USA Südstaaten

Ich habe zwar gestern abend gemütlich eine comedy-show nach der anderen in HD-Qualität im TV konsumiert, mir aber dennoch einen Wecker auf die Uhrzeit "wahnsinnig früh" gestellt und eile per Taxi wieder an den grössten Flughafen der Welt, was das Passagieraufkommen angeht. Hartsfield-Jackson ist einfach hammer-riesig und mit ca. 95 Mio. Passagieren/Jahr wirklich most busy. Es gibt natürlich auch hier die mir bereits von anderen USA-Reisen bekannte Art des sogenannten "curbside-check-in´s". Aus dem Taxi fallen, das Terminal noch nicht einmal betreten, aber schon einchecken können. Ich finde das sehr praktisch ! Funktioniert genauso, wie normaler check-in, aber man ist das Gepäck sofort los und man muss nur so ca. 5 USD Trinkgeld für die Jungs rausrücken. Sehr entspannt mache ich dann - Bordkarte in der Hand - meinen Weg durch den Flughafen. Sicherheitskontrolle, noch ein wenig Zug fahren, Rolltreppen hoch und runter, bis ich am Gate bin. Gefrühstückt habe ich noch nicht, also ziehe ich mir das auch noch irgendwo rein.

Ich zupfe mal die Bordkarte heraus und stelle entsetzt fest, dass ich gar keinen Sitzplatz habe und auf der Warteliste stehe. Na, toll ! Das liegt daran, dass die Flüge überbucht werden, in den USA noch weit mehr, als anderswo und man kommt dann eben nur mit, wenn Plätze frei bleiben. Ansonsten wird man auf den nächsten Flug umgebucht. Was ärgerlich und zeitraubend ist. Doch ich habe Glück und komme mit dem geplanten Flug mit. Eines schwöre ich mir jedoch: Ab sofort wird 24 h vor Abflug online eingecheckt !

In Memphis hole ich mir bei Alamo meinen Chevrolet Impala ab und kurve per Navi ins Hotel River Inn by Harbourtown, ein wirklich exquisites Boutique-Hotel auf Mud Island, auf das ich nur gekommen bin, weil Elvis-week ist und alles, aber auch alles sonst ausgebucht war. Es steht Elvis´35. Todestag am 16.08.2012 bevor und deswegen sind Elvis-Freaks aus aller Welt über Memphis wie Heuschrecken hergefallen. Heute richte ich mich nur in meinem überaus tollen Hotelzimmer ein, fahre nochmal nach downtown Memphis, bummele über die main street, kaufe in einem Supermarkt ein und checke, wie früh ich morgen am besten in Graceland aufschlagen sollte, um den zu erwartenden Menschenmassen zu entgehen.

Am 15.08.2012 erreiche ich um kurz nach 09.00 Uhr den fast noch leeren Parkplatz von Graceland. Der Ticketpreis ist gar nicht mal so frech teuer, wie gedacht, aber ich nehme auch nur das Basisticket, wo der Besuch des Automuseums und der "Lisa Marie" nicht enthalten ist. Da ich kein Mega-Elvis-Fan bin, soll mir das reichen. Ich bin eingeteilt für die 4. Tour des Tages, alles ist wohl-organisiert und man wird per shuttle vom Besucherzentrum einmal quer über die Straße zum eigentlichen Anwesen gefahren. Vorher erhält man noch die Kopfhörer für die Audio-Tour und los geht´s.

