Im Namen der Rose

Reisezeit: Oktober 2013 - November 2014  |  von Marius Schebaum

Das Wohnmobil "Rosalinde" und ein Zigeuner namens Marius auf großer Reise durch die Weltgeschichte: "...und ihr seht mich als Punkt am Horizont verschwinden, um ein Stück weiter hinten, mich selbst zu finden..."

Ein langer Kampf oder wie ich zum Womo kam

Wo und warum alles begann...

Es begab sich an einem jener immer so heiß ersehnten Donnerstage auf Korsika, einem jener Abende in unserem spartanisch eingerichteten Teamerwohnzimmer, der mit übermäßigem Genuss an Kronenbourg verbunden war, dass mir dieses Geschenk des Himmels in den Schoß fiel: mein lange gehegter, mittlerweile inniger Wunsch nach einem fahrbaren Zuhause, eben jenem Wohnmobil, das es mir endlich ermöglichen würde, das perfekte Zigeuner-Leben zu führen...

Aber fangen wir der Einfachheit halber doch mal mit mir an:
Ich bin Marius Schebaum, im Herzen Düsseldorfs geboren und somit ne eschte Rheinländer Jung. Wir Rheinländer bringen naturgemäß ein hohes Maß an Lebensfreude und Gelassenheit, aber auch eine große Freude am geselligen Beisammen sein mit und ich habe mich mein Leben lang gut mit diesen Eigenschaften idetifizieren können

Gepaart wurde das Ganze damals in Abrahams Wurstkessel mit einem anscheinend nie zu stillenden Fernweh, so dass die größte Wonne für mich immer darin bestand, mir Zuhause ein einigermaßen lockeres und ausgehfreudiges Leben zu machen, um dann das Bisschen zwischendurch Ersparte für ausgedehnte low-budget-Urlaube aufn Kopp zu hauen. Eine ganze Zeitlang bin ich im typisch deutschen Karriere-Fahrwasser mitgeschwommen, das von der ordentlichen Gesellschaft in unserem Land erwartet wird, das heißt, hart für einen guten Abschluss zu arbeiten, um dann den nächst-höheren Abschluss anzustreben, um irgendwann einen gut bezahlten und sicheren Bürojob und somit auch solide Grundlagen für eine Familiengründung zu besitzen. Diesen ausgedehnten Bildungsweg habe ich dann auch ganze 21 Jahre meines Lebens mitgemacht, indem ich mich nach dem Abitur durch einen Bachelor in Sportmanagement in Köln durchgequält habe, wobei getreu der rheinischen Lebensweise in diesen Jahren eher die intensive Erkundung des vielfältigen kölschen Nachtlebens als die Wissenschaften rund um den Sport im Vordergrund standen
Als nach Ende des Bachelors sich eigentlich ein Master augeschickt hätte, bin ich kurzerhand aus dem typischen Karriere-Weg ausgeschert, hab meinen Backpacker-Rucksack vollgemacht und hab mich völlig vogelfrei ein Jahr lang mit einem "around-the-world-ticket" meiner Reiselust hingegeben. Ein Aufschrei der Empörung ging durch die Familie, als ich nach der Weltreise vollends gepackt vom Weltenbummlertum mir gar nicht erst wieder eine Bleibe im beschaulichen Deutschland gesucht habe, sondern für eine Wintersaison als Skireiseleiter in Österreich angeheuert habe. Mein Lebenslauf galt in der Generation der lebenslangen Beamten und ehetreuen Hausbesitzer als mittlerweile verkorkst, während ich mein Leben als Saisonarbeiter und Taugenichts immer mehr genoss.
Weiterer Beeinflussung des sozialen Umfelds und der Liebe in Deutschland folgend, habe ich mich noch einmal kurz an einer Lehre als Tourismuskaufmann versucht (im Büro), doch schon nach einem halben Jahr eingesehen, dass der typische Lebensweg (noch) nichts für mich ist, sondern dass ich allen Warnungen und gut gemeinten Karriereberatungen zum Trotz einfach momentan am allerliebsten ein Weltenbummler, ein Taugenichts, ein Zigeuner, Heiopei und Hans-guck-in-die-Luft sein möchte...

Im Zuge dessen habe ich im Sommer 2013 als Mountainbikeguide und Reiseleiter in einem Sportcamp auf Korsika gearbeitet und dort ergab sich dann an einem unserer donnerstäglichen Partyabende unverhofft die einmalige Chance, dem Leben als Hippie die Krone aufzusetzen und ein 20 Jahre altes Wohnmobil zu erstehen, das mir die endgültige und lang ersehnte Freiheit und Unabhängigkeit garantieren würde...

