Israel - jetzt erst recht !
FL-HH-IST-TLV - schlaflose Anreise
Weil ich dieses Mal nicht mit Urlaubstagen knausern muss und "so-günstig-wie-möglich" das Mantra für diese ja irgendwie komische "Nachhol-Reise" ist, die längst stattgefunden hätte haben sollen, ist mein Abflug an einem Mittwoch abend. Morgen abend, um genau zu sein.
D.h., morgen vormittag werde ich planmässig zur Arbeit erscheinen, aber eine Stunde vor offiziellem Feierabend abhauen. Das darf ich mir guten Gewissens gönnen, Überstunden habe ich genug. Meine Reisetasche habe ich heute während der Mittagspause mit den üblichen Reisebegleitern vollgeschmissen. Akkus der diversen technischen "gadgets" sind noch beim laden an der Steckdose angedockt. Meine mom wird morgen früh den Reiseproviant in Form von 3 belegten Brötchen zubereiten, während ich mich nur noch um das Thema "money" kümmern muss. Kein Thema, ich arbeite in einer Bank.
Spätestens um 12.00 Uhr mittags werde ich mich auf die A 7 begeben und nach Hamburg fahren. Online-check-in habe ich vorhin erfolglos probiert, geht nicht. Das liegt sicher nicht an Turkish Airlines, sondern am Ziel Israel. Ich erwarte Sicherheitskontrollen und Sicherheitsbefragungen ohne Ende. Deswegen habe ich mir auch nochmal gewissenhaft die ganzen Visa und Stempel in meinem Reisepass angeguckt, um zu jedem einzelnen Stempel die wahrheitsgemäße story erzählen zu können.
Alles hat prima funktioniert. Turkish Airlines hat mich pünktlich nach Istanbul befördert und von dort ebenso pünktlich nach Tel Aviv. Inzwischen ist es schon Donnerstag, 31.01.2013, 3.00 Uhr morgens. Grauenhafte Uhrzeit. Aber ich bin aufgeregt und erwarte die Einreise-Prozedur. Und wundere mich schon in der Warteschlange, wie schnell das bei allen offenbar geht. Dann bin ich dran. Die Beamtin blättert in meinem Pass, guckt mir tief in die müden Augen und stellt nur exakt 5 Fragen: "What was your flight number ?" TK 792 from Istanbul. "What is your purpose of visit ?" Holiday. "Have you got familiy or friends in Israel ?" No. "How long do you stay and where ?" 9 days, 6 in Jerusalem and 3 in Tel Aviv. "Have you got a return ticket ?" Yes.
Das war´s !!! 5 Minuten ! Sie legt einen winzigen Papier-Schnippsel zwischen die Seiten meines Reisepasses, ein Miniatur-Scan meiner persönlichen Passdaten mit QR-Code. Einen Stempel gibt es nicht. Ich wundere mich, aber wandere damit zum nächsten check-point, wo man den Schnippsel auf einen Scanner legt. Irgendwas piepst und ich bin in Israel ! Das Gepäck ist in null-komma-nichts da und mein nächster Stopp ist ein Geldautomat. Mein Versuch mit der EC-Karte an Shekel zu kommen, scheitert hier allerdings, das Teil kann mit der Karte nichts anfangen. Die PIN´s meiner Kreditkarten weiss ich nicht aus dem Kopf und ich habe keine Lust, danach in meiner Tasche zu wühlen. Ist eh egal, denn noch in Hamburg habe ich bei der Reisebank 50 EUR in Shekel gewechselt und hier tausche ich am Wechselschalter auch noch mal 100 USD in NIS (Währungskürzel für New Israel Shekel). Okay, nächste challenge: Transport nach Jerusalem ausfindig machen. Raus aus den Hallen vom Ben Gurion Airport, um 3.30 Uhr morgens keinen Stress aufkommen lassen und erstmal genüsslich eine rauchen. Gleich um die Ecke stehen die Nesher-Sheruts bereit, die den Transfer nach Jerusalem zu dieser nachtschlafenden Zeit gewährleisten.
