Familienvilla rollt gen Osten
Der Westen von Anatolien
13. - 17. Mai
Wir blieben 5 Nächte auf dem Campingplatz vom Hotel Kum. Mia lernte ein wenig besser zu schwimmen im Pool. Wir bauten am Bus, bemalten ihn auch und enspannten. Ab und zu machten wir einen Ausflug in die Orte der Gegend.
Einmal fuhren wir mit der Fähre rüber in die Stadt Canakkale. So lebhaft und sympathisch. Die kleinen Teehäuser mit ihren kleinen Tischen und Stühlen. Die Stimmung in der Stadt ist richtig urlaubsmässig. Viele Türken schlendern die Uferpromenade auf und ab. Allerdings gibt es viel Militär überall, da hier die strategisch relevante Meeresenge ins Marmarameer und somit nach Istanbul ist. Hinzu kommt, dass im ersten Weltkrieg hier sehr viel Blut vergossen wurde. Heute kommen auch viele Australier und Neuseeländer hierher auf den Spuren des traurigesten Teils ihrer Geschichte. Museen und Denkmäler zur militärischen Geschichte gibt es hier viele und natürlich auch die Gräber dazu. Uns schreckt das natürlich alles eher ab, aber wir lassen uns nicht davon beeindrucken, sondern geniessen die Lebhaftigkeit, die sicher auch aus dem Wohlstand des Militärs resultiert.
Martin kaufte in Canakkale noch eine grosse Reisetasche, da er wegen einer Bewerbung mal eben nach Innsbruck muss und er zudem dann noch ein paar überflüssig gewordene Dinge zu seinen Eltern bringen kann. Wir haben keine Wohnung mehr und unsere Dinge sind in einer Box untergestellt, da wir eh nicht wissen, wo wir wohnen und arbeiten werden nach unserer Reise.
17. Mai
An sich warteten wir auf diesem Campingplatz auch auf unsere Freunde Daniel, Coco und Marlin, die noch südlicher von uns Richtung Istanbul unterwegs waren. Der Plan war ursprünglich ungefähr zur gleichen Zeit in Istanbul zu sein und dann wäre ich auch nicht alleine die 2 1/2 Tage, in denen Martin in Deutschland und Oesterreich ist. Da es uns aber so erschien, als dass wir noch ein paar Tage warten müssten, fuhren wir noch eine kleine Ecke weiter Richtung Istanbul, damit Martin keinen so langen Weg zum Flughafen hat. Wir hatten im Internet den Campingplatz Ant gefunden, der ganz in der Nähe von Bandirma lag. Eine Hafenstadt, die eine Fährverbindung nach Istanbul von 2 Stunden hat. Leider verpassten wir unsere Freunde um wenige Stunden, wie wir später erfuhren.
Wir waren etwas spät unterwegs und erreichten den Campingplatz in der Dunkelheit. Das Tor war verschlossen und wir wollten schon weiterfahren und weiter suchen, da kam ein Pkw, der hielt und das Tor öffnete. Es war der Besitzer, der, wie es sich herausstellte, kam um den Campingplatz vorzubereiten auf die kommende Saison. Nun er lud uns trotzdem ein zu bleiben, warnte uns vor, dass es momentan noch kein warmes Wasser gab und versprach Martin auf mich und die Kinder acht zu geben, solange er verreist ist. So hatte ich mir das ja nicht vorgestellt, auf einem Campingplatz, der noch recht verwildert ist, die einzigen Gäste zu sein. Wir überlegten und da tauchte der Besitzer wieder auf und schenkte uns eine Portion Erdbeeren mit den Worten, dass er seiner Frau von dem süssen blonden Mädchen erzählt hätte und sie daraufhin bestanden habe, dass er ihr die Erdbeeren brächte. Wir können auch ganz an ihr Haus ranfahren, falls ich mich dann wohler fühlen würde. Wir dankten und entschieden uns zu bleiben. (es ist das Ferienhaus der Besitzer, die normalerweise in Ankara leben)
18. Mai
Der Besitzer brachte Martin morgens um 6 Uhr zur Fähre und brachte uns ein Brot mit, als er zurück kam. Wir frühstückten und der Tag verlief recht schnell mit Sandspielen, Spielplatz und am Strandrumlaufen, an welchem es sehr viele Quallen und Seesterne zu finden waren, zur Freude von Laurin.
