Um die Welt 2009
Japan: Tokyo
24 Juli | Stadtwanderung in der Grünoase
Heute gibt's alle fehlenden Fotos aus Neuseeland sowie von unserem Flug nach Japan (siehe entsprechende Kapitel).
Unser Hotel liegt genial - und wir haben es gestern Abend auch nach einigen kleineren Umwegen recht bald gefunden: in Akasaka, einem Vergnügungsviertel, was heißt, dass es rund ums Hotel unzählige Bars, Clubs und Restaurants gibt, die bis weit nach Mitternacht, einige Restaurants sogar bis 4:30 Früh geöffnet haben (welch Gegensatz zu Hawaii, wo nach 8 Uhr abends alles geschlossen war, weil die Amis vorm Fernseher saßen). Gestern Abend stürzen wir uns noch hinein ins Vergnügen und essen genial in einer Sushi-Bar.
Das Hotelzimmer ist noch eine Spur kleiner als jenes in Auckland (was wir nicht für möglich gehalten haben...), sonst aber mit Abstand das beste unserer gesamten Reise, steigen hier doch vor allem Geschäftsreisende ab. Robert beeindruckt vor allem die Toilette: die Klomuschel ist beheizt, und man benötigt kein Klopapier, die Wasserstrahlen erledigen alles ... (Ist Robert deshalb von 1x auf 3x täglich umgestiegen ?) Nur runterlassen muss man selber, was ihn schon etwas enttäuscht, hat Feli doch heute in einem Kaufhaus ein Toilettenerlebnis, bei dem Vogelgezwitscher die Uringeräusche übertönt, die Spülung "danach" automatisch betätigt wird und außerdem die Toilette mit ihr spricht...
Das Hotel liegt vis a vis einer U-Bahnstation, von der aus wir rasch alle Teile Tokyos erreichen können. Da es uns hier so gut gefällt, haben wir heute gleich die letzten drei Nächte bis zum Urlaubsende hier gebucht (wieder übers Internet, weil's im Hotel doppelt so teuer gewesen wäre). Falls wir uns doch noch den Kyoto-Stress antun wollen, würden wir das Gepäck einfach hier im Zimmer lassen.
Ah ja, das wichtigste fehlt noch: wir haben im Zimmer LAN-Anschluss und damit auch die beste Internetverbindung des ganzen Urlaubs
So, jetzt aber endlich zum heutigen Tag: wir gönnen uns ein üppiges Frühstück im Hotel, japanisch, mit Suppe, vielen Salaten und Reis, aber auch mit kleinem europäischem Anteil: Felis Espresso und Roberts Marmeladebrot (beides übrigens hervorragend). Dann geht's los, zu Fuß - jawohl, wir gehen heute alles zu Fuß und kommen dabei ganz schön weit herum.
Da der Garten des Kaiserpalasts nicht weit entfernt ist, soll er unser erstes Ziel sein - an unserem "Hauschrein" vorbei erreichen wir ihn sehr bald, und wir gehen dabei fast nur durch Grünanlagen. Ein erster kurzer Regenguss - das Wetter ist gnädig, es hat heute nur zwischen 24° und 27°, ist meist bewölkt, aber doch drückend schwül; wie kann man bei so einem Wetter einen Marathon überstehen, Wolfgang?? -, das typische Wetter dieses Urlaubs halt Leider ist der Garten montags und freitags geschlossen, jetzt ist uns auch klar, wieso so wenige Besucher zu sehen sind... Also gleich weiter:
Die Tokyo Station, einer der größten Bahnhöfe Tokyos, mit einer unglaublichen unterirdischen Shopping Mall. Und dann erst der Food Court (vor fast jedem Geschäft eine junge Japanerin, die uns freundlichst begrüßt)! Wir haben noch keinen Hunger, finden irgendwie wieder raus aus dem unterirdischen Labyrinth und stehen vor dem Yamaha Music Tower mit seiner vermeintlich riesigen Auswahl an (Yamaha-) Musikinstrumenten. Feli kauft ein bisschen was ein, und schon geht's weiter, denn das nächste Ziel heißt Ginza, DIE Einkaufsstraße Tokyos.
