USA Südstaaten
Atlanta II
Eigentlich ist es wirklich unangenehm, bei dieser Hitze in dicken Trekkingschuhen durch die Gegend zu laufen, aber die Blasen an den Füßen lassen nichts anderes zu. Ich wandere ins Viertel Sweet Auburn. Nicht die beste Gegend in Atlanta, aber wirklich unsicher ist es hier zumindest tagsüber auch nicht. Trotzdem fühle ich mich nicht so ganz wohl in meiner Haut und bin froh, als ich das visitor center des Martin Luther King Memorials erreicht habe. Hier gibt es zunächst eine Ausstellung zu seinem Leben und seinem Werk zu sehen.
Dass Martin Luther King Theologe und Bürgerrechtler war und sein ganzes Lebenswerk der Abschaffung der Rassentrennung in den USA gewidmet hat, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Er war ein begnadeter Redner, er demonstrierte, er kämpfte und er hatte Erfolg mit seiner von Ghandi inspirierten Politik des zivilen Ungehorsams. Er musste Zeit im Gefängnis verbringen, aber er hat sein Ziel durchgesetzt: 1964 wurde die Rassentrennung aufgehoben und Martin Luther King bekam den Friedensnobelpreis verliehen. 4 Jahre später wurde er von einem Rassisten in Memphis erschossen. Seine Witwe Coretta und später seine Tochter Bernice setzten sein Werk fort.
Denkmal für Kunta Kinte - stellvertretend für all die Sklaven, die man aus Afrika in die neue Welt gebracht hatte
1968 - das Jahr, in dem MLK ermordet wurde, ist mein Geburtsjahr. Erst habe ich angesichts dieses einfachen Karrens gedacht: Was soll denn dieser Eselskarren hier ?
Und dies hier ist der reflecting pool, wo auch sein Grab ist. MLK wurde nur 39 Jahre alt. Die Besten sterben früh, habe ich an dieser Stelle mal wieder gedacht !
Wie auch sein Unterstützer, damaliger Präsident John F. Kennedy (JFK), der ein Jahr vor MLK erschossen wurde, bekam auch King ein ewiges Gaslicht an seiner Grabstätte...
In der Ebenezer Baptist Church - sehr schlicht, aber schön. In 2011 wurde MLK posthum eine ganz besondere Ehre zuteil: An der Mall in Washington wurde sein Memorial als 5. nur überhaupt eingeweiht von Präsident Obama. Dort steht er nun in einer Reihe mit George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt.
Ich habe mir Zeit gelassen für den Besuch dieser besonderen, geschichtsträchtigen Stätten und hatte manchmal echt ein wenig Gänsehaut. Wie unterschiedlich Menschen auch sein können und was immer sie antreibt, welche Talente und welchen background sie auch haben mögen, sie alle haben irgendwie die Welt bewegt: John Pemberton, Ted Turner, Margaret Mitchell und Martin Luther King ! Jeder auf seine Weise. Tolles Atlanta !
Nachdem ich auf dem selben Weg durch Sweet Auburn wieder in downtown Atlanta aufschlage und kurzen Boxen-Stopp im Hilton zum Lüften meiner Trekking-Boots mache, überlege ich, was ich nun noch unternehmen will: Jimmy Carter Center (das aber leider etwas abgelegen in Atlanta liegt) oder doch noch das Georgia Aquarium, das sich in Gehweite befindet. Die Bequemlichkeit siegt und ich entscheide mich gegen den Friedensnobelpreisträger, Menschenrechtler, Erdnussfarmer und Ex-Präsidenten Carter und für die Fische.
Es gibt Attraktionen hier: Die Beluga-Wale, an deren Fütterung man im Neoprenanzug auch teilnehmen darf (gegen Aufpreis natürlich), die Delfin-Show, für die ich viel zu früh da bin und mir daher spare (was soll schon das Erlebnis mit echten Delfinen geschwommen zu sein, delfin-technisch noch toppen ?) und die Frosch-Ausstellung, eine solche habe ich in anderen Aquarien bisher noch nie gesehen. Aber mal ganz ehrlich ? Georgia Aquarium kann man sich echt schenken, zumindest wenn man wesentlich besser gemachte bereits gesehen hat ! Und das beste, das ich bisher gesehen habe, ist eindeutig das größte Aquarium Europas in Lissabon. Das zweit-beste ist das Two-oceans-Aquarium in Kapstadt und auch in Singapore habe ich schon besseres gesehen. Nichtsdestotrotz habe ich Mörder-Hunger und suche das Restaurant des Aquariums auf. Tut mir leid, aber so schlecht habe ich selbst in US-fastfood-Ketten noch nie gegessen. Hätte ich mir doch bloß ein Taxi ins Jimmy-Carter-Center gegönnt !
Tja, Fehler meinerseits. Nächster Fehler meinerseits: Ich gehe bummeln in der Peachtree Mall, was ja echt total schön ist, mir einen hervorragenden Starbucks-Cappucchino einbringt, mich aber darüber vergessen lässt, dass ich morgen nach Memphis fliege und eigentlich mal online einchecken sollte. Zurück im grandiosen Hilton packe ich nur meine Sachen zusammen, denke zwar noch an den check-in, aber meine: So what, mache ich eben morgen am Flughafen. Fernseher an, und oh ja, da habe ich ja instinktiv gleich den richtigen channel getroffen: Es läuft...
Aufbruch: | 11.08.2012 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 26.08.2012 |