Neuseeland in 4 Monaten

Reisezeit: Dezember 2008 - April 2009  |  von Miriam Hesse

Whanganui-River

Kanufahren

Ausser ausruhen am Tag nach der grossen Wanderung haben wir auch schon weiter geplant und fuer den naechsten Tag eine Kanutour auf dem Whanganui-river gebucht. Diese Fahrt zaehlt auch zu den Great Walks von Neuseeland und wurde mir von mehreren Backpackern empfohlen. Das gute daran ist das man die Dauer selbst waehlen kann. Von einer Stunde bis zu 5 Tagen ist alles moeglich. Da wir nur begrenzte Zeit zur Verfuegung hatten, haben wir uns fuer die 2 Tages Freedom Tour entschieden. Das heisst Thomas, ich und das Kanu allein fuer zwei Tage in der "Wildnis".
Um 8Uhr morgens wurden wir dann mit einem anderen Paerchen zusammen abgeholt und zum Fluss gebracht. Dort haben wir saemtliche Sachen in 6 blaue Plastiktonnen verstaut und vom Veranstalter Tips, Warnhinweise und Geschichten erzaehlt bekommen.
Da wir Anfaenger waren/sind - okay, ich war jetzt schon das ein oder andere mal im Kanu bzw Kajak, was aber nicht wesentllich zu meiner Paddelerfahrung beigetragen hat, so dass ich mich durchaus noch als Anfaenger bezeichnen wuerde - also da wir wie gesagt Anfaenger waren haben wir erst mal auf einem ruhigen Stueck des Flusses paddeln und lenken geuebt, bevor es direkt in die erste Stromschnelle ging, die wir mit bravur unter den wachsamen Augen des Veranstalters gemeistert haben.
Danach gehoerte der Fluss uns und wir konnten die wundervolle Landschaft begutachten, was nur von gelegentlichen paddeln und gebruellten lenk-Befehlen in Stromschnellen unterbrochen wurde.
Schnell wurde die erste Pause faellig, da das Fruehstueck aufgrund des fruehen aufstehens ausfallen musste oder besser gesagt: weil wir so lange liegen geblieben sind bis wir keine Zeit mehr hatten zu fruehstuecken.

Fruehstueckspause

Fruehstueckspause

...so friedlich...

...so friedlich...

Dann nach ca. 2h paddeln wurde unsere Paddelidylle durch eine falsche Entscheidung zerstoert.
Der Fluss teilte sich und wir haben genau den falschen Weg genommen!!!
Die Entscheidung den ruhiger ausschauenden Weg zu fahren kam in letzter Sekunde. Wahrscheinlich wuerde jetzt auch jeder erfahrene Kanufahrer sagen das weiss doch jedes Kind das man immer dirket duch die Stromschnelle muss anstatt zu versuchen den anderen Weg zu nehmen, denn das koennte eine Falle sein.
Da wir aber unerfahren sind haben wir den falschen Weg genommen und sind nach einigen Metern auf einen kleinen rechtsknick gestossen der den geteilten Fluss wieder zusammengefuehrt hat. Leider waren dort etliche grossse Steine nebeneinander die das Wasser vorher gestaut hatten, um es dann in einer gewaltigen Wasserwelle wieder zum rest des Flusses zu bringen. Wir erkannten sofort das unser Kanu niemals zwischen den Steinen hindurch passen wuerde und dennoch blieb uns keine andere Wahl als direkt darauf zuzufahren, da uns der staerker werdende Wassersog schon erfasst hatte.
Kennt ihr dieses mulmige Gefuehl das man hat bevor das unausweichliche passiert? Selbst wenn ich das jetzt wieder aufschreibe ist es wieder da und meine Haende fangen erneut an zu zittern.
Der einzige Vorteil jetzt ist das ich schon weiss wie es ausgeht....

..richtig zum Seele baumeln lassen...

..richtig zum Seele baumeln lassen...

