Teil 1 - Pyrenäen 2012 (Frankreich/Spanien)

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

Paray-le-Monial - Pont Canal (Digoin)

5. Tag - Paray-le-Monial - Digoin (Pont Canal)

6. September 2012 - Donnerstag - 5. Tag
Chatel de Neuvre, Auvergne (Frankreich) - Paray-le-Monial - Digoin (Pont Canal)
Fahrzeit: 6 1/2 Stunden, 193 km

Auch heute schellt der Wecker um 7.30 Uhr. Es wird wieder ein herrlicher Tag werden. Wir erleben wieder einen herrlichen Sonnenaufgang. Rolf hat eine Route quer durch die Gegend geplant, eine wunderschöne Fahrt, durch eine bäuerliche Landschaft, prachtvolle Rinder und starke Stiere sind zu sehen. In der Zeitung las ich, dass diese an die 10.000 € kosten.

In Paray-le-Monial halten wir und besichtigen die Herz Jesu Kathedrale, neu renoviert, schauen das Hotel de Ville an und den St. Nikolaus Turm. Die Altstadt ist wunderschön, Fußgängerzone mit kleinen hübschen Geschäften. An der Place de la Visitation machen wir Siesta, in einem hübschen Cafe - Au Cappuccino.

Paray-le-Monial - Region Burgund
Die heutige Rue de la Paix war im Mittelalter die Hauptverkehrsachse der Stadt. Der Ort enthält noch viele Spuren der Vergangenheit, Place de la Visitation, Rue Victor Hugo und Rue Docteur Griveaud, zahlreiche Fachwerkhäuser, kleine Ecktürme und viele Überreste der Fassaden aus dem 13. Jh.

Die Bewohner der Stadt nennen sich "Les Parodiens" und ihre Spezialität ist der Cacou, ein Clafouti - Nachtisch mit Kirschen. Die Legende besagt, dass der Cacou um das Jahr 1.000 die Bewohner der Stadt vor einer Hungersnot bewahrt hat.

Basilika du Sacre-Coeur (Herz Jesu)
Die Prioratskirche wurde im 12. Jh. von Hugo von Semur, 6. Abt. von Cluny, gegründet und entstand zur gleichen Zeit wie Cluny III, als eine Art von Kleinausgabe. 1875 erhob sie Papst Pius IX. zur "Basilica Minor" und weihte sie dem Heiligsten Herzen Jesu, zu Ehren der Erscheinungen, die die Heilige Marguerite-Marie Alacoque, eine Salesianer-Nonne, hier im 17. Jh. hatte und der darauf einsetzenden großen Pilgerströme. Im 19. Jh. wurde die Basilika restauriert und ab 1997 finden hier interessante Ausgrabungen statt, das Innere wurde erneut restauriert. 1986 besuchte Papst Johannes-Paul II. die Stadt und betete in der Basilika. Die Kirche ist eine Hochburg der Architekturgeschichte, der gesamte Bau im Herzen des Goldenen Tales - Val d'Or - strahlt Leichtigkeit und Anmut aus und zieht die Besucher in ihren Bann.

St. Nikolaus Turm
In der Mitte des historischen Zentrums befindet sich diese alte Kirche, welche im Laufe der Zeit div. Funktionen erfüllte. Die 1535 geweihte Pfarrkirche wird 1549 durch einen imposanten und massiven Glockenturm erweitert. Der kleine Turm am Giebel stammt aus dem Jahr 1658. Im Jahr 1792 wurde die Kirche profanisiert und die Gottesdienste in die Basilika verlegt. Nur die als gemeinnützig geltende Kirchturmuhr verhinderte den Abriss des Glockenturmes. Die Kirche wurde als Gemeinschaftshaus, als Wache und Gefängnis genutzt. Heute finden in den schön renovierten Räumen Ausstellungen statt.

Hotel de Ville - Maison Jayet - 16. Jh.
Medaillons, Muscheln, Säulen, musizierende Engel - diesen ornamentalen Reichtum der Fassade verdanken wir dem reichen Kaufmann Pierre Jayet. Er ließ zwischen 1525 und 1528 diese einzigartige Fassade auf das schon länger existierende Haus bauen. Dieses Bauwerk gehört in die erste Renaissance genau wie viele Schlösser an der Loire. 1994 entdeckte man bei der Restaurierung, dass der Glanz des Gebäudes früher durch eine enorme Farbenvielfalt noch erhöht wurde. Seit 1857 wird das Haus als Rathaus genutzt.

