Israel - jetzt erst recht !

Reisezeit: Januar / Februar 2013  |  von Sabine H.

Jerusalem I

Ding, ding, ding... was ist das bloss für ein Lärm ? 31.01.2013 - immer noch, bzw. hat ja gerade erst angefangen. Was sagt das i-phone zum Thema Uhrzeit ? (Die Batterie aus der Wanduhr hatte ich nämlich heute morgen bei Ankunft sofort entfernt - tickende Uhren hasse ich, wie die Pest !) 09.00 Uhr. 4 Stunden geschlafen - ja shit, muss reichen - ich stehe auf. Ding, ding, ding, schon wieder ! What the hell...? Des Rätsels Lösung ist simpel: Strassenbahn.

Der Blick aus dem Fenster präsentiert wahres Schietwetter, strömender Regen, grau-in-grau und die Leute auf der Strasse tragen Winterjacken, Schals und Mützen. Was soll´s: Egal. Ich frühstücke mein letztes von zuhause importiertes Brötchen und mache mich auf den Weg. Natürlich in der dicken Winterjacke.

Jaffa-Tor

Jaffa-Tor

In weniger als 10 Minuten stehe ich vor einem der 8 Stadttore Alt-Jerusalems. Neben dem Jaffa-Tor gibt es noch das Neue Tor, das Damaskus-Tor, Herodes-Tor, Löwen-Tor, Goldenes Tor, Dung-Tor und Zions Tor. Das Goldene Tor führt direkt zum Tempelberg und ist als einziges immer geschlossen. Man glaubt, dass der Messias, wenn er denn eines Tages zurückkommt, durch dieses Tor kommen wird, daher ist es für alle Erdlinge geschlossen. Gleich am Jaffa-Tor befindet sich die Tourist-Info, wo ich mir einen detaillierten Altstadtplan besorge. Über die Christian Quarter Road tauche ich in das Gassen-Labyrinth ein. Innerhalb der Stadtmauern gliedert sich die Altstadt in 4 Viertel: Das christliche, das muslimische, das jüdische und das armenische. Verbunden über viele schmale Gassen, Basare, Treppen und Gänge. Ein Albtraum für Leute ohne Orientierungssinn, Stadtplan-Legastheniker und Menschen, die Panik bekommen, wenn sie nicht mehr wissen, wo sie sind. Alt-Jerusalem ist nämlich nicht besonders gut ausgeschildert...

Christian quarter road

Christian quarter road

Brunnen vor der Erlöserkirche - links das Minarett der Omar-Moschee

Brunnen vor der Erlöserkirche - links das Minarett der Omar-Moschee

Grabeskirche

Grabeskirche

Salbungsstein

Salbungsstein

Mosaik gestiftet 1964 anlässlich des Besuches von Papst Paul VI

Mosaik gestiftet 1964 anlässlich des Besuches von Papst Paul VI

Ins Allerheiligste

Ins Allerheiligste

Kuppel

Kuppel

Kreuzwegstation XIV. Das heilige Grab

Kreuzwegstation XIV. Das heilige Grab

In die Grabeskapelle kommt man auch hinein. Mir war allerdings die Warteschlange dafür zu lang. Die Grabeskirche enthält die letzten 5 Kreuzwegstationen Jesu mit der Stelle, an der Jesus seiner Kleider beraubt wurde, der Kreuzigungsstelle, dem Platz, an dem Jesus starb, die Stelle, an der Jesus vom Kreuz genommen und seiner Mutter übergeben wurde und das Grab an sich.

Übrigens: Die Schlüssel zu diesem größten christlichen Heiligtum Jerusalems werden seit den Zeiten Saladins von einer muslimischen Familie verwahrt. Sie schließen morgens auf und abends wieder ab.

Golgathakapelle - wie man sieht, darf man den dortigen Felsen anfassen.

Golgathakapelle - wie man sieht, darf man den dortigen Felsen anfassen.