Da die Steine zu eng beieinander standen und das Boot zu dick war stiessen wir oben gegen den ersten Stein und vollfuehrten eine 180grad drehung. Rueckwaerts ging es dann zwischen den Steinen hindurch ein wenig hinunter, allerdings nicht bis ganz unten, da das Boot sich weiter drehte und wieder mit der Spitze haengen blieb.
In dieser Position kippte das ganze langsam und wir drohten umzukippen, so dass ich nur noch panisch auf die hochragende Seite des Kanus gerutscht bin und mich auf das schlimmste gefasst machte, waehrend Thomas ganz geistesgegenwaertig sein Paddel so fest zwischen Boot und Stein rammte das wir nicht weiter kippten sondern stehen blieben.
Puh, dachte ich im ersten Moment. Ist ja noch mal gut gegangen, bis mein Blick nach hinten wanderte und ich Thomas im eiskalten Wasser sitzen sah das in stroemen ins Boot schoss.
Mein zweiter Gedanke war, scheisse wir sinken - wieder flasch! Vielmehr steckten wir fest.
Eine Weile probierten wir im Kanu sitzend los zu kommen - ohne Erfolg!
Auch wenn loskommen und weiter paddeln nicht die beste Loesung zu sein schien, da es immer noch in einer gewaltigen Stroemung ueber Steine bis ganz herunter ging, war es jedoch fast unsere einzige Moeglichkeit.
Nachdem ich dann vollstaendig meine orientierung wieder hatte, hab ich gesehen das direkt neben dem Kanu die dicken Felsen gerade so tief waren das man nur bis zum Oberschenkel im Wasser stehen wuerde wenn man aussteigt, also sind wir raus aus dem Kanu und haben versucht es zu befreien, was zunaechst auch Erfolglos verlief, aber nach einer ganzen Weile dann doch geklappt hat. Thomas ist schnell reingehuepft, ich schob noch ein wenig von weiter hinten, immer mit der angst das die Stroemung mich wegreissen wuerde sobald das Kanu als kleine Bremsbarriere weg ist. Soweit kam es aber wieder nicht, denn nach einem geschaetzten Meter blieben wir am naechsten Stein haengen.
Unfaehig das Bott von diesem Stein gegen die Stroemung loszubekommen mussten andere Loesungen her. Ausserdem war ich in der Zwischenzeit so ausgekuehlt das ich das Gefuehl hatte das ich nicht mehr lange im kalten Wasser stehen bleiben kann. Scheiss aufs Boot, wir mussten ins Trockene.
Mit einem Seil das noch im Boot vorhanden war haben wir alle Tonnen vorsichtig befreit und gleichzeitig zu einem Ring zusammengebunden um darauf an Land zu schwimmen. In diesem Moment kam das Paerchen das mit uns gestartet war angepaddelt (die natuerlich den richtigen Weg genommen hatten). Unfaehig gegen die Stroemung anzukommen, haben sie am Ende der Stromschnelle im Kanu auf uns gewartet und uns geholfen an Land zu kommen, indem wir uns am Ende ihres Kanus mit einer Hand festgehalten haben und mit der anderen auf die Tonnen gestuetzt haben.So an Land gepaddelt (wie gut das es davon kein Foto gibt) zogen wir noch die geretteten Tonnen (oder haben die Tonnen uns gerettet?) hinauf aufs 1-2m breite Steinufer und konnten erst mal durchatmen.

...da wars schon geschehen, ganz ganz hinten erkennt man einen kleinen gelben Fleck - das ist unser Kanu!

...da wars schon geschehen, ganz ganz hinten erkennt man einen kleinen gelben Fleck - das ist unser Kanu!