Am Abend brachte ich die Kinder früh zu Bett und schlief gleich mit ein, um ja nicht irgendwelche Aengste aufkommen zu lassen. Ich wurde von einem Geklopfe und Geklingel aus dem tiefsten Tiefschlaf geweckt. Ich würgte die Mutter von Martin am Telefon ab, die wissen wollte, ob alles in Ordnung sei und machte die Tür unseres Busses auf. Der Besitzer mit seiner Frau und einer Taschenlampe stand in der Dunkelheit und meinte er könne nicht einschlafen, da er sich Sorgen um uns mache und dass ich doch bitte den Bus ans Haus ganz nah parken solle, sonst könne er sicher nicht schlafen. Klar tat ich was er wollte und fuhr seiner Taschenlampe nach.
19. Mai und 20. Mai
Ich stellte morgens erstmal fest, dass wir fast in seinem wunderschönen Blumengarten standen und dass es nicht viele Zentimeter mehr bedurft hätte und wir hätten die Stromleitungen über uns berührt. Wir frühstückten unser bescheidenes Frühstück und gingen raus aus dem Bus. Schon wurden wir ins Haus gebeten und zu einem zweiten Frühstück eingeladen. èber den Tag verteilt bekamen wir wunderbare selbstgemachte Leckereien wie selbsteingelegte Oliven, irgendwelche Pasten, Gebäck, Kekse, Tee usw. Ich brauchte kaum mehr zu kochen. Auch das zweite Päarchen, das sich um den Campingplatz kümmerte kam regelmässig vorbei um irgendwas gutes an uns loszuwerden. Und alle waren hochbegeistert von den Kindern. Sogar zwei alte Bauernsfrauen mit Kopftüchern, die Gras schnitten und Beete anlegten, kamen gelegentlich vorbei, um mit den Kindern rumzualbern.
Wir durften im Haus duschen.
Nachts lauschten wir der Nachtigall und tagsüber staunten wir über die nicht sehr scheuen Spechte. Streichelten die Katzen von Ahmet dem Besitzer und beobachteten aus gewisser Entfernung die fünf einwöchigen Babyhunde im Gebüsch. Wir freundeten uns richtig mit den Besitzern an und Mia malte Bilder für die beiden.
Am Abend des 20sten Mai kam Martin mit der Fähre an und wir holten ihn gemeinsam ab, kauften noch Bier und verbrachten einen langen Abend im Garten. Ahmet erzählte uns viel von seinem Land und auch von der iranischen Kultur und der traumhaften Literatur, die man allerdings in Farsi lesen sollte, da dies viel poetischer sei.
Diese liebe Witwe, die genau eine Kuh besitzt und ein paar Olivenbäume, sie schenkte uns eine XL-Colaflasche mit Oliven gefüllt, die wir aber noch zwei Monate nicht aufmachen dürfen, da die Oliven noch nicht gut zum essen sind...
21. Mai
Die zwei zeigten uns noch wie man den besten türkischen Tee macht und wir bekamen noch allerhand andere Tipps.
Nach langer Routenbesprechnung mit Ahmet fuhren wir dann nach Bursa, parkten dann ausserhalb und fuhren mit der Metro rein, an welcher Ahmet als Ingenieur mitgebaut hatte. WIr verbrachten den ganzen Tag dort und genossen eine wunderbare Stimmung. Kein Tourist weit und breit, ein traumhafter Bazar, wo ich ein seidenes Kopftuch erstand und Teehäuser neben Teehäuser. Der Koza Han hat mich sehr beeindruckt, wobei er sich nicht recht fotographieren lässt. Ich muss zugeben, dass ich auch meist geheime Fotos schiesse, da ich gestellte nicht besonders leiden kann. Die entstehen dann aber auch aus dem Handgelenk und sind dementsprechend nicht immer in optischer guten Aufteilung...
Bursa haben wir wirklich sehr genossen und werden auch diesen Ort gerne wieder aufsuchen.
Im Koza Han gibt es alle mögliche Kopftücher und Seide zu erstehen. Han bedeutet an sich Herberge oder Gasthaus. Hier ist es einfach ein grosser Innenhof mit Teegarten und aussenrum über zwei traumhafte Stockwerke Geschäfte.
Bei ihm kauften wir Erdbeeren. 1,5 Türkische Lira stand auf einer Pappe, nun wir dachten es handelt sich vielleicht um 250 gramm und gaben ihm zu verstehen, dass wir gerne Erbeeren für 3 Lira hätten... wir bekamen 2 Kilo. 2 TL sind etwa 1 Euro.
Spät am Abend verliessen wir Bursa und fuhren mit unserem Bus Toni Steinberg (wie Mia unseren Bus nennt) noch weiter Richtung Ankara, wir wollen recht bald nach Kappadokien dem traumhaften Feenlandschaft aus Tuff von den Vulkanen. Wir übernachteten in einem Dorf vor den kleinen Läden ganz in der Nähe von Gordion.
Aufbruch: | 07.04.2010 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 30.08.2010 |
Griechenland
Türkei