USA - N.Y., D.C. und Orlando 2011
D.C. - The Mall und Capitol
18.08.2011
Frühstück ist mega-gemütlich im Normandy Hotel: Man sitzt in einem Wintergarten, bedient sich am guten Buffet, studiert die Washington Post und freut sich auf das Tagesprogramm, das umfangreich werden wird. Wie sehr, weiss ich jetzt noch gar nicht. Mal sehen, was man schaffen kann, hier an einem Tag. Ich entscheide mich auch hier wieder für ein Ticket für die sightseeing-Busse, kann nicht schaden. Den voucher für das Ticket kaufe ich an der Hotel-Rezeption (kleiner Fehler, direkt im Bus ist es 5 USD billiger, aber hallo ? 5 USD ? Winzig kleine peanuts, wenn ich mir meine Kreditkartenabrechnung für den USA-Trip in Gänze so anschaue...) However, der Bus stoppt am Hilton Hotel und da marschiere ich nach dem Frühstück in 3 Minuten hin. Hier startet die gelbe Tour, die erstmal zur Washington Cathedral und nach Georgetown führt, zum Hafen am Potomac für Ausflugsflussfahrten und durch´s Botschaftsviertel, aber dann doch zum Ausgangspunkt meiner geplanten Tour führt, zum Lincoln Memorial. Great, passt.
Das an Bord des Sightseeing-Busses abgespielte Band erklärt die Washington Cathedral kurzerhand zur zweitgrössten Kathedrale der Welt, was man nur so erklären kann, als dass die Amerikaner das wohl gerne so hätten... (es wird u.a. damit erklärt, dass der Petersdom z.B. eine Basilika sei und der Kölner Dom "nur" eine Kirche, was dann allerdings die vielen anderen riesigeren "Teile" hauptsächlich in Europa sein sollen, weiss ich dann auch nicht... Sevilla, Cordoba, London, Florenz...sind das dann Kapellen oder was ???) Naja, egal. Besonders ist dieses neugotische Bauwerk allerdings schon. Ich war nicht drin, hab´s mir aber erklären lassen: Sie ist nämlich ziemlich amerikanisch mit Iglu-Motiven an den Säulen-Kapitellen im Norden, einem Darth-Vader-Kopf an einer der Figuren an den Brüstungen und eines der Fenster ist mit einem echten Stück Stein vom Mond verziert. Martin Luther King hat hier seine letzte Sonntagspredigt gehalten und das Teil ist multi-religiös, zwar zugehörig zur Episkopalgemeinde, aber offen für alle Glaubensgemeinschaften. Eigentlich will ich nicht vorgreifen, aber "Irene" wird hier in etwa 10 Tagen herumwüten und ein paar Verzierungen vom Dach abstürzen lassen...
Weiter durch´s Botschaftsviertel, die sogenannte Embassy Row. Wirklich fast alle Staaten dieser Welt unterhalten in Washington eine Botschaft und die meisten liegen hier an der "Botschafts-Meile", eine wunderbar grüne, baumbestandene Strasse, sehr ruhig und gediegen. (Die deutsche Botschaft liegt allerdings nicht hier, dafür ca. 50 andere). Erkennbar an den Flaggen im Vorgarten, weiss man, wo man sich gerade befindet. Die Grundstücke der Botschaften sind ja quasi Ausland und die Queen der Botschaften hat da etwas Besonderes auf Lager: Eine Statue von Winston Churchill steht mit einem Bein auf dem britischen Botschaftsgelände und mit dem anderen auf amerikanischem Boden, ein Zeichen der besonderen Verbundenheit und seiner persönlichen anglo-amerikanischen Herkunft. Die britische Botschaft ist ansonsten wohl auch so ziemlich das grösste Ding ihrer Art, die man hier findet (obwohl Norwegen ist auch hammergross, warum ???).
Die Tour geht weiter in den historischen Teil von Washington, nach Georgetown. Sieht original englisch aus, hier. Kleine Häuser, prächtiger Blumenschmuck, wunderschöne (aber enge) Strassen, ein Kanal, viele kleine Läden, Boutiquen, Restaurants und Cafés. Fast (aber auch nur fast) europäisch. Denn, schwupps, ist man am Potomac und sieht von hier das Watergate Building.
Georgetown war und ist auch immer wieder ein beliebter Drehort für Filme - ich sag´nur "Der Exorzist" - die Treppe am Ende der M Street in Georgetown ist berühmt für diesen Film...
