Ägypten, wieder einmal!
Ägyptenurlaub ohne Pyramidenbesuch?
Ein Ägyptenurlaub ohne Pyramidenbesuch? Das darf natürlich nicht sein. Daher bat ich meinen Freund Tarek, der als Fremdenführer arbeitet, mit mir an meinem letzten Tag in Ägypten noch nach Giza zu den Pyramiden zu fahren. Da mein Rückflug am Nachmittag war, hieß es, früh aufzustehen, um möglichst viel Zeit dort verbringen zu können - man muss ja auch den Verkehr mit einplanen. Mein Wecker klingelte um 7 Uhr, wobei ich schon um 6 Uhr mal die Augen aufgemacht hatte. Nachdem ich aufgestanden war und den Rest meines Gepäcks zusammen gepackt hatte, bereitete mir Kaori-San wie versprochen ein letztes Frühstück zu: Spaghetti mit Öl, Knoblauch und Chili. (ja, das schmeckt hervorragend zum Frühstück. Und zum Mittagessen. Und zum Abendessen. Eigentlich zu jeder Tageszeit
Tarek wollte mich um 8 Uhr im Hostel abholen, der Verkehr verzögerte seine Ankunft aber um etwa eine halbe Stunde. Jetzt hieß es Abschied nehmen von den verbliebenen Verrückten im Haus, das Verrückte macht. Einige meiner Weggefährten (Philipp, Matthieu, Joshua, ...) waren schon einige Tage zuvor abgereist, so blieben am Sonntagmorgen noch Kaori, Ahmed und Mohammed, dazu noch ein paar Japaner und der großgewachsene Australier, der seit Samstag wieder im Hostel war. Yottam und Benito (ein Guatemalteke, der in Russland studiert) schliefen noch, somit konnte ich mich von ihnen nicht mehr verabschieden, was aber auf Grund der einfachen Tatsache gar nicht so schlimm ist, dass man sich ja eh immer zweimal im Leben sieht! Auf dem Weg zum Auto lief uns dann noch Umm Sayed, die Reinmachefrau des Hotels, über den Weg, auch ihr sagte ich auf Wiedersehen (mit Tareks Hilfe, denn die Gute, deren Blicke töten können, spricht nur Arabisch - wobei es ja offensichtlich war, dass ich abreise, ich schlepp ja mein Gepäck nicht zum Spaß durch die Gegend) und bat sie noch, Umm Karam, der anderen, 75-jährigen (!!) und sehr sehr liebenswerten Zugehfrau einen lieben Gruß auszurichten.
Nun aber nichts wie los nach Giza! Der Verkehr war jetzt (zumindest in unserer Fahrtrichtung) gnädig und wir waren in etwa einer halben Stunde am Plateau angekommen, wo ich mir sogleich meine Eintrittskarte kaufte. Dieses Mal gab es auch gar kein Gemecker meines Studentenausweises wegen! Der ist nämlich nur auf Deutsch und hat nicht mal ein Foto drauf, was den Kassierern anfangs nicht immer gefällt, wobei sie mich dann letztendlich doch immer zum Studententarif reinlassen. Vor ein paar Jahren tats auch mein VGN-Ausweis... Einfach drauf beharren, dass man eine Karte zum Studentenpreis will, dann klappt das schon.
Als wir das Hostel verließen sah das Wetter nicht sehr vielversprechend aus: es war kalt und neblig - fast so wie zu Hause in Eichstätt! Nach und nach klarte es aber immer mehr auf, bei den Pyramiden angelangt war dann zumindest der Nebel weg, der Himmel jedoch noch sehr bewölkt und der Wind blies ziemlich kalt von der Wüste her. Diese Wetterbedingungen hielten dennoch einige der Touristinnen nicht davon ab, in Hotpants über das Plateau zu flanieren; über deren spärliche Bekleidung in einem muslimischen Land muss ich mich jetzt nicht auslassen, oder?
Der Vorteil einen Freund zu haben, der Fremdenführer ist, ist nicht nur sein enormes Wissen zur Geschichte des Landes und der Bauwerke, sondern auch, dass er mit seinem Auto durch das Plateaugelände fahren darf. Es gibt eine Straße, die um die Pyramiden herum führt, wo die Touris von ihren Bussen in Massen von einem Aussichtspunkt zum nächsten gekarrt werden, wo man dann immer mal für ein paar Minuten aussteigt und Fotos macht. Da das Gelände ziemlich weitläufig ist, ist es schon ganz angenehm, Teile der Strecke mit einem fahrbaren Untersatz zurückzulegen. Ist man nicht mit einer Reisegruppe unterwegs, hat man keinen eigenen Reiseführer zur Verfügung und auch kein Taxi gemietet, so lassen sich diese Wege aber auch per Kamel oder Pferd zurücklegen, möchte man nicht zu Fuß gehen. Für diejenigen, die nicht laufen oder reiten wollen, gibt es auch Pferdekutschen, die einen dorthin bringen, wo man hin will.