Auf einer Länge von mehrern Kilometern reiht sich ein Geschäft an das nächste. Meist sind es Luxusmarken, aber auch einige Kaufhäuser und die Sapporo Beer Hall kommen uns unter. Und dann der Yamano Music Store, und der hat auf acht Stockwerken wirklich eine unglaubliche Auswahl an allem, was nur irgendwie mit Musik zu tun hat: Instrumente, Noten, CDs und und und. Feli kauft sich beinahe ein neues Mundstück für ihre Flöte (sie erbittet sich Bedenkzeit), Robert - na, was wohl? Richtig - ein paar CDs. Dann geht's - es regnet wieder einmal - gleich weiter vis a vis ins Mitsukoshi-Kaufhaus, einem der ältesten (bereits im 17. Jahrhundert gegründet) und berühmtesten hier inkl einem dreigeschoßigen Food-Court unter der Erde, der sich sehen lassen kann.
Eine kleine Enttäuschung ist das Sony Center: das Gebäude selbst ist schon etwas in die Jahre gekommen, das Highlight ein Aquarium vor dem Haus, das auf 3D-Bildschirmen (mit 3D-Brillen) ins Haus übertragen wird und ein kleiner Musikroboter, der musikspielend und tanzend durchs Zimmer fährt...
Langsam geht's wieder heim, durch den Hibiya-Park, einer weiteren Grünoase, und das Regierungsviertel (inkl einem hektischen Polizeieinsatz - wir wollen aber gar nicht wissen, wer oder was da am Boden liegt und von der Rettung behandelt wird).
Was uns heute auffällt, ist die Hilfsbereitschaft der Japaner - drei Mal wird uns Hilfe angeboten, als wir im Plan nach dem Weg suchen. Und dass es keine Mist- bzw Papierkübel gibt, und die Straßen trotzdem sauber sind. Dafür aber an jeder größeren Kreuzung an allen vier Straßenecken Aschenbecher, und hier wird auch geraucht. Und dass Polizisten und Sicherheitskräfte, aber auch Leute am Bau durchwegs weiße Handschuhe tragen. Und dass man offensichtlich nichts auf den Boden bzw auf den Tisch legt: für die Kreditkarte bzw fürs Geld bekommt man ein Schüsserl zum Reinlegen, und als wir in einem Lokal den Rucksack auf den Boden stellen, bringt man uns einen Korb zum Reinstellen. Weitere Erkenntnisse folgen sicher.
Abends regnet es wieder - wir wollen daher nicht weit und heute in die andere Richtung gehen. Wir landen in einer finsteren Seitengasse gleich ums Eck und stehen vor einem kleinen Lokal, dessen Speisekarte wir nicht lesen können. Mutig treten wir ein - ein goldrichtigen Entschluss: die Tochter des Hauses ist die einzige, die mit uns kommunizieren kann, weil sie in den USA auf einer Highschool gewesen ist. Sie gibt uns nicht nur Nachhilfeunterricht beim Essen der japanischen Köstlichkeiten des Hauses - wir haben noch nie so gut japanisch gegessen -, sondern auch gleich ein paar Tipps für unsere nächsten Tage hier und meint, dass wir uns morgen Abend unbedingt das große Feuerwerk anschauen sollen - zufällig findet es genau dort statt, wo wir morgen sowieso hinwollten... Haltet uns bitte die Daumen, dass es morgen Abend nicht regnet!
25 Juli | Sumidagawa-Feuerwerk - uns zu Ehren
Mit der U-Bahn geht's heute nach Akihabara, in die Electonic City von Tokyo. Auf mehreren Quadratkilometern reiht sich hier ein Electronic-Laden an den nächsten, ein Electronic Tower versucht den nächsten zu überbieten. "Häschen" versuchen, die Kundschaft in ihr Geschäft zu locken, "Marktschreier" brüllen uns die Angebote ihres Ladens ins Ohr. Es ist schier unglaublich - in welcher Provinz leben wir in Österreich eigentlich? Es ist heute - am Samstag - sehr viel los, Menschenmassen schieben sich in alle Richtungen, in den Towern die Rolltreppen hinauf und hinunter. Ein weiterer Music Tower überbietet mühelos die beiden gestrigen, alleine die Auswahl an Gitarren ist wirklich unfassbar.
Da es heute durchwegs sonnig bei drückend schwülen weit über 30° ist, sind die klimatisierten Geschäfte eine richtige Wohltat. Die Mittagslabung mit einem köstlichen Kirin-Bier vom Fass ebenfalls. Kaufen tun wir aber trotzdem nichts.
Weiter geht's zur Ueno-Station und dem Ameyoko-Markt. Hier gibt's alles, wirklich alles (außer Electronic-Produkten). Und wieder Massen über Massen - ein wirklich buntes Treiben.