Was ein Nesher-Sherut ist ? Sherut ist ein Sammeltaxi - eine allseits beliebte Transportvariante in ganz Israel. Das funktioniert wie Dolmus in der Türkei oder Songthaew in Thailand. Wenn das Ding voll ist, fährt es los. Nesher ist einfach nur der Name der Betreiberfirma. Das Sherut füllt sich schnell und off-we-go ! Auf halber Strecke nach Jerusalem: Strassensperre, warum auch immer. Die israelische Polizei hat mal so ein Reifen-zerschlitzendes Spike-Dings quer über die Autobahn verlegt und die Polizisten wandern mit den umgehängten MG´s über die Fahrbahn und checken Leute in ihren Privatfahrzeugen vor uns. Na, das geht ja toll los ! Es dauert aber nur 15 Minuten, dann können wir weiterfahren. Nachdem wir in Jerusalem 4 amerikanische Mädels vor ihrer unauffindbaren Eingangstür zu ihrem gemieteten Appartement in Me`a Shearim rausgeschmissen hatten, eine Israeli vor ihrem Haus in wo-auch-immer, war ich die nächste, die an einer Strassenecke der Jaffa Road aussteigen konnte. Der Fahrer kassierte 62 Shekel (ca. 12 EUR) und sagte noch "nach links um die Ecke, Hausnummer 40, ca. 20 Meter". Okay ! Kein Thema, ich bin hier richtig vor der Eingangstür des Jerusalem Hostels, einer Jugendherberge, obwohl es mit meiner Jugend nicht mehr weit her ist. (5 Tage zuvor war ich mit meinem 45. Geburtstag konfrontiert worden, was mir sowas von am A... vorbeigeht). Aber ich hatte ja auch kein Etagenbett in dem Hostel reserviert, sondern ein Einzelzimmer im zugehörigen Jerusalem Little Hotel, Jaffa Road No. 44. Die Rezeption für beide Etablissements ist jedoch im Hostel und da kam ich nicht rein ! Tür und Rezeption geschlossen, bis 08.00 Uhr morgens. Okay, es ist 04.45 Uhr, schweinekalt und regnet. Ziemlich unschön, um mehr als 3 Stunden auf einer Parkbank zu verbringen ! Aber die Rettung naht in Form eines jungen Mädels aus was-weiss-ich-woher. Siegessicher tippt sie den ihr offenbar bekannten Türcode ein und ich drängele mich hinterher. Um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, weil sie ja nun - entgegen aller Warnungen, die an der Tür stehen - eine Fremde mit ins Gebäude gelassen hat, kläre ich sie auf, dass ich auch hier zu wohnen gedenke, bzw. im benachbarten Schwester-Hotel. Warum ich dann keine email mit dem Türcode bekommen hätte ? Weil ich über eine Buchungsplattform gebucht habe und nicht direkt im Hostel. Die Türöffnerin verschwindet eine Treppe höher und ich bin allein. Denke, na gut, pennst du eben ein wenig in dem Sessel da. Mein Blick schweift an die leere Rezeption und ich sehe plötzlich einen mit Tesa-Film angeklebten Umschlag am Tresen. Da steht drauf "For Sabine" ! Obwohl ich nämlich über www.booking.com gebucht hatte, hatte ich sehr wohl eine Nachricht für das Hotel hinterlassen mit meiner Ankunftszeit am hyper-frühen Morgen ausserhalb der Öffnungszeiten. Blöd bin ich ja nicht ! Und die auch nicht ! Ich riss den Umschlag auf und fand alles vor, was ich brauchte: Wegbeschreibung zum Jerusalem Little Hotel, Türcode für das Hostel und Hotel und den Zimmerschlüssel zur Zimmer-Nummer 31 ! Keine 5 Minuten später war ich in meinem Zimmer. 05.00 Uhr morgens. Alles stehen und fallen lassen und ab ins Bett, Wecker auf 10.00 Uhr gestellt, nach mir die Sintflut !
Zzzzzzz...
Aufbruch: | 30.01.2013 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 08.02.2013 |