Namibia- eine klassische Route
Swakopmund
Am nächsten Morgen hätten wir zwar ausschlafen können, aber um 5 Uhr ging der Lärm derjenigen los, die an diesem Tag in den Sesriem-Canyon fahren wollten. Wir haben gemütlich gefrühstückt und gepackt und sind nach Solitär gefahren. Da wir dort deutlich zu früh für eine Apfelkuchenpause angekommen sind, ging es erstmal weiter zum Spreetshoogte-Pass, den uns der Chef der Autovermietung empfohlen hat zu fahren. Die Strecke dort hoch war spektakulär, sehr steil, die Aussicht oben, die von ihm so gelobt worden war, aber leider enttäuschend. Zurück in Solitär haben wir uns je ein Stück des berühmten Apfelkuchens gegönnt, der wirklich extrem lecker war. Da auch die anderen Backwaren sehr appetitlich aussahen, haben wir uns noch eine Rosinenschnecke, einen Brownie und einen Muffin mitgenommen, eine gute Entscheidung. Um für einen Ausgleich zu den süßen Leckereien zu sorgen, haben wir im Laden ein paar Packungen Droewors, getrocknete Würste aus Wildfleisch, gekauft. Vorbei an einigen rostigen Oldtimerwracks
sind wir zu unserem Auto gegangen, wo eine Gruppe Erdhörnchen herumgesprungen ist, die auch wusste, wie lecker die Backwaren hier waren. Ein paar Schweizerinnen ließen sich von den Hörnchen überzeugen, ihre Apfelkuchenreste zu verfüttern. Sie gaben auch Samira etwas ab, die von den zutraulichen Erdhörnchen sehr begeistert war.
Der Weg führte uns weiter durch das landschaftlich sehr schöne Kuisebtal zum Campingplatz Mirabib, die notwendige Genehmigung dafür hatten wir uns in Sesriem geholt. Rund um dieses einsam in einer Ebene gelegene Granitmassiv sind mehrere einfache Campstellen verteilt. Wir haben uns eine mit Höhle ausgesucht, in der wir uns abends am Feuer gut vorstellen konnten, wie sich vor vielen 1000 Jahren Steinzeitmenschen an diesem Ort nach der Jagd am Feuer versammelt haben. Zum Sonnenuntergang und auch am nächsten Morgen sind wir durch die Felsen spaziert, ein Auge auf die Landschaft gerichtet und eins auf den Boden zu den schönen Steinen, die man hier finden konnte. Ich wäre gerne noch geblieben, aber unser Permit war nur für eine Nacht gültig. Vor der Weiterfahrt zum Vogelfederberg musste ich noch die halb abgefallene Radkastenabdeckung befestigen, wozu der Zaundraht vom Feuerholz sehr hilfreich war. Auf der Strecke konnten wir anschließend viele Wildesel beobachten.
In Walvisbay haben wir bei MolaMola eine Bootstour für den nächsten Tag gebucht und waren in einem Restaurant am Anleger lecker Fisch essen wenn man schon am Meer ist. Da wir am nächsten Tag schon um 8:30 Uhr am Bootsanleger sein mussten, haben wir beschlossen, nicht zu zelten, sondern ein Zimmer für die Nacht zu suchen. Angebote gab es zuhauf. Bei self-catering Appartements haben wir angehalten und kurz 2 Zimmer gecheckt. Wir haben beschlossen zu bleiben und sind zum vor dem Haus geparkten Auto zurück, wo wir sahen, wie 2 Männer gerade mit einem Stein auf unsere Seitenscheibe einschlugen. Ich bin laut schreiend auf sie zugestürmt, was sie glücklicherweise in die Flucht geschlagen hat. Froh waren wir auch über die hervorragende Qualität der Toyota-Scheibe, diese war ganz geblieben und außer einem kleinen Kratzer war nichts zu sehen. Über Nacht konnten wir im Innenhof parken, sonst hätten wir das Zimmer nicht genommen. Die Vermieter haben uns auch ihre Garage angeboten, die war aber zu niedrig für die Dachzelte. Beim Spar gab es zu unserer Erleichterung einen Wachmann auf dem Kundenparkplatz, so konnten wir zumindest in Ruhe unsere Vorräte ergänzen. Ganz in Ruhe ging das aber auch nicht. Wir haben unseren halbvollen Einkaufswagen an einer Regalecke abgestellt um Sachen zu suchen. 3 Minuten später war er weg. Wie wir feststellen mussten, kümmerten sich die Angestellten um verlassene Einkaufswagen und sortierten die Waren wieder in die Regale. Also ging unsere Einkaufstour von vorne los. Abends haben wir noch telefonisch eine Living-Desert-Tour mit Tommy in Swakopmund für den übernächsten Tag gebucht.
