Albanien Juni 2011
Saranda, Urlaubsmetropole in Südalbanien
Saranda
In Saranda erwartete uns eine andere Welt - die Stadt braucht keinen Vergleich mit Griechenland oder Italien zu scheuen. Man sieht fast nur neu erbaute Hotels und Restaurants, trotzdem ist die Bucht aber nicht "zugebaut" Es gibt eine Uferpromenade für Fußgänger und einen Palmenpark, überall kann man gemütlich am Wasser sitzen und an vielen Stellen auch baden.
Doch zuerst war einmal Hotelsuche angesagt. Wir entschieden uns für das Hotel "Brilant" ein Vier-Sterne-Hotel mit Blick auf die Bucht. Es ist eines der wenigen albanischen Hotels, das auch international vermarktet wird.
Dieses schöne und sehr geräumige Doppelzimmer mit wunderbarem Meerblick vom Balkon aus buchten wir - Saranda ist für albanische Verhältnisse teuer - für zusammen 40 Euro pro Nacht inkl. wirklich reichhaltigem Frühstück!
Am Nachmittag wollten wir baden und das ging so:
Man suche sich einen Strandabschnitt, der einem gefällt, ob er zu einem anderen Hotel gehört, ist egal, nicke dem Kellner dieses Hotels freundlich zu und nehme sich einfach zwei Strandliegen inklusive des zugehörigen Sonnenschirms. Nach einer Weile kommt der Kellner, man bestellt zwei Cola, die hier nicht 1 Euro sondern 1,50 Euro kosten und hat damit auch das Recht auf Strandliegen- und Sonnenschirmbenutzung erworben! Manchmal hat man den Eindruck, die Tourismusmanager hier wüssten gar nicht, was in anderen Touristenländern alles Geld kostet! Auch Parken ist praktisch überall umsonst.
Der Abend gehörte dann einem Stadt- und Uferpromenadenbummel inkl. Essengehen. Die Auswahl des Restaurants fiel wegen des großen Angebots nicht leicht. Wir bestellten ein leckeres Rindersteak, während sich die Albaner am Nachbartisch gedünstete Schafsköpfe schmecken ließen...
Saranda war während der kommunistischen Zeit - wegen der Nähe zu Griechenland - für normale Albaner Sperrgebiet. Vielleicht trägt auch das dazu bei, dass jetzt viele Albaner an dieser Bucht Urlaub machen, die früher nur Funktionären des Hoxha-Regimes zugänglich war. In Saranda waren schon eine Menge Touristen, wenn es auch noch lange nicht überlaufen war. An den meisten Stränden Albaniens sieht man zum allergrößten Teil Albaner, viele laut Autokennzeichen auch aus dem Kosovo. Saranda ist jedoch der Ort, wo sich der internationale Tourismus zumindest im Ansatz entwickelt. Es gibt eine Fähre nach Korfu und viele Griechenland-Urlauber betreten hier im Rahmen eines Tagesausflugs erstmals albanischen Boden. Auch eine griechische Reisegruppe bekamen wir zu Gesicht. Trotzdem wunderten wir uns, wie die Vielzahl der neuen Hotels hier wirtschaftlich überleben kann.
Ausflug nach Butrint
Am nächsten Tag fuhren wir noch ein Stückchen weiter nach Süden um das Unesco-Weltkulturerbe Butrint zu besichtigen.
Wer von hier nach Griechenland weiterreisen möchte, muss sich dieser Fähre anvertrauen.
Die Ausgrabungsstätte von Butrint liegt teilweise an der Lagune, teilweise auf einem Hügel.
Blick über die Lagune von Butrint mit der ganz neu fertiggestellten Straße (bis vor kurzem gab es auch nur eine Schotterpiste), im Hintergrund Korfu
Nach so viel Kultur bei mehr als 30 Grad wollten wir uns nachmittags nochmal in die Fluten stürzen. Schon auf dem Hinweg hatten wir eine schöne Badebucht entdeckt. Vorher wartete jedoch noch etwas Verstörendes auf uns:
Erst tippten wir auf Erdbeben, dann sahen wir jedoch, dass die anderen Häuser der Umgebung völlig unbeschädigt waren und an diesem Haus auf einer Seite die Stützpfeiler aus Beton weggesprengt waren, was zu dieser Schieflage führte. Der Pächter der nahegelegenen Tankstelle bestätigte unseren Verdacht: no documents - keine Baugenehmigung - Sprengung durch die Behörden! Offensichtlich hat man hier ein Exempel statuiert, denn wir sahen Ähnliches noch an zwei anderen Stellen in dieser Siedlung, sonst jedoch nirgends in Albanien.