Wieder in den Gassen des christlichen Viertels

Wieder in den Gassen des christlichen Viertels

Ich begebe mich nun auf die Via Dolorosa, die zum größten Teil im muslimischen Viertel verläuft und heute eine gigantische Souvenirmeile ist, was man angesichts der Bedeutung dieses Weges als befremdlich empfinden kann. Da ich persönlich nicht gläubig bin, ist es mir egal und ich habe auch nicht den Ehrgeiz, alle 9 Stationen des Kreuzweges anzusteuern. Etliche andere tun dies jedoch durchaus und ich beobachte Menschen, die sich trotz strömenden Regens an jeder Station auf die Knie werfen und innig beten, was ich gerade heute angesichts der ungemütlichen Wetterverhältnisse schon etwas skurril finde...

Moderne Zeiten: Shoppen auf der Via Dolorosa...

Moderne Zeiten: Shoppen auf der Via Dolorosa...

8. Station. hier tröstete Jesus weinende Frauen

8. Station. hier tröstete Jesus weinende Frauen

Auf der Via Dolorosa

Auf der Via Dolorosa

Ich "arbeite" mich weiter vor durch die Altstadt, um schon heute das Highlight - die Klagemauer - sehen zu können. Auf den Fotos kommt es nicht so gut raus und während der heftigsten Regenschauer habe ich ja auch nicht fotografiert, um meine Kamera zu schützen, aber die Gassen waren teilweise wahre Sturzbäche, das Kalksteinpflaster extrem rutschig und die Krönung war ein Hagelschauer biblischen Ausmaßes.

Ich erreiche den Eingang zum Klagemauer-Areal, muss durch den Scanner und meine Handtasche durchleuchten lassen und entdecke, dass man von hier aus eine Führung im unterirdischen Klagemauertunnel machen kann. Cool, wusste ich gar nicht ! Am Ticketschalter erfahre ich, dass dies jedoch nur nach vorheriger Reservierung möglich ist. Ok, reserviere ich eben für die nächste Tour ! Pah, weit gefehlt ! So mal eben schnell, ist das nicht möglich. Der Typ am Ticketschalter ist allerdings weder willens noch fähig, mir dazu Auskunft zu geben, wie und wo und für wann ich eine Reservierung machen könne. Eine - offensichtlich als Tourguide arbeitende - israelische Frau, die im Begriff ist, die Tickets für ihre Gruppe abzuholen, frage ich nach dem Prozedere, denn es gibt mal wieder keine vernünftige Beschilderung. Sie meint, für eine einzelne Person, wie mich, gäbe es durchaus spontan Restplätze für eine Führung noch am gleichen Tag. Netterweise fragt sie für mich auf hebräisch, aber sie hat leider auch kein Glück. Aber ich, dann doch: Ein 2. Typ taucht auf, besetzt einen 2. Schalter und dieser junge Mann ist wesentlich auskunftsfreudiger. Ich bekomme einen Platz für die Führung morgen, 10.40 Uhr. (Wie ich später nachlese, sind Reservierungen sonst durchaus eine ganze Woche vorher erforderlich). Diese Aktion hat jetzt echt Zeit gekostet. Aber ich trete aus dem Durchgang und wow !!!

Klagemauer im Regen - heute nicht sehr gut besucht.

Klagemauer im Regen - heute nicht sehr gut besucht.

Ich halte es für schlauer, mir erstmal einen Überblick von der Aussichtsplattform zu verschaffen und erklimme die Treppen da hoch.

Na, das ist doch mal ´ne Aussicht !

Na, das ist doch mal ´ne Aussicht !

Die Rampe ist übrigens der einzige Zugang zum Tempelberg für Nicht-Muslime und zur Zeit geschlossen. Felsendom und Al Aqsa Moschee sind nur für Muslime zu Gebetszeiten zugänglich. Normalerweise dürfen Angehörige anderer Religionen von aussen gucken, aber im Moment nicht. Hat wohl Sicherheitsgründe.

Die Rampe ist übrigens der einzige Zugang zum Tempelberg für Nicht-Muslime und zur Zeit geschlossen. Felsendom und Al Aqsa Moschee sind nur für Muslime zu Gebetszeiten zugänglich. Normalerweise dürfen Angehörige anderer Religionen von aussen gucken, aber im Moment nicht. Hat wohl Sicherheitsgründe.

