ALBANIEN - Unbekanntes Land zwischen Shkodra und Saranda

Reisezeit: Mai 2000 - Februar 2001  |  von Gerd Birnzain

Gewöhnungsbedürftig - die Staßen in Albanien: ... in der Landeshauptstadt Tirana

Die Prachtstrasse Tiranas -der Boulevard- beginnt beim Skanderbeg-Reiterstandbild auf dem zentralen Platz Tiranas gegenüber dem Innenministerium und führt bis zum Wirtschaftsministerium, zur Universität und zum Fussballstadion am südlichen Ende.
Die Ruhe auf dem Bild trügt; es ist nur am Sonntag morgen so leer. Tagsüber und vor allem am frühen Abend pulsiert hier das Leben. Ein Durchkommen für Mensch und Gefährt ist dann kaum mehr möglich.
Im warmen Licht der einsetzenden Dämmerung flaniert auf dem Boulevard fast ganz Tirana, zeigt sich und was man hat. Ein Unterschied zu den Flaniermeilen anderer südeuropäischer Städte ist kaum feststellbar - wenn man nicht ganz so genau auf die unzähligen Verkaufsbuden, Bretterrestaurants, die armseeligen Losbuden und fliegenden Händler schaut. Ich habe an anderer Stelle bereits darauf hingewiesen, dass der Bürgermeister Edi Rama hier vorbildliches leistet und versucht, Tirana wieder sein altes Stadtbild zurückzugeben.

Links die Staatsoper, dahinter der "Uhrturm" und rechts daneben das Minarett der Sulejman-Pasha-Moschee. Zwischen dem Innenministerium und dem Aussenministerium ist schemenhaft das Skanderbeg-Reiterstandbild zu erkennen.

Skanderbeg-Denkmal auf dem Hauptplatz Tiranas

Skanderbeg-Denkmal auf dem Hauptplatz Tiranas

So sieht die albanische Art eines Busbahnhofes aus. An nahezu jedem zentralen Platz der Stadt das selbe Bild: Überall besteht die Möglichkeit für wenige Lekki in einen Transporter zuzusteigen, der an jeder gewünschten Stelle wieder anhält. Der Begriff "Ich-AG" war mir damals noch nicht so geläufig - aber so funktioniert die Idee!!!

Lag erst mal eine Mülltüte am Gehwegrand, lagen bald viele dort und der Müllberg wuchs und wuchs bis eines Tages jemand den ganzen Haufen einfach anzündete.
Nicht selten habe ich gehört, es handele sich dabei um die albanische Variation einer Müllverbrennungsanlage...

Heute gehören solche Bilder hoffentlich der Vergangenheit an.

Heute gehören solche Bilder hoffentlich der Vergangenheit an.

Bei Tag noch einigermassen zu handeln - bei Nacht ein echtes Abenteuer. Wenn der Vordermann plötzlich und unvermittelt stark nach links oder rechts ausweicht ... nicht überlegen - einfach nachfahren, es könnte sonst sein, dass das vordere linke Rad eine Etage tiefer steht !!

Nicht immer kann man damit rechnen, dass die Schachtöffnung so wie hier bereits mit Abfällen "aufgefüllt" ist...

An den belebten Einfallstrassen fand sich kaum eine Garage, fast keine freie Fläche, die nicht vom Eigentümer dazu benützt worden wäre sein kaufmännische Talent zu testen.
Garagen voller WC-Papierrollen, bis in den letzten Winkel angefüllt mit Limonadenflaschen oder in eine Strassenmetzgerei umgewandelt. Obiges Exemplar glich mit seinem vielfältigen Warenangebot da schon eher einem Kaufhaus.

Wenn schon auf dem Gehweg parken, dann aber platzsparend !

Einfallstrasse in die Landeshauptstadt Tirana ... Eine Slalomfahrt die hohe Anforderungen an Mensch und Material stellte.

Hier ging nicht etwa vor wenigen Minuten ein Platzregen herunter! Irgendwo in der Nähe ist vor Tagen eine Wasserleitung geplatzt... Den ausgedienten Gasboiler haben wir nach einigen Tagen übrigens eigenhändig von der Fahrbahn entfernt.

Dafür warten wir bei solchen Gelegenheiten gerne ein paar Minuten. Die Ausdauer und das Stehvermögen des braunen "Grautiers" war wirklich beachtlich !

Da wir jeden Tag an dieser Stelle in Tirana auf unserer Fahrt ins Hotel vorbeifahren mussten - kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass der Müllberg drei Wochen anwuchs bevor die Müllverbrennungsanlage in Gang gesetzt wurde.

© Gerd Birnzain, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein (Erfahrungs-)Bericht von Gerd Birnzain. Vielleicht interessieren Sie m e i n e Eindrücke aus einem 9monatigen Aufenthalt im Land der Shkipetaren. Der albanische Schriftsteller Ismail Kadare hat einmal die herausragende Gastfreundschaft in Albanien mit den Worten umschrieben: "Das Haus des Albaners gehört ganz nach dem Kanun zuerst Gott und dem Gast und dann erst den Bewohnern". Gilt das auch noch nach dem Zusammenbruch der sog. Pyramidengesellschaft am Ende des 20. Jahrhunderts?
Details:
Aufbruch: Mai 2000
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: Februar 2001
Reiseziele: Albanien
Der Autor
 
Gerd Birnzain berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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