Die Bande von mitten im Leben stehenden Frosch-Teamern hatte sich also an jenem Donnerstag-Abend im Juli bereits rechtschaffen dem Alkohol gütig getan und ich hatte sozusagen schon schön einen im Tee, als ich Interesse an dem österreichischen Schmuckstück bekundete, das der Papa meiner Kollegin Johanna verkaufen wollte.
Ich hatte die ganze Geschichte fast schon wieder verdrängt, bis mich Johanna am nächsten, ein wenig verschleierten Tag fragte, ob ich immer noch Interesse daran hätte, all mein Erspartes für ein 20 Jahre altes fahrbares Zuhause rauszuhauen. Auch nüchtern gefiel mir die Idee noch und so vereinbarten meine Unterhändlerin und ich, dass sie mal vor fühlt, was mich der ganze Spaß denn überhaupt kosten würde...
Ein paar Tage später hieß es dann tatsächlich hop oder top: 8.500 Tacken müsste ich locker machen für das Ding, was tatsächlich nur ganz geringfügig den eng bemessenen Kontorahmen sprengen würde. Gesehen hatte ich die Karre noch nicht einmal auf Fotos (die sollten die Tage per e-mail nach Korsika geschickt werden, so sie denn gemacht worden wären...), aber die warmherzigen Erzählungen und am eigenen Leibe erfahrenen Urlaubserlebnisse von Johanna überzeugten mich dennoch so sehr, dass ich kurzerhand meine liebe Frau Mama anrief, selbst eine bekennende wollte-auch-immer-mal-eins-haben Wohnmobilerin, um die Chancen einer finanziellen und besitzansprüchlichen Verbindung von Mutter und Sohn in den Raum zu werfen.

Als dann die Tücken der ausbleibenden visuellen Überprüfung und andererseits diese einmalige Chance eines sozusagen geschenkten Gauls vor der Tür ausgelotet waren, gab sie ihr o.k., unsere gemeinsame Verwandte (die sowohl auf den Namen Oma und Mama hört) um akute finanzielle Unterstützung bzw. Vorleistung zu bitten, um den Zaster direkt zurück zu zahlen, wenn wir beide demnächst ganz bald wieder liquide wären...
Meine Oma ist eine liebenswerte und besorgte Frau, die eigentlich die meisten verrückten Vorhaben ihres umtriebigen Enkels unterstützt hat, aber bei diesem Projekt musste selbst sie einen Moment überlegen, ob es sich hier um die Finanzierung einer spannenden Abenteurer-Geschichte oder um eine bodenlose Goldgrube handelt. Letztendlich hab ich meine spärlichen Spareinlagen überprüft, sämtliche Kopfkissen hochgehoben, Sparschweine zerdeppert, aber et war wie et war: ich musste erstmal auf 7.000 € Darlehen meiner Oma bauen, um dann mit halbwegs gutem Gewissen dem per e-mail eingetroffenen Kaufvertrag zu unterzeichnen. Ich habe traditionell ziemlich wenig Ahnung von Autos, schlicht und ergreifend, weil wir bis auf frühe prae-pubertäre Kindergartentage (knall-oranger Opel Ascona) nie eins besessen haben und ich handwerklich auch sonst so unbegabt bin, dass ein Glühbirnenwechsel meist zum hoch-dramatischen Abenteuer wird. Somit habe ich den Kaufvertrag dann auch in einem mir eigenen unbedarften Optimismus unterschrieben, ohne das Beiblatt mit den dort nicht näher beschriebenen "leichten Mängeln" allzu ernst zu nehmen. Was sich im weiteren Verlauf des monatelangen Dramas um dieses Auto och als folgenschwerer Fehler herrausstellen sollte...

Der ursprüngliche Schlachtplan sah eigentlich recht einfach aus: ich sollte den Kaufvertrag nach Österreich schicken und dann die ganze restliche Abwicklung ins Rollen bringen, indem ich 8.500 € an Johannas Mutter in Österreich überweise. Das war dann auch der Teil, der ziemlich flüssig lief
Infolgedessen sollte Johanns Mutter alle zu dem Auto gehörenden Papiere aus dem schönen Pinsdorf im Salzburger Land zu meiner Mutter nach Düsseldorf schicken, damit diese dann mit eben jenen Papieren zum Düsseldorfer Straßenverkehrsamt gehen könnte, um das Auto anzumelden. Gleichzeitig hatten meine Mutter und ich uns überlegt, dass sie in der Zwischenzeit ja auch schon eine KFZ-Versicherung für das Auto abschließen könnte, damit alles bereit ist, wenn ich dann Ende Oktober aus Korsika käme.
Die dann fertig gepressten Nummernschilder sollten dann mitsamt den Versicherungsunterlagen zurück nach Österreich gehen, damit mein sehr guter Kumpel Scheppi, ein nebenbei bemerkt sehr zuverlässiger, grundsolider, introvertierter und in sich ruhender Geselle, sich Anfang Ende September auf den Weg nach Pinsodrf machen könnte, das Auto abholen und als Gegenleistung damit noch eine Jungfernfahrt durch die Schweiz und zurück nach Deutschland machen dürfte. Ich habe in den langen Jahren unserer engen Freundschaft ein Ur-Vertrauen in diesen Scheppi entwickelt, wie man in den beispielhaften Auszügen unserer gemeinsamen Unternehmungen entnehmen kann, in denen wir uns aufgrund der manchmal langfristigen fotogenen Dokumentationskraft bewusst zurückgehalten haben...

