Jakobsweg 2012 - Caminho Portuges

Reisezeit: März 2012  |  von Uschi Agboka

5. - 6. Tag Barcelos – Braga

Barcelos - Braga

Sonntag, 11. März 2012 - 5. Tag Barcelos - Braga

Trotz allem habe ich gut geschlafen. Gestern war ein anstrengender Tag bei Temperaturen von 25 Grad. Da ich gestern erfahren hatte, dass heute am Vormittag eine Volkstanzgruppe Vorführungen macht und ich mir außerdem durch meine Halbschuhe am rechten Fuß einen Bluterguss an der Achillessehne zugezogen hatte, beschloss ich, mir den Tanz anzuschauen und den Weg nach Braga mit dem Bus zurückzulegen. Der Volkstanz war sehr schön, sie tanzten zu Live-Musik auf traditionelle Art der Gegend. Mit einem Portugiesen führte ich eine längere Unterhaltung. Um 12 Uhr nahm ich den Bus nach Braga. Es war der einzige Bus, der am Sonntag fuhr. Nach 50 Minuten kam ich mitten im Ort Braga an. Das Trusthostel (früher Residencial Avenida), welches ich vorgebucht hatte, liegt mitten in der Fußgängerz-ne, d. h., zu allen Sehenswürdigkeiten, bis auf die Kirche Bom Jesus, ist es nur ein Katzensprung. Nachdem ich auf dem Zimmer etwas gegessen hatte, machte ich mich auf zu einem Stadtrundgang. Um die Mittagszeit, ca. 13 Uhr, wirkte die Stadt wie ausgestorben. So viele Kirchen, beinahe an jeder Ecke eine, hatte ich nicht erwartet. Allein im historischen Teil der Stadt gibt es 35 Kirchen.

Braga ist Hauptstadt des gleichnamigen Distriktes. Das Stadtgebiet, unterteilt in 23 Gemeinden, hat ca. 170.000 Einwohner. Braga, Sitz des Erzbischof-Primas von Portugal, ist 2012 Europäische Jugendhauptstadt. Etwa 138/37 v. Chr. eroberten die Römer unter Decimus Brutus das Land. Sie gründeten im Jahre 3 v. Chr. die römische Stadt Bracara Oppidum Augusta und machten sie zur Hauptstadt des Conventus Bracarensis, 283 der Provinz Gallaecia. Im Verlauf der Völkerwanderung wurde Braga 411 Hauptort des Reiches der Sueben, das 586 westgotisch wurde. 561 und 572 fanden in Braga Konzile statt, die heidnische Praktiken verdammten. Nach 711 fiel die Gegend an die Mauren, doch gelang den Christen im Rahmen der Reconquista die Eroberung, wobei Braga Teil der Grafschaft Porto wurde, aus der sich das Reich von Portugal entwickelte. Es ist nicht bekannt, wann Braga Stadtrecht bekam.

Mein erster Weg führte mich zur Kathedrale, welche ich lange besichtigte, leider durfte man nicht fotografieren. Die Kathedrale von Braga "Sé de Braga" ist die älteste Kathedrale im Land und zählt aufgrund ihrer Geschichte und ihrer künstlerischen Bedeutung zu den wichtigsten Bauwerken des Landes. Ich bekam eine alleinige Führung in die "Capela dos Reis" - Königskapelle. Hier stehen die 1513 angefertigten Sarkophage von Heinrich von Burgund und seiner Gemahlin Teresa sowie das Grabmal des 1397 verstorbenen Erzbischofs Lourenco Vicente Coutinho. Weiter bekam ich die "Capela de Sao Geroldo" mit der hölzernen Liegefigur des Erzbischofs und die "Capela da Gloria" mit Wandmalereien im Mudejar-Stil und dem Sarkophag des Erzbischofs Goncalo Pereira gezeigt. Die barocke Orgel liegt genau gegenüber dem spätgotischen Chor der Kathedrale. Dieser Chor weist ein wunderschönes barockes Chorgestühl und 2 Orgeln mit 2.000 bzw. 1.300 Pfeifen aus. Es wurde gerade auf einer Orgel gespielt, so wurde mein Besuch für mich in der Kathedrale zu einem ganz besonderen Erlebnis. Nach der Besichtigung, gegen 16 Uhr, war plötzlich auf den Straßen die Hölle los. So setzte ich mich ins Cafe Vianna (von 1871) und schrieb an meinen Reiseaufzeichnungen. Dann beobachtete ich die vorbei flanierenden Men-schen, die das sehr schöne Wetter genossen. Nach dem Abendessen (4 €) machte ich nochmals einen Spaziergang durch die Stadt. Ich konnte es kaum glauben, obwohl es Sonntagabend war, war Braga wie ausgestorben und das in einem südlichen Land, wo sich doch das Leben normalerweise auf den Straßen abspielt. Kaum auf dem Zimmer, stresste mich Uschi mit Vorwürfen und ihrer Eifersucht.

