Venezuela
Rio Caura
Dienstag, 21. April 2009 bis Samstag, 25. April 2009
Zurück in Ciudad Bolìvar wartet auf uns eine 5-tägige Tour auf dem Rio Caura. Der Rio Caura ist ein Schwarzwasserfluss und somit halten sich die Moskitos dort in Grenzen. Wir haben während der fünf Tage zwar trotzdem ein paar Stiche abbekommen, aber immerhin wurde man nicht lästig umschwärmt! Außerdem hatten unsere Hängematten die neuesten und modernsten Moskitonetze (die insbesondere auch gut gegen Kakerlaken und Nachtfalter sind!).
Wir sind eine Minigruppe: nur wir beide und zwei Spanier, die nicht mit uns gesprochen haben! Naja, gut, die beiden haben den ersten Tag nichts mit uns gesprochen und dann ab und zu mal ein Wort ... englisch konnten sie nicht, und mit meinem üblen Spanisch wollten sie sich wohl nicht abmühen
Und dann gibt es da noch unseren Guide José Gregorio ... er spricht fünf Sprachen und mit uns einen Mischmasch aus Spanisch, Englisch und Deutsch, so dass Jacqi irgendwann völlig verwirrt ist und gar nicht mehr merkt, wenn er deutsch mit ihr spricht!
Mit dem Auto fahren wir zunächst erst einmal 3 1/2 Stunden in einen kleinen Ort namens Maripa am Rio Caura. Dort wird dann unser Boot mit allem was man so in fünf Tagen brauchen kann (Essen, Getränke, Geschirr, Kocher, Gasflasche, Hängematten, Moskitonetze, Sprit ... und unser Gepäck nicht zu vergessen ...) beladen. Als das Boot voll ist, liegt es schon so tief im Wasser, dass wir denken, wir würden in einem anderen Boot befördert werden ... aber nix da, wir müssen auch noch einsteigen ... wir hatten wirklich die Befürchtung, dass wir untergehen ...
Dann geht es den Rio Caura hoch. Nach 1 1/2 Stunden dürfen Jacqi und ich dann mitten auf dem Fluss in ein anderes Boot umsteigen (man hilft sich eben gegenseitig und das andere Boot hatte noch Platz), was für eine Wohltat für unsere armen Knie. Ab jetzt wird die Bootsfahrt richtig toll: wir sehen 2 Aras fliegen und im Wasser sind immer mehr Felsen und damit auch Stromschnellen. Der Bootsführer fährt mit absoluter Sicherheit durch die Felsen, die in der Regenzeit ganz mit Wasser bedeckt sind). Gegen Abend sind wir dann im Hängemattencamp Las Coquizas.
Am nächsten Tag geht es dann den Fluss weiter hoch, bis es wegen zweier Wasserfälle nicht mehr weiterging. Dort ist dann das Indianerdorf El Playón und davor stehen ein paar Hängemattenhütten für Touristen. Und einen schönen Strand gibt es dort auch. Es gibt sogar ein Toilettenhäuschen ... allerdings gibt es kein fließendes Wasser und so mussten ein paar Indianerjungs die Wassertonne zum Klo spülen auffüllen gehen.
Die Satelittenschüssel darf auch nicht fehlen. Strom gab es allerdings nur abends über einen Generator.
Außer diesem Indianerdorf haben wir unterwegs (sowohl auf der Hinfahrt als auch später auf der Rückfahrt) noch ein paar andere Indianerdörfer besichtigt. Unser Guide José Gregorio kennt glaub so ziemlich jeden dort ... "they are my friends"!
Die Indianerkinder waren total süß. Zum Teil noch mit traditioneller Bemalung im Gesicht und an den Beinen. Alles ist noch völlig untouristisch. Keine Bettelei, keine Souvenirstände, nichts! Allerdings lieben alle Kinder Digitalkameras. Sie haben eine Jenseitsfreude, sich selber auf der Kamera zu betrachten. Wir verstehen leider nicht viel davon, was sie sich dabei erzählen, da die wenigsten Spanisch sprachen. Nur ein spanisches Wort habe ich erkannt: als ich ihnen ein Bild von einem alten Auto gezeigt habe, sagten sie "Carro" (spanisch für Auto) ... da haben sie das spanische Wort übernommen, da es in der Indianersprache wohl kein Wort dafür gibt.