Noch ein Vorteil dessen, einen Fremdenführer zum Freund zu haben, ist, dass man nicht, wie "normale" Touristen, die horrenden Summen bezahlen muss, wenn man mal zu Pferd oder Kamel um die Pyramiden ziehen möchte. Da er derjenige ist, der den Tierhaltern massenhaft zahlende Kundschaft zukommen lässt, ist es genug, wenn er sie nach einem Ausritt seiner Geliebten mit einem Trinkgeld belohnt. Ich war wirklich erstaunt, wie viel manche Leute für so einen Ausflug auf einem Wüstenschiff bezahlen: Mir kamen Preise von 50-100€ für 45 Minuten zu Ohren! Lieber Leser, lass Dir gesagt sein: Feilschen ist erlaubt, vielleicht macht man dann doch noch ein akzeptables Geschäft.
Stairway to Heaven? - Nein, die Nordseite der Cheopspyramide!
Der alte Eingang zur Pyramide. Wie auf dem ersten Bild zu sehen ist, liegt dieser relativ hoch, daher wird heute von Touristen der etwas tiefere Eingang genommen, den Grabräuber einst geschaffen haben.
Wir starteten unseren Rundgang nördlich der Cheopspyramide, liefen in östlicher Richtung an diesem monumentalen Mausoleum entlang und bogen dann nach Süden ab zu den - verglichen mit der gigantischen Grabstätte des Cheops - drei winzigen "Steinhaufen", die die letzte Ruhestätte der Königinnen Hetepheres I., Meritetis und Henutsen darstellen. Dort befinden sich auch einige "Löcher", die Stellen, wo während der Ausgrabungen Boote gefunden wurden. Boote am Fuße der Pyramiden? Heute nur schwer vorstellbar, aber vor dem Bau des Assuan-Staudamms überflutete der Nil jährlich das Land, machte den Boden somit fruchtbar und bot den alten Ägyptern zudem die Möglichkeit die riesigen Steinblöcke, die zum Bau der Pyramiden verwendet wurden, zu transportieren. Die Cheopspyramide besteht aus an die 3 Millionen Steinblöcken, von denen einer im Schnitt 2,5 Tonnen wiegt. Zu diesem Pyramidenkomplex gehören noch die Überreste des Totentempels, in dem der Pharao auch Jahre nach seinem Tod noch verehrt wurde und einer Kultpyramide, deren Zweck in der Wissenschaft noch umstritten ist. Auch der Grabtempel ist Teil dieser Anlage, auch er ist nur noch in Stücken erhalten.
Mittlerweile kam auch die Sonne zum Vorschein und es wurde richtig schön warm, sodass ich mich meiner dicken Jacke, die kurz vorher noch nötig war, entledigen konnte.
Die Ostseite der Cheopspyramide mit langsam aufklarendem Himmel
Die Königinnengräber neben der Cheopspyramide
Ein Kameltreiber mit zwei Touristinnen und Kamel vor der Cheopspyramide; im Hintergrund die Pyramiden von Chephren und Mykerinos
Jetzt fuhren wir mit dem Auto weiter zum zweiten Parkplatz, der sich westlich der Mykerinospyramide befindet. Von dort aus hat man einen herrlichen Ausblick auf das Plateau, besonders die Chephrenpyramide sticht hier ins Auge. Hier begann und endete auch mein etwa 20-Minütiger Kamelritt, in Richtung Süden vorbei an Mykerinos und den danebenliegenden Königinnenpyramiden, kurzer Stopp zum Fotos machen - gar nicht so einfach auf einem schaukelnden Wüstenschiff - und wieder zurück. Von hier aus kann man das herrliche Pyramidenpanorama bestaunen, welches auf einem Foto weiter unten zu sehen ist.
Das grinsende Kamel namens "Michael Douglas", Mostafa, Tarek und ich vor der Chephrenpyramide
Im Vordergrund die 3 kleinen Pyramiden der Königinnen, dahinter (von links nach rechts) die Pyramiden Mykerinos, Chephren und Cheops.
Hier schneidet "Michael Douglas" eine Grimasse wie es scheint....
... und hier lacht er dann über diese komische Touristin mit ihrer Kamera.
Mit dem Auto ging es wieder weiter zum Aussichtspunkt, wo sich massenhaft Touristen scharen, um sich gegenseitig vor den Pyramiden zu fotografieren. Die Touristen strecken dann ihre Arme in alle Himmelsrichtungen vom Körper ab, damit es später auf dem Foto so aussieht, als würden sie z.B. die Spitzen der Pyramiden berühren. Ab und zu kann man sowas ja auch mal mitmachen (allerdings ohne verbiegen) und nachdem ich Tarek erklärte, wie meine Kamera zu bedienen ist, gelang ihm auch ein - wie ich finde - sehr schönes Portrait von mir vor der Pyramide des Cheops.