Den Nachmittag verbrachten wir dann an dieser idyllischen Badebucht mit kristallklarem Wasser. Neben den Gratis-Sonnenschirmen konnte man sich auch in den Schatten einiger hoher Bäume zurückziehen - Urlauberherz, was willst Du mehr?!
Abends fuhren wir noch zur Festung hoch über Saranda hinauf.
Die meisten größeren Städte in Albanien haben so eine Festung auf einem Hügel über der Stadt zu bieten. Früher als Schutz vor Feinden gedacht, sind sie jetzt willkommene Aussichtspunkte. Vom alten Gemäuer ist mal mehr, mal weniger vorhanden. Ab und zu kommt man sich selbst wie ein kleiner Archäologe vor, wenn man an einer abgelegenen Stelle so etwas "entdeckt":
Ausflug nach Gjirokaster
Nach Butrint wollten wir nun auch das zweite Unesco-Weltkulturerbe dieser Gegend sehen - die Stadt Gjirokaster. Das bedeutete eine Fahrt ins Hinterland, 50 km weg von der Küste. Nachdem wir uns aus der Stadt herausgefunden und an den diversen unbeschilderten Kreisverkehren richtig abgebogen waren, erreichten wir die auch zur griechischen Grenze führende "Ausfallstraße", die sich jedoch gemütlich an einem kleinen Flüsschen entlang in die Berge schlängelte.
In dieser Gegend im Süden Albaniens lebt eine große griechische Minderheit. Dementsprechend sieht man anstatt der ansonsten in Albanien überwiegenden Moscheen eher griechisch-orthodoxe Kirchen und auch die Architektur der älteren Häuser erinnert sehr an Griechenland.
Eine griechische Familie betreibt hier ein kleines Restaurant unter dieser Platane. So einen riesigen Baum habe ich echt noch nicht gesehen. Den Angaben nach ist die Platane 500 Jahre alt.
Nach einer Erfrischung (unter diesem Baum mussten wir einfach rasten) ging´s weiter in die für ihre Stadtarchitektur unter Unesco-Schutz gestellte Stadt Gjirokaster.
Gjirokaster wird auch "Stadt der Steine" genannt, da viele der alten Häuser mit Steinen gedeckt sind.
Nach dem Bummel durch die Unterstadt begaben wir uns zur hoch über der Stadt thronenden Burg. Die liegt auf dem Plateau eines die Stadt überragenden Berges. Von oben hat man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt. In den imposanten düsteren Gewölben werden Geschütze aus dem 2. Weltkrieg und andere Waffen ausgestellt. Im Freigelände steht das Wrack eines amerikanisches Kleinflugzeugs, das angeblich in den fünfziger Jahren zur Spionage gegen Albanien benutzt und in Tirana zur Landung gezwungen wurde.
Das Burggelände ist sehr weitläufig - hier finden auch Folkloreveranstaltungen statt.
Nach der Besichtigung von Burg und Stadt und einem kleinen Einkaufsbummel machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Saranda. Hungrig geworden, beschlossen wir in einer kleinen Gaststätte am Wege, an der Straße durch die Bergdörfer einzukehren.
Kaum hatten wir uns in den gemütlich schattigen Garten gesetzt und dem Wirt zu verstehen gegeben, dass wir essen wollten, bat er uns in die Küche, um uns selbst etwas auszusuchen. In der blitzsauberen Küche waren schon einige Gerichte in großen Töpfen vorbereitet. Wir entschieden uns schließlich für ein Kalbsgulasch mit Reis und als Vorspeise frischem Salat mit Schafskäse und Oliven. Superlecker und alles total frisch! Wer also mal die Straße von Saranda nach Gjirokaster oder umgekehrt fährt, sollte hier haltmachen! Obwohl wir uns schon an die albanischen Preise gewöhnt hatten, konnten wir auch kaum glauben, dass das inklusive Getränke für 2 Personen zusammen gerade mal 11 Euro kosten sollte! Also - ein echter Geheimtipp!
Abends nahmen wir dann auf einem letzten Bummel Abschied von Saranda.
Aufbruch: | 11.06.2011 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 26.06.2011 |
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