Freiwilligeneinsatz in Argentinien
Asado
Freitag, 11. September 2009
Heute ging ich ganz schoen auf dem Zahnfleisch. Uebermuedung pur. Bin erst um 4 Uhr morgens ins Bett. Und da waren wir die ersten, die nach dem Asado nach Hause gegangen sind.
Gestern erlebte ich mein erstes argentinisches Asado. Neben dem Trinken von Mate ist das mit "der Brauch" in Argentinien. Der Chor hatte beschlossen, das ich nicht ohne ein typisches Asado heimfahren darf. Nun war es mit der Planung etwas schwierig und wir legten uns auf Donnerstag abend fest. Ich hatte natürlich beschlossen, das Abendessen ausfallen zu lassen - da wir ja ein Asado haben. Um 10 traf Julian bei Betty ein und wir wunderten uns, wann Rocky uns abholen würde - es wurde 22.30, 23 Uhr. Um 23.15 Uhr kam der Anruf, dass sich alles etwas verzögert und wir mit dem Asado um 23.30 Uhr anfangen. Um 23.30 Uhr in Deutschland mit Grillen anzufangen wäre schierweg ein Unding. Zumal auch noch unter der Woche. Generell wird hier sehr spät Abendbrot gegessen. Eigentlich nie vor 21 Uhr - eher wird es 22 Uhr. Dafür besteht das Essen aus mehreren Gaengen, inklusive Nachtisch - meist etwas Süsses (kein Wunder, dass ich langsam aufgehe wie ein Kloß).
Also trafen wir alle so nach und nach daheim bei Graciela, der Chorleiterin - einer supernetten sehr lustigen Frau in den fruehen 40ern ein. Derweil knurrte mir dann auch tüchtig der Magen. ASADO ist ein landestypische Grillmahlzeit. Haeufig findet das Asado mit der gesamten Familie oder Freunden am Sonntag nachmittag statt. Jeder Asador ("Grillmeister") hat seine eigene Art seinen Grill zu bereiten, jedoch ist es immer ein Grillen, das Stunden dauert und ein kleines gesellschaftliches Ereignis. Unser Asador hatte bereits zwei Stunden am Grill gestanden und wir lobten ihn das oefteren, indem wir auf ihn anstiessen. (Graciela ihr Mann war unser Asador)
Umberto (60 J.) möchte mehr Wein. Er hat vor 5 Jahren (nach erfolgreichem Studium) als Kunstlehrer angefangen und lebt seit 10 Jahren in Chilecito. Ist mit 50 wegen dem Studium nach Chilecito gekommen und ist ein sehr interessanter Mensch.
Zunächst gab es Salate und Baguette, dazu Hummus und viel Wein. Dann kam der erste Gang vom Grill - Chorizos. Das sind recht fettige, grobe Bratwuerste, aber nicht zu vergleichen mit Thueringer Wuersten. Dann gabs frisch vom Grill Blutwürstchen (Morcillas). Danach leckeres Rumpsteak (Bife de Chorizo) und abschliessend Lomo (Lende). Bei nem Asado gibt es so ziemlich alles, was an Fleisch an einem Rind dran ist. Und es war megalecker. Gottseidank gabs bei unserem Asado keine Gedärme, Innereien oder ähnliches, denn das ist üblich hier.
Es war dann locker halb 2 (nachts) als wir mit Essen fertig waren. Ja, und dann geht noch lange niemand nach Hause. Wir stimmten froehliche Musik an und dann wurde gesungen und gesungen. Es war ne wahre Freude. Die Leute sind so lieb und es fuehlt sich an, als ist man ein Teil von Chilecito geworden. Nach nur so kurzer Zeit.
Julian war gottseidank irgendwann auch so müde wie ich, wir mussten ja am naechsten Morgen wieder zu normaler Zeit aufstehen. So fragten wir um 4 vorsichtig, ob es ok waere, wenn wir den Heimweg antreten. Ich staune immer wieder wie die Argentinier das wegstecken - aber kein Wunder, ich hatte am Donnerstag keine Siesta. Deshalb war ich müde.
Ps. Und wie bin ich zum Chor gekommen? Um die argentinischen Volkslieder und die Folklore hier kennenzulernen, bin ich abends mit zu den Chorproben gegangen. Der Chor ist ein gemischtes Völkchen mit Leuten von 20 bis 60.
Aufbruch: | 24.08.2009 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 24.09.2009 |