Miami Vice trifft Cool Runnings
Key West
25.11.2008
Schluss mit der Faulenzerei ! Für heute habe ich mir einen Ausflug mit Miami Nice Tours bereits via internet von zuhause aus gebucht. Die Befürchtung, mit 38 Senioren in einem Bus zu sitzen, bewahrheitet sich nicht. Nach einem älteren Ehepaar bin ich dann schon die Nächstälteste und insgesamt sind wir nur zu zwölft. Der Fahrer heißt Juan, in dieser kubanisch-dominierten Stadt, kein Wunder. Es wird fast mehr spanisch, als englisch gesprochen.
Wir machen uns auf den Weg nach Key West. Nach 2 Stunden gibt es einen Frühstücks-Stopp. Oh Gott, bei Mc Donalds. Was gibt es schlimmeres, als Frühstück bei Mc D. ? Ich gönne mir das Deluxe-Breakfast, aber tut mir leid, um 9.00 Uhr morgens kriege ich noch keinen Burger, hash-browns usw. runter, der Kaffee ist gut ! Und der O-Saft auch.
Egal, mein Problem. Die Keys selbst sind im Vorbeifahren nicht wirklich der Hammer, da müsste man sicherlich die US1 verlassen, um das Schöne zu sehen. Das hätte man mit dem eigenen Fahrzeug machen können, das wäre der Vorteil gewesen. Es zieht sich. Motel an Motel, Fastfood-Restaurants, Tankstellen und riesige Anlagen, wo es Boote ohne Ende zu kaufen, zu mieten oder unterzustellen gibt. Wir erfahren, wie das Prozedere ist, wenn ein Hurrikan im Anmarsch ist: Die Leute müssen die Keys verlassen, sie haben keine Wahl. Es gibt Schutzräume für Tiere, aber die Menschen müssen weg.
Wir überqueren die seven-mile-bridge und dann dauert es nicht mehr lange, bis wir endlich Key West erreichen.
The conch republic - Key West hat tatsächlich mal einen Versuch unternommen, die Unabhängigkeit von den USA zu erklären - ein nicht ganz ernstgemeinter Versuch...
Dies ist nicht der berühmte "conch-train", sondern eines der Konkurrenz-Unternehmen, mit denen man ganz bequem Key West "entdecken" kann.
Kaum ausgespuckt aus dem Bus, stehe ich vor einer der ultimativen Sehenswürdigkeiten Key Wests: Sloppy Joe´s ! Es ist eine Bar, nicht mehr und nicht weniger...
Aber absolutes Pflichtprogramm für einen Hemingway-Fan, wie mich ! Der Schriftsteller Ernest Hemingway hat hier auf Key West lange gelebt und die Bar des genialen alten Säufers war das Sloppy Joe´s, wo er vermutlich in Zeiten der Wirtschaftskrise damals der einzige zahlende Gast war.
Heute schlittern wir ja gerade wieder in eine Weltwirtschaftskrise, aber der Unterschied ist, dass heute in Sloppy Joe´s Bar jeder Gast gnadenlos um 7,75 USD für einen Cocktail aus dem Plastikbecher erleichtert wird. So auch ich. Irgendso ein Strawberry-Rum-Punch-Daiquiri wird vor mir auf den Tresen geknallt und ich knalle einen 10-USD-Schein zurück.
2 riesige Kreuzfahrtschiffe der Carnival Cruise Line liegen im Hafen und so sind ca. 5000 Kreuzfahrer über Key West zu diesem Zeitpunkt hergefallen. Es herrscht Hochbetrieb ! Nichtsdestotrotz braucht man im Sloppy Joe´s keine 10 Sekunden auf seinen Drink zu warten. Und Live Musik gibt´s auch.
Oh, verwackelt, aber wahrscheinlich war ich zutiefst berührt vom "star-spangled-banner". Wir lauschen der amerikanischen Nationalhymne zu Ehren eines world-war-II-Veteranen aus Michigan an Tisch 3.
Mein Becher ist leer und ich verlasse die Bar. Hemingway hatte insgesamt 3 Lieblingsbars, die beiden anderen befinden sich in Havanna auf Kuba. Beide hatte ich bereits vor einigen Jahren besucht und auch diese beiden sind voll von Touristen, aber sie haben sich doch weit mehr Flair bewahrt. In der "Bodeguita del Medio" und im "El Floridita" sind die Mojitos und Daiquiris auch teuer, aber die Athmospäre ist authentischer, man bekommt seinen Drink in einem richtigen Glas und die Barkeeper haben sogar Zeit für einen kleinen Schwatz...