Nass, kalt und dreckig, aber ohne Verletzungen

Nass, kalt und dreckig, aber ohne Verletzungen

Was wir nicht mehr retten konnten waren 3 Paddel, mein Zelt und unser Trinken. Aber egal, wir waren wichtiger und es sollte noch ein langer weg werden bis daheim ins warme Bettchen.
Handyempfang gab es natuerlich nicht. Aber Glueck im Unglueck, es gab eine Strasse irgendwo hinter der 15-20m hohen mit Bauemen und Straeuchern bewaschsenen Steilboeschung. Wir hatten naemlich ein Auto gehoert als wir zuvor im Wasser rumstanden und versucht haben das Kanu zu befreien.
Mangels eines richtigen Ausgangs zur Strasse mussten wir uns, mit dem zuvor aus den Tonnen geholten und in Rucksaecke gepackten Gepaeck, durch das dickicht des Regenwaldes bis zur Strasse schlagen. Dreckig und verkratzt hatten wir noch mehr Glueck als sofort ein Auto um die Ecke kam, dass dann auch aufgrund der nicht gerade fuer Anhalter typischen Position sofort stehen blieb.
Die Dame fuhr zwar in die Richtung in der es keine Stadt gab, aber wir sind trotzdem mitgefahren, weil sie uns zu einer Schule bringen wollte von der wir bessere Chanchen haben sollten in die andere Richtung zur Stadt zu gelangen. So war es dann auch. An der Schule, zu der sage und schreibe 9 Schueler gehen, wurden wir dann mit in die ewig weit entfernte Stadt genommen.

das Kanu noch mal von nah! Links waere der richtige weg gewesen. von rechts sind wir gekommen!

das Kanu noch mal von nah! Links waere der richtige weg gewesen. von rechts sind wir gekommen!

Dort fuehrte uns unser erster Weg ins Informationscenter, indem wir am Tag zuvor unseren Trip gebucht hatten. Die Dame dort war ein wenig ueberrascht das sie uns wiedersah und versorgte uns nach Berichterstattung ersteinmal mit Kakao und Plaetzchen. Dem Veranstalter, den wir ja leider bzw. peinlicherweise auch noch informieren mussten, erklaerten wir das unser Paddelabenteur jetzt vorbei sei und wir am naechsten Tag nicht nochmal aufs Wasser moechten. Ich wollte ihm auch die Stelle beschreiben wo sein Kanu feststeckt (das uebrigens durch den Aufprall auf die Felsen eine dicke Beule und einen kaputten Holzrahmen inklusive rausgerissenem Sitz davongetragen hat), doch er bestand darauf uns abzuholen und mit uns zu der Ungluecksstelle zu fahren.
Also noch mal die ewig lange kurvige Strecke! Aber zuvor sind wir noch eine Stunde quer durch die Stadt gefahren um einen Motorbootfahrer zu finden, der das Kanu bergen kann. Als wir ihn gefunden hatten, hatte dieser an dem Tag keine Lust oder Zeit mehr, also sind wir alleine zum Fluss gefahren. Leider war es mit Stelle zeigen und zurueck fahren nicht getan, der Herr wollte noch seine von uns am Ufer zurueckgelassen Tonnen holen. Zunaechst erschien es mir unmoeglich diesen Weg noch mal mit Tonnen zu bewerkstelligen, er liess sich aber nicht davon abbringen, also mussten wir mit runter und je 2 Tonnen hoch ziehen/tragen/schieben. Danach ging es endlich heim!!!
Der 11Stunden Abenteur Tag endete dann allerdings noch unschoener mit einer Diskussion ueber, wie kann es anders sein, Geld.
Er wollte von uns einen Teil der Bergungskosten erstattet bekommen.
Das beste ist allerdings, das wir zuvor tatsaechlich noch ueberlegt hatten ob wir fragen sollten ob wir einen Teil des bereits gezahlten und nicht in Anspruch genommenen 2.ten Tages wieder bekommen koennten, da ich auch fest der Meinung war das man fuer solche eventualitaeten als Veranstalter eine Versicherung hat die fuer den Schaden aufkommt. Daher sahen wir es nicht ein ihm noch mehr zu geben.
Ich glaub ich war das erste mal so fest von meiner Meinung ueberzeugt das ich nicht klein bei gegeben habe, so dass er nach etlichen ungezaehlten Minuten einfach davon gebraust ist.

sauber machen!!

sauber machen!!

© Miriam Hesse, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
4 Monate in Neuseeland und mal gucken was sonst noch kommt
Details:
Aufbruch: 08.12.2008
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 14.04.2009
Reiseziele: Neuseeland
Der Autor
 
Miriam Hesse berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.