USA 2012 - 1. Teil - Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Uschi Agboka

Von Torrey zum Monument Valley

12. Tag - Capitol Reef National Park /Hanksville/Dirty Devil River / Bluff

Sonntag, 17. Juni 2012 12. Tag Monument Valley, Utah
The View Hotel
Torrey / Capitol Reef National Park / Hanksville / Dirty Devil River / Bluff / Monument Valley
Gefahrene Meilen: 267 (429 km)

Frühstück gibt es heute um 7 Uhr im Hotel, sehr gut und lecker. Schon um 7.30 Uhr starten wir zum Capitol Reef National Park. Die Luft ist wieder sehr klar und frisch und es sind noch keine anderen Leute unterwegs. So können wir die schöne Capitol Gorge allein durchfahren und halten, um zu fotografieren. Über der Straße erheben sich die schillernd gefärbten Klippen und Wölbungen des Capitol Reef, das dem Park seinen Namen gibt. Die Pioniere nannten die Felsen "reefs" (Riffe). Zwar ist es eine staubige und löchrige Schotterpiste durch die Schlucht, doch die phantastischen Farben und Felsformen entschädigen für die Mühe.

Capitol Gorge ist eine tiefe, vom Wasser geschliffene gewundene Schlucht mit senkrechten Wänden. Capitol Gorge war einst eine enge, steinige Reiseroute, die durch die Falte führte. Eine Gesteinswand, Pionierregister genannt, ist mit den Namen von Bergleuten, Siedlern und anderen, die von 1871 an durch diese Schlucht zogen, übersät.

Capitol Reef National Park: Kernstück des Nationalparks ist die Waterpocket Fold, eine über 150 km lange geologische Formation, die sich in Nord-Süd-Richtung erstreckt. Die ursprünglich horizontalen Bodenschichten, die aus Sedimenten entstanden, wurden bei der Anhebung des Colorado-Plateaus leicht geneigt und gebogen. Durch Erosion entstand dann die heutige "Falte", die ähnlich einer Verwerfung markante Trennlinien zwischen den geologischen Schichten aufweist. Diese eindrucksvolle Felsenwölbung, die durch die selben gewaltigen Kräfte entstanden ist, die das Colorado Plateau vo 65 Mio. Jahren formten, wird Waterpocket Fold (Wassertaschenfalte) genannt. Der Park enthält die Erdfalte, spektakuläre bunte Klippen, in den Himmel ragende Spitzsäulen, starre Monolithen, sich windende Schluchten und anmutige Bögen.

Waterpocket Fold bietet mehr: Den freifliessenden Fremont River und den weiten Wüstenhimmel. Indianer der wenig bekannten Fremont Kultur jagten hier und betrieben Ackerbau vor mehr als 1.000 Jahren, sie teilten sich die zerklüftete Felsenwüste mit den Anasazi, die im Süden lebten. Als sie rätselweise verschwanden, hinterliessen sie Felsenmalereien (Piktographen) und Ritzzeichnungen (Petroglyphen) an den Canyonwänden. In späteren Jahren jagten nomadische Ute und Paiute Indianer im Waterpocket Fold Gebiet.

Auch dem Gifford-Haus statten wir mal wieder einen Besuch ab. Die historische Farm ist der einzige erhaltene Bauernhof. Das kleine Farmhaus ist im Zustand der 1960er Jahre erhalten. Die Räume sind als Museum ausgestaltet, ein kleiner Laden mit Cafe verkauft neben Büchern auch Marmeladen, Obstkuchen und ähnliches aus den Früchten der Obstgärten. Die Scheune und Nebengebäude dienen als Orte für Living History-Veranstaltungen.

Ende des 19. Jh. siedelten sich Mormonen mit ihren Familien im Tal des Fremont River an - Fruita entstand. Mit geschickter Bewässerung des guten Talbodens wurde Fruita für seine ertragreichen Obstgärten bekannt. Nach der Schaffung des Capitol Reef NP 1937 zogen die Bauern nach und nach in andere Gebiete um. Das Erbe dieser Pioniere ist in alten Gebäuden (Schulgebäude, Farmhaus etc.) noch lebendig und für Besucher zugänglich. Die Siedlung wurde um 1966 endgültig aufgegeben. Sie war besonders für ihre Obstplantagen berühmt, die bis heute gepflegt werden.