Zur Erholung - bei diesem Wetter heute kaum möglich - geht's weiter in den Ueno-Park, einer weiteren Grünoase Tokyos. Der Teich hier ist vollkommen von Seerosenblättern zugewachsen. Auch hier ist heute am Wochenende ganz schön was los.
Schon heißt es wieder zurück zur U-Bahn, denn wir wollen ja heute noch nach Asakusa, ins alte Tokyo, wo abends das Feuerwerk stattfinden soll. Schon die U-Bahn ist gut gefüllt, beim Aussteigen müssen wir an die Worte der jungen Dame gestern denken: "Gehen sie einfach nur den Menschen nach, es werden sehr viele sein!" Wir werden mit den Menschenmassen mitgeschoben, immer in Richtung des großen Sensoji-Tempels. Es sind ausschließlich junge Menschen, fast alle Mädchen und auffallend viele junge Männer in traditionellen Kimonos gekleidet.
Vor dem Tempel findet ein richtiges Happening statt: an unzähligen Ständen werden frisch zubereitete Speisen und Getränke verkauft, die jungen Menschen liegen auf Matten und Planen am Boden und verzehren diese. Wir setzen und legen uns dazu und warten, was da kommen möge.
Pünktlich um 19 Uhr geht's los - ein paar Feuerwerkskracher von rechts, später ein paar von links. Alle begleitet von begeisterten Ah's und Oh's der jungen Leute um uns herum. Wirklich viel zu sehen bekommen wir vor der Tempelanlage aber nicht, darum schauen sich die meisten jungen Leute das Feuerwerk auf ihrem Handy im Fernsehen an...
Als uns klar wird, dass das wohl nicht der beste Ort für das Feuerwerk ist, brechen wir auf und gehen Richtung U-Bahn-Station. Es gelingt uns leider nicht herauszufinden, was es mit diesem Feuerwerk eigentlich auf sich hat. Je näher wir zur Station kommen, auf umso mehr Menschen stoßen wir, bis es schließlich kein Weiterkommen mehr gibt.
Das Sumidagawa-Feuerwerk ist ein Wettkampf zwischen verschiedenen pyrotechnischen Teams, der schon seit dem 18. Jh. jährlich am letzten Samstag im Juli ausgetragen wird. Ziel ist es, schönere, tollere Feuerwerkseffekte als die anderen Teams in die Luft zu schießen. Und da kommen jährlich Millionen Zuschauer... (Wikipedia weiß halt doch sehr viel )
Wir haben noch nie so viele Menschen auf einem Haufen gesehen - dagegen ist der Silvesterpfad am Stephansplatz eine Minderheitenveranstaltung! Hauptversammlungspunkt ist die Brücke über den Sumidagawa-Fluss, von der aus man die Feuerwerke aus allen Richtungen wohl am besten sehen kann. Eine Hundertschaft an Polizisten versucht, der Massen Herr zu werden, die weiter auf die völlig überfüllte Brücke drängt. Wir sind jetzt richtig froh, am "falschen Ort" gewesen zu sein, denn das Gedränge nimmt beängstigende Ausmaße an.
Ziemlich erschöpft schaffen wir es zurück zur U-Bahn, mit der es heimwärts geht, wo wir in einer kleinen Sushi-Bar auf gemeinsame 7 Jahre anstoßen.
26 Juli | Robert ist aber auch gar nichts zu peinlich...
Heute ist Sonntag, und die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel. Langsam gewöhnen wir uns an die drückend-heiße Schwüle - man muss nur die richtige Mischung aus Minuten im Freien und Stunden in klimatisierten Räumlichkeiten wie U-Bahnen, Kaufhäusern oder Restaurants finden. Die Japaner helfen sich übrigens mit einem kleinen Handtuch, mit dem sie sich immer wieder den Schweiß von Stirn und Händen wischen und ihren Körper kühlen.
Und wir lernen schön langsam, dass man hier 2 Dinge nicht tut: sich in der Öffentlichkeit küssen und bauchfrei gehen. Für ersteres haben wir schon einmal Applaus sowie schelmische Blicke geerntet, für zweiteres ist Feli heute von einigen älteren Japanern mit so bösen und von jungen Männern mit so interessierten Blicken bedacht worden, dass sie sich freiwillig umgezogen hat...
Wir starten heute in Shibuya, wo wir gleich einmal die Zugtickets für unseren morgigen Ausflug nach Kamakura kaufen. Dann sieht Feli wieder mal einen Music Tower und drinnen so viele Selmer Mark VI-Saxophone auf einem Ort wie noch nie zuvor.