Soweit ich das aus meiner fernen Beobachterposition und abhängig von gelegentlichen Anrufen und sms an meine drei Mitstreiter in Deutschland und Österreich beurteilen konnte, fand ich den Plan ziemlich gut und vor allem ziemlich entspannt für mich, der ich nichts anderes machen musste, außer ein wenig zu korrdinieren und am Ende mein fertig angemeldetes Auto in Düsseldorf zu begrüßen. Wohl dem, der solche Freunde hat

Tja, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt
Das erste Mal drückte der Schuh dann, als meine Mutter das Auto in Düsseldorf anmelden wollte, denn wie deutsche Beamte nunmal so sind, bemängeln und beanstanden sie von berufs- und wahrscheinlich auch charakterwegen gerne Dinge. In diesem Fall sei der erst vor kurzem erstandene österreichische TÜV mit dem einzig wahren deutschen TÜV nicht zu vergleichen, deshalb könne meine Mutter das Auto nicht ohne Weiteres anmelden, sondern man brauche entweder eine Art Übersetzung des österreichischen TÜVs oder eben das leibhaftige Auto und eine eigene deutsche TÜV-Überprüfung. Aha!
Meine Mutter malt in solchen Fällen gerne mal den Teufel an die Wand und rief mich an, um mir auszumalen, was für ein absolut beschissenes Geschäft ich gemacht hätte, wenn dieser 20 Jahre alte österreichische Oldtimer (ja, in unserem Nachbarstaat werden Autos bereits kurz nach der Volljährigkeit in Rente geschickt) denn so kaputt sei, dass er zwar in Österreich fahren dürfe, aber bei dem anscheinend strengeren deutschen TÜV nicht durchkäme. Sie rief mir das Elend dieser Situation vor Augen: Ich hätte ein Auto gekauft, dass halb schrottreif in Österreich stände, das ich aber nicht nach Deutschland nehmen dürfe und es somit niemals anmelden und damit logischerweise auch nicht selbst fahren könnte. Schöne Scheiße sach ich ma

In diesen recht depressiven Tagen auf Korsika hatte ich Besuch von einem anderen Kumpel, der sich dann netterweise mal schlau gemacht hat, was denn diese "leichten Mängel" im österreichischen Fach-TÜV-Jargon wohl bedeuten mögen und zeigte mir dann abends eine Liste mit möglichen kleinen Unzulänglichkeiten, die es an dem Auto geben könne: Zum Beispiel könne ein leichter Mangel die eingeschränkte Sicht aus der Frontscheibe sein, schlicht und einfach, weil der Aufbau oben drauf einen winzigen Teil der oberen Windschutzscheibe bedeckt! So etwas wird dann schon als leichter Mangel angesehen und anscheinend interessiert das die Ösis weniger, wenn man nur noch 99,2 % des ursprünglichen Sichtfelds aus seinem Auto heraus genießen darf, in Deutschland allerdings könnte das ja womöglich fast schon zu einem empfindlichen Bußgeld führen, wenn man zum Beispiel aus diesem Grund den Ampelstart gegen den Porsche neben einem verliert, weil man nicht ganz genau sehen konnte, wann die Ampel von rot auf gelb gesprungen ist.
Naja, Spaß beiseite (denn nach dem war mir in dem Moment meines möglicherweise desaströsen Fehlkaufs auch nicht mehr), andere dieser leichten Mängel konnten auch so unschöne Dinge wie ein verrosteter Unterboden bedeuten oder irgendwelche angeschmorten Kabel. Was weiß ich, was für Kabel unter so einem Auto zusammenlaufen und wozu die gut sind, aber ich wusste mittlerweile ziemlich sicher, dass der deutsche TÜV so etwas in der Art nicht billigen würde...
Die Quintessenz aus der ganzen Mängelliste war, dass ich das Risiko eingehen musste, dass Auto irgendwie auf Teufel komm raus nach Deutschland zu bugsieren, dort zu einer Werkstatt zu fahren, um dann jemand mit gesundem Autoverstand einschätzen lassen zu können, ob das gute Ding es durch den deutschen TÜV schafft oder nicht. Ich sah neben den organisatorischen Problemen vor allem weitere finanzielle Großprojekte in Deutschlands gut bezahlter Werkstattwelt auf mich zukommen...

Aber richtig, da war ja noch ein anderes Problem: Es gab kein deutsches Nummernschild zu abholen des Autos. Also schnell noch mal meine Lieblingssekretärin in Pinsdorf, die liebe Johanna, angerufen und den Plan ausgeheckt, dass man wohl oder übel ein österreichisches Übergangsnummernschild benötige, dass nach einigem herum telefonieren noch mal 250 € kosten solle, für schlappe 14 Tage! "Naja, wat kost die Welt?", dacht ich mir, jetzt isset auch ejal, jetzt hau ich einfach meine nicht vorhandene Kohle raus...