Doch die üppige Vegation um den Fremont River, der eine Oase darstellt, täuscht, nur wenige Meter vom Fluss entfernt, dominiert das strenge, spärliche Wüstenklima. Tiere und Pflanzen haben sich dem Leben in dieser wasserarmen Wüste (jährlicher Niederschlag weniger als 200 mm Regen) angepasst. Und Künstler und Fotografen, die sich in der Abgeschiedenheit und Großartigkeit dieser weiten Landschaft erholen wollen, finden hier neue Inspirationen.

Und natürlich werden die Petroglyphen angeschaut. Dies sind Felszeichnungen, die von den Ancient Native Americans angefertigt wurden, die meisten aus der Fremont Kultur von 600 bis 1300. Die Fremont waren Zeitgenossen der Vorfahren der Ancestral Puebloans (Anasazi), die im Four Corner Gebiet lebten. Die kunstvollen Petroglyphen finden sich an div. Stellen im Park, doch besonders beeindruckend sind sie an einer Steilwand entlang der Hauptstraße im Park. Die Felsbilder zeigen Menschen, Tiere, Pflanzen und andere Gestalten und Formen. Bis heute hat man die Bedeutung der Darstellungen nicht entschlüsseln können.

Wir lassen uns bei jedem Besuch erneut von der Schönheit der Landschaft gefangen nehmen. Die Fahrt auf dem Capitol Reef Scenic Byway ist ein Traum: Sträucher, Wiesen leuchten in sattem Grün, ein wunderbarer Kontrast zu den roten Felsen. Und dazwischen leuchten die wilden blühenden Blumen. Nach 10 Uhr fahren wir über den HW 24 nach Hanksville. In unserem Cafe "Blondie's" trinken wir Kaffee. Und weiter geht es, auf dem HW 95 bis zum Hite Overlook am Dirty Devil River.

John Wesley Powell, amerikanischer Forscher und Leiter div. Expeditionen sah den stinkenden, schmutzigen Fluss und nannte ihn "Dirty Devil". Der Dirty Devil River ist ein 129 km langer Nebenfluss des Colorado River. Er entsteht nahe Hanksville durch den Zusammenfluss des Fremont River und des Muddy Creek. Der Dirty Devil River fliesst durch einen 600 m tiefen Canyon, der Hite Overlook bietet hier herrliche Ausblicke.

Hier werden Fotos gemacht, natürlich am Abgrund. Aber es sieht gefährlicher aus als es ist.

Weiter geht die Tour auf dem HW 95, wir sehen verrückte Felsen wie Jakobs Stuhl, Käseglocke. In Bluff, HW 191, im San Juan River Valley machen wir einen weiteren Stopp in einem Lokal unter den Navajo Twin Rocks, zwei riesigen roten Felsen, ca. 90 m hoch. Josef, Monika und Rolf essen Salat und Suppe, ich trinke nur Saft, es ist inzwischen wieder 38 Grad heiß.

Im April 1880 ließen sich in dieser Gegend Mormonen unter der Führung von Silas Sanford Smith nieder. Während der Suche nach Uran in den 1950er Jahren stieg die Bevölkerungszahl des Ortes vorübergehend an, sank dann aber wieder bis auf heute ca. 250 ab. Nun führt uns der Weg vorbei am Mexican Hat Felsen zum Monument Valley, das ist eine wunderschöne Strecke. Nur die leeren Bierflaschen und anderer Müll am Straßenrand stören das malerische Bild. Um 16.30 Uhr, nach 9 Stunden, erreichen wir "The View Hotel", welches wir sehr empfehlen. Der hohe Preis von 257 Dollar ist gerechtfertigt. Die Aussichten von den Balkonen auf die Buttes sind einmalig.

The View Hotel - Armanda Ortega - Präsidentin der ARTSCO Inc.
Armanda Ortega aus dem Towering House Clan der Navajo, ist Leiterin des "The View Hotel" im Monument Valley. Für ihr Volk, die Diné, ist Monument Valley ein heiliger Platz. Armanda hatte das Glück, in verschiedenen Welten aufzuwachsen. Ihr mütterlicher Großvater war über 25 Jahre Rancher und Navajo Nation Grazing Offizier im Oak Springs Chapter. Er lehrte sie viele Dinge, vor allem die Navajo Traditionen und Kultur zu verstehen und zu respektieren. Er wünschte, dass sie die Familientradition fortführt. Seine Vision war, Fremden die Geschichte der Navajo nahe zu bringen und durch ein Geschäft neue Arbeitsplätze für die Navajos zu schaffen. Auf der anderen Seite war ihr väterlicher Großvater, Armand Ortega, der eine lange Tradition im Handel mit indianischer Kunst verkörpert.. Er wollte, dass seine Enkelin Armanda ihre india-nische Herkunft mit seinem Geschäftsinn verbinden sollte, um eine eigene Firma zu gründen, die den Navajos zugute kommt. Mit Hilfe dieser beiden Großväter und auch mit Hilfe ihrer Eltern schaffte Armanda Ortega es, in der 6. Generation der Familie, dies alles zu verwirklichen.