Weiter geht´s, zu Fuß die Duval Street im historischen Distrikt von Key West hinunter zum südlichsten Punkt der kontinentalen USA, denn Hawaii ist natürlich südlicher gelegen.
Ich laufe zurück über die Whitehead-Street und stehe kurze Zeit später da, wo ich unbedingt hineinwill !
Vielleicht gibt es interessantere Museen in Key West, als Hemingways Haus für alle, denen sein Name nichts sagt. Für mich ist es the one and only ! Ein wunderschönes Haus, gelegen in einem tollen Garten, gekauft vom reichen Onkel seiner 1. Frau für 8000 USD. Ernest Hemingway hatte eine Katze namens snowshoes, die einen genetischen Defekt hatte, sie hatte 6 Zehen bzw. Krallen an jeder Pfote. Die Nachfahren dieser Katze leben noch heute auf diesem Grundstück und die meisten sind sterilisiert, nur diejenigen, die den Gen-Fehler ebenfalls haben, dürfen und sollen sich vermehren. Es leben ca. 60 Katzen auf dem Gelände und sie werden gehegt und gepflegt. Da ich auch ein Katzen-Liebhaber bin , eine zusätzliche Attraktion für mich...
Dies ist Archibald McLeash, alle Katzen sind nach Freunden und Bekannten E.H.`s benannt. Archibald war ein guter Freund und die Katze Archibald darf selbstverständlich auf seinem Bett schlafen.
Hemingways Frau fand es gar nicht lustig, aber E.H. war der Meinung, dass das aus der Bar zwecks Erneuerung herausgerissene Pissoir ihm gehören würde, weil er durch eben dieses Klo eine Menge Geld gespült hatte und nahm es einfach mit nach Hause, um es im Garten aufzubauen. Heute ist es eine Katzentränke...
Das Haus des genialen und gleichzeitig depressiven Abenteurers, Journalisten und Literatur-Nobel-Preisträgers, begeisterten Anglers und Säufers E.H., der sich am Ende eine Kugel durch den Kopf jagte, ist für mich eine tolle Besichtigung. Ich halte mich recht lange auf dem Gelände auf und erwerbe am Ende im unvermeidlichen Souvenirshop ein Foto von ihm mit einem gerade geangelten riesigen Schwertfisch.
Der Besuch in Hemingways Haus ist für mich das absolute Highlight von Key West !
Zurück im touristischen Bermuda-Dreieck von Key West´s Zentrum, entdecke ich, dass es soviel leerer und ruhiger geworden ist. Ich gehe der Sache mal nach - zum Kreuzfahrt-Pier. Und bekomme die Antwort: Ein Kreuzfahrer verschwindet bereits am Horizont und das andere Monsterschiff legt gerade ab. Es kehrt Ruhe ein in Key West ! So ca. 5000 Menschen weniger auf kleinstem Raum machen eine Menge aus ! Ich widme mich dem shopping in nunmehr nicht mehr völlig überfüllten Läden. Und verspüre Hunger. Ein nettes Restaurant ist schnell gefunden und die Barkeeperin ist sehr nett ! Ihrer Empfehlung, was ich essen soll, bin ich allerdings nicht gewachsen: Der Salat ist ein ganzes Gewächshaus auf einem Teller ! Ich schaffe nicht 1/3 davon.
Noch immer bin ich nicht ganz durch mit Key West. Pappsatt begebe ich mich an den Mallory Square, da tobt allabendlich das Leben. Diesen Zeitpunkt würde ich verpassen, aber wie es so ist: Ostern beginnt bereits im Februar und Weihnachten im Oktober, also beginnt der tägliche hype um den Sonnenuntergang in Key West auch schon um 16.00 Uhr...
Nach einer langen Fahrt und Stopp diesmal bei Freund Burger King bin ich gegen 21.00 Uhr zurück im Beach Plaza Hotel in Miami und todmüde. Es war ein toller Tag !
Aufbruch: | 22.11.2008 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 07.12.2008 |
Jamaika