Eine weitere Baustelle bei der ganzen Geschichte war die äußerliche Umgestaltung des Wohnmobils, denn in der guten Johanna schlummert eine verborgene KFZ-Künstlerin und mein neues Zuhause sollte ihr Versuchskaninchen werden, indem ich ihr völlig freie Hand gelassen habe, das Auto von außen anzumalen. Wir hatten während unserer gemeinsamen Zeit auf Korsika eine Art persönliche Mind Map von meinem Leben und meinen Erfahrungen entworfen und sie durfte mal ihre kreative Ader entfalten und schauen, was sie daraus zaubern könnte. Während der insgesamt ca. 4 Wochen des künstlerischen Schaffens bis tief in die späte und kalte österreichische Herbstnacht hat sie am Ende ein wahres Kunstwerk erschaffen, dass ich allerdings nie zu Gesicht bekam, bis ich tatsächlich am Ende dieser ganzen Geschichte tatsächlich meine Jungfernfahrt genießen durfte. Doch bis dahin war es noch ein langer Weg...

home sweet home am good old rhine

home sweet home am good old rhine

Es wurde nun also ein österreichisches Kurzzeit-Kennzeichen (im Pinsdorfer-Dialekt "Taferl" genannt) besorgt und eine österreichische Kurzzeit-Versicherung auf den Namen von Johannas Mutter (da eine deutsche KFZ-Versicherung auf ein österreichisches Tafel natürlich keine Gültigkeit besitzt bzw. der Besitzer der Versicherung natürlich persönlich anwesend sein muss, wie sich das gehört in der vorbildlichen Bürokratie) angemeldet, damit mein Kumpel Scheppi dann mit diesen Utensilien ausgestattet nach Pinsdorf reisen könnte, um dort das Zigeuner-Auto abzuholen und es auf schnellstem Wege (sein urspünglich geplanter Trip in die Schweiz wurde aufgrund bürokratisch bedingten Zeitmangels kurzfristig abgesagt) nach Deutschland zu bringen, damit meine Mutter dort innerhalb der 14 Tage, die die Taferl gültig waren, eine Werkstatt aufzusuchen, die eine deutsche TÜV-Volluntersuchung machen, damit das Auto dann ganz schnell danach zum Straßenverkehrsamt fahren kann, um dort endlich dann mit deutschem TÜV die deutschen Nummernschilder zu erhalten... Soweit der Plan, der sich in einer sms meiner Mutter zusammengefasst ungefähr so ausdrückte: "Na? Direkt verschrottet? Wenn nicht, muss das Womo mit letzter Kraft am Montag um 13 Uhr in Garath beim TÜV zur Vollabnahme sein. Termin klar gemacht, kostet 350 €... Alles klar in Bayern?"
So wurde in intensiver Absprache mit meinen neu errichteten Kommandozentralen in Düsseldorf und Pinsdorf abgestimmt, dass Scheppi ziemlich genau 4 Tage Zeit hätte, um das Auto von Pinsdorf zu holen, nach Deutschland zu fahren und außerhalb von Düsseldorf abzustellen, damit meine Mutter dann den Rest erledigen könnte. Warum "außerhalb" von Düsseldorf fragt sich der geneigte Leser vielleicht?! Tja, hier tat sich das nächste Problem auf: Da mein 20 Jahre altes Diesel-Gefährt bisher nur in Österreich gelebt hat, brauchte es natürlich nie einen Rußpartikelfilter. Dieses schöne Ding braucht man aber seit einigen Jahren zwingend, um in deutschen Großstädten ein Auto in den Innenstadtbereich fahren zu dürfen. Hierfür wurden sogenannte weitreichende Umweltzonen eingerichtet und da Düsseldorf nun mal eine deutsche Großstadt ist, hat sie auch mitgespielt. Nun gab es entweder die Möglichkeit, sich einen solchen Rußpartikelfilter einzubauen oder aber eine Werkstatt aufzusuchen, die außerhalb dieser Umweltzone liegt und dort den TÜV zu beantragen. Kurz mal nachgeforscht: Ein solcher Filter würde für meinen Oldtimer ca. 3000 € kosten und damit war die Frage aus meiner Sparbuch-Sicht ziemlich schnell beantwortet.

Also in einer Nacht- und Nebel-Aktion das Ding außerhalb der Sperrzone abstellen, schnell in einer halb legalen russischen Schrauber-Klitsche in Düsseldorfs Peripherie nen TÜV ergaunern und ab dafür zum Straßenverkehrsamt, um dort dann nonchalant und La-Paloma-pfeifend dort reinzuspazieren und so zu tun, als wäre alles mit rechten deutschen Dingen zugegangen.

Ich fand den Plan zwar ganz schön auf Kante genäht, aber durchaus machbar und so ließen wir den guten Scheppi denn auch Ende September von der Leine und er schlug auch gut gelaunt in Pinsdorf auf und wollte mein neues Auto auch pflichtbewusst direkt nach Deutschland überführen.

"Hm, das versteh ich nich. Wie geht das denn hier auf?"

"Hm, das versteh ich nich. Wie geht das denn hier auf?"

Also wenn man diesem gepflegten jungen Transferfahrer nicht vertrauen kann, dann weiß ich auch nicht...

Also wenn man diesem gepflegten jungen Transferfahrer nicht vertrauen kann, dann weiß ich auch nicht...