Nach dem Duschen und Waschen, zur Zeit wegen der Hitze jeden Tag, essen wir um 18 Uhr bei Monika und Josef auf dem Balkon zu Abend, mit herrlichem Blick auf die Berge. Rolf ital. Salamit, Apfel, Baguette und ich habe Lachs aus der Dose, dazu gibt es alkoholfreies Bier. Monika und Josef haben Bohnen aus Dose, Fisch und Brot, dazu Cola und Wasser. Anschliessend machen wir einen kurzen Rundgang und Rolf geniesst auf der Terrasse seine Zigarre. Ich verziehe mich ins Zimmer, Füsse hochlegen, sind arg strapaziert wegen der Hitze. Morgen werden wir um 7.30 Uhr frühstücken, denn um 9 Uhr beginnt die Jeep-Tour für Monika und Josef. Rolf fotografiert den Sonnenuntergang und gegen 22 Uhr gehen wir schlafen.

Monument Valley - wo die Mutter Erde auf den Vater Himmel trifft.
In der Navajo-Sprache heißt es: Tsé-Bii-Ndzisgaii - Valley of the Rocks - Tal der Felsen. Und John Wayne nannte Monument Valley "Good's treasure", Gottesschatz.

Monument Valley liegt auf 1.696 m Höhe und umfasst 91.696 acres (1 acre 4.047 m²) in Utah und Arizona. Die Höhe der Monumente reichen von 31 m bis 46 m Höhe. Im Monument Valley steht die Zeit still. Die Menschen hier inmitten der Berge sehen ihr Leben im großen Kreislauf des Lebens.

Monument Valley ist seit mehr als 1.000 Jahren bewohnt. Die Ersten waren die Anasazi Indianer, deren alte Ruinen teilweise noch zu sehen sind. Für die Navajo oder Diné ist Monument Valley seit 400 Jahren ihre Heimat. Die ersten Weißen - Spanier - kamen ins Valley auf ihrer Reise von Santa Fe nach Kalifornien. In den späten 1800 Jahren fanden 2 Goldgräber (Mitchell und Merrick) Silber im Monument Valley. Als sie das Tal mit ihrer Beute verließen, warnten die Navajos die Beiden, sie dürften zwar das Silber behalten, aber sollten niemals zurückkehren. Doch nachdem die zwei Goldsucher ihr Silber und Geld verplempert hatten, missachteten sie die Warnung und kehrten ins Tal zurück, um weiter nach Silber zu suchen. Die Indianer töteten sie. Bis heute ist die Silbermine nicht entdeckt worden. Der große Berg südlich des Hotels ist nach Mitchell benannt und der große Butte nach Merrick.

1958 wurde durch das Navajo Nation Monument Valley als "Tribal Park" ernannt. Jedes Jahr kommen Besucher aus aller Welt, um sich die wunderschönen Buttes anzusehen und grandiose Sonnenunter- bzw. Aufgänge zu erleben.

Die Navajo Nation ist mit ca. 300.000 Mitgliedern der zweitgrößte Indianer-Stamm der USA. Mehr als 17 Mio. acres Land (1 acre = 4.047 m²) sind in Utah, New Mexico und Arizona in ihrem Besitz. Anders als andere Indianerstämme in den USA sind die Diné dort seit langem heimisch und nicht erst von Weißen hierher vertrieben worden. Diné ist der Eigenname der Navajos und bedeutet "Menschenvolk" oder nach ihren My-then: "Unter der Erde hervorkommendes Volk". Die Navajo Nation Reservation ist teilweise von außerordentlicher landschaftlicher Schönheit. Kantige Mesas, Klippen, Buttes und ausgedehnte Plateaus wechseln mit blassgrünen Tälern - am bekanntesten sind das Monument Valley und der Canyon de Chelly. Die Region lässt jedoch aufgrund der extremen Trockenheit nicht genug Ackerbau und Viehzucht zu, um für alle Diné den Lebensunterhalt zu sichern. Tausende verdienen sich deshalb ihr Einkommen als Arbeiter fern vom Navajoland.

