Wien und Budapest - Zentren des Jugendstils
Kirche am Steinhof - Tour 3
Donnerstag, 07.08.03 (5. Reisetag)
Karte zur Tour 3
Nach dem Frühstück wollen wir Wasser kaufen, Dessous bei Tchibo erstehen und ins Hofmobilienmuseum gehen. Letzteres hat aber entgegen den Angaben im Führer erst um 10.00 Uhr geöffnet. Daher machen wir uns auf den Weg zur Tour 3 (Kirche am Steinhof)
Vom Volkstheater nehmen wir die Linie 49 bis Salzbergstrasse, wo wir wenige Meter zurück stadteinwärts das 1. Haus ansehen; wir dürfen sogar hinein.
Es wurde überliefert, dass Otto Wagner seinen Hausarzt und Freund Ladislaus Vojcsik nicht durch die bei einem Hausbau zu erwartenden Querelen verlieren wollte und daher Schöntha1, einen seiner begabtesten Schüler, empfahl, der zu diesem Zeitpubnkt erst 22 jahre alt war.
Dieser baute ein Haus, das wie kaum ein anderes den Secessionsstil auf seinem Höhepunkt repräsentiert.
Das Haus beeindruckt vor allem durch seine symmetrisch gestaltete Fassade, die wegen Gegenlichts leider nicht in ihrer Gesamtheit aufgenommen werden konnte.
Wir werden aber entschädigt, da wir das Haus betreten können und das unkoventionelle Dekor von Schönthal bewundern können.
Ein etwas längerer Spaziergang über schattigen Waldweg - eine Wohltat bei den Temperaturen - führt uns zur Wagner-Villa I, das er zur damaligen Zeit weit ausserhalb der Stadt in Hütteldorf für seine Familie als Sommersitz erbaute. Später wurde es dann Dauerwohnsitz. Heute wird in der Villa ein Privatmuseum von Ernst Fuchs unterhalten.
das ehemalige Gärtnerhaus von 1886
Auch wenn uns die Bilderausstellung nun gar nicht interessiert - z.T. verdecken sie im Wintergarten die wunderschönen Jugendstilfenster - lohnt sich der Rundgang durch das Innere wegen der zahlreichen Jugendstil-Einrichtungselemente und ein Blick auf das Gärtnerhaus im Garten.
Die direkt daneben liegende Wagner-Villa II ist leider nicht zu besichtigen; ist als Einfamilienhaus aber auch viel schlichter gestaltet.
Um zum Steinberg zu gelangen, laufen wir zurück zur Hauptstrasse und nehmen die Strassenbahn ein Stück zurück und dann den Bus noch 4 Stationen.
Wir laufen durch die gesamte psychiatrische Klinik bis zur Kirche hoch, die vollkommmen eingerüstet und mit Bauzaun umzingelt ist. daher bleibt uns der Blick ins Innere verwehrt. Die Kirche gilt als eines der Hauptwerke Otto Wagners und eine der wichtigsten Kirchenbauten der Moderne überhaupt. Auch dieser Bau war zu seiner Zeit wieder ein Stein des Anstoßes - wegen der 'gotteslästerlichen Stoffe wie armierter Beton, Kupfer, Glas, Belag von brettdünnen Marmorplatten'.
Die Anstalt mit ihren Pavillons, die auf dem ansteigenden Gelände symmetrisch angelegt wurde, gehörte damals zu den modernsten psychiatrischen Krankenhäusern Europas. Sie war in kleine Einheiten aufgeteilt und hatte sogar ein eigenes - noch gut erhaltenes - Theater, in dem auch heute zeitweise noch Aufführungen stattfinden.
Der Rundgang durch die klinischen Anstalten bietet eine ganze Reihe von Jugendstilelementen an den einzelnen Gebäuden - Eingänge mit ihrer Überdachung oder Laternen und Geländer.
Beim Portier ergibt sich dann ein 1. Snack.
Der Lupos-Pavillon ist wiederum einige Haltestallen weiter, hier laufen wir durch eine riesige Gartenkolonie und durch das gesamte Gelände eines Kinderkrankenhauses. Das Gebäude selbst ist schlicht und ziemlich heruntergekommen. Er gilt als Spätwerk Wagners und hat in seiner sehr kubischen und reduzierten Form Ähnlichkeiten mit der zweiten Villa Wagner.
Noch einmal ein paar Busstationen weiter, in einem der damals am stärksten verwahrlosten Arbeiterviertel Wiens, in Ottakring, sollte ab 1908 eine Kirche errichtet werden, und der engagierte Pfarrer Franz Unterhofer wandte sich an Joze Plecnik.
Nach vielen Jahren finanzieller Probleme entstand dann die Heiliggeistkirche - erste Eisenbetonkirche Österreichs - heute außen schmutzig grau, innen jedoch mit tollem Altar und modern wirkender Orgel.
an der Wand Mosaik mit der Darstellung der sieben Gaben des Heiligen Geistes, von Ferdinand Andri, 1912; Altar von Adolf Otto Holub nach dem Vorbild in der Steinhofkirche
Es ist inzwischen fast 15.00 Uhr und wir wollen noch zur Werkbundsiedlung und ins Hofmobiliendepot. Ersteres ist zwar recht weit, dafür aber absolut nicht lohnend (ein Siedlungshaus, das noch vielleicht recht original verblieben ist.)
Dafür lohnt aber das 'Möbelmuseum'.
hat sich das sogenannte Hofmobiliendepot, einst für die Aufbewahrung habsburgischen Mobiliars von Kaiserin Maria Theresia gegründet, entwickelte sich zur größten Möbelsammlung der Welt. Sie gewährt heute nicht nur einzigartige Einblicke in kaiserliche Wohnwelten, sondern bietet auch einen Überblick über die Entwicklung österreichischen Möbeldesigns im 20. Jahrhundert.
Beim Trzesniewski kaufen wir zwei 'Pfiff'-Gläser, erfrischen uns daraus im Hotel mit eigenem Bier und fahren zum Abendessen ins Gulaschmuseum! U: Kalbsgulasch mit Spinatnocken; H: Fiakergulasch mit Wurstl, Spiegelei und Knödel.
Aufbruch: | 03.08.2003 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 12.08.2003 |
Ungarn