Italien 2008 -Toskana-Umbrien-Marken mit dem Motorrad

Reisezeit: September / Oktober 2008  |  von Uschi Agboka

Montalcino - Castiglione del Lago

Montalcino - Pienza - Lago di Trasimeno - Mantignana - Citta della Pieve - Castiglione del Lago

Fortezza  in Montalcino

Fortezza in Montalcino

Blick von Montalcino ins Tal - hier muss man gut zu Fuß sein!

Blick von Montalcino ins Tal - hier muss man gut zu Fuß sein!

10. Tag 01.10.2008 Cinigiano - Montalcino - Pienza - Lago di Trasimeno - Mantignana

Heute starten wir zu der zweiten Etappe unserer Reise. Unser neues Zuhause für die nächsten Tage liegt in Umbrien: Mantignana, in der Nähe von Perugia. Wie immer habe ich Reisefieber, stehe daher um 8 Uhr auf und packe unsere Sachen. Um 9 Uhr frühstücken wir zum letzten Mal auf der Terrasse, in Begleitung unserer Katzenfamilie, die uns sicher vermissen wird, denn wir haben sie ganz schön verwöhnt. Gegen 10 Uhr fahren wir los. Unser erster Halt ist Montalcino (übersetzt: Steineichenberg), ein malerischer Ort mit ca. 5.000 Einwohnern. Die Böden, die Lagen und das Klima begünstigen den Weinanbau. Das Topprodukt, der "Brunello di Montalcino" machte den Ort weltberühmt. Dieser Wein zählt zu den teuersten Spitzenweinen Italiens. Der vermutlich von Etruskern gegründete Ort liegt auf einem Hügel an der alten Frankenstraße. Die Herrschaft über Montalcino hatten sowohl Florenz als auch Siena. Die Sienesen bauten die Fortezza (Festung), die wir uns anschauen. Von hier hat man einen traumhaften Blick über die Landschaft mit ihren Weinbergen. Unser Motorrad mit Gepäck haben wir vor einer kleinen Bar geparkt, die Bedienung hält ein Auge darauf, obwohl sie uns versichert, in Montalcino gibt es keine Diebe. Wir laufen durch die malerische Altstadt, dann geht es steil einen Berg rauf. Oben sehen wir uns den Dom an. Es gibt viele hübsche kleine Läden, nicht überteuert. An den Be-schriftungen sieht man, dass viele Besucher Englisch sprechend sind. Trotzdem sind die Preise günstig, was uns verwundert, denn normalerweise sind diese in den Touristenhochburgen sehr hoch. Die Landschaft, die wir nun durchfahren, ist auch wunderschön. Es geht über S. Quirico bis Pienza, ein typischer Touristenort. Sehr voll, viele unfreundliche Touristen, hauptsächlich Deutsche und sehr sehr unfreundliche Polizisten! So machen wir nur kurz Halt, um einen Kaffee zu trinken.

