Jakobsweg 2012 - Caminho Portuges
9. Tag Valenca – Tui
Valenca - Tui
Donnerstag, 15. März 2012 - 9. Tag Valenca - Tui - 4 km
Nachdem wir nur zu zweit in der Herberge waren, konnte ich bis 7.30 Uhr schlafen. Danach hatte ich genügend Zeit, denn bis Tui liegen nur 4 km vor mir. Nach einem heißen Tee und einem Brötchen zum Frühstück ging ich von der Herberge um 9 Uhr los. Ich wollte mir die Stadt Valenca bzw. die riesige Festung anschauen.
Valenca war bereits zu römischen Zeiten eine Grenzfestung und im Mittelalter beliebte Station der Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Valenca bekam das Stadtrecht im Jahre 1217 und wurde am 12. Juni 2009 zur Cidade erhoben. Auf der römischen Straße, die Braga mit Tui verband, wurde ein römischer Meilenstein aus der Zeit des Kaisers Claudius (43 n. Chr.) gefunden und nahe der Kirche aufgerichtet. Er hat die Form einer 2,15 m hohen monolithischen Säule, mit einem Durchmesser von 54 cm. Der Stein besitzt ein kleines Loch mit einem darin steckenden Eisennagel. Eine Infotafel gibt die Inschrift wieder. Der Pfahl fungierte wie andere aus romanischer Zeit stammenden "Pelourinho", als Schandpfahl. Er markierte den Ort, an dem Recht gesprochen wurde und Bekanntmachungen erfolgten. Sehenswert ist auch die dreischiffige Kirche Igreja de Santo Estevão (um 1400) mit ihrer Renaissancefassade. Zwischen 1792 und 1805 wurde die Kirche als Kollegiatskirche neu errichtet. Der Ort Valenca wird umgeben von einer Festungsmauer. Die "Tore Porta da Coroada" und "Porto do Meio" führen in die Altstadt. Die ersten Mauern der Festung wurden im 13. Jh. errichtet und bis zum 18 Jh. zu der heute sichtbaren Festungsanlage ausgebaut. Sehenswert sind die vier Tore und zehn Türme. Valenca ist Grenzstadt zu Spanien und wird durch die Internationale Brücke, die über den Grenzfluss Minho führt, mit der Nachbarstadt Tui verbunden. Diese Brücke zwischen den nicht immer friedlich nebeneinander lebenden Ländern wurde 1886 von einem jungen spanischen Architekten, der sich durch den Eiffelturm inspirieren ließ, fertig gestellt. 1986 wurde das 100-jährige Jubiläum dieses Monuments gefeiert, das heute als Symbol des friedlichen Zusammenlebens der beiden Völker steht.
So etwas Schönes und Großes habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Es ist vielleicht zu vergleichen mit Belfort/Burgundische Pforto. Heute hat die Festung das Aussehen einer Vauban-Festung. Ich lief um den gesamten Komplex herum. Der Ausblick war herrlich. Dann erst setzte ich mich in eine Bar und genehmigte mir das letzte Frühstück in Portugal. Anschließend schaute ich mir die Hauptkirche des Ortes an und machte mich dann auf zur Internationalen Brücke über den breiten Grenzfluss Minho. Unten laufen die Fußgänger bzw. fahren die Autos und darüber befindet sich die Bahntrasse. In Tui (Spanien) angekommen, führte mich der Weg zuerst hinunter zum Fluss, wo ich auf einer Parkbank im Schatten 2 Stunden Siesta machte. Als ich mich zur Herberge auf machten wollte, stellte ich fest, dass die Seitennähte meiner Hose aufgetrennt waren. Also zog ich kurzentschlossen meine Hose aus, packte mein Nähzeug aus und flickte die Hose. Das wird wohl ein Bild für die Götter gewesen sein. Die Leute, die vorbei gingen, schmunzelten. Gegen 15 Uhr lief ich zur Herberge. Dort machte mich eine Dame darauf aufmerksam, dass ich, da ich heute nur 4 km gelaufen sei, erst um 18 Uhr eingelassen würde. Sie fragte mich auch noch, wie viele Pilger in Ponte de Lima übernachtet hätten. 9 Pilger wären für die Herberge kein Problem. Sie meinte, sie würde mich ja vorher reinlassen, aber die Regeln wären nun mal so. Doch sie erlaubte mir, meinen Rucksack da zu lassen und so konnte ich mir in Ruhe Tui anschauen.
Tui bildet auf der Seite Galiciens den wichtigsten Grenzübergang zu Portugal. Der Ort verfügt über eine sehenswerte Altstadt, mit verschiedenen Kirchen, Klöstern und Museen, u. a. die Kathdrale Santa Maria, San Bartolome de Rebordans, Kloster Santo Domingo, Kirche San Francisco, Kapelle San Telmo, Klarissenkloster und das Diözesanmuseum. Einige wichtige Gebäude, wie z. B. das ehemalige städtische Theater, sind verfallen. Doch die schöne Altstadt macht einen gepflegten Eindruck. Gegen 16.30 Uhr setzte ich mich in eine Bar, die dem Rathaus gegenüber lag. Bei einem Milchkaffee (1 €) konnte ich in Ruhe meinen Reisebericht schreiben. Später machte ich mich auf. Die Kathedrale, den Kreuzgang und den Turm zu besichtigen. Die Kathedrale vereint sämtliche Baustile vom 11. bis zum 18. Jh. Anschließend setzte ich mich auf eine Parkbank und beobachtete die Leute. Da das Wetter sehr schön war, 23 Grad, leichter Wind, machte mir das Warten nicht viel aus. Pünktlich um 18 Uhr war ich an der Herberge. Zum Glück musste ich die Uhr um eine Stunde vorstellen, sonst hätte ich noch länger warten müssen. In Valenca und Tui sah ich das erste Mal sogenannte "Buspilgerinnen", die sich überall Stempel besorgten. So etwas kann ich nicht verstehen. Diese Menschen holen sich dann in Santiago de Compostela die "Compostela" ab und prahlen mit ihrer Pilgerung. Letztendlich betrügen sie sich selbst. Die Compostela ist eine Urkunde für religiös motivierte Pilger, die ihnen den Besuch der Kathedrale von Santiago de Compostela und damit das Ende ihrer Wallfahrt auf dem Jakobsweg bescheinigt. Im Supermarkt kaufte ich noch für mein Abendessen ein. Da die Herberge keine Küche hatte, setzen wir uns in den Garten, denn es war ein lauer Sommerabend. Wir, das sind Paco und Anastasia (Vater und Tochter) aus Valencia, Arnold und ich. Die Konversation verlief in Englisch. Anastasia wurde infolge der Krise "freigestellt", sie war in der Agrarwirtschaft tätig. Gegen 21.30 Uhr ging ich ins Bett, während die anderen sich noch weiter unterhielten.
Fortsetzung mit Teil II - Caminho Portugues in Spanien
Dia-Show unter www.harley-rolf.de
Aufbruch: | 07.03.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 27.03.2012 |
Spanien