Aber Scheppi wäre nicht Scheppi, wenn er nicht immer wieder lustig-verpeilte Aktionen und Abenteuer durchleben würde und mein Auto wäre schließlich auch nicht dieser Geschichte würdig, wenn alles glatt gelaufen wäre:
Scheppi begab sich also erhöht sitzend wie Graf Koks in dem knapp 3 Tonnen schweren Kleinlaster auf die Autobahn nach Bayern und siehe da, er hatte ca. 100 km seiner Reise auch großen Spaß, bis an einem kleinen Hügel in der Nähe von Traunstein der Motor bzw. der Antrieb nicht mehr so wollte, wie er. Er musste also wohl oder übel mit ansehen, wie das Auto immer langsamer wurde und musste ensetzt feststellen, dass es in diesem Abschnitt der bayrischen Autobahn auch keinen Seitenstreifen gibt. Was macht man da? Nix! Ausrollen lassen, kurz Panik schieben, in Windeseile das Warndreieck suchen, aus der Beifahrertür raus springen (denn links rasen die Autos in nicht gerade ungefährlicher Geschwindigkeit vorbei) und auf dem Weg zum geplanten Aufstell-Ort des warnenden Metall-Gegenstands versuchen, das Ding irgendwie auseinander friemeln. Ging halt nicht so richtig so, wie Scheppi sich das vorgestellt hatte und so hatte er binnen Sekunden drei Einzelteile des Warndreiecks in den Händen, das somit seinen ursprünglichen Zweck bzw. die Aufstell-Funktion leider nicht mehr erfüllen konnte. Naja, kann nicht alles klappen
Man könnte meinen, ein 24-jähriger junger Mann unserer heutigen Zeit habe in einem solchen Notfall so etwas wie ein mobiles Telefon zum telefonieren dabei, aber wie gesagt, Scheppi wäre nicht Scheppi, wenn er nicht just in jenem Moment kein Guthaben mehr auf seinem Handy gehabt hätte (Scheppi und seine lange und schwierige Historie mit Handys wräe tatsächlich Stoff für einen eigenen Blog). Die genauen Details des weiteren Ablaufs sind mir unbekannt, aber irgendwie muss es Scheppi trotzdem geschafft haben, den ADAC zu rufen, der, als er die Notlage geschildert bekam, die Polizei gleich mitbestellt hat, um die Spur hinter meinem Wohnmobil gleich komplett zu sperren, wenn schon, denn schon, wa?! Als diese bangen Minuten nun vergangen waren und das Auto abgeschleppt und auf dem Weg nach Traunstein war, fragte der nette "Philipp" vom Abschleppdienst, wie denn das mit dem bezahlen für das Abschleppen sei. Ich weiß nicht, ob Scheppi mir in dem Moment einfach nicht zugetraut hat, dass ich ihm die Kosten nachher ersetze oder ob er wirklich einfach akute Zahlungsschwierigkeiten hatte, aber er musste dem ADAC-Mann gestehen, dass er vor kurzem sein Portemonnaie verloren habe und deswegen momentan leider nicht zahlen könne. Das hat den guten Philipp nicht weiter gestört, sondern er entgegnete, das sei kein Problem, aber er müsse in diesem unglücklichen Fall schlicht und einfach das Auto behalten, bis jemand mit genug Zahlungskraft käme, um es auszulösen...

Was hat der gewitzte Reisefuchs Scheppi in diesem unbekannten bayrischen Hinterland also getan? Fluchs Johannas Familie angerufen (vermutlich von einer Telefonzelle? Die genauen Abläufe dieser improvisierten Rettungsaktion bleiben auch nach intensiven Nachforschungen leider im Dunkeln des bayrischen Voralpenlandes verborgen) und sich aus Pinsdorf einen Abholservice gegönnt, der ihn wieder in die liebenswerten Hände der Familie Bascone lenkte, wo er sich dann mal schön ein paar Tage durchschmarotzt hat, während in der dort eingerichteten Kommandozentrale fieberhaft das weitere Vorgehen geplant und der Reparaturverlauf des Wohnmobils beobachtet wurde.
In diesen mental besonders schwierigen Tagen saß ich völlig tatenlos und deprimiert auf Korsika rum und konnte mir aus fast täglichen sms-Updates nur vage ausmalen, wie es meinem Wohnmobil gerade ging. Diese lauteten dann von meiner einfühlsamen und der Situation entsprechend sensiblen Mutter ungefähr so: "Wer bezahlt das Alles??? Das Ding kannst du inzwischen bis zur Rente abbezahlen... O Gott O Gott...Wenn das Ding überhaupt bis hierher kommt und dann noch über den TÜV und dann zur Zulassung. Wie viel Zeit haben wir mit dem Kennzeichen?"
Aber in dieser schwierigen Lage kam dann wenige Stunden später die erlösende Nachricht aus der Pinsdorfer Kommndozentrale, dass mein kleiner Panzer in die nächstgelegene Werkstatt in Traunstein gebracht worden sei und dass die wohl jemand vom TÜV kennen würden und es somit nicht nur repariert werden könne, sondern gleichzeitig sogar fit für die TÜV-Vollabnahme gemacht würde. Welch eine Erlösung nach all den Hiobsbotschaften!
Jetzt war nur die große Frage, wie lange das ganze dauern würde und ob nach der ganzen Geschichte nicht die österreichischen Kurzzeitkennzeichen abgelaufen wären... Deshalb war der Plan, dass ebenjene Werkstatt die frischen TÜV-Papiere zu meiner Mutter nach Düsseldorf schicken würde, damit sie dann damit deutsche Nummernschilder beim Straßenverkehrsamt beantragen könnte, diese dann wieder nach Traunstein schicken würde, damit dort dann Wohnmobilkünstlerin und mittlerweile Leidensgenossin Johanna mit meinem Auto und neuen ordentlichen deutschen Taferln das Ding für mich, der ich ja leider immer auf Korsika festhing, nach Düsseldorf bringen würde. Soweit wieder einmal der Plan, aber ich habe bei dieser ganzen Geschichte ja schon gelernt, dass diese mit so viel Energie geschmiedeten Pläne irgendwie fast alle für die Tonne waren am Ende des Tages...
Manche mögen sich fragen, wo der gute Scheppi in der Zwischenzeit abgeblieben war: Er war von den meisten österreichisch-deutschen Radarstationen unbemerkt wieder gen Deutschland gereist, da sich so ein Medizinstudium eben auch nicht ewig aussetzen lässt. An dieser Stelle aber trotzdem ein großes Dankeschön an den Mann, der unter Einsatz seines Lebens und seiner kostbaren Lernzeit eine im Endeffekt ziemlich nutzlose Reise nach Pinsdorf, über Traunstein und wieder nach Pinsdorf unternahm und das alles als reinen Freundschaftsdienst und im Namen meiner neuen Heimat. Dafür sei dir die kurze und leider jäh beendete Jungfernfahrt mit Rosalinde vergönnt, lieber Scheppi!

