USA - N.Y., D.C. und Orlando 2011

Reisezeit: August / September 2011  |  von Sabine H.

New York pudelnass

14.08.2011

Gestärkt mit einem american breakfast im Hotel-Restaurant sehe ich etwas skeptisch aus dem Fenster: Es regnet in Strömen. Und dabei habe ich mir für heute ein totales outdoor-Programm vorgenommen, Freiheitsstatue und Ellis Island. Weder Regenjacke, noch Schirm habe ich mitgenommen. Hm. Kalt ist es nicht, Regen bringt einen (meistens) nicht um und ausserdem sehe ich in diesem Wetter die Chance, mein Programm ohne Endlos-Warteschlangen durchziehen zu können. Also los zur Lady Liberty ! Vorher marschiere ich jedoch zum Times Square und hole im Planet Hollywood meinen New York City Pass ab und hüpfe auf den nächsten roten Hop-on-hop-off-Bus Richtung downtown. Wie ich schon vermutet habe, sind heute morgen bei den Strassenverkäufern Regenschirme der absolute Verkaufsschlager und so wird ein 5-USD-Schirm mein erstes shopping-Ergebnis. Ich steige am Ground Zero aus dem Bus und sehe mir als erstes die Großbaustelle hier an. Der Freedom-Tower wächst, aber noch sieht alles recht unspektakulär aus im grau-in-grau dieses Morgens.

Freedom Tower

Freedom Tower

The Sphere - dieses Denkmal hat man aus den Trümmern des WTC geborgen und hier als 9/11-Memorial wieder aufgestellt

The Sphere - dieses Denkmal hat man aus den Trümmern des WTC geborgen und hier als 9/11-Memorial wieder aufgestellt

Die berühmte Lady Liberty - heute regenverhangen, aber immerhin bin ich da und musste keine Minute warten, für mich ungeduldigen Menschen ganz wichtig.

Die berühmte Lady Liberty - heute regenverhangen, aber immerhin bin ich da und musste keine Minute warten, für mich ungeduldigen Menschen ganz wichtig.

Als ich auf Liberty Island angelangt bin, wird´s so richtig ungemütlich: Es schüttet nicht mehr nur, es eimert geradezu, der Wind ist auch nicht gerade ohne und versucht, mit meinem Schirm kurzen Prozess zu machen. Ich sehe zu, dass ich ins Innere der Lady komme. Sicherheitskontrollen wie am Flughafen, Taschenscanner, keine Flüssigkeiten, Durchleuchten - egal, Hauptsache trocken. Ich besehe mir die Ausstellung und verzichte darauf, in die Krone hochzusteigen, obwohl es - noch - kurz vor Beginn der geplanten Renovierungsarbeiten erlaubt ist.

Im Inneren des Sockels: Ein Modell des linken Fusses der Statue, sieht man ja sonst nie, aber die Frau hat schöne Füsse !

Im Inneren des Sockels: Ein Modell des linken Fusses der Statue, sieht man ja sonst nie, aber die Frau hat schöne Füsse !

Die Lady war ja ein Geschenk Frankreichs und das ist so ein Modell einer der Spenderplaketten derjenigen, die Geld für das Projekt zur Verfügung gestellt haben.

Die Lady war ja ein Geschenk Frankreichs und das ist so ein Modell einer der Spenderplaketten derjenigen, die Geld für das Projekt zur Verfügung gestellt haben.

Ein beleuchtetes Modell der Fackel

Ein beleuchtetes Modell der Fackel

Ich bin durch mit der Ausstellung, verlasse den Sockel und mache den Spaziergang um die Statue herum - wahrlich kein Vergnügen bei diesem Sauwetter. Am nächsten Tag entnehme ich den Nachrichten, dass der heutige Tag der regenreichste Tag in New York City seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist und ich glaube jedes Wort davon !

Ein letztes Foto und dann nichts wie weg hier !

Ein letztes Foto und dann nichts wie weg hier !

Die Überfahrt nach Ellis Island dauert nur wenige Minuten und ich rette mich schnell ins Innere des Gebäudes. Hier sind also hunderttausende von Einwanderern zunächst gelandet und haben unvorstellbare Schikanen, Kontrollen, Untersuchungen und sonstiges durchleiden müssen, bis es hiess: Bleib´oder geh´. Die Ausstellung ist sehr anschaulich, man kann sich vorstellen, welche Dramen sich hier abgespielt haben müssen, wie überfüllt es hier teilweise gewesen sein muss, welche Menschen und Schicksale hier aufeinander geprallt sein müssen - und so furchtbar lange ist es ja gar nicht her, dass der letzte Einwanderer hier durchgeschleust wurde, bis Ellis Island als solches geschlossen wurde, 1954. Die erste war 1892 ein 15-jähriges irisches Mädchen (es gibt eine Statue von ihr) und der letzte war ein norwegischer Seemann.