Chapelle de la Visitation - 17. - 19. Jh.
Zentrum der religiösen Geschichte der Stadt. Hier hatte Marguerite-Marie Alacoque ihre Erscheinungen zwischen 1673 und 1675, die von ihrem Beichtvater, dem Jesuiten Saint Claude la Colombiere, beglaubigt wurden. Die Kapelle des Erscheinungsklosters wurde Zeuge von Frankreichs größtem Pilgerstrom, der im Sommer 1873 mit der Ankunft von 200.000 Pilgern begann. Marguerite-Marie Alacoque wurde 1920 heilig gesprochen und vor ihrer Wachsstatur gedenken noch heute viele Pilger und Gläubige.

Die Gärten
Ein Hafen der Ruhe mitten in der Innenstand, Spaziergang durch die 4 Gärten einer Stadt mit 4 Blumen: Jardin de la Poste - hier stellen Salbei und andere Pflanzen den Geruchs- und Tastsinn auf die Probe.
Jardin des Bords de Burbince - Jeden Sommer werden hier die verschiedenen Blumensorten - mehr als 150 - präsentiert, die für den Schmuck der Stadt benutzt werden.

Parc du Moulin Liron - Der Park, der sich zwischen der Bourbince und dem Canal du Centre erstreckt, wurde für den Besuch des Papstes Johannes-Paul II. am 5. Oktober 1986 erbaut. Auf der 1 km langen Al-lee kann man eine Auswahl von 850 Laub- und Nadelbäumen aus aller Welt bestaunen, u. a. die Libanonzeder und Ginkgo (in China sehr verehrt, in Japan heilig, existiert seit über 200 Mio. Jahren), die den "Sal-le de la Paix" - Friedensraum umgeben. Ginkgo, resistent gegen Umweltverschmutzung, ist einer der wenigen Überlebenden der Atombombe von Hiroshima. Die Libanonzeder, zur Zeit der Kreuzzüge nach Westeuropa eingeführt, verbreitet Balsamdüfte. Das Holz des biblischen Baumes gilt als unverweslich.

Les Jardins de Bellevue - Hier befinden sich der Garten aller Gärten. Er wurde von den ehemaligen Eisenbahner- und Familiengärten der Umgebung inspiriert. Sein Thema, die Farbe, vermittelt dem Besucher ein Gefühl für die verschiedenen Einheiten. Zu jedem Garten gehört eine Farbe: Gelb, Rot, Pfirsichfarben, Cremefarben, Orange, Fliederfarben, Violett, Blau und Weiß. An jedem Eingang kündigen Kletterpflanzen an einer Pergola die Farbe des Gartens an.

Um 14.45 Uhr verlassen wir den beeindruckenden Ort und fahren nach Digoin, um uns dort die Pont Canal (Brücke über die Loire) anzuschauen. Wir haben Glück, ein Ausflugsboot und ein englisches Privatboot sind auf der Fahrt über die Pont Canal. Die Kanalbrücke von Digoin wurde erbaut 1834. Sie verbindet den Loire-Seitenkanal mit dem Zentrumskanal und überspannt dabei die Loire. Es ist sehr sonnig und warm geworden.

Bei der Weiterfahrt ist plötzlich die Straße gesperrt, kein Umleitungsschild vorhanden. Während wir ratlos umher schauen, kommt ein älterer Herr und fragt uns, was er tun könne, um uns zu helfen. Wir fragen nach dem Weg und der nette Mann fährt vor uns her, bis wir auf der richtigen Straße sind, die wir ohne ihn nie gefunden hätten. Die Menschen in den ländlichen Gebieten Frankreichs sind sehr freundlich und hilfsbereit, von Deutschfeindlichkeit ist hier nichts zu spüren. Von Digoin geht es nach Dompierre sur Bespre. Dort kaufen wir ein. Dann über Varenne zurück auf den Campingplatz. Wir waren 6 ½ Std. unterwegs und haben 193 km zurückgelegt.

Heute ist Rolf wieder mit Wasser- und Toilettenarbeiten beschäftigt, während ich anfange, Salat zu putzen etc. Wir haben neue Nachbarn, sehr nette Holländer. Zum Dinner gibt es Putenschnitzel in Weißwein, Pilze, Endiviensalat, Comte Käse, Pfirsiche und Rotwein. Um 20.15 Uhr verziehen wir uns in den Bus und schauen uns die 5. Folge einer 20-Folgen-Krimiserie an. Unser Campingplatz liegt wirklich ideal, mit einer herrlichen Sicht auf das andere Ufer, die Brücke über den Fluss Allier, der ganz schön wild hier ist und viele Strömungen aufweist. Nur ein paar Zweige stören Rolf, demnächst will er seine Heckenschere mit-nehmen. Zuzutrauen ist ihm das. Und wir haben wieder einige Haustiere: Abend kommt ein kleiner Reiher und eine sehr kleine Ratte, sie hat wohl ihren Bau unterhalb unseres Platzes. Sie holt die Brot- und Käsekrümmel, die wir übrig haben.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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