Ein Unglück kommt selten allein...

Und so sollte auch bei diesem Plan mal wieder der Teufel seine Hände im Spiel haben: Der Termin für den TÜV musste leider verschoben werden, da die erst 3 Wochen zuvor bestandene Gasprüfung (für die Benutzung von Herd und Heizung benötigt man eine Gasflasche in dem Wohnmobil, die, man kann es sich fast denken, natürlich einer eigenen Überprüfung bedarf) in unserem ebenfalls zur EU gehörenden Nachbarstaat namens Österreich natürlich in Deutschland nicht zulässig sei. Da der zuständige Gaspüfer aber eben erst Ende der Woche Zeit hatte, musste zum gefühlt 73 Mal der Termin beim Straßenverkehrsamt in Düsseldorf abgesagt werden und somit würden auch endgültig die 14 Tage Gültigkeit der Kurzzeitkennzeichen ablaufen und das Auto könnte nicht mehr ordnungsgemäß nach Deutschland überführt werden. Tja, da guckste erstmal wieder in Röhre und fängst tatsächlich an, Stoßgebete zum Wohnmobil-Gott zu senden. Man kommt sich dann wirklich vor wie in einem schlechten Film und das war auch dann der Punkt, an dem meine geschäftstüchtige und medien-afine Mutter mir nahelegte, das Ganze aufzuschreiben, denn sonst würde das ganze ja keiner glauben. Es war sogar so weit gekommen, dass sie ihr ganzes soziales Umfeld mit tagesaktuellen Womo-News auf dem Laufenden hielt und so halb Düsseldorf gespannt die Entwicklungen rund um mein Auto verfolgte.
Ich mach es kurz: Ein neuer Plan der Marke österreichisch-korsisch-rheinländische Denkfabrik wurde entwickelt und dieser sah folgendes vor: Da mittlerweile bereits soviel Zeit ins Land gegangen war, dass der eigentliche Käufer des Wohnmobils, also meine Wenigkeit, seine Saisonarbeit auf Korsika beendet hatte und wieder in Düsseldorf erwartet wurde, sollte der TÜV in Traunstein erlangt werden, die Papiere schnurstracks nach Düsseldorf gesendet werden, wo ich dann umgehend selbst zum Straßenverkehrsamt gehen sollte, um dann mit den neu gepressten Düsseldorfer-Nummernschildern mit dem Zug nach Traunstein zu fahren, eigenhändig die Nummernschilder anbringen sollte und damit dann höchstpersönlich die erste Fahrt unter offizieller deutscher Flagge machen zu können.