Die Dächer bei der Klagemauer

Die Dächer bei der Klagemauer

Blick auf das jüdische Viertel im Hintergrund

Blick auf das jüdische Viertel im Hintergrund

Der Frauenbereich der Klagemauer

Der Frauenbereich der Klagemauer

Man sieht die vielen kleinen, zusammengefalteten Zettelchen mit Wünschen und Gebeten, die in den Ritzen der Klagemauer stecken. Eigentlich kriegt man da gar nichts mehr reingepfriemelt. Werden die Zettelchen regelmäßig entfernt, damit Platz für neue ist ???

Man sieht die vielen kleinen, zusammengefalteten Zettelchen mit Wünschen und Gebeten, die in den Ritzen der Klagemauer stecken. Eigentlich kriegt man da gar nichts mehr reingepfriemelt. Werden die Zettelchen regelmäßig entfernt, damit Platz für neue ist ???

Synagoge

Synagoge

Es ist später Nachmittag geworden, ich bin müde, durchgefroren und klatschnass. Die Hosenbeine meiner Jeans sind bis in Kniehöhe zum Auswringen nass. Ich habe für heute keine Lust mehr. Das Wetter hat sich im Laufe des Nachmittags kein Stück gebessert, im Gegenteil. So langsam bekomme ich auch Hunger und ein bisschen was zu essen und zu trinken einkaufen, muss ich auch noch. Ich greife mir ein Taxi und fahre zum Hotel zurück. Erste Erfahrung mit israelischen Taxifahrern: Es sind Halsabschneider, die niemals von sich aus das Taxameter einschalten und stattdessen Mondpreise verlangen, z.B. heute, weil "es ja regnet" ! Heute gehe ich einem dieser Taxifahrer auf den Leim und mein Protest hilft wenig. Ich fühle mich abgezockt und beschliesse, dass mir das nicht wieder passiert !

Nur 100 m vom Hotel entfernt, gibt es einen 24h-Supermarkt und ich decke mich mit Brot, Käse, Joghurt, Nudeln + Nudelsauce, Getränken, Apfelsinen und Tomaten ein. Ich hatte von den relativ hohen Lebenshaltungskosten in Israel zuvor gelesen und dass die Menschen dagegen auch bereits demonstriert hatten. Und ich muss sagen: Zurecht ! Die Lebensmittelpreise sind ganz schön happig im Vergleich zu Deutschland. Ich möchte nicht wissen, was die Leute hier für Miete usw. bezahlen...

In der Gemeinschaftsküche in der Dachetage meines Hotel/Hostels koche ich die Nudeln und mit einer warmen Mahlzeit im Bauch fühle ich mich sofort besser. Zurück in meinem Zimmer, werfe ich mein netbook an und lese eine email der Rezeption, ich möge doch bitte mit meinem Reisepass kurz mal rüberkommen und offiziell einchecken. Ok, mache ich. Was wäre eigentlich, wenn man nicht quasi permanent online ist ???

Es ist echt schweinekalt heute abend, aber glücklicherweise verfügen die Zimmer jeweils über so eine kleine Elektroheizung. Fürchterlich gefährliche Dinger, die man angeschaltet nie aus den Augen lassen darf, ich trockne davor meine Schuhe, meine Jeans und meine Handtasche. Aber über Nacht und wann immer ich mein Zimmer verlasse, schalte ich das Teil komplett aus und ziehe den Stecker.

Per internet buche ich heute abend noch 2 Ausflüge: Einen von Jerusalem aus nach Bethlehem und den anderen von Tel Aviv aus nach Nazareth, See Genezareth usw. Muss auch unbedingt heute sein, denn ab morgen nachmittag ist Sabbat, da zieht dann ganz Israel den Stecker und es geht gar nichts mehr. Mangels Fernseher werfe ich noch einen letzten Blick aus dem Fenster auf den Zion Square und dann fallen mir echt die Augen zu...

Zion Square - und es regnet gerade mal nicht !

Zion Square - und es regnet gerade mal nicht !

© Sabine H., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach dem gescheiterten Erstversuch im November 2012: Jetzt erst recht und ganz bestimmt !
Details:
Aufbruch: 30.01.2013
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 08.02.2013
Reiseziele: Israel
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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