzen. Ich frage den Kellner, was schasee heißt. Er glotzt mich verständnislos an. Ora schasee? What does ora schasee mean? Er holt seine Kollegin. Ich zeige ihr, dass sie zählen soll. One, two, three, four... Ja Mädl, Du kannst auf Englisch zählen, brav, ich will aber wissen, wie die Zahlen auf Rumänisch heißen! Nachdem ich das dritte Mal mit den Fingern zähle und den Kopf schüttle, wenn sie englisch mitzählt, kapiert sie endlich, dass sie rumänisch zählen soll.
Unu, doi, trei, patru, cinci, sase. Na also, geht ja! Schasee heißt also sechs, das wäre jetzt geklärt.
Um sieben noch immer weit und breit keine Tasche. Ich finde im Reiseführer endlich, dass doch die rumänischen Zahlen abgedruckt sind. Nicht am Anfang oder Ende des Buches, wie sonst üblich, sondern irgendwo mittendrin.
Ja, sase heißt sechs. Sapte gibt es auch und heißt sieben. Ok, er war um sechs nicht da, und jetzt um sieben auch nicht, also bestellen wir erst einmal was zu essen. Es hat zwar immer noch 30 Grad im Schatten und mir wäre ein Bier Recht, aber Elfi will Wein dazu. Ich schau mit meiner Fernbrille auf die Speisekarte. Vine. Glass 150 ml 4 Lei, bottle 250 ml 5 Lei. Ich meine, das ist natürlich billiger, wird wohl ein Stifterl sein, und bestelle zwei, indem ich dem Kellner auf die Speisekarte zeige.
Zehn Minuten später kommt der Kellner mit zwei Heferln und stellt sie uns auf den Tisch. Suppe? Tee? Nein, Glühwein! Wunderbarer Glühwein bei 30 Grad im Schatten. Ich greife zur Speisekarte und schiebe meine Brille nach oben: Glass 150 ml, mhm, boiled 250 ml. Boiled, nicht bottle. Super. In der Pizzaküche wälzen die sich wahrscheinlich lachend am Boden.
Kurz nach halb neun sieht Sabine gerade noch einen Schatten mit einem großen Sack. Der Schatten ist der Zustelldienst, und im Sack ist Elfis Reisetasche. Weder sase noch sapte ist halb neun, aber wie auch immer, ein Abendspaziergang und ein Schleckeis gehen sich vorm Schlafengehen noch aus.
Aufbruch: | 02.07.2008 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 11.07.2008 |