Wir finden endlich DIE Kreuzung von Tokyo - und können uns leicht ausmalen, was sich hier an einem Wochentag abspielen muss. Die Geräuschkulisse ist unbeschreiblich - Video-Walls, wohin man schaut, von allen Seiten dröhnt es auf uns ein. Das Viertel hier wird fast ausschließlich von Jugendlichen bevölkert, und heute am Sonntag spielt es sich hier wirklich ab. Es haben übrigens alle Geschäfte geöffnet, und Robert verschwindet sehr bald in zwei riesigen Music Towern, um seine CD-Sammlung wieder um einige Stücke zu erweitern.
Zum Meiji-Schrein, unserem nächsten Ziel, ist es nur eine U-Bahnstation - wieder einmal eine Grünoase, in der wir erstmals in Tokyo auf Unmengen von Touristen treffen. Der Schrein selbst erscheint eher schlicht, ist aber für die Japaner von großer Bedeutung - darum gibt es hier sehr viele Trauungen und Kleinkindersegnungen.
Es ist nicht weit zur Shinjuku Station, DEM Verkehrsknotenpunkt Tokyos, an dem wochentags täglich 2 Mio Pendler im wahrsten Sinne des Wortes abgefertigt werden. Heute ist hier natürlich viel weniger los, aber 16 Bahngleise lassen das Wochentagsverkehrsaufkommen erahnen...
Wir suchen das Metropolitan Government Building, von dessen 45. Stock aus man einen prächtigen Rundumpanoramablick über Tokyo hat - vor allem beim heutigen Wetter! Und wir sehen von dort auch am Horizont den Fuji-San - dh wir werden wieder nach Japan zurückkommen...
Leider haben wir es gestern wegen des Feuerwerks nicht mehr in die New York Bar geschafft, um auf unsere gemeinsamen 7 Jahre anzustoßen. Hier wurden ja einige denkwürdige Szenen des Films "Lost in Translation" mit Bill Murray und Scarlett Johansson gedreht, und wir wollten uns hier zwei Drinks genehmigen. Heute landen wir zuerst im falschen Hyatt Hotel, von dort weist man uns aber den Weg ins richtige, nämlich ins Park Hyatt Tokyo Hotel, in dessen 52. Stockwerk sich diese mittlerweile legendäre Bar befindet.
Nun sind wir aber im typischen Touristen-Outfit mit kurzen Hosen und Sandalen unterwegs. Aber Feli will unbedingt hin, und Robert ist ja bekanntlich nichts zu peinlich - also zuerst mal in den 41. Stock in die Hotel-Lobby (unterhalb befinden sich Büroräumlichkeiten) und von dort mit einem weiteren Lift weiter direkt in die Bar. Dort entschuldigt man sich vielmals, weist uns aber höflich darauf hin, dass hier ein gewisser Dress-Code herrscht: lange Hose und geschlossene Schuhe, für Männer (Feli hat mit ihrer Short und ihren Turnschuhen keine Probleme). Man ist aber offensichtlich auf Touristen wie uns vorbereitet, fragt Robert höflich nach Schuh- und Hosengröße, und bringt ihm die entsprechenden Kleidungsstücke (siehe Foto unten) - Feli wäre am liebsten im Boden versunken, Robert macht's sichtbar Spaß...
Wir genießen unsere beiden Cocktails, die nicht mal so teuer sind (EUR 12 bis 15 pro Drink, ab 20 Uhr bezahlt man hier übrigens EUR 14 "Eintritt" pro Person, damit man überhaupt hinein darf...), genießen den tollen Ausblick, stoßen auf unsere 7 Jahre an und erinnern uns an die eine oder andere Filmszene (ist übrigens ein sehr empfehlenswerter Film). Beim Gehen entschuldigt man sich nochmals mehrfach bei uns - ein denkwürdiges Erlebnis, das wir wohl nicht so bald vergessen werden...
Eigentlich wollten wir ja heute Abend gegrillten Fisch und gegrilltes Fleisch essen gehen. Dann sehen wir aber am Heimweg ein kleines Running-Sushi-Lokal, in das wir spontan einkehren. Ist ein Erlebnis - eine Japanerin, die neben Robert sitzt, erklärt ihm alles, was er falsch macht -, schmeckt hervorragend - frisch ist der Fisch halt doch am besten - und sättigt auf schnelle und gesunde Art.
Morgen verlassen wir Tokyo für einen Tag und fahren mit dem Zug nach Kamakura.
Aufbruch: | 02.07.2009 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 29.07.2009 |
Neuseeland
Japan