Malta im Winter: Barocke Kirchen, prähistorische Tempel und Klippenwanderungen

Reisezeit: Januar / Februar 2011  |  von Angelika Gutsche

Gozo: Wardija-Point und Dwejra-Bay

Morgens stellen wir bei strahlend schönem Wetter fest, dass wir uns am Ausgangspunkt eines Klippenwanderweges befinden. In der festen Überzeugung, dass wir nur unseren Schicksalswegen folgen müssen, um zu den richtigen Orten, Menschen und Zielen zu gelangen, schnüren wir die Wanderschuhe und schultern das Rucksäckchen.

Wardija-Point

Wardija-Point

Wir folgen dem Wanderpfad entlang der weißen Klippen durch grünsatte Wiesen, durchflutet von einem Meer aus gelben Blüten, dazwischen blaue, rote und weiße Farbtupfer von Vergissmeinnicht, Mohn und Margariten. Der Panoramablick entlang der Küste mit den tiefen Buchteinschnitten, auf fantastische Felsformationen und das azurblaue Meer ist ein Augenschmaus der besonderen Art. Am Wardija-Point machen wir Brotzeit. Überall finden sich Keramiksplitter aus der Punierzeit und gleich hier müsste sich auch ein altes Puniergräberfeld befinden. Natürlich, nur wenig oberhalb stoßen wir auf die Überreste der Gräber.

Punisches Gräberfeld am Wardija-Point

Punisches Gräberfeld am Wardija-Point

Das Handelsvolk der Punier oder Karthager siedelte einst nicht nur an Nordafrikas Küste, sondern auch auf den maltesischen Inseln, so dass die heutigen Malteser als Nachfolger der Punier gelten können. Das Seereich der Punier wurde von den Römern in den Punischen Kriegen zwischen 264 und 146 v.Chr. zerstört. In den folgenden Jahrhunderten verschmolz die Bevölkerung Maltas mit den Menschen, welche die weiteren Einwanderungswellen auf die Insel spülten: Römer, Araber, Sizilianer und Normannen.

Felsformation nahe Wardija-Point

Felsformation nahe Wardija-Point

Auf dem weiteren Wanderweg öffnet sich der Blick schon bald auf die Dwajra-Bay. Das ist nun wirklich der grandioseste Ausblick von allen! Magisch zieht es uns hinunter in diese wunderbare Bucht mit ihrem Azur Window und dem kleinen Meerwassersee, um den sich wenige Bootshäuser und ein Kirchlein gruppieren.

Dwajra-Bay mit Azur Window

Dwajra-Bay mit Azur Window

Am See angekommen, fragt uns ein Fischer, ob wir eine Bootsfahrt machen möchten. Natürlich wollen wir! Und so hilft Wolfi alles Sträuben nichts, er wird an Bord verfrachtet und schon geht's durch die Felsspalte, die den See mit dem offenen Meer verbindet, hinaus in die Wellenberge. Es herrscht starker Seegang, das Boot wird hin und her geschaukelt. Dem armen Wolfi geht es ziemlich schlecht, aber Aussteigen geht jetzt nicht mehr. Das Boot steuert zum Azur Window, zum Crocodile-Rock und zum Fungus(Pilz)-Rock, alles dem Namen entsprechende Felsformationen. Das Meer ist hier bis zu 50 m tief und hat einen reichen Fischbestand: Es tummeln sich Thunfisch, Barrakuda, Makrele, Brasse, Kardinalfisch, Skorpionfisch, Napoleonfisch und viele andere. Kein Wunder, dass diese als natural reserve ausgewiesene Bucht mit ihren Korallenbeständen als eines der schönsten Tauchparadiese im Mittelmeer gilt. Zum Abschluss kämpft sich unser Boot noch in einige Grotten, bevor wir durch die Felsspalte zurück in die ruhigen Gewässer des Salzsees tuckern. Das Erlebnis war seine 7 € Wert.

Salzwassersee am Dwajra-Bay

Salzwassersee am Dwajra-Bay

Zu unserem Bus zurückgekehrt, beschließen wir, Dwejra-Point als Standplatz zu wählen. Über Santa Lucia - übrigens ein sehr hübscher Ort - fahren wir nach San Lawrenz, von dort führt eine Straße hinunter zum Dwejra Point. Am Ortsausgang ist eine unglaublich hässliche Luxus-Apartmentanlage im Bau, die schon jetzt die ganze Bucht verschandelt. Wer genehmigt nur so etwas? Dazu wirkt das im Ortskern gelegene Kempinski sehr geschmackvoll, stilsicher und zum Ort passend.

Dwejra Point: Qawra Tower

Dwejra Point: Qawra Tower

Am Dwejra-Point gibt es eine kleine Stellfläche für Camper. Toiletten und eine Dusche sind tagsüber geöffnet. In der kleinen Kapelle liegen Reiseführer, Postkarten, Kreuze und Kerzen zum Verkauf aus. Dazu gibt es eine Box, in der man das Geld wirft. Man kann auch mit mittels Zettel an den "Dear Lord" eine Bitte richten, die von der Hl. Anna, der diese Kirchlein gewidmet ist, übermittelt wird. Auch der Priester wird bei der nächsten heiligen Messe eine Fürbitte leisten.

Abends genießen wir mit wenigen anderen Wanderern den wirklich und wahrhaftig breathtaking sunset über dem Meer. Nach Einbruch der Dunkelheit gehört uns die Bucht alleine.

Sonnenuntergang am Dwejra-Point

Sonnenuntergang am Dwejra-Point

© Angelika Gutsche, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wer auf Historisches schwört, für den könnte Malta im Winter genau das Richtige sein. Wohl kaum sonst wo befinden sich so viele von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützte Bauwerke auf engstem Raum. Und wunderbare Naturerlebnisse kommen auch nicht zu kurz.
Details:
Aufbruch: 21.01.2011
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.02.2011
Reiseziele: Italien
Malta
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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