Ägypten, wieder einmal!
Spaziergang mit Schafkopf...
Hier in Kairo gibt es sehr viel zu entdecken. Jedes Viertel hat seinen eigenen Charme, geht man nur einen Block weiter kann die Stadt schon wieder ganz anders aussehen. Es gibt hier oft Straßenzüge oder ganze Stadtviertel, in denen man nur bestimmte Produkte findet: Ein Viertel für Möbel, eins für Handys, Klamotten, Elektronik, Autoteile, Sanitärbereich, Werkzeug, Lampen, Souvenirs...
In der Straße des 26. Juli zwischen dem Nil und der Metrostation Nasser findet man beispielsweise viele Geschäfte, in denen es Altkleider zu günstigen Preisen zu kaufen gibt. Die kleinen Läden quellen über vor Ware, daher stehen viele Kleiderständer auf dem Gehweg oder auf der Straße. Auch sind immer massenhaft Leute unterwegs, dazu kommt der nie enden wollende Verkehr: Autos, Busse, Motorräder, Fahrräder,... Entlang dieser Straße lief ich also vor ein paar Tagen, einerseits um nach günstigen Klamotten ausschau zu halten (hab aber nix gefunden, was mir zugesagt hätte) und andererseits um die Gegend ein bisschen besser zu erkunden.
Immer wieder höre ich "Welcome!", "Hello!" oder "How are you?" von den Männern, die vor ihren Geschäften stehen oder sitzen oder ihre Ware (z.B. Orangen, Bananen, ...) auf Karren feilbieten. Diese Rufe hört man von den Einheimischen hier sehr oft. Manchmal kann es einem schon ein bisschen auf die Nerven gehen, obwohl es eigentlich immer nett gemeint ist.
Nachdem ich mich also durch die Angebote einiger Läden gewühlt habe biege ich in die Straße Bulak al-Gadid ab, in der zwar weniger Verkehr herrscht, das Vorankommen aber um einiges schwieriger ist, da fast die ganze Straße mit Kleiderständern vollsteht, zwischen denen sich dann doch das ein oder andere Fahrzeug unter lautem Gehupe durchquetscht. Nach ein paar hundert Metern ändert sich das Straßenbild, die Klamottenläden enden und es gibt Marktstände mit Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch, bevor in der Nähe der Straße El-Sabtiah die ersten Eisenwarenmanufakturen auftauchen.
Manchmal geht der Wechsel von einer Ware zur anderen wirklich überraschend schnell. Ich laufe nun entlang El-Sabtiah, einer viel befahrenen Straße, in Richtung Nil. Man findet in bestimmten Gegenden nicht nur Waren einer Art, sondern oft auch Essen einer Art. Oft findet man mehrere Koshary-Restaurants oder Falafel-Buden in einer Nachbarschaft, in dem Fall waren es aber kleine Stände, bei denen ich mir nicht ganz sicher bin, was es zu essen gab. Denn nicht das Essen gewann meine Aufmerksamkeit, sondern die 2-3 Schafköpfe, die an jedem dieser Stände hingen. Mittlerweile bin ich aber auch an diesen Anblick gewöhnt, der im ersten Moment durchaus etwas überraschen kann.
Es gibt hier zwar mittlerweile auch Supermärkte, wie wir sie aus Europa kennen, meistens kauft man die Waren aber direkt auf der Straße. Es gibt hier keine Metzger, wie bei uns, die ihre Wurst- und Fleischwaren fein säuberlich aufgereiht hinter Glas verkaufen, sondern man kauft das Fleisch entweder beim "Metzger" nebenan oder auf dem Fleischmarkt. Hygiene wird hier, wie in anderen afrikanischen oder asiatischen Ländern, eher sehr klein geschrieben und so liegen auch die Fleischwaren genau so an der "frischen Luft" wie Obst oder Gemüse.
Hier ein paar Eindrücke vom Fleischmarkt am Midan Attaba.