Ein unrühmliches Kapital in der Geschichte der Vereinigten Staaten zeigt die Geschichte des Kit Carson: Im Sommer 1863 wurde Oberst Christopher Carson (Kit Carson) vom Oberbefehlshaber General James Carleton beauftragt, die Diné in das neue Militär-Reservat am Pecos River zu treiben. Das Militär schickte Unterhändler an einige Diné-Gruppen mit der Aufforderung zum Umzug, andernfalls würde man sie dazu zwingen. Die meisten der weit verstreut lebenden Diné hörten nie etwas von diesem Ultimatum, und General Carleton machte keinen Versuch, sie aufzuspüren. Stattdessen gab er an Kit Carson den Befehl aus, die wirtschaftlichen Grundlagen der Diné zu zerstören. Carson zog mit 300 Soldaten, verstärkt durch Ute-, Pueblo-Indianer und Freischärler aus New Mexico, durch das Land der Diné und vernichtete Obstgärten, Maisvorräte, Hogans, Wasserlöcher und Viehherden. Am 14. Januar 1864 begann der eigentliche Krieg. Kit Carson gestattete den Diné, sich mit ihrer Hauptstreitmacht in den von ihnen für uneinnehmbar gehaltenen Canyon de Chelly zu flüchten. Aber auf den Rändern der Schlucht hatten die Amerikaner Kanonen in Stellung gebracht und die Diné ergaben sich nach kurzem Gefecht. Nur wenige Diné entkamen unter der Führung des Häuptlings Manuelito. Ihre Lebensgrundlage war zerstört und im Februar 1864 sammelten sich über 8.000 Diné bei Fort Defiance, das jetzt Fort Canby hieß. Sie wurden auf den Langen Marsch - Long Walk - nach Bosque Redondo geschickt. Das Vorhaben endete in einer Katastrophe und kostete etwa ein Viertel der Indianer das Leben. General William T. Sherman führte eine Untersuchung durch und zeigte sich erschüttert über die Zustände. Am 1. Juni 1868 wurde ein Vertrag unterzeichnet, der den Navajo einen Teil der alten Heimat als Reservat zuteilte und die Rückkehr erlaubte.

Im 20. Jahrhundert wurde das Reservat vergrößert und die Lebensbedingungen besserten sich. Für ihr handwerkliches Können als Weber und Silberschmiede sind die Diné berühmt. Sie erlebten nun eine Zeit relativen Wohlstands und die Zahl der Stammesangehörigen wuchs. Dadurch vergrößerte sich auch die Zahl der Viehherden, so dass das ökologisch anfällige Land überweidet wurde, die Bodenerosion nahm überhand. So ordnete die US-Regierung in den 1930er Jahren eine Verkleinerung der Herden an und ließ viele Tiere töten - für die Diné eine Katastrophe, als vor ihren Augen ihre Existenzgrundlage vernichtet wurde.

Im Zweiten Weltkrieg arbeiteten Diné erfolgreich als Funker für das US-Militär im Pazifikkrieg gegen Japan. Als es den Japanern gelungen war, den amerikanischen Funkcode zu entschlüsseln, wurde der Navajo-Code entwickelt, der im Wesentlichen aus der Sprache der Diné bestand. Diese wurde nur um einige Codewörter, die militärtechnische Dinge bezeichneten und für die es keine Diné-Wörter gab, ergänzt. Dieser Code konnte von den Japanern trotz aller Bemühungen bis zum Ende des Krieges nicht übersetzt werden - ein Vorteil der außergewöhnlich komplexen Sprache der Diné. Deshalb erhielten sie eine hohe Anerkennung in der US-Armee, auch wenn Details dieser Operation wegen der Geheimhaltung erst Jahrzehnte später bekannt wurden. Zum Andenken wurde der 14. August zum Nationalen Navajo-Codesprecher-Tag erklärt. Während des Kalten Krieges richteten die Sowjets an der Universität Moskau einen Sprachkurs in Navajo ein.

Die Diné verteilen sich heute auf mehr als 50 Klans. Die Familienstruktur der Diné ist matrilinear, d. h., die Verwandtschaftsverhältnisse werden durch die weibliche Linie bestimmt. Auch die Klans sind matrilokal organisiert, so dass der Mann bei der Hochzeit zur Familie seiner Frau und deren Siedlung zieht.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch über die Motorradtour durch 11 Staaten des Süd- und Nordwestens der USA vom 6. Juni bis 9. Juli 2012 - zurückgelegte Meilen 7.930 (12.767 km) – Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer – www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 06.06.2012
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.07.2012
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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