USA - N.Y., D.C. und Orlando 2011
Museums-Overkill
20.08.2011
Heute kommt der "Rest" dran: Zunächst reihe ich mich in die Warteschlange vorm Ford´s theatre ein. In diesem Theater wurde 1865 während einer Aufführung Abraham Lincoln erschossen. Das Theater ist als solches noch heute in Betrieb, jedoch tagsüber für Besucher geöffnet, die sich einfach nur diesen geschichtsträchtigen Ort ansehen möchten. Der Eintritt ist frei und im Keller des Theaters befindet sich das Lincoln Museum, in dem u.a. auch die Tatwaffe zu sehen ist, mit der John Wilkes Booth auf Lincoln geschossen hat. Lincoln war nicht sofort tot, erlag aber kurz darauf im gegenüber liegenden Petersen House (das man ebenfalls besichtigen kann) seinen Verletzungen.
Als nächstes reizte mich ein kommerzielles Museum, das International Spy Museum. Mit 18 USD Eintritt recht teuer. Trotzdem lohnt sich die Investition, das Museum ist vielfach interaktiv, man legt sich beim Eintritt eine Agenten-Identität zu und kann unter Beweis stellen, wie gut man seine Rolle spielt. Versteckte Kameras, Wanzen, Enigma´s, James Bonds Auto; es gibt viele, viele Ausstellungsstücke aus der Spionage-Szene. Sehr viel historisches aus der Zeit des Kalten Krieges und vieles kommt aus Deutschland, der Hochburg der Spionage zur Zeit des Kalten Krieges mit der Spy-Hauptstadt von damals: Berlin. Wirklich gut gemacht, toll für Kinder, ein rundum gelungenes Museum. Fotografieren verboten, was ich blöd und nicht nachvollziehbar finde.
Kaum daraus hervorgekommen, stolpere ich ins nächste Museum, diesmal wieder ein Smithsonian, Eintritt frei: Smithsonian American Art Museum und National Portrait Gallery. Hier gibt´s wieder Bilder, die ich so liebe, aber auch Skulpturen und Installationen. Eine kleine Fotoauswahl aus diesem Museum folgt und zeigt meine Favoriten: Die Präsidentengalerie und noch so einiges mehr... in lockerer Reihenfolge
Interessant, wie unterschiedlich sich die verschiedenen Präsidenten haben abbilden lassen, das lässt durchaus Rückschlüsse darauf zu, wie sie so "drauf" waren, bzw. sind. Ronald Reagan, ganz kalifornisch-lässig, z.B.
George Washington hat sich seine Pose wohl damals noch nicht selbst ausgesucht, oder doch ? Ganz Staatsmann, jedenfalls...
Die nächsten super-heiligen Hallen der USA stehen an. The National Archives. Das Gebäude allein schon ist beeindruckend, security toppt hier fast noch das Capitol, die Wachmänner/Ordner sind so richtige Gorillas und sortieren die Besucherflut im Kommandoton. Nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern darf gleichzeitig ins "Heiligtum" hinein und bekommt dafür eine limitierte Zeit zum Begucken von - nun, ja, beschriftetem Papier. Letzten Endes ist es das: Papier. Historisch, wahnsinnig wichtig, total bedeutsam, eben die Bibeln der USA. Steht man allerdings erstmal in der Schlange der Besucher, die als nächstes hineingelassen werden ins Heiligtum, wird´s doch noch wieder "entertaining". Der Wachmann stellt eine Frage zur Geschichte der USA und derjenige, der´s als erster weiss, darf mit seiner Begleitung sofort rein, ohne weitere Wartezeit. In meinem Fall habe ich die Frage leider vergessen, jedenfalls hätte ich sie auch nie beantworten können, aber ein ca. 16-jähriger Junge konnte es und durfte pronto zusammen mit seinem Vater hinein ins Heiligtum. Fotografieren verboten, versteht sich, ansonsten hätte ich begeistert fotografiert ! Woraus das Heiligtum nun besteht ? Es sind Original-Dokumente, darunter die Verfassung der USA, die Unabhängigkeitserklärung und die Bill of Rights mit den Grundrechten der Vereinigten Staaten von Amerika. Nichts weniger, als das. Das Fundament dieser Nation, einfach total cool, das zu sehen !