Ich starte zu einem kurzen Rundgang durch die Stadt, ein Traum der Renaissance in Stein. Der Papst, der sich Pius II nannte, entschied sich, seine Residenz außerhalb Roms nicht in eine Stadt zu verlegen, sondern eine Stadt um seine Residenz zu bauen. 1459 schickte er den Baumeister Rosselino in das Dörfchen Corsignano, in dem er geboren war, um hier den Papstpalast inklusive Kathedrale und Gebäude für die Kardinäle und Dienerschaft zu errichten. Insgesamt entstanden so mehr als 30 Gebäude, allesamt aus der Kasse des Kirchenstaates finanziert. Um der Stadt seinen Stempel aufzudrücken, strich der Papst den Namen Corsignano aus der Kartographie und benannte die Stadt nach sich selbst: Pienza, die Stadt des Pius. Bald geht unsere Fahrt weiter auf der Straße des Weines, über Montepulciano (gefällt uns gar nicht, alles überteuert), Chianciano bis Castiglione del Lago. Bereits in der Pfahlbautenzeit besiedelt, war Castiglione in der Etruskerzeit ein wichtiges Zentrum. Die Römer bauten später am selben Ort eine neue Stadt. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts gehörte der Ort zum immer mächtiger werdenden Stadtstaat Perugia. Friedrich II ließ die Burg zur Rocca del Leone (Löwenburg) ausbauen. Die Burg zählte zu den größten Europas und galt als uneinnehmbar. Mit der gut erhaltenen Stadtmauer und der Burg präsentiert die Stadt heute noch das Mittelalter. Vom historischen Ortskern hat man einen schönen Blick über den See. Da wir nicht in die Stadt hineinfahren können, unser Gepäck auf dem Motorrad haben, werden wir an einem anderen Tag die Stadt besichtigen. Am Lago di Trasimeno machen wir um 14.45 Uhr Halt. In dem kleinen Cafe am See sind wir die einzigen Gäste. Weiter geht die Fahrt bis Mantignana. Man-tignana gehört zu den sieben Wachttürmen aus dem Mittelalter (die anderen: Capocavallo, Castelvieto, Chiugi-ana, Migiana, San Mariano, Solomeo), die heute die Gemeinde Corciano bilden. Im Jahr 1242 war das Dorf eine Stadtrepublik, die zuerst zu Perugia, dann zum Kirchenstaat und später zu den Herzögen della Corgna gehörte.

In "Il Castello", einem mittelalterlichen Turm mit 4 Stockwerken aus dem 12. Jahrhundert, haben wir unsere neue Bleibe für die nächsten Tage. Der restaurierte Turm liegt in der historischen Altstadt von Mantignana, auf einem Hügel, umgeben von einem wunderschönen Garten mit Kastanien- und Olivenbäumen. Sehr romantisch. Und der Turm selbst, ein Traum:

Erdgeschoss: Große Eingangshalle, Salon mit Kamin, Bad mit Dusche,
Arbeitsraum mit Waschmaschine, Trockner, Bügelstation, Abstellraum
1. Stock Küche mit allem Komfort, Salon, Esszimmer, Terrasse - nicht einsehbar
2. Stock Schlafzimmer mit Bad, Ankleidezimmer
3. Stock Zwei Schlafzimmer, jeweils mit eigenem Bad
4. Stock Terrasse mit Panoramablick

Außerdem dem traumhaften Garten gibt es noch einen Innenhof, mit einem alten Holzofen, einem Grill und natürlich Möbeln, um auch hier zu sitzen. Die Besitzer haben den Turm liebevoll mit kostbaren alten Möbeln eingerichtet. Hier kann man sich wirklich wohlfühlen. Um 16.40 Uhr erreichen wir den Turm. Guilia Polidori, die im Auftrag der Besitzer den Turm seit 40 Jahren betreut, begrüßt uns und zeigt uns alles. Schnell packen wir aus und fahren dann ins Dorf zum Einkaufen. Leider kann ich das auch hier nicht zu Fuß bewältigen. Denn zum Ort selbst geht es einen steilen Berg runter. Für mein Kreuz nicht das Wahre. In dem kleinen Supermarkt treffen wir auf eine sehr nette freundliche Frau, die sich anbietet, für Rolf alkoholfreies Bier zu besorgen. Ihrem Bruder gehört die naheliegende Metzgerei. Wir kaufen für die nächsten Tage ein: Fleisch, Gemüse, Salat, Obst, Brot, Wein. Heute Abend wünscht sich Rolf Spiegeleier, dazu gibt es Käse, Schinken, Salat, Brot und Wein. Wir sitzen im 3. Stock auf der Terrasse, über uns nur der Himmel. Einfach schön. Um 22 Uhr liegen wir im Bett. Tagesmeilen: 112 (180 km)