Aber weiter geht´s. Man passiert das Krankenhaus, in dem Ronald Reagan nach den Schüssen auf ihn behandelt wurde und so einige wichtige Regierungsgebäude. An der Constitution Avenue, bereits direkt an der Mall, steige ich aus und mache mich auf zum ersten ganz grossen Highlight des heutigen Tages: Lincoln Memorial. (Das ist natürlich auch das Teil, wo Reese Witherspoon im Film "Natürlich Blond", ach ihr wisst schon...) Nein, erstmal ist es selbstverständlich eines der Nationalmonumente schlechthin. Und wirklich total beeindruckend !
Der berühmte riesige Reflecting Pool vorm Lincoln Memorial ist leider leergepumpt und es finden umfangreiche Bauarbeiten hier statt. Das ist natürlich schade, denn ohne Wasser sieht der Pool gar nicht schön aus und die Szene aus "Forrest Gump" kann man sich dann leider nicht so schön ausmalen, wie im Film. Trotzdem hat man´s irgendwie im Ohr, dieses "Jje-enny, Jenn-y-y !", oder ???
19 Edelstahlfiguren, die Soldaten der Army, des Marine Corps, der Navy und der Air Force repräsentieren, sind hier aufgestellt und zwar irgendwie um den "38. Breitengrad", über den die heutige Grenze zwischen Nord- und Südkorea teilweise verläuft. Ein Denkmal für einen "vergessenen" Krieg und auch deswegen recht bewegend, wie ich finde.
Eindrucksvolle Worte für einen Krieg, dessen Folgen noch heute präsent sind. Nord- und Südkorea noch immer getrennt und sich spinnefeind.
Auch sehr beeindruckend National World-War-II-Memorial mit 2 grossen Torbögen, die jeweils den Krieg im Atlantik und Pazifik symbolisieren, 56 Granitsäulen für jeden Bundesstaat und jedes territory, die am Krieg beteiligt waren und 4000 handgemachten Sternen an einer Marmorwand, je einer für jeweils 100 während des Krieges gefallenenen Amerikaner.
Und das ist das Washington Monument, 555 ft hoch, das höchste Freimaurergebäude der Welt, gebaut aus Marmor, innen geht ein Fahrstuhl und eíne Treppe hoch. Man kann Tickets kaufen und nach oben. Mache ich nicht, wegen Höhenangst und Zeitnot.
Es ist das höchste Gebäude Washingtons. Und spielt eine gewisse Rolle in Dan Brown´s "the lost symbol"... (wird bestimmt gerade verfilmt)
So, ich glaube, ich habe die Hälfte der Mall abgelatscht. Ich habe Hunger, Durst und total Bock auf etwas nicht-geschichtsträchtiges. Für "am-verdursten-und-verhungern-Seiende" sind immer wieder Kiosks unterwegs verfügbar, für irgendwelche Snacks-to-go ist also gesorgt, ich hoffe allerdings immer noch, kurzfristig auf einen Mc Donald´s zu stossen. Ich biege ab auf die Independence Avenue, weil ich jetzt unbedingt in ein Museum muss. Air & Space Museum, wohl das populärste von ganz Washington. Total cool ! Hammer ! Das ist total kindertauglich und für Erwachsene ist es der Overkill ! Und es ist ein Smithsonian und somit for free. Gleich am Eingang mal einen Stein vom Mond antatschen, bringt Glück. An die riesige Decke mit den ganzen dort angehängten Flugzeugen schauen und irgendwie innerlich ausflippen. Schon mal ´ne Pershing II gesehen oder das Gegenstück aus Russland ? Die Spirit of St. Louis von Charles Lindbergh ? Das Flugzeug von Amelia Earheart ? Eine frühe Passagier-Boeing aus den 50ern und mal probieren, Stewardess in so einem Flugzeug gewesen zu sein ? Ein Boeing-747-Cockpit studieren ? Am Simulator einen Airbus landen ? Mondlandefähre ? Alles ist da und alles ist AWESOME ! Gleich neben dem Museum gibt es einen Mini-Mc-Donalds. Bei Cola und Big Mac beobachte ich Eichhörnchen.
Der Besuch in diesem Museum war jetzt ein Mega-Highlight. Aber es geht weiter Richtung Capitol. In geradezu brütender Mittagshitze. An fast jedem Kiosk kaufe ich eine eiskalte Flasche Wasser, ich schütte es literweise in mich hinein. Ob man ins Capitol hinein kann, weiss ich jetzt gar nicht, da bin ich schlecht vorbereitet, ich muss schnell noch irgendeine schattige Parkbank finden, wo ich das nachschlagen kann in meinem Lonely Planet. OK, Parkbank gefunden, kurz gelesen und "yes, you can".
