USA 2012 - 1. Teil - Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Uschi Agboka

Von Tombstone nach Tuscon

6. Tag - Boothill / Mission San Xavier del Bac / Gates Pass / Sonora Wüste

Montag, 11. Juni 2012 6. Tag Tucson,
Arizona America's Best Value Motel
Tombstone / Boothill / Tucson / Mission San Xavier del Bac / Gates Pass / Sonora Wüste / Tuscon
Gefahrene Meilen: 141 (227 km)

In den letzten Tagen hat mich erschreckt, wie viele Kreuze es am Straßenrand gab, z. T. geschmückt mit bunten Plastikblumen, rosa Teddybären etc. Natürlich mag es kitschig aussehen, aber bei der Hitze kann man diese Erinnerungsstätten nicht mit echten Blumen schmücken. So viele tote Menschen, bedrückend. Und heute Morgen hörte ich in den Nachrichten, dass im Yellowstone National Park ein Teenager zu Tode gekommen ist.

Um 7 Uhr stehen wir auf und um 8 Uhr gehen wir zum Frühstück. Unser Stammcafe "Morgan's Cafe" hat leider heute Ruhetag, so suchen wir das OK Cafe auf, welches ein gutes und leckeres Frühstück macht, aber sehr teuer ist. Um 9 Uhr werden die Motorräder geladen und wir fahren zum Boothill. Auch wenn wir diesen urigen Friedhof schon div. Male besucht haben, ist es immer wieder faszinierend für uns, die skurrilen Inschriften auf den Grabstein zu lesen. "Boothill", wo jemand begraben liegt, der aus "Versehen" gehängt wurde. Viele berühmte Männer des Wilden Westens liegen hier begraben, u. a. Tom McLaury, Frank McLaury, Bill Clanton - getötet im "Gunfight at the OK-Corral", am 26.10.1881 in Tombstone. Bei dieser Schiesserei wurden Morgan und Virgil Earp und ihr Freund Doc Holliday verwundet.

Anschließend fahren wir bei heute extrem großer Hitze nach Tucson, Ankunft 12 Uhr. Der Name Tucson entstammt der Sprache der Tohono-O'Odham-Indianer. Der Name des Gebietes - Chuk Shon - bedeutet "schwarze Vorberge". Tucson war um 12.000 v. Chr. durch Paläoindianer besiedelt. Nahe dem heutigen Stadtzentrum wurden Reste eines Dorfes gefunden, das hier ca. 1000 v. Chr. stand. Zwischen 1200 v. Chr. und 150 n. Chr. wurde die Gegend um Tucson landwirtschaftlich genutzt. Tucson gehört damit zu den am längsten fortwährend besiedelten Orten der USA. Die damaligen Einwohner bauten Bewässerungskanäle, um die Mais- und Bohnenfelder zu bewirtschaften. Zwischen 600 und 1450 n. Chr. siedelte die Hohokam-Kultur in diesem Gebiet. Tucson wurde am 20. August 1775 mit dem Bau eines Presidios (Festung) unter Leitung von Hugo O'Conor durch die Spanier gegründet. Nach der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien 1821 gehörte Tucson zu Mexiko. Mit dem Gadsden-Kauf fiel die Stadt 1853 an die Vereinigten Staaten. Von 1867 bis 1877 war Tucson die Hauptstadt des Arizona-Territoriums. 1885 wurde die University of Arizona gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich hier viele ehemalige Soldaten nieder und mit dem Aufkommen von Klimaanlagen zogen immer mehr Menschen nach Tucson. Seither wächst die Bevölkerung ständig. Tucson ist die größte Stadt im südlichen Arizona und nach Phoenix die zweitgrößte in Arizona. Tucson liegt auf einer Hochebene, umgeben von 5 bis zu 2.880 m hohen Bergketten, den Santa Catalina Mountains, den Tortolita Mountains, den Santa Rita Mountains, den Rincon Mountains und den Tucson Mountains. Der Santa Cruz River ist, bis auf die regenreichen Wochen während des Sommer-Monsuns, meist ausgetrocknet.