Die erste: Annie Moore aus Irland

Die erste: Annie Moore aus Irland

In dieser Halle haben pro Tag (!) bis zu 12.000 Menschen auf die Einreisegenehmigung gewartet.

In dieser Halle haben pro Tag (!) bis zu 12.000 Menschen auf die Einreisegenehmigung gewartet.

Der Gebäudekomplex von Ellis Island

Der Gebäudekomplex von Ellis Island

Irgendjemand in meiner kleinen Sippe hat vor Jahren mal angefangen, Ahnenforschung zu betreiben und versucht, herauszubekommen, woher die ganzen Irren in meiner Familie kamen und wohin sie gingen. Eines weiss ich daher ziemlich sicher: Nach Amerika hat´s niemanden von uns verschlagen, wir Irren sind alle noch hier und vielleicht noch ein paar Versprengte in Skandinavien. Ellis Island ist allerdings für all diejenigen, die ahnen und hoffen, dass da doch noch ein reicher Erbonkel in den USA sein könnte, ein Paradies. Ich persönlich hab´s deswegen nicht ausprobiert, aber Ellis Island hat ein wunderbares Archiv, reichlich Computer-Terminals und ein jeder darf sich gern auf die Suche machen nach dem schwarzen Schaf seiner Familie, das sich womöglich zwischen 1892 und 1954 in die USA aufgemacht hat. Die PC´s waren alle besetzt und man glaubt es kaum: Die mit Abstand grösste Gruppe Einwanderer kam aus Deutschland. Mir egal, ich werde hier nichts finden, also zurück auf´s Boot zurück nach Manhattan.

Ellis Island

Ellis Island

Immer noch grau-in-grau und strömender Regen: Südspitze Manhattan

Immer noch grau-in-grau und strömender Regen: Südspitze Manhattan

Es war Mittag geworden und ich hatte ein klitzekleines Bisschen Hunger. Und Durst. Und konnte nicht mehr laufen. Meine Schuhe waren geschrumpft im Wasser, eingelaufen, also wirklich geschrumpft. Taten weh. Da braucht man was zum Sitzen, Essen, Trinken und Verschnaufen - wo es schön ist - und trocken ! Lower Manhattan, da war ich jetzt. Also Pier 17, via Wall Street kommt man da hin, zufuss. Gern hätte ich noch den "bull" vor der Wall Street getätschelt, denn das bringt Reichtum, aber da kam ich durch die "Wand" der Japaner gar nicht durch. Okay, all the luck to Japan ! Der Bulle musste ohne meine Streicheleinheiten auskommen und mein Portemonnaie auch.

New York Stock Exchange

New York Stock Exchange

Pier 17 - eigentlich toll, mit Freiluft-Cafés und Restaurants, Geschäften und, und, und...heute sehr traurig, wenig besucht und die Aussicht über den East River regenverhangen...

Pier 17 - eigentlich toll, mit Freiluft-Cafés und Restaurants, Geschäften und, und, und...heute sehr traurig, wenig besucht und die Aussicht über den East River regenverhangen...

Brooklyn Bridge

Brooklyn Bridge

Am Pier 17

Am Pier 17

Okay, was jetzt ? Ich hoppe auf den nächsten Bus, bleibe im trockenen unteren Deck und starte einen heftigen Augenflirt mit dem Tourguide. Gar nicht mit Absicht, aber der Typ sitzt mir direkt gegenüber und wohin soll ich denn bitte sonst gucken ? Aus dem Fenster in den Regen ? Auf den Rücken des Busfahrers ? Auf den Fussboden ??? Der Kerl ist genau mein Typ, schwarz, sicher 4-5 Jahre älter als ich und einfach umwerfend. Ich versuche ja, wegzugucken ! Geht aber nicht und ausserdem guckt er auch zurück. Legt irgendwann das Mikro beiseite und fragt mich aus. Naja, gegen einen Flirt ist doch nichts zu sagen, oder ? Trotzdem beschliesse ich, so schnell wie möglich auszusteigen und frage ihn nach dem nächsten Umsteigehaltepunkt für die uptown-Tour, denn ich will noch ins Museum for Natural History. Am Central Park vorm Plaza Hotel wäre der Stopp, aber er hält es für sinnvoller, bis zum Times Square an Bord zu bleiben, ja ist klar, Flirt noch ein paar weitere Minuten in die Länge ziehen ! Ich bleibe, der Typ hat wunderschöne Augen...

Am Times Square steige ich allerdings wirklich aus und bekomme einen Fetzen Papier in die Hand gedrückt, begleitet von einem tiefen Blick in die Augen, uaaah ! Der Papierfetzen erweist sich als die herausgerissene Ecke eines Schecks aus seinem Scheckbuch, auf der Name, Adresse und Telefonnummern stehen. Ist das jetzt nach amerikanischen Gesetzen die Aufforderung, ihn anzurufen und ein date zu vereinbaren ??? Dating ist ja eine Wissenschaft für sich in den USA und unterliegt seltsamen Regeln, so viel ich weiss. Ich stopfe den Zettel erstmal in die Tasche und hoppe auf die uptown-tour, nur um am Central Park vorm Dakota Building wieder auszusteigen und mir Strawberry Fields anzusehen. Vorm Dakota Building, in dem er gewohnt hat, wurde John Lennon erschossen und im Central Park befindet sich das memorial für ihn, eben Strawberry Fields.