Den letzten Stopp legten wir nördlich des zur Chephrenpyramide gehörenden Totentempels ein, von wo wir den Hang hinab zur Sphinx liefen. Dort kann man - unter Vorlage seiner Eintrittskarte zum Pyramidenplateau - auch den Tempel der Sphinx und den Grabtempel der Chephrenpyramide besichtigen und hat einen einmaligen Ausblick auf die Sphinx; zumindest wenn man ein wenig Geduld hat, denn vor einem drängeln sich hunderte von Touristen durch die schmalen Tempelgänge.
Die imposante Sphinx vor der Chephrenpyramide
Nach diesem schönen Ausflug hieß es, so langsam Abschied von Kairo und Giza zu nehmen und wir machten uns auf dem Weg zum Flughafen. Unterwegs hatten wir erstaunlicherweise keinerlei Verkehrsbehinderungen, mit denen man ja immer rechnen muss und kamen kurz vor 14 Uhr am Terminal an. Dort fiel mir etwas ein, an das ich in den Tagen vorher oft gedacht hatte, was mir kurz zuvor aber schlichtweg entfallen ist: Mein Visum war drei Tage vorher abgelaufen! Was sollte ich also tun, wenn ich Strafe bezahlen muss? Der geneigte Leser weiß natürlich noch von meinem Dilemma, das ich vor Antritt meiner Reise mit meiner EC- und Kreditkarte hatte. (Sollte das schon vergessen sein, so kann man das im ersten Kapitel dieses Reiseberichts nachlesen.)
Tarek fragte sich beim Flughafenpersonal dann durch und erhielt die Info, dass man normalerweise so 15-35 $ Strafe zahlen muss, wenn man die erlaubte Aufenthaltsdauer überschreitet. Blöderweise hatte ich aber gar kein Geld mehr in der Tasche und Tarek hatte vielleicht noch 80 LE einstecken, was sicherlich zu wenig gewesen wäre. Ich sollte es aber einfach mal versuchen und sehen, was passiert und sollten sie bei meiner Ausreise wirklich Geld verlangen, sollte ich nochmal zu Tarek zum Eingang zurückkommen, denn dieser durfte ohne Ticket nicht durch die Sicherheitskontrollen.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten begab ich mich also durch die eben genannten Sicherheitskontrollen am Eingang (an den ägyptischen Flughäfen gibt es immer zwei Checks, eine am Eingang noch vor dem Check-In und eine dann vor dem Boarding fürs Handgepäck) und zum Check-In, wo ich meinen reservierten Fensterplatz erhielt und ging dann ganz nervös zur Passkontrolle. Die Dame dort begrüßte mich ganz freundlich und machte einfach einen Ausreisestempel rein, ihr Kollege, der den Pass nochmals überprüfen musste zog es vor, lieber mit seinem Handy zu spielen (!!!!!!), legte dies kurz beiseite, zog meinen Pass durch den PC und händigte ihn mir dann wortlos wieder aus: Gute Reise!
Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich konnte es kaum glauben, was da soeben passiert war. Erklären kann ich es mir nur so, dass man nach Ablauf des Visums 2 Wochen Zeit hat um ein neues zu beantragen und dass man eventuell erst nach Ablauf dieser Frist die Strafe zahlen muss. Oder: sie haben es schlicht und einfach nicht bemerkt. Ich werde es wohl nicht erfahren. Macht aber auch nix, denn ich konnte mich jetzt auf den Weg zu meinem Flugzeug machen und rief, nachdem ich meinen Pass und mein Ticket in meiner Tasche verstaut hatte, Tarek an, dass alles geklappt hatte und er nicht mehr länger warten bräuchte - wir würden uns an diesem Tag nicht mehr sehen.
Von da an ging alles relativ schnell, durch die Handgepäckskontrollen, nochmal den Pass vorzeigen (hier war ich für den Bruchteil einer Sekunde nochmal etwas angespannt, aber der Beamte sah nur, dass ich einen deutschen Pass hatte und winkte mich durch) und rein in den Flieger. Dort machte ich es mir - soweit möglich - gemütlich und blätterte erst ein wenig in der Times, dann im Spiegel, während wir schon hoch über den Wolken waren. Eigentlich hatte ich mich darauf gefreut im Flugzeug den Film "Inception" zu sehen, nur leider hatte ausgerechnet ich den Bildschirm, der, sobald man einen Film startete, nur noch schwarz zeigte, den Ton allerdings abspielte. Nach mehrmaligen Versuchen (auch mit anderen Filmen) gab ich dann auf und gab mich eben mit den Zeitungen und der Musik zufrieden. Das Essen (ich hatte vegetarisches Essen bestellt) war - wie eigentlich immer bei Lufthansa - sehr gut und auch der Service war sehr angenehm.
Nach etwa 4 Stunden Flug war ich - sogar früher als geplant - in München gelandet und meine Ägyptenreise war zu Ende.
Aufbruch: | 14.12.2010 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 16.01.2011 |