Wir fahren zunächst ins Hotel, Gepäck abladen, umziehen und dann besichtigen wir die San Xavier Kathedrale. Es ist heiß, 44 Grad, wir Frauen fahren halbnackt, ich sogar nur mit offenen Sandalen, selbst Rolf hat eine leichte Sommerhose an, aber auf seine schweren Motorradstiefel verzichtet er nicht. Rolf und ich waren schon öfter in Tucson, aber diese wunderbare Mission haben wir uns noch nie angeschaut. Die Idee stammt von Monika und wir sind froh, dass wir den Weg dorthin gemacht haben.

Die Mission San Xavier del Bac ist eine alte spanische Missionskirche, 16 Kilometer südlich von Tucson. Sie wird als "Weiße Taube der Wüste" bezeichnet, was wir sehr passend finden. Sie hat ein weißes, maurisch inspiriertes Design, elegant und einfach, mit einem reich verzierten Eingang. Das Innere ist mit wunderschönen Ornamenten ausgestattet, eine Mischung aus New Spanien und Native American Motiven. Die Mission gilt als die schönste in den USA. Seit 1963 ist der Ort National Historic Landmark. In einer Nische der Kirche findet man eine Statue des Hl. Franziskus. Viele Gläubige legen ihre Gebete, Bitten etc. dort ab und hoffen auf ein Wunder.
Um 1700 wurde im Land der Tohono O'Odham-Indianer vom Missionar Eusebio Francisco Kino, einem Pater der Jesuiten, eine Missionsstation errichtet. Dieser Jesuit war der Gründer verschiedener Missionen in der Sonora-Wüste. Die ursprüngliche Kirche wurde von den Apachen zerstört. Karl III. von Spanien verbannte alle Jesuiten von spanischem Land in Amerika, da er ihnen misstraute. Von da an wurden die Missionen von Franziskaner betreut, die er für zuverlässiger hielt. Auf dem Gelände wurde dann unter der Leitung des Franziskaners Juan Bautista Velderrain und Juan Bautista Llorenz zusammen mit den einheimischen Indianern im Jahr 1797 die heutige Kirche erbaut, deren einzigartiger Altaraufsatz und eindrucksvolle Wandmalereien sie zu einem beliebten Ziel für Touristen, aber auch für lokale Gläubige machen. Im Gegensatz zu den anderen spanischen Missionen wird die Kirche noch heute von den Franziskanern betreut und dient den einheimischen Indianern als Pfarrkirche. Nachdem die Kirche in den 1980er Jahren mit normalen Baumaterialien ausgebessert wurde, sammelte sich Wasser in den Wänden und zerstörte teilweise die Wandbemalung. Daraufhin wurde in einem aufwändigen Prozess das komplette neue Material entfernt und die Kirche über mehrere Jahre von internationalen Spezialisten mit den historisch überlieferten Originalmaterialien restauriert. Neu war bei diesem Prozess, dass indianische Künstler eingearbeitet wurden, die nach Abzug der Experten deren Arbeit übernahmen und nun ihrerseits das Fachwissen bei ähnlichen Restaurierungen verbreiten.

Die Tohono O'Odham (Wüstenvolk) Indianer sind ein Volk von mehr als 24.000 Menschen, meist Katholiken, aber sie leben auch ihren alten Glauben und ihre Gebräuche, die nach wie vor von den Alten auf die Jungen überliefert werden. Besonders die geflochtenen Baskets sind berühmt und lassen sich gut verkaufen. Viele des Stammes leben als Farmer oder Rancher, andere arbeiten für den Staat in Tucson, Casa Grande oder Phoenix. Die O'Odham sind ein offenes und gastfreundliches Volk, welches besonders die alten Riten und Zeremonien pflegt.