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Ein paar Tage später war ich wieder in der Gegend um El-Sabtiah unterwegs, allerdings kam ich von der Insel Zamalek aus. Dort besuchte ich die Cairo Greater Library, eine Bücherei, über die ich vorher folgendes im Internet gefunden hatte:
This library is more than a hundred years old and it has in its collection a great number of books in a variety of languages. [...] It also boasts a wonderful collection along the lines of the arts and sciences. [/k] [verweis=http://www.egypt-cairo.com/cairo_library.html]*[/verweis]
Der Bücherwurm in mir war natürlich sofort begeistert und ich wusste: Da muss ich hin! Nun ist bekanntlich nicht alles Gold was glänzt und so wurden meine Erwartungen leider etwas enttäuscht, als ich hörte, dass der Bereich, wo normalerweise die Literatur zu finden ist, derzeit zwecks Renovierung geschlossen ist. So ging ich also in den 1. Stock der Bücherei und betrat eines der Zimmer, welches sich als die Abteilung für Chemie, Mathematik und Biologie herausstellte. Die für diesen Bereich zuständige Frau, Nagla, erzählte mir eine Menge über ihren Fachbereich und zeigte mir anschließend noch sehr geduldig die anderen Räume der Bibliothek.
Der Bibliotheksbesuch war somit doch noch ganz nett geworden, wobei die Ausstattung der Bibliothek doch eher zu wünschen übrig lässt. Zwar gab es in jedem Bereich Bücher in verschiedenen Sprachen (meist Arabisch und Englisch), allerdings ist der Gesamtbestand an Büchern doch sehr klein. Was mir dort aber sehr gefallen hat, war einerseits die Architektur der Villa, andererseits die alten Fotos, die Kairo vor ca. 100 Jahren zeigen. Auch die Lage der Bücherei ist sehr schön: Am Nil gelegen und von vielen Bäumen umgeben.
Nach dem Bibliotheksbesuch überquerte ich den Nil wieder und ging entlang der Kornish nach Norden zur Arcadia Mall, einem mittelgroßen Einkaufszentrum. In den meisten Geschäften dort gibt es Klamotten, einige Möbelgeschäfte (nicht so kitschiges Zeugs wie sonst, sondern ganz nette, moderne Möbel), eine Gastronomie-Ecke, ein Vergnügungspark für Kinder (mit Hüpfburgen, Trampolins, Schaukeln, Rutschen, ...) und auch einen Bücherladen. Dort wurde ich schnell fündig und habe mir drei Kinderbücher auf Arabisch gekauft - denn irgendwie muss ich die Sprache ja lernen. Ich habe sie mir deswegen gekauft, da im Gegensatz zu normalen Büchern oder Zeitungen in diesen Büchern alle Vokale und Buchstabenzeichen geschrieben werden und nicht wie sonst die "vereinfachte" Schrift. So habe ich jetzt "Der Zauberer von Oz" und "Hänsel und Gretel" und noch ein weiteres Märchen auf Arabisch. Die Buchstaben habe ich relativ schnell gelernt, aber es hapert doch manchmal noch sehr mit der Aussprache der Wörter.
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In der Zwischenzeit habe ich übrigens die Bücher "Date Expectations" von Paul Reizin (ein lustiges Buch, in dem der Autor seine Erwartungen und Erfahrungen mit Blind Dates beschreibt) und "The Seven Sisters" von Margaret Drabble (ein Buch, geschrieben aus der Sicht der geschiedenen, etwa Mitte fünfzigjährigen Candida Wilton, die von Suffolk nach London zieht und versucht, dort ein neues Leben anzufangen. Nettes Buch, aber manchmal etwas verwirrend und zum Schluss etwas abrupt zu Ende... Gibt aber einen guten Einblick in das Denken dieser Frau) gelesen, im Moment lese ich "A Short History of English Literature" von Ifor Evans (wie der Titel schon sagt eine Literaturgeschichte, kurz und bündig, eingeteilt in Lyrik, Drama, Romane und Prosa. Liest sich sehr gut und stellt zeitliche Zusammenhänge zwischen verschiedenen Autoren gut dar).
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Mittlerweile habe ich mir viel Zeit gelassen um meine Erlebnisse aufzuschreiben, daher kann es sein, dass manche Dinge irgendwie unzusammenhängend erscheinen und ich die Ereignisse mehrerer Tage in einem Kapitel aufschreibe. Ich hoffe, dass es trotzdem Spaß macht, meine Berichte zu lesen. An dieser Stelle wünsche ich Dir noch ein frohes neues Jahr 2011!
Aufbruch: | 14.12.2010 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 16.01.2011 |