11. Tag 02.10.2008 Mantignana - Citta della Pieve - Castiglione del Lago

Wir haben in dem alten Turm gut geschlafen. Gegen 8.15 Uhr stehen wir auf, frühstücken auf der Terrasse. Um 10 Uhr starten wir dann zu unserer ersten Tour in dieser Gegend. Zunächst Halt in Citta del Pieve, ein sehr schönes mittelalterliches Städtchen. Es liegt auf einem Hügel (508 m) über dem Chiana-Tal, etwa 20 km südlich des Lago di Trasimeno. Archäologische Funde weisen bis auf eine Besiedelung der Gegend in der Zeit der Etrusker zurück. Die heutige Stadt geht auf eine frühmittelalterliche Siedlung zurück. Nach dem Tod Friedrichs II übernahm Perugia die Stadt, bis sie Papst Clemens VII im Jahr 1527 unter die Zentralgewalt der Kirche stellte. Ein Großteil der mittelalterlichen Altstadt stammt aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Typisch für die Bauten ist die Verwendung von Ziegeln als Konstruktionsmaterial, was die Bedeutung der Stadt als Zentrum der Ziegelproduktion widerspiegelt. Bekannt ist die Stadt auch durch Pietro Vannucci "Perugino", italienischer Maler (1445). Ehe wir uns all den Schönheiten in diesem Ort widmen können, muss ich zur Post, um einen Einschreibebrief an Günter zu senden, mit Papieren der Autovermietung etc. In der Post dauert es ziemlich lange. Hier sind auch das Passamt, die Einwohnermeldebehörde und natürlich erfährt man hier den neuesten Dorfklatsch. Doch endlich bin ich fertig und wir machen eine Stadtbesichtigung. Man kann wirklich sagen, ein Städtchen hier schöner als das andere. Die Fahrt geht weiter über eine kurvige Straße über Monteleone bis Ficulle, wo wir in einer Motorradbar Wasser trinken. Wir sind durstig. Das Wetter ist durchwachsen, 15 - 20 Grad, mit Wolken am Himmel. Wir fahren weiter. Kurven ohne Ende. Das Wetter wird besser, die Sonne lässt sich blicken, 24 Grad. So kommen wir nach Castiglione del Lago. Heute können wir an der Stadtmauer parken und in den schönen historischen Ortskern laufen. Einzelheiten über den Ort habe ich schon beschrieben. Friedrich II, der Stau-ferkaiser, hat den Ort erst zerstört und später wieder aufgebaut. Wir sitzen in der Sonne und genießen unseren Cappuccino und Rotwein. Was uns bei unserem Rundgang ein bisschen stört, ist die Aufdringlichkeit der Verkäufer, die vor den Läden stehen und einen wirklich belästigen. Wir lassen uns jedoch auf nichts ein, denn die Preise hier sind total überteuert. Nur ein Eis genehmigen wir uns, ehe wir heimfahren. Gegen 17.45 Uhr sind wir wieder in unserem Turm. 8 Stunden waren wir unterwegs. Wir haben viel Beeindruckendes gesehen. Unser Abendessen, wie immer auf der Terrasse: Nudeln der Region (Strangozzi classici), Bolognese-Sauce, Salat, Rotwein. Um 22 Uhr gehen wir schlafen. Es war wieder ein wunderschöner Tag.
Tagesmeilen: 143 (230 km)

Weitere Bilder zu diesem Bericht unter www.harley-rolf.de

Lago di Trasimeno

Lago di Trasimeno

Citta della Pieve

Citta della Pieve

Castiglione del Lago

Castiglione del Lago

Castiglione del Lago -
Blick von der Stadtmauer auf den See

Castiglione del Lago -
Blick von der Stadtmauer auf den See

"Il Castello" - unser Zuhause in Mantignana (Umbrien)

"Il Castello" - unser Zuhause in Mantignana (Umbrien)

© Uschi Agboka, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Motorradtour durch ein etwas anderes Italien
Details:
Aufbruch: 22.09.2008
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 09.10.2008
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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