Nach der schweißtreibenden Besichtigung der wunderschönen Mission müssen wir erst einmal etwas Kühles trinken. Dann fahren wir in die Tucson Mountains, vorbei an Old Tucson, über Gates Pass. Gates Pass ist eine landschaftlich besonders schöne Straße durch die Wüste, gesäumt mit vielen Aussichtspunkten und Orten, wo Einheimische und Touristen den Sonnenuntergang beobachten. Besonders schön sind die unzähligen Saguaro-Kakteen, die den Weg säumen. Die riesigen Saguaro-Kakteen sind das Symbol des amerikanischen Westens. Die majestätischen Pflanzen, die nur in einem kleinen Gebiet der USA vorkommen, werden besonders geschützt. Die Saguaro-Kakteen der Sonora-Wüste haben die Größe eines Baumes mit einer langen Lebensdauer, bis zu 250 Jahren. Besonders schön sind die weißen, wachsartigen Blüten im Juni/Juli. Der Kaktus ist ein Leckerbissen für die vielen Tiere, die die Wüste bewohnen. Wildtiere wie Rehe, Javalinas, Bobcats, Füchse, Hasen, Schlangen, Wachteln etc. leben in dieser herrlichen Landschaft. Die Straße Gates Pass wurde 1883 von Thomas Gates geschaffen, der auf der Suche nach einer Abkürzung durch die Tucson Mountains war. Gates, ein lokaler Pionier, mit einer Ranch und einem Saloon, kaufte das Land, um diese wunderschöne, aber gefährliche Straße zu bauen. 2006 wurde die Strecke "entschärft", da sich bis zu diesem Zeitpunkt viele tödliche Unfälle aufgrund der extremen Steigungen und Kurven ereigneten.

Rolf will im Gelände eine besonders schöne Kaktee fotografieren, rutscht aus und greift in den Kaktus. Gott sei Dank hat Josef seine Zange vom Leatherman dabei und kann die Dornen herausziehen, aber zunächst muss das Malheur fotografiert werden. Es blutet leicht und so wird die Hand mit meiner guten Indianersalbe verarztet. Gegen 16 Uhr sind wir zurück im Hotel, nach 7 Std. Der Tag war anstrengend, wegen der großen Hitze. Jetzt wird erst einmal geduscht und sich ausgeruht. Dann gehen wir essen im Country Folks Restaurant, welches wir schon vom Vorjahr kannten. Rolf hatte Gemüse auf heißem Stein und ich Lachs mit frischen Früchten. Das Essen in dem Lokal ist ausgezeichnet und das Personal sehr freundlich und entgegenkommen.

Die Sonora Wüste (ca. 320.000 km²) ist eine der größten sowie eine der vielseitigsten und artenreichsten Wüstenregionen der Welt. Sie reicht von Mexiko über das östliche Küstengebiet von Niederkalifornien bis in den südwestlichen Teil von Arizona und den südöstlichen Teil von Kalifornien. In Kalifornien wird sie Low Desert genannt, um sie von der höher gelegenen, im Norden angrenzenden Mojave Wüste abzugrenzen. Im Osten schließt sich die Chihuahua Wüste an. Von den flachen Küstenregionen im Westen steigt sie nach Osten bis in eine Höhe von 3.000 m an, wobei lang gestreckte Bergzüge (Ranges) sich mit dazwischenliegenden Becken (Basins) abwechseln und in Gebieten ohne Wasserabfluss nach Regenfällen flache Seen (Playas) entstehen können, was nach der Verdunstung des Wasser zur Ausbildung von Salzpfannen führt. In Kalifornien, nahe der Grenze zu Arizona, liegt mit den Algodones-Dünen eine klassische Sandwüste. Die Sonora Wüste beheimatet die großen und streng geschützten Kandelaberkakteen (Saguaros) sowie viele weitere Kakteen-Arten. Sie ist Lebensraum für viele Reptilien, z. B. mehrere Klapperschlangenarten, die Gila-Krustenechse, die Kalifornische Gopherschildkröte sowie einen der größten Landmolche, den Tigersalamander. Man findet eine verschiedene Vogelarten, z. B. den Wegekuckuck (Roadrunner). Zum Schutz der außergewöhnlichen Artenvielfalt wurden große Teile der Sonora Wüste zu Naturschutzgebieten erklärt. Andere Teile werden genutzt, so die südlichen Algodones-Dünen, für das Befahren mit Off-Road-Fahrzeugen. Bedroht wird die Sonora Wüste durch Vieh- und Landwirtschaft, intensive Grundwasserentnahme, Urbanisierung sowie den Bergbau.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch über die Motorradtour durch 11 Staaten des Süd- und Nordwestens der USA vom 6. Juni bis 9. Juli 2012 - zurückgelegte Meilen 7.930 (12.767 km) – Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer – www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 06.06.2012
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.07.2012
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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