Montag, 12. März 2012 - 6. Tag Braga

Nach einer unruhigen Nacht, ich hatte mal wieder Herzschmerzen, stand ich gegen 7 Uhr auf. Gegen 8 Uhr ging ich zum Kaffeetrinken in eine Einheimischen-Bar. Man glaubt es nicht, der Kaffee con Leche mit Croissant kostete 1,30 €. Bis ca. 10 Uhr bummelte ich durch die Stadt und nahm an einer kostenlosen Stadtführung auf Englisch teil. Eine junge Archäologin hat alles wunderbar erklärt. Wenn man Zeit hat, sollte man unbedingt eine solche Führung mitmachen. Anschließend nahm ich den Bus, der 15 Mi-nuten Verspätung hatte, zur Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte, eine bedeutende Pilgerstätte. Die beim Aufstieg sehr steil wirkende Treppe kommt einem vor, als würde sie senkrecht zur Kirche führen. Sie ist mühevoll zu erklimmen, aber sehr schön hergerichtet, mit Blumen gesäumt und ist man erst einmal oben, ist der gigantische Ausblick eine tolle Belohnung. Die Freitreppe hat 581 Stufen, die 116 Meter Höhenunterschied überwinden. Die Treppe endet auf dem Terreiro de Moises, dem Vorplatz der Kirche. In Pavillons wird mit lebensgroßen Figuren der Kreuzweg Jesu nachgestellt. In jedem Pavillon brennen Kerzen. Es roch stark nach Stearin. Das Wetter war herrlich. Ein Portugiese erzählte mir, dass es normalerweise um diese Jahreszeit viel kälter sei. An der Stelle, wo heute die Kirche steht, errichtete im 14. Jh. jemand ein Holzkreuz. Dieses Kreuz war die erste Inbesitznahme des Monte Espinho (564 m). Im Jahre 1373 wird erstmals eine kleine Kapelle an diesem Ort erwähnt. Am 1. Juni 1784 begann der Architekt Carlos Amarante auf Anordnung des Erzbischofs von Braga, Dom Gaspar de Braganca, mit dem Bau der heutigen Kirche. Erst 1811 waren die Bauarbeiten an der Kirche und der imposanten Freitreppe beendet. Oben auf der Terrasse, mit herrlichem Blick auf Braga, trank ich ein Bier (1,40 €). Was ich als sehr angenehm empfand, war, dass es kaum Besucher in der Kirche hatte, so dass ich den herrlichen Ort in absoluter Ruhe genießen konnte. Zu Fuß machte ich mich dann auf zum 2 km entfernten "Santuario do Sameiro", nach Fatima zweitgrößtes Marienheiligtum Portugals. Eine gewaltige Anlage, ich vermute Mitte/Ende des 19. Jh. An diesem Montag sind nur wenige Besucher da, doch um die Kirche herum können Tausende Platz finden. Ich ging zurück zur Wallfahrtskirche Bom Jesus und dann wieder die vielen Stufen den Berg hinunter. Unten angekommen, war der Bus gerade zur Abfahrt bereit, Glück gehabt. In der Kathedrale von Braga holte ich mir noch den Stempel für meinen Pilgerausweis. Anschließend besichtigte ich die römischen Thermen. Normalerweise sind diese montags geschlossen, aber ein freundlicher Gärtner schloss mir auf und so konnte ich die Ruinen in aller Ruhe anschauen. Da ich ziemlich müde war, trank ich im Cafe do Brasil einen Kaffee con Leche (1,20 €). Ich bin an diesem Tag bestimmt mehr als 10 Kilometer gelaufen, allerdings ohne meinen Rucksack. Da ich gestern zu viel eingekauft hatte, aß ich die Reste im Hotelzimmer. Nach einem kurzen Abendspaziergang ging ich früh schlafen, denn Morgen erwarten mich mehr als 31 km.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf, von Porto nach Santiago de Com-postela, 7. bis 27. März 2012. Wer Interesse hat, der schaue sich die Diashow auf Rolfs Seite an - www.harley-rolf.de - das macht Spaß und bietet viele Infos!
Details:
Aufbruch: 07.03.2012
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 27.03.2012
Reiseziele: Portugal
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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