Aber ihr ahnt es bereits, es war mal wieder ein Luftschloss, wie sollte es auch anders sein in dieser Parodie eines an sich einfachen Autokaufs.
Zunächst mal das Positive dieser mal wieder nervenaufreibenden Tage: Mein Oldtimer hat tatsächlich der deutschen TÜV-Vollprüfung Stand gehalten und die ersehnte Plakette erhalten. Allerdings nur unter der Bedingung, dass ein neuer Höhenverstell-Regler für den vorderen Scheinwerfer eingebaut wurde. Klar, kein Problem, sowas wird doch von einem Reiseleiter aus der Portokasse bezahlt, so lächerliche 400 € noch mal oben drauf Ich sagte es ja bereits: Wat kost die Welt?!
Jedenfalls bin ich auch tatsächlich an einem Donnerstag Abend in Düsseldorf angekommen und hatte in unbändigem Optimismus bereits ein Zugticket für den kommenden Dienstag Nachmittag nach Traunstein gebucht und einen Termin für ein paar Stunden vorher beim Straßenverkehrsamt gemacht. Schließlich sollte ein Expressbrief der deutschen Post von Bayern nach Nordrhein-Westfalen mit den so heiß ersehnten TÜV-Unterlagen nicht länger als einen Tag dauern. Dachte ich jedenfalls...
Leider kam zu allem Überfluss erschwerend hinzu, dass die aktuelle Wohnsituation meiner Mutter in Düsseldorf sich geändert hatte: Sie hatte zu dem Zeitpunkt ihre Wohnung untervermietet und war zu ihrem Freund gezogen, an dessen Adresse die Post für meine Mutter und mich, der ich ebenfalls bei meiner Mutter gemeldet war, mit Hilfe eines Nachsendeauftrags gelangte. Nun hatte die liebe Johanna aus der Pinsdorfer Zentrale der Werkstatt den Auftrag gegeben, die Papiere an meine Mutter, Frau Schebaum, wohnhaft in der Wohnung ihres Freundes zu senden. Blöd gelaufen nur, dass ebenjener Freund einen anderen Nachnamen trägt und die Post deshalb nicht zugestellt werden konnte. Nun saß ich völlig verzweifelt auf den Postboten wartend auf dem Sofa in der Wohnung des Freundes und fragte mich am Dienstag Morgen, also dem Tag der geplanten Nummernschild-Besorgung, warum das Paket nicht angekommen war. Daraufhin habe ich bei der Werkstatt angerufen, um eventuell eine DHL-Paketverfolgung machen zu können, vielleicht waren diese essentiellen Dokumente auf dem Weg ja irgendwo hängen geblieben oder zur nächsten Postfiliale gebracht worden. Als die herzensgute Daniela von der Werkstatt in Traunstein dann nach dem Paket geforscht hat, hat sie entdeckt, dass es zu der Werkstatt zurückgesendet worden war am Tag vorher, es aber aufgrund des Wochenendes niemand bemerkt hatte.

Jetzt kam bei der ganzen Angelegenheit noch ein nicht unerheblicher zeitlicher Druckfaktor hinzu, nämlich dass ich für einen Marathon in der Schweiz gemeldet war und ursprünglich mit meinem neuen Wohnmobil von Traunstein direkt in die Schweiz zum Marathon fahren wollte. So langsam wurde auch dafür die Zeit immer knapper und so war die allerletzte Chance, am folgenden Donnerstag, also in zwei Tagen den Zug nach Traunstein zu nehmen oder ich müsste alle Hoffnungen auf eine Fahrt in meinem Auto begraben und direkt mit dem Zug in die Schweiz fahren. Jetzt denkt ihr vielleicht, naja, dann kann man das Auto ja einfach nach dem Marathon abholen, aber da alle beteiligten Personen begeisterte Urlauber sind, begab es sich ungünstigerweise, dass ich zwei Tage nach dem Marathon für einen Monat nach Kuba fliegen wollte, meine Mutter einen Tag später nach Neuseeland und Johanna zum selben Zeitpunkt im Zillertal auf einer Skihütte anfangen musste zu arbeiten. Dann wäre das Wohnmobil sträflich allein gelassen in Traunstein geblieben und wäre sehr wahrscheinlich vereinsamt oder ich hätte eine horrende Summe ausgeben müssen, um das nicht gerade platzsparende Auto einen Monat in der Werkstatt unter zu stellen, bis ich wieder da wäre. Man erkennt also auf den ersten Blick deutlich, dass die optimale Lösung eine vorherige Abholung meinerseits wäre, auch zu meinem finanziellen und stress-minimierenden Wohle...
Daniela von der Werkstatt und ich vereinbarten also, dass sie noch am selben Dienstag Nachmittag einen Ultra-Expressbrief mit meinen Papieren an den Namen des Freundes meiner Mutter aufgeben solle (was sich dadurch verkomplizierte, dass sie ihre Kinder vom Kindergarten abholen musste und eigentlich gar keine Zeit für den Brief hatte, aber netterweise trotzdem alles in ihrer Macht stehende tun wolle), der dann so Gott und die deutsche Post wollen Mittwoch Morgen in Düsseldorf aufschlagen sollten, damit ich dann Mittwoch Mittag endlich zum 123. Termin beim Straßenverkehrsamt gehen konnte und dann am Donnerstag Morgen in den Zug zu steigen und Nachmittags bis 17 Uhr in Traunstein sein konnte, um endlich dieses verdammte Auto mein legales Eigen nennen zu können.

