Im Namen der Rose

Reisezeit: Oktober 2013 - November 2014  |  von Marius Schebaum

Welcome in Slovenjia

Mit Pauken und Trompeten sind sie in die Idylle Sloweniens eingefallen

Nachdem diese kleine Lapalie mit der Warnleuchte nun also fachmännisch gelöst bzw sagen wir mal abgesegnet worden war, trennte uns nur noch ein unbedeutend kleines Gebirge von dem richtigen Osteuropa, das ja schließlich das Ziel der Reise sein sollte. Da denkt man. die Alpen hättens steigungs-technisch in sich, aber da türmte sich dann unerwartet eine verdammt schmale Serpentinen-Straße vor uns auf und als wir gerade noch nach dem Eingang des vollends ausgeleuchteten und aus EU-Fördermitteln finanzierten Tunnels suchten, befanden wir uns schon mittendrin im auf Hochtouren arbeitenden zweiten Gang. Es wurde immer steiler, immer enger, die Schlange hinter meinem 40-Tonner staute sich auf ungeahnte Längen und dann gab sogar der zweite Gang auf, so dass Rosi mit letzter Kraft und im 1.(!) Gang den Gipfel erreichte.
Von dort oben breitete sich in seiner ganzen Schönheit, Weite und Pracht das gelobte Land aus: Slovenien!

Backsteet's Back!

Die Erleichterung über den ersten bestandenen Härtetest der kleinen Rosi war so groß, dass das Dolby Soround System noch einmal um einige Decibel hochgeschraubt wurde und was schenkte uns die zufällige Wiedergabe des USB-Musik-Sticks unter all dem musikalisch und kulturell fragwürdigen Schund?
Die guten alten Backstreet Boys! Die 90er lebten also spontan wieder auf und wir sind lauthals mitsingend (erstaunlich, dass man tatsächlich noch jede verdammte Zeile der Jungs irgendwo in den Untiefen seines Hirns abgespeichert hat, wieso konnte man sich Latein-Vokabeln damals nicht in solchem Ausmaß merken?) in dieses uns unbekannte Land eingezogen...
Doch die Unkenntnis wurde schnell ersetzt durch einen gewissen Wiedererkennungswert und ein Gefühl von Heimeligkeit, als wir in Ljubljana die inflationär frequentierte Bäckerei-Auslage unserer Jugend entdeckten:

BACKWERK auf slovenisch!!!

BACKWERK auf slovenisch!!!

Und auch beim Bedienen der örtlichen Parkuhr hatten wir natürlich keinerlei Probleme, geschweige denn Sprachbarrieren, schließlich handelte es sich um dasselbe Bedien-Format wie an den DB-Fahrkarten-Automaten und diese sind bekanntermaßen praktisch blind bedienbar

ääh, ja sicher, läuft, einmal Preisstufe 1B im Verbundtarif bitte!

ääh, ja sicher, läuft, einmal Preisstufe 1B im Verbundtarif bitte!

Als wir schlussendlich zentimetergenau im zentrumsnahen Wohngebiet geparkt hatten, kam uns postwendend die örtliche Vorsitzende des neighbourhood-watch-Freiwilligen-Vereins entgegen geschlurft und erklärte uns in brüchigem Englisch (aber immerhin englisch), dass wir jedoch Morgen früh um 8 wieder auf den Socken seien müssten... Alles Klärchen, 8 Uhr passt, schließlich richtet sich der Abenteurer bereits nach kurzer Zeit auf der Straße nur noch nach Sonnenauf- und Untergang und da sollte doch 8 Uhr kein Problem sein, oder?
Also frisch motiviert die bunte Studententasche umgehängt, schnelle Türkendusche und per pedes in die Hauptstadt...
...Nettes, kleines, verschlafenes Studenten-Städtchen mit schöner alter Burg oben auf einem Berg,kleinem, verschlafenen Flüsschen und einigen kleinen Fachwerkhäuschen am Flussufer...
Der aufmerksame Leser bemerkt, dass in dieser spontanen Beschreibung ziemlich viel "klein" und "nett" auftaucht und das trifft auch ziemlich exakt auf Ljubljana zu. Von Balkan-Plattenbauen, Müllbergen, Samt-Trainingsanzügen und bösen slawischen Gesichtern also noch nichts zu sehen und somit ein idealer, sehr seichter Einstieg in den Osten Europas.

Heimarbeit

Zurück zum trauten Heim! Die leider während der ganzen Reise nie ganz versiegenden Paranoia, dass man aus der Stadt zurück kommt und das Auto ist gestohlen oder abgeschleppt oder aufgebrochen und einem somit die essenzielle Grundlage genommen, hält einen auf Trapp, doch wenn man dann um die Ecke biegt und die große Liebe steht noch selig an ihrem Platz, es hängt kein Knöllchen an der Windschutzscheibe und die Reifen haben noch Luft, fühlt man sich direkt ein wenig geborgen und zuhause, schließt beruhigt die Eingangstür zu seiner neuen Wohnung und überlegt, was der Vorrats-Schrank noch so hergibt, wie wohl warmes Bier zum Essen schmeckt und was die neuen Nachbarn davon halten, dass man sein Zwischenlager in ihrer Straße aufgeschlagen hat...

home sweet home

home sweet home

Kulinarisches

Mir war bereits vor der Abreise bewusst, dass der Kühlschrank wohl nicht funktionieren würde, weshalb ich mich bereits vorsorglich bei der Lebensmittel-Planung auf Dinge beschränkt habe, die keiner Kühlung bedürfen, woraufhin in Ljubljana die guten alten Dosen-Ravioli ihre Auferstehung gefeiert haben (obwohl, waren die eigentlich jemals richtig tot?).
Also flugs außen am Auto die Gasflasche aufgedreht, Streichholz an die Herdplatte gehalten und...

...innerlich völlig ruhig und souverän das erste Mal die Feuerstelle in meinem Zuhause eröffnet und ein feines Fresschen gezaubert (liebe Kulinarik-Kritiker: man bedenke die widrigen Umstände)...

Im Handumdrehen noch ein wenig das Wohnzimmer aufgeräumt...

Die Interior-Einteilung wurde im Laufe der Reise noch erheblich gen Optimum gebracht, hier noch mit dem Zweitgefährt im Wohnzimmer

Die Interior-Einteilung wurde im Laufe der Reise noch erheblich gen Optimum gebracht, hier noch mit dem Zweitgefährt im Wohnzimmer

...und sich auf den herrlichen ersten Tag in Slovenien erstmal einen gekippt, schließlich muss man auch jönne könne

© Marius Schebaum, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Das Wohnmobil "Rosalinde" und ein Zigeuner namens Marius auf großer Reise durch die Weltgeschichte: "...und ihr seht mich als Punkt am Horizont verschwinden, um ein Stück weiter hinten, mich selbst zu finden..."
Details:
Aufbruch: 10.10.2013
Dauer: 13 Monate
Heimkehr: 11.11.2014
Reiseziele: Österreich
Schweiz
Slowenien
Kroatien
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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