Hier die Fotos:

Zurück auf dem Gelände des visitors center kann man sich noch einiges mehr anschauen und selbstverständlich jede Menge Geld für Elvis-Devotionalien raushauen in den diversen Souvenir-shops. Die Dauerbeschallung mit Elvis´Musik läuft sowieso in Endlosschleife und auf der Audio-Tour, die wirklich interessant ist, sind auch einige Kommentare von Lisa Marie persönlich gesprochen. Für eingefleischte Elvis-Fans geht an Graceland wirklich kein Weg vorbei. Ich fand´s auch total toll und sehenswert. Obwohl ich gerade mal 9 Jahre alt war, als er starb und der Typ, seine Musik, seine Filme und der ganze Hype um ihn vor meiner Zeit war. Nichtsdestotrotz: Lisa Marie Presley ist genauso Baujahr 1968, wie ich und insofern habe ich doch auch einen kleinen persönlichen Zugang zu diesem Ort und dieser Geschichte eines absolut genialen Musikers, der letzten Endes genauso von seinem eigenen Ruhm gekillt wurde, wie viele Jahre später Michael Jackson. Nur Michael Jackson könnte einen ähnlichen Kult auslösen, wie Elvis, aber dazu braucht es wohl noch ein paar Jahre und vor allem einen konkreten Ort, denke ich.

Zurück in meinem Hotel mache ich kurze Pause, denn über die Mittagszeit ist es jetzt wirklich brütend heiss in Memphis. Der mittlere Westen und die Südstaaten der USA machen zur Zeit eine ungewöhnliche Hitze- und Dürreperiode durch. Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius sind in diesem Jahr keine Seltenheit, Ernteausfälle beim Getreide werden erwartet und der Mississippi führt vielerorts kaum noch genug Wasser, um die Binnenschifffahrt aufrechterhalten zu können. Und dabei ist der Mississippi einer der Haupttransportwege innerhalb der USA für sehr viele wichtige Güter.

Ich beschliesse, noch mal nach downtown Memphis zu fahren und mir heute nachmittag die ach so berühmte Beale Street anzusehen. Hier war und ist das Epizentrum von Memphis´ Entertainment und Nachtleben und Clubleben und die Gegend, in der Elvis und Co. in den frühen 50er Jahren aufgetreten sind. Normalerweise sollte man Beale Street abends bzw. besser noch nachts erleben, aber spätabendliche bzw. nächtliche Aktivitäten sind nicht so meins, also deswegen am hellichten Tage:

Den Abend dieses anstrengenden Tages lasse ich im Restaurant des River Inn Hotels bei einem guten Essen ausklingen, lege dann die Beine hoch und zappe mich durch´s Fernsehprogramm. Nebenbei wird telefoniert und per internet für den morgigen Tag herumgeplant.

Passend um kurz vor 11.00 Uhr vormittags bin ich zurück downtown und warte im altehrwürdigen Traditionshotel der Stadt Memphis, dem Peabody Hotel, auf die skurrilste Attraktion der Stadt: Dem Aufmarsch der Enten !

Zur Geschichte: 1930 kamen der Hotelmanager und ein Freund reichlich angetrunken von einem Jagdausflug zurück und hatten noch ihre 3 lebenden Köder-Enten dabei. Sie fanden es lustig, die Enten im edlen Marmor-Springbrunnen, der seit 1925 in der Mitte der Hotel-Lobby steht, schwimmen zu lassen. Die Idee wurde von Gästen und Angestellten begeistert aufgenommen und schon bald wurden die 3 Originalenten durch 5 nordamerikanische Mallard Enten ersetzt. Ab 1940 kümmerte sich ein Tiertrainer um die Enten und brachte ihnen den 2 x täglich stattfindenden duck march vom Dach des Hotels, wo sich bis heute der Entenpalast befindet, in den Fahrstuhl, dann über den roten Teppich bis zum Springbrunnen bei. 50 Jahre lang, bis zu seiner Pensionierung, kümmerte sich Mr. Pembroke um die Enten. Und mit den Jahren wurde aus der Angelegenheit ein echter Medien-Hype. Alle 3 Monate werden die Enten ausgetauscht und die "ausgedienten" Enten dürfen den Rest ihres Lebens auf einer Farm verbringen. Die Enten haben niemals Namen und es sind immer 1 Erpel und 4 weibliche Enten. Selbstverständlich wird im Restaurant des Peabody keine Ente serviert !!!