Malta im Winter: Barocke Kirchen, prähistorische Tempel und Klippenwanderungen

Reisezeit: Januar / Februar 2011  |  von Angelika Gutsche

An Maltas Südküste

Am Flughafen vorbei erreichen wir über Sigiewi und Zebbug die Südküste. Bei der Fahrt über Land fällt auf, wie dicht die Insel besiedelt ist. Ein Ort ist übergangslos mit dem nächsten verwoben. Malta hat die dritthöchste Bevölkerungsdichte der Welt. Die landwirtschaftlich genutzten Felder sind umsäumt von Felsmauerchen, um den Boden vor Erosion zu schützen. Da ist kein Platz für unseren Bus. Wir fahren die südliche Küstenstraße entlang. Bei Ghar Lapsi, hier befindet sich eine der ältesten Meerwasserentsalzungsanlagen von Malta, führt ein Feldweg leicht bergan. An einer Ausbuchtung können wir den Bus abstellen. Hier verbringen wir die Nacht.

Lagerplatz bei Ghar Lapsi

Lagerplatz bei Ghar Lapsi

Auf dem mit Macchia bedeckten Gelände, das uns umgibt, befinden sich viele kleine Steinpodeste. Dem Reiseführer entnehmen wir, dass es sich dabei um Vogelabschussrampen handelt. Kommen die Vögel erschöpft aus Afrika, um hier Zwischenstation auf ihrem langen Zug nach Europa zu machen, nehmen sie gerne die Podeste als Landeplätze. Die Vogeljäger können sie auf diesen Podesten sitzend besonders gut abknallen. Die Durchsetzung des EU-Gesetzes, das diesen perfiden Singvogelmord verbietet, soll sich schwierig gestalten.

Landepodeste für Singvögel - um sie gut abschießen zu können

Landepodeste für Singvögel - um sie gut abschießen zu können

Nicht weit von der Küste sichten wir einige Delphine. Dahinter erhebt sich die kleine Felseninsel Filfla, die einst als militärisches Übungsziel diente. Die weggeschossenen Felsbrocken liegen verstreut rund um den Felsklotz. Heute ist Filfla als Naturschutzgebiet ausgewiesen und darf nicht betreten werden. Aufgrund der hier eingesetzten chemischen Waffen sollen sich bei einer Echsenart genetische Veränderungen eingestellt haben und die Echsen seither mit zwei Schwänzen ausgestattet sein.

Wir fahren zu den Tempelanlagen von Hagar Qim und Mnajdra, beide auf der UNESCO-Kulturerbeliste vermerkt. Ein kurzer Videofilm stimmt den Besucher auf die Tempel ein, erbaut aus Monolithen, der größte viereinhalb Meter hoch, sieben Meter breit und an die zwanzig Tonnen schwer. Hagar Qim entstand vermutlich 2800 v.Chr., Mnajdra bereits ab 3400 v.Chr. Diese Kultstätten beeindrucken besonders auf Grund ihres Alters, entstanden die Bauten vor Stonehenge (2500-2000 v.Chr.) und vor den ägyptischen Pyramiden (die älteste stammt aus dem Jahre 2650 v.Chr.). Über die Kultur jener Zeit weiß man so gut wie nichts, schriftliche Überlieferungen gibt es nicht. Die wissenschaftlichen Theorieversuche überzeugen nicht wirklich, manche esoterische Erklärung wirkt da noch plausibler. Natürlich beteiligen wir uns an allen Spekulationen, die uns zu diesem Thema in den Sinn kommen, von Rudolf Steiners Atlantis bis Erich von Dänikens Außerirdischen. Sogar an die Kräfte aus dem Erdinneren, welche die Bewegung von Monolithen zur Errichtung monumentaler Anlagen in früher Vorzeit ermöglicht haben könnten - so erwähnt in Umberto Ecos Foucaultsche Pendel - erinnern wir uns. Hagar Qim und Mnajdra regen in jedem Fall die Fantasie an.

Tempelanlage von Hagar Qim

Tempelanlage von Hagar Qim

Tempelanlage von Hagar Qim

Tempelanlage von Hagar Qim

Tempelanlage von Mnajdra

Tempelanlage von Mnajdra

Es herrscht wunderbares Frühlingswetter und so schließen wir dem Ausflug in die Frühzeit eine kleine Wanderung durch das Girgenti-Tal nach Siggiewi an. Obwohl wir den richtigen Weg nicht finden, wird es ein wunderschöner Spaziergang durch grünende Felder und frisch bepflanzte Obst- und Gemüseplantagen.

Girgenti-Tal

Girgenti-Tal

Mit dem Auto geht es zurück an die Küste, zu den Dingli-Cliffs. Wir parken bei der Madalena-Kapelle, wo die weißen Klippen steil ins Meer fallen. Bei der Kapelle hat sich eine Schar Schaulustiger versammelt, denn Falkner lassen ihre Vögel in die Lüfte steigen (16.30 Uhr). Auf Pfiff stürzen diese pfeilschnell vom Himmel herab, um auf dem ledergeschützten Arm ihres Falkners zu landen. Ein improvisierter Verkaufsstand bietet Honig, Likör und Marmeladen aus der Region feil.

Dingli-Cliffs: Madalena-Kapelle - Falkner lassen ihre Vögel fliegen

Dingli-Cliffs: Madalena-Kapelle - Falkner lassen ihre Vögel fliegen

Auf dem Rückweg zu unserem Schlafplatz bei Ghar Lapsi halten wir an einer auf die Klippen gebauten Zisternenanlage aus der Bronzezeit, zu der noch eine alte Fahrspur führt.

Dingli Cliffs

Dingli Cliffs

Und dann beschließen wir den Abend auf grandiose Weise im edlen Ambiente des Restaurants Blue Creek, das genau unterhalb unseres Lagerplatzes bei Ghar Lapsi liegt. Maltesische Pastetchen und andere Antipasti werden von einem zuvorkommenden Ober auf grauen Schieferplatten serviert, danach gibt's Schwertfisch mit feinstem Gemüse und als Dessert Crème Brulée in drei verschiedenen Variationen. Abgerundet wird das köstliche Mahl mit einem edlen maltesischen Tröpfchen. Nicht ganz billig, aber in jedem Fall seinen Preis wert. Bezahlen kann man mit Credit Card.

Ghar Lapsi: Bootsrampe

Ghar Lapsi: Bootsrampe

© Angelika Gutsche, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wer auf Historisches schwört, für den könnte Malta im Winter genau das Richtige sein. Wohl kaum sonst wo befinden sich so viele von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützte Bauwerke auf engstem Raum. Und wunderbare Naturerlebnisse kommen auch nicht zu kurz.
Details:
Aufbruch: 21.01.2011
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.02.2011
Reiseziele: Italien
Malta
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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