Australien - eine Radtour auf Tasmanien
Fortsetzung an Ostkueste nach Norden
Die beiden Engstellen, die frueher Port Arthur zu einem der (ausbruch-)sichersten Gefaengnisse machten, bieten heute einen ganz anderen Vorteil: Tasmanien - bei dem Namen dieser Insel gibt es fast nur eine Assoziation: der Tasmanische Teufel! (Den Tasmanischen Tiger haben die Farmer hier Anfang des letzten Jahrhunderts mit Erfolg ausgerottet!) Der Tasman Devil ist heute auch bedroht, allerdings nicht durch den Menschen, sondern durch einen aggressiven und hoch ansteckenden, in jedem Fall aber toedlichen Gesichtskrebs, der bereits weite Teile der Insel erfasst und die Zahl der frei lebenden Tiere stark dezimiert hat. Im Osten der Insel sind nur diese beiden Halbinseln noch frei von der Krankheit, und so versucht man heute die natuerlichen Barrieren zu nutzen (die Enge zur Forestier Peninsula ist zudem durch einen Kanal unterbrochen), um den Bestand zu retten und evtl. resistente Tiere zu zuechten. Da die Chance, eine Devil nachts in freier Wildbahn zu sehen, aeusstert gering ist, habe ich sie mir in einem kleinen Tierpark auf der Tasman Peninsula angesehen. Mein Fazit: Auch wenn sie hier das Wappentier fuer Alles herhalten - ihr Aussehen macht sie nicht unbedingt zu Sympathietraegern! Aber seht selbst...
Es gibt tatsaechlich einen Tag, seit ich hier in Down Under unterwegs bin, an dem ich mein Fahrrad nicht bewegt habe! Von Port Arthur kommen habe ich mich an der mit wunderschoenen Sandstraenden gespickten Ostkueste langsam immer weiter Richtung Norden entlang gehangelt. In Triabunna schliesse ich mein Fahrrad ab und ruehre es einen lang Tag nicht an! Stattdessen nehme eine kleine Personenfaehre nach Maria Island, ein weiterer der zahlreichen Nationalparks, um dort zu wandern. Hauptsaechlich bin ich dort wegen der Fossil und der Painted Cliffs.
Und noch einmal eine Begegung mit der einzigartig-andersartigen Tierwelt dieses Kontinents: Einer der wenigen lebenden Wombats (auch die sind vorwiegend nachtaktiv), die mir ueber den Weg gelaufen sind. Mit bis zu 35 kg Gewicht sehen sie irgendwie aus wie mutierte Meerschweinchen!
Und noch ein Muss gibt es an der Ostkueste: den Freycinet National Park. Auch hier ist eine komplette Halbinsel unter Schutz gestellt und bietet insbesondere Wanderern vielfaeltige Moeglichkeiten. Der Hauptgrund fuer die zahlreichen Besucher dieses Nationalparks ist aber zweifellos die Wineglass Bay - eine Bilderbuchansicht eines weissen Sandstrandes mit tuerkisfarbenem Wasser, die sich aber nur dem erschliesst, der sein Fahrzeug verlaesst und in die Berge geht. Aber auch die andere Seite der Halbinsel laesst sich unbedingt sehen, auch wenn der Hazard Beach nicht ganz so prominent ist wie sein Gegenueber.
Auf der anderen Seite der Freycinet Peninsula eroeffnen sich am Hazards Beach Walk immer wieder neue Ausblicke auf versteckte Sandstraende oder von rosa-orangefarbenem Granit eingefasst Buchten
Zu guterletzt fahre ich dann noch in den Mount William Nationl Park im Nordosten Tasmaniens und von dort mit kraeftigem Gegenwind an der Nordkueste durch flaches Farmland zurueck in Richtung Westen. Ein paar Tage Zeit habe ich noch und so entschliesse ich mich noch zu einem Abstecher in die Cradle Mountains. Ein Kraftakt! Von Launceston versuche ich den Nationalpark an einem Tag zu erreichen - 140 km und es geht auf 900 m hinauf. Anfangs geht's auf recht ebener Strecke und freundlichem Wind 80 km gut voran. Aber dann kommen die ersten Berge.
