Mit dem Fahrrad von Frankfurt am Main nach Bologna

Toni, mein Friseur vom Salon Martin in der Triebstraße in Ffm / Bergen-Enkheim ist seit rund 40 Jahre in Deutschland als Friseur tätig. Zum Jahresende 2011 ist Toni in Rente gegangen.
Habe mir noch mal am 31.12.2011 die Haare schneiden lassen. Jetzt brauche ich einen anderen Friseur!

Im laufe des letzten Jahres hat mich Toni immer wieder gefragt, ob ich ihn in seinem Haus in Italien nicht mal besuchen wollte. "Oh, Jürgen du kannst kommen mit die ganze Familie, ich habe genügend Platz"..... und so weiter.
Ich bin dabei immer davon ausgegangen, dass Toni in Norditalien wohnt. Da ich viel mit dem Rad unterwegs bin und auch schon mal längere Strecken fahre, habe ich irgendwann spontan gesagt "Toni, ok, ich komme dich besuchen; aber mit dem Fahrrad".
Mit diesem Satz hat mich Toni im wahrsten Sinne des Wortes "festgenagelt". Innerhalb weniger Minuten wusste der ganze Herren- und Damensalon, dass der verrückte Jürgen den Toni mit dem Fahrrad besuchen will.

Bei meinem nächsten Besuch habe ich dann Toni mal so ganz nebenbei um die genaue Adresse gefragt.
"Ahhh, Jürgen si, si, kein Problem. Hier ist meine Karte. Suchtst du dir auf google maps Rossano, dann kannst du schon mal die Strecke überlegen."
"Toni, wo ist Rossano?"
"Oh, Rossano, die wunderschöne Stadt ist in Nordkalabrien rund 300 km hinter Neapel".
Bummm, da wars passiert. 300 km hinter Neapel. Na bravo. Norditalien kann ich abhaken. Das wird hart. Ich habe das Gespräch schnell auf die Eintracht gebracht und kein Wort mehr über die Fahrt verloren.
Zu Hause habe ich grob mal die Entfernung überschlagen. Schlappe 2.200 km. Allein der Gedanke hat mir das Sitzfleisch schon schmerzlich zusammengezogen.

Aber ich bin an die Planung gegangen und habe mir die Route, sofern es möglich war, über Fahrradwege zusammengestellt. Sehr hilfreich haben sich die Routenplaner von Hessen und Bayern gezeigt, wenn auch nur für Deutschland. Weiterhin hatte ich mir das Radreisebuch von Kay Wewior von München nach Rom besorgt. Das Buch war für meine Planung ab Österreich äußerst hilfreich.
Da ich selbständig bin, war mir schnell klar, dass ich nicht die Zeit habe die ganze Strecke in einem Trip zu fahren, ganz zu schweigen davon, ob ich das überhaupt schaffe. Bei einer täglichen Strecke von 100 km entspricht das bereits gut 20 Tage (ohne Pause)! Ich habe mir vorgenommen erst mal schauen wie weit ich komme, gegebenenfalls kann ich ja die Strecke dieses Jahr beginnen und nächstes Jahr zu Ende fahren.

Bei einer Gartenparty erzählte ich zum ersten mal, dass ich mit dem Fahrrad nach Italien fahren will um einen Freund zu besuchen. Reinhold war einer der Wenigen, der die Idee gar nicht schlecht fand. Im laufe der nächsten Woche stellte sich heraus, dass Reinhold sogar mit dem Gedanken spielte, ein Teilstück in Italien mitzufahren.
Rund 2 Monate vor der Tour sagte Reinhold dann für die Strecke von Innsbruck bis Bologna zu. Nun gut, ich überlies Reinhold meine Streckendaten und wir legten zusammen die Etappen fest. Vorgesehen war der Start in Innsbruck über den Brenner nach Brixen, Trient, Bozen, Verona. von hier aus weiter über die Poebene nach Ostiglia bis nach Bologna.
Hatte ich auf meiner Tour von Frankfurt nach Innsbruck kein Hotel vorgebucht, überlies Reinhold nichts dem Schicksal. Die Etappen mit Übernachtungen in Innsbruck, Brixen, Trient, Verona, Ostiglia und Bologna waren gesichert. Wie sich herausstellen sollte, hatte Reinhold ein feines Gespür für ansprechende und gute Hotels in zentraler Lage.

Damit konnte es nun losgehen. Damit wir nicht in die Ferienzeit kamen, hatte ich den Start für den 5. Juni 2012 vorgesehen, einen Tag nach meinem Geburtstag. Das nicht alles so klappte wie ich mir das vorgestellt hatte und das Wetter mein größter Problempunkt werden sollte, könnt ihr auf den nächsten Seite lesen.

Soviel schon mal vorweg: Ich habe mit Toni nach meiner Rückkehr telefoniert und ihm versprochen, die Tour nächstes Jahr zu vollenden, dann aber hoffentlich mit besseren Ausgangsparametern.

Nachfolgend habe ich die Tour in zwei Teilabschnitte aufgeteilt. Teil 1 von Frankfurt nach Innsbruck und Teil 2 von Innsbruck nach Bologna. Wer jetzt einen Reisebericht mit ausführlichen Stadteinformationen und kulinarischen Höhepunkten erwartet, der sollte den Bericht beiseite legen. In der nachfolgenden Beschreibung der Etappen sind die Höhen und Tiefen eines Reiseradlers dokumentiert. Denn eines ist uns Reiseradler wohl klar. Du musst hart sein im nehmen und immer den Willen haben weiter zu fahren. Aber das ist ja gerade der Reiz einer solchen Tour. Und bei der Nachbetrachtung hast du mehr erlebt als in jedem anderen Urlaub. Ich wünsche euch allen viel Spaß beim lesen!