An der Rückseite des Capitols befindet sich der Eingang zum Besucherzentrum, das wirklich genial ist. Ich habe Glück, komme passend zu einer Führung an und kann ohne jede Wartezeit hinein. Ohne Führung kommt man natürlich nicht weiter im Allerheiligsten der USA. Zunächst wird einem ein echt gut gemachter Film über die Geschichte des Capitols gezeigt (in einem auf Arktis-Temperatur heruntergekühlten Saal), danach geht es direkt in die Rotunda unter der Kuppel mit dem wunderschönen Fresko, das wie ein Relief wirkt. Riesige Bilder mit Motiven amerikanischer Geschichte und Statuen von berühmter Präsidenten schmücken den Saal.
Der Sockel der Statue von Ronald Reagan. Zwischen der Sockelplatte und dem helleren Sockelkörper befindet sich ein ca. 1 cm schmaler Streifen aus buntem Gestein. Was das ist ? Etwas besonderes: Dieser Streifen ist aus Berliner Mauer gemacht !
In der National statuary hall befinden sich weitere Statuen berühmter Amerikaner, jeder Bundesstaat durfte 2 Statuen stellen, die jedoch gar nicht mehr alle in diesen Saal passten und sich daher jetzt im ganzen Gebäude verteilt befinden.
Und dies ist die Krypta direkt unter der Rotunda. George Washington sollte hier eigentlich begraben sein, ist es aber nicht, weil seine Frau das nicht wollte - stattdessen liegt sein Grab auf seiner Farm in Mount Vernon/Virginia.
Den Besuch des Capitols fand ich echt beeindruckend, die Führung ist sehr interessant und zumindest die junge Dame, die die Führerin meiner Gruppe war, hat ihren Part auch recht humorvoll erzählt.
Vom Besucherzentrum führt ein Tunnel zur Library of the Congress, da sich die Bibliothek gleich gegenüber vom Capitol befindet. Man muss also die angenehme Kühle erstmal nicht verlassen, um gleich anschliessend das nächste Highlight zu besuchen, eben die Kongress-Bibliothek.
Es ist später Nachmittag geworden über meine ganzen Besichtigungen und eigentlich reicht´s mir für heute, aber irgendwie bin ich so neugierig auf´s Weisse Haus, dass ich da wenigstens kurz noch vorbeilaufen will, also nehme ich wieder den Bus und fahre dorthin. Normalerweise kann man dichter ans Weisse Haus ran, aber aus irgendeinem mir unbekannten Grund, ist das Areal vor dem (natürlich ohnehin eingezäunten "front lawn") weiträumig abgesperrt. So trolle auch ich mich zu den vielen anderen Touristen hinter die Absperrung und ärgere mich sofort, heute mein Teleobjektiv nicht mitgenommen zu haben. Auf dem Rasen vor dem Weissen Haus steht nämlich ein riesiger Hubschrauber und man kann aus dieser Distanz winzig klein Personen entdecken, die sich auf den Hubschrauber hinzu bewegen. Ausserdem am Rand hinter einer weiteren Absperrung eine größere Gruppe Personen. Hm, sollte da vorne tatsächlich irgendwer dieser stecknadelkopfkleinen Figuren Präsident Obama sein ? Es spricht vieles dafür und ich bekomme mit, wie ein Tourist aus der Meute einen Polizisten anspricht und danach fragt. Die Antwort lautet ja ! Wow, wie cool ist das denn ? Ich sehe (und gleichzeitig sehe nicht, weil ich ja nicht weiss, welche dieser kleinen Figuren Obama ist) den Präsidenten der USA ! Und dann geht eine Person (dunkle Hose, weisses Hemd) auf die am Rand wartende Personengruppe zu, die offensichtlich Journalisten und Fotografen sind. Es gibt ein großes Blitzlichtgewitter aus vielen Kameras in diesem Moment und das sagt mir jetzt endgültig: Diese Figur in schwarz-weiss muss Barack Obama sein. Ich habe ihn wirklich gesehen, woohooo ! Nun steigt er in den Hubschrauber und das Riesenteil hebt ab, fliegt direkt über uns hinweg und der Spuk ist vorbei.
Nun schlendere ich nur noch ein wenig durch die Innenstadt von Washington, allerdings nicht mehr sehr lange, denn ich bin müde und es fängt bald an, zu regnen. Von einem Taxi lasse ich mich ins Hotel zurückfahren, gehe nur noch für einen Happen Essbares aus und verbringe den durch ein starkes Gewitter verregneten Abend gemütlich vorm Fernseher und Computer.
Aufbruch: | 13.08.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 03.09.2011 |