Außerdem ist sowieso völlig unfassbar, wie lange Indianerkinder an einem Traubenzucker schlecken können ... eine ganze halbe Stunde lang ... ich der Zeit hätte ich sicherlich schon die ganze Tüte aufgegessen!
Da es kein fließendes Wasser gab, haben Jacqi und ich im Fluss gebadet ... trotz Josés Hinweis, dass es dort Stachelrochen gibt und wir nur ganz links reingehen sollten. Am ersten Abend wollte Jacqi kaum weiter als mit der großen Zehe rein ... am Zweiten Abend war sie dann trotz Stachelrochen, Krokodilen, Pirañas und sonstigem Getier doch schon ziemlich weit drin! Und hat sich mit einer "Hotel-Seife" gewaschen. Danach habe ich die Seife bekommen ... und nachdem unsere vier Indianerkinder-Freunde die Seife angestarrt haben, haben sie sie bekommen. Die beiden ältesten Mädels haben sich zuerst darum gestritten. Dann hat sich das eine Mädel damit gewaschen, dann das andere. Dann haben beide ihre Hosen ausgezogen und die auch gewaschen. Dann hat das kleinere Mädel die Seife bekommen. Die hat sich zuerst die Hände damit gewaschen und dann den Rest der Seife auf ihrem Rock verteilt ... Es ist schon unfassbar, an was für Kleinigkeiten sie sich erfreuen können!
Am dritten Tage sind wir dann 3 1/2 Stunden zu Fuß durch den Dschungel gelaufen. Unser Ziel war der Wasserfall "Salto Kuyuwi" oder auch "Salto las Pavas"... der war auch ziemlich beeindruckend ... ähnlich einem "Mini-Iguazú". Unterwegs haben wir ganz viele Indianer getroffen, die Kanisterweise Sprit und ein paar andere Dinge getragen haben. Das ganze wurde wegen der Wasserfälle bei El Playón und dem Wasserfall an den wir gelaufen sind, zu Lagerhäusern oberhalb dieses Wasserfalls getragen. Von dort wird es dann per Boot in die 52 Indianerdörfer die noch oberhalb des Wasserfalls liegen gebracht. Es ist unfassbar, wie viel die Leute schleppen. Der schwerste Kanister hatte 70 Liter!!! Und das hauptsächlich barfuss über Stock und Stein und teilweise ganz schön steil hoch! Am steilsten Stück haben wir ein Indianerpaar überholt. Beide hatten mindestens 35 kg auf dem Rücken und die Frau hatte zudem noch ein höchstens 1 Monat altes Baby auf dem Arm. Unser Guide hat der Frau dann die Last abgenommen. Als wir dann oben auf die beiden gewartet haben ... kamen die beiden um die Ecke: Frau mit Baby und Gepäck des Mannes und Mann mit nix!!!
Die Indianerdörfer die wir gesehen haben, waren schon superinteressant. Die Dörfer oberhalb des Wasserfalls (unter anderem Yanomami) wären sicher noch interessanter gewesen. Allerdings muss man dorthin noch tagelang Boot fahren und braucht dazu noch eine spezielle Genehmigung der Regierung. Was vermutlich auch das Beste für die Indianer ist.
Oberhalb des Salto Kuyuwi ist dieses Zwischenlager. Von hier aus werden Sprit und sonstige Waren in die Dörfer weiter befördert.
In diesem Gebiet gibt es auch jede Menge Gold und Diamanten. Der Abbau ist verboten, aber viele versuchen es trotzdem. An dem Tag an dem wir angekommen sind, hat das Militär 28 Goldsucher festgenommen, die dann alle in El Playón am Strand saßen und darauf gewartet haben, bis das Militär endlich Boote und Sprit aufgetrieben hatte, um sie abtransportieren zu können. War leicht unheimlich ...
Jacqi hat sich mittlerweile zum Chef-Fotografen entwickelt. Außer vielen Indianerkindern hat sie vor allem jede Menge Schmetterlinge fotografiert. Und auch ein paar Spinnen ... auch wenn das all ihre Überwindung gekostet hat, mit der Kamera so nahe ran zu gehen ...
Alles in allem, war die Tour superschön!!! Und am Ende haben die Spanier sogar ab und zu was mit uns gesprochen!
Aufbruch: | 10.04.2009 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 02.05.2009 |