Die Radfahrerkarte (ich erwaehnte schon einmal "brutally hilly...") weist ein Hoehenprofil fuer die Strecke aus, das zeigt, dass es schwer werden wird. Aber dass dort ein Berg fehlt, der mich mit durchgehend 10% Steigung von 170 auf 750m bringt, ist nicht fair. Dass diese Hoehenprofile ihre Tuecken haben wusste ich vorher, aber hier muss ich nach 120km und 1900 schweren Hoehenmetern abbrechen und schlage mein Zelt im Busch auf. Auch am naechsten Tag merke ich die Anstrengung noch reichlich, auch wenn die restliche Strecke zum Parkeingang relativ leicht zu fahren ist (es fehlten ja nur noch 500 Hoehenmeter). Aber Lust auf eine Wanderung habe ich nicht mehr und so investiere ist $ 15 und steige in einen Kleinbus und mache eine zweistuendige gefuehrte Tour mit. Ein See, einige Berge im Hintergrund, ein bisschen Regenwald, das "Chalet" eines Oesterreichers, der sich hier von knapp 100 Jahren angesiedelt und den Grundstein fuer den NP gelegt hat - ich bin mir nicht ganz sicher, ob sich die Strapazen gelohnt haben. Aber ich haette es ja einfacher haben koennen, bin ich doch am Anfang meiner Tour diesem Park schon einmal recht nahe gekommen. Vor drei Wochen waere es ein Umweg von 100 km gewesen und auf 600m war ich da auch schon. So nutze ich den angebrochenen Tag und rolle den Berg runter in Richtung Devonport, wo ich morgen Abend mit der Spirit of Tasmania wieder nach Melbourne ablegen werde. 15 km vor dem Etappenziel fahre ich noch ein Stueck mit einer Rennradfahrerin zusammen, die auf einer abendlichen Trainingsrunde ist und mich spontan einlaedt, in ihrem Haus zu uebernachten. Gern nehme ich diese Einladung an. In der Garage wird klar: hier bin ich richtig! Annett und ihr Mann haben dort nicht weniger als neun (!) Kajaks und fuenf Fahrraeder gelagert und so verbringe ich den letzten Abend auf Tasmanien mit den beiden mit Fachsimpeln uebers Rad fahren, Paddeln, Reisen...
Und jetzt sitze ich hier in einem Internet-Cafe in Devonport, 200m von der Faehre entfernt und schliesse meinen Reisebericht und die Reise damit ab (okay, drei Tage wird es noch dauern, bis ich wieder in Hamburg lande). Rund 2800 Kilometer und 35.000 Hoehenmeter habe ich in den Beinen, das Wetter war mir ueberwiegend wohl gesonnen, auch wenn es heute, wie bei schon bei meiner Ankunft, wieder regnet. Die Menschen immer freundlich, die Landschaft schoen, wenn auch nicht immer spektakulaer und das Reisen hier sehr leicht und angenehm. Das Fahrrad hat mich dreimal im Stich gelassen: Ein Plattfuss, das Rueklicht ist ausgefallen und liess sich auch nicht reanimieren und - fatal - die vordere hydraulische Bremse hatte ein Leck und hat damit ihren Dienst in Sekunden quittiert. Meine Skepsis! Da ich keine Spezialwerkzeug dabei habe und auf dem platten Land auch keine Werkstatt in der Lage ist, dieses System zu reparieren, blieb nur die Alternative einer Investition von $50 in eine neue V-Break. Alles halb so wild und nichts, was die Tour wirklich beeintraechtigt hat. Und auch koerperlich ist alles gut, auch wenn die Beine momentan ein bisschen schwer sind.
Also - bis zum naechsten Mal! Oder: See ya!
Aufbruch: | 15.11.2009 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 20.12.2009 |