"Imagine all the people..."  (all die vielen Leute, die drumherumstanden !)

"Imagine all the people..." (all die vielen Leute, die drumherumstanden !)

"Nachts im Museum" war es jetzt nicht gerade und das Reiterstandbild von Teddy Roosevelt war leider verhüllt, aber der Dino in der Eingangshalle war definitv zu sehen !

"Nachts im Museum" war es jetzt nicht gerade und das Reiterstandbild von Teddy Roosevelt war leider verhüllt, aber der Dino in der Eingangshalle war definitv zu sehen !

...und voll war´s - kein Wunder bei dem Schietwetter !

...und voll war´s - kein Wunder bei dem Schietwetter !

Für die nächsten 1,5 Stunden begab ich mich auf Ben Stiller´s Spuren durchs berühmte Museum und entdeckte so einiges. Museen können so cool sein, wenn sie richtig gut gemacht sind und dieses ist ein echtes Highlight !

Nach meinem Besuch hier hoppe ich auf den Bus und kurve durch Harlem und die upper east side zurück zum Plaza-Hotel-Stopp, denn gleich hier an der Ecke Central Park/5th Avenue gibt es eine "Sehenswürdigkeit" der ganz modernen Art zu sehen und zu erleben und da muss man i-nmal reingehen: Apple flagship store, New York. Der Glas-Würfel ist Kult (wird aber gerade dran gebaut, daher eingerüstet und nicht fotografierenswert, sonst allerdings durchaus). Man befindet sich direkt in der i-Welt, i-pods, i-pads, i-macs, i-books, i-phones, alles da, alles zum Ausprobieren, sich-erklären-lassen und natürlich auch KAUFEN ! Ich habe das wuselige Treiben in diesem Laden, den man gar nicht schnöde "Laden" nennen darf - das ist ein Gesamtkunstwerk - auf mich wirken lassen und ich hatte den i-ndruck, dass die vielen, vielen Menschen hier gar nicht kauften, sondern einfach nur spielten und sich von der be-i-ndruckend zahlreich vertretenen i-crew beraten liess. Na klar, kann man auch sein eigenes i-Ding mitbringen und es auf den persönlichen i-Stand bringen lassen. Der store war brechend voll, muss man i-nfach mal gesehen haben !!!

Nachtrag Oktober 2011: Steve Jobs, i-god, ist vor ein paar Tagen leider gestorben. Auch ich ziehe den Hut vor diesem Mann, der die Welt wirklich revolutioniert hat, wie sehr - wissen wir noch gar nicht. Er hat uns definitiv in eine neue Umlaufbahn geschossen, soviel ist klar. Ich besitze zum Zeitpunkt der Reise noch kein i-phone und fühle mich in den USA schon fast nackt ohne ein solches.

Strassenszene N.Y.

Strassenszene N.Y.

Da es jetzt schon sehr später Nachmittag ist, schlendere ich nur noch ein wenig die 5th-Avenue hinunter bis zum Rockefeller Center. Soll ich, oder soll ich nicht ? Hoch auf das Observation Deck auf dem Dach des Rockefeller Center "Top of the Rock" ? Ich habe so f... Höhenangst. Und bin völlig erschossen, nee, heute jedenfalls nicht mehr. Es reicht, echt. Für heute. Schnell noch irgendwo einen Happen gegessen, was zu trinken und zu naschen besorgt und zurück zum Hotel. Schuhe aus, Fernseher an, Telefon geschnappt und nach Hause telefonieren a la E.T. mit sowas wie Festnetz und Kabel und so einem unmodernen Kram. Klappt mit pre-paid-phone-cards zu Schnäppchen-Preisen wunderbar: 8 Stunden Deutschland-Telefonate für 10 USD, gar kein Problem.

Mein Zimmer liegt im 9. Stock an der 7. Avenue, die Geräuschkulisse ist einmalig new-yorkig: Das Rauschen des Verkehrs und dazu im Minutentakt das Heulen der Sirenen. Ich schlafe dabei ein, wie ein Baby...

30, Rock

30, Rock

Jetzt Café, im Winter die berümte Eislaufbahn am Rockefeller Center.

Jetzt Café, im Winter die berümte Eislaufbahn am Rockefeller Center.

Und ich geh´jetzt schlafen...zzzzz.

© Sabine H., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
New York zum Shoppen, Washington D.C. zum Gucken und Orlando zum Vergnügen. Bzw. Orlando bis zum Erbrechen. Danke, Irene !!!
Details:
Aufbruch: 13.08.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 03.09.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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