Und man glaubt es kaum, aber dieser Plan hat tatsächlich als wirklich glaube ich der erste in dieser Tragödie genau so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten: Ich habe den Postboten bereits von weitem am Fenster beobachtet, bin ihm entgegen gelaufen auf der Straße (ich hatte kurz geglaubt, meinen Haustürschlüssel in der Euphorie vergessen zu haben, was wirklich das i-Tüpfelchen auf der ganzen Nummer gewesen wäre, aber Gott sei Dank hatte ich ihn) und habe ein kleines und doch so immens wichtiges Paket in die Hand gedrückt bekommen! Hallelujah! Gepriesen sei die DHL! Ich habe wirklich von meiner Freude überwältigt in der Küche gestanden und das Paket geküsst
Also ab zum Straßenverkehrsamt, bestimmt eine halbe Stunde zu früh, um jetzt auf den letzten Metern auch ja nichts mehr falsch zu machen und dann ab an den Schreibtisch, der über das Wohl und Weh meines Autos entscheiden sollte. Ein wenig Herzklopfen hatte ich schon und der Puls wurde noch unangenehm erhöht, als der junge Mann mich fragte, ob das denn ALLE Unterlagen seien, die ich ihm da hingelegt hätte? Ähh, ja, was gibt's denn sonst noch? Das war wirklich gefühlt ein ganzer Aktenordner mit Papieren und Bescheinigungen und Versicherungspolicen und der wollte NOCH MEHR?!
"Ja, da fehlt bei der Zulassung der grüne Bogen" Grüner Bogen? Will der mich verarschen??? Ja, es gibt immer einen grünen und einen gelben Teil bei der Zulassung und ob der vielleicht noch in Österreich bei dem Vorbesitzer sei? Denn ohne diesen grünen Teil könne er das Auto hier in Deutschland nicht zulassen...
Ich wäre dem Typ fast an die Gurgel gesprungen und das obwohl ich ein eigentlich grundpazifistisch veranlagter Geselle bin. Ich habe dann aber nach kurzer Besinnung und innerlichem Blitzkrieg doch eher die unterwürfige, nichtsahnende Hundeblick-Taktik gewählt,woraufhin er seine Kollegin nebenan fragen gegangen ist, wie das mit PKWs aus Österreich sei. In diesen wenigen Sekunden habe ich Blut und Wasser geschwitzt und sei es nun aus Mitleid über dieses zusammengesackte Nervenbündel auf dem Stühl an seinem Schreibtisch oder weil man es wirklich nicht benötigt, aber letztendlich willigte er ein, mir auch ohne diesen grünen Bogen die Nummernschilder auszuhändigen für insgesamt schlappe 100 €. Ich hätt in dem Moment aber wahrscheinlich auch einen ganzen Goldbarren aus meinem nicht vorhandenen privaten Fort Knox bezahlt, damit ich endlich dieser vermaledeiten Scheiß-Kack-Piss-Drecks-Nummernschilder in den Händen halten durfte...
Glücklich wie ein Erstklässler mit seiner Schultüte und seinem viel zu kleinen orangen Neon-Cappy auf dem Kopf bin ich mit den Nummernschildern mit dem Fahrrad zurück nach Hause und am nächsten Tag befreit und abenteuerlustig wie Oskar in den Zug nach Traunstein gestiegen.
Man kann sich ausmalen, dass auch hier wieder der Zeitteufel bzw. die deutsche Bahn mir erneut einen Knüppel zwischen die Beine geworfen haben, indem sie mich in gemeinsamer böswilliger Sache meinen Anschlusszug in München verpassen ließen !!%&*!!

tja, da steht der darauffolgende zug rum, aber meinste, der macht die türen auf oder fährt los?

tja, da steht der darauffolgende zug rum, aber meinste, der macht die türen auf oder fährt los?

...und ich so natürlich nicht wie vorgesehen vor Werkstatt-Feierabend um 17 Uhr in Traunstein war, mir allerdings wie schon unzählige Male mein Orga-Engel Johanna geholfen hat, indem sie bereits vorher aus Pinsdorf nach Traunstein zur Werkstatt gefahren ist, dort den Schlüssel besorgt hat, damit wir dann auch nach Feierabend an das Auto kämen. Als sie mir dann am Bahnhof in Traunstein den Schlüssel zu meinem Auto in die Hand drückte, durchfuhr mich endlich, nach zahllosen Tagen und Wochen des Bangens und Hoffens und der Unsicherheit ein Gefühl, wie es Russell Crowe nach seinem Sieg im Kolosseum gepackt haben muss, so ein richtiger Gänsehaut-Moment
Und der Ritt auf der Erfolgs- und Glückseligkeitswelle riss entgegen der vergangenen Erfahrungen nicht ab, sondern ich verliebte mich sofort beim ersten Blick in mein neues, wunderschön angemaltes Hippie-Mobil:

und als ich dann die erste anderthalbstündige Fahrt durch die bayrisch-österreichische Oktobernacht mit meinem neuen Rennwagen genießen durfte

durchfuhr mich ein ungeahntes Freiheitsgefühl und ich erinnerte mich längst vergessener musikalisch und historisch bedeutsamer Tage des Mauerfalls (ich weiß es noch, als sei es gestern gewesen, mein erster Geburtstag '89) und sang lauthals durch das offene Fenster Marius Müller Westernhagens Beitrag zum endlich von der kommunistischen Unterdrückung befreiten ostdeutschen Volk: "FREEEEIIIIHEIT! FREIHEIHEIHEIHEIT... Ist das Einzige was zählt..."

Und getreu der "thomas-dschen" Lebensphilosophie vom Rückenwind, verbleibe ich vorerst mit folgenden Worten:

"Und ihr seht mich als Punkt am Horizont verschwinden...
... um ein Stück weiter hinten, mich selbst zu finden..."

© Marius Schebaum, 2014
Du bist hier : Startseite Europa Österreich Österreich: Ein langer Kampf oder wie ich zum Womo kam
Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 10.10.2013
Dauer: 13 Monate
Heimkehr: 11.11.2014
Reiseziele: Österreich
Schweiz
Slowenien
Kroatien
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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