Ich brauche nun das absolute Kontrastprogramm, dringend ! Es ist Samstag und was ist schöner, als samstags auf einen Markt zu gehen, wo es höchstwahrscheinlich auch etwas leckeres zu essen geben wird.
Eastern Market, am Capitol Hill ist mein Ziel, die dunkle U-Bahn bringt mich hin. Ich schlendere über den Flohmarkt, kaufe nichts, besehe mir die Markthalle von 1873 und kaufe wieder nichts, staune über Leute, die in einem Teil der Markthalle zu ballroom-Musik am hellichten Tag ballroom-dancen und entwickele so langsam einen mörderischen Hunger auf Pasta. Ein italienisches Restaurant kommt mir da sehr gut zupass und trotzdem die Aussenterrasse rappelvoll ist, gehe ich rein, habe keine Chance auf einen Tisch, werde daher an der Bar platziert, bestelle Spaghetti Carbonara (was sonst ?), lerne meinen Bartresen-Nachbarn (einen 9-jährigen Jungen, Sohn des Barkeepers) kennen, süffele am hellichten Tag 2 Gläser Weisswein, schnabuliere meine Spaghetti und freue mich echt des Lebens !
Wer meine x Reiseberichte hier kennt, weiss, dass die Spaghetti Carbonara sogleich in einem weltweiten contest von mir ge-ratet werden und sie landen auf einem sehr guten, lange nicht mehr vergebenen 3. Platz ! Mein absolutes Leibgericht hat eine neue Bronze-Medaille. Wozu die total nette Unterhaltung mit dem Lasagne-schlemmernden 9-Jährigen etwas beigetragen haben dürfte, aber, so what ?
Verdauungsspaziergang ist angesagt, Mann, ist das wieder heiss heute ! Puh ! Ich gehe zurück zum Capitol und muss dringend in irgendein klimatisiertes Gebäude. Das nächstgelegene ist der Botanische Garten von Washington, ein riesiges Gewächshaus vorm Capitol. Ich bin jetzt echt nicht so der Botanik-Fan, aber egal: Rein da. Pflanzen gucken, bzw. einfach nur abkühlen.
So, ich bin abgekühlt, habe das 7. Wasser des Tages hinuntergeschüttet und will noch mehr Museen. Indianer-Museum ist ganz in der Nähe, National Museum of the American Indian.
So, mit Tipi und so... ich habe nicht wirklich Lust mehr, rase dadurch und finde es komisch leer. Ein Museum der Smithsonians, das ich jetzt nicht wirklich mag.
Okay, eins noch, nur, weil es nebenan ist: National Museum of Asian Art. Schon besser, aber so wirklich haut mich das jetzt auch nicht mehr vom Hocker. Ich bin reizüberflutet, nur will ich das im Moment noch nicht einsehen. Deswegen schmiede ich noch den Plan, das Holocaust-Museum aufzusuchen und mache mich auf den Weg dorthin. Aber auf halber Strecke gebe ich auf: Es reicht ! Ich kann nicht mehr. Und ich will auch eigentlich nicht mehr. STOPP. Sofort. Da ist eine U-Bahn-Station, ich steige ein und bin innerhalb von 10 Minuten am Dupont Circle, kaufe noch ein Sandwich für´s Abendessen, latsche durch den jetzt wieder einsetzenden Regen zum Hotel, packe meinen Kram zusammen, ordere ein shuttle für die Fahrt zum Dulles Flughafen am nächsten Vormittag, telefoniere mit Mutti, geniesse das geniale Fernsehprogramm und zzzz...
Aufbruch: | 13.08.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 03.09.2011 |