Am nächsten Morgen wollten wir unsere Sachen ins Auto laden, aber die Haustür war verriegelt und niemand an der Rezeption. Nach einer Weile konnte ich mich durch die vergitterten Fenster dem Wachmann außen bemerkbar machen, der uns aufgeschlossen hat. So sind wir noch pünktlich zum Bootssteg gekommen. Wir wurden mit zwei chinesischen Familien für das Boot Sandy eingeteilt. Um 9 Uhr ging unsere Fahrt in die Walvis-Bucht los. Noch am Steg kam ein Kormoran aufs Boot, der erst wieder abzog, nachdem er einen Fisch bekommen hatte. Dann kamen Möwen und Pelikane, die sich Fische abholen wollten. Der Skipper hat sie im Flug gefüttert und uns gezeigt, dass Pelikane Fische immer ganz und vor allem mit dem Kopf voran verschlucken. Einem Pelikan hat er einen Fisch mit dem Schwanz voran in den Schnabel geworfen, worauf jener anfing mit heftigen Schnabelbewegungen den Fisch zu drehen. Weiter ging es zu einer Robbenkolonie auf einer Sandbank. Die Robben lagen dort dicht an dicht und das Wasser rund um die Sandbank brodelte vor lauter Robben. Dann kam eine von ihnen, laut Skipper mit dem Namen Jojo, aufs Boot geklettert. Sie wurde erst vom Skipper mit Fisch gefüttert und er hat einiges über Robben im Allgemeinen und diese Art hier im Speziellen erklärt, danach durften auch wir sie füttern. Samira hat sich erst etwas geziert, ließ sich dann aber diese Gelegenheit nicht entgehen. Auf der Suche nach Walen sind wir weitergefahren, haben aber nur Benguela-Delfine gesehen, die ein paar mal um unser Boot geschwommen sind. Vorbei an einer Austernfarm sind wir wieder in die Nähe der Anlagestelle gekommen. Samira durfte eine ganze Weile lang das Steuer übernehmen und war sehr stolz. Plötzlich ist eine Schule Bottlenose-Delfine aufgetaucht, zuerst ein Stück entfernt, dann direkt neben unserem Boot. Sie sind ziemlich lange immer wieder bei uns aufgetaucht und, wenn wir etwas schneller gefahren sind, in unserer Heckwelle gesurft. Zum Abschluss der Fahrt gab es einen Imbiss, u.a. frische Austern, die sogar mir geschmeckt haben, der sehr reichlich ausfiel, da die Hälfte unserer chinesischen Mitreisenden wegen Seekrankheit ausfiel.
Da wir nach Swakopmund zur Blutkuppe wollten, mussten wir uns beim Ministry for Tourism ein Permit besorgen. In Walvisbay gab es ein Büro, das aber am Wochenende um 13 Uhr schloss; wir waren 5 nach 1 da - zu spät. Auch in Swakopmund schloss das Büro um 1, also keine Chance. Am Nachmittag sind wir etwas durch Swakopmund gebummelt und haben uns dann ein kleines Häuschen der städtischen Bungalows gemietet. Im Nachbarhaus wohnte eine namibische Familie und Samira war glücklich, mit anderen Kindern spielen zu können.
Am nächsten Morgen wurden wir um 8 Uhr von einem Geländewagen zu unserer Wüstentour abgeholt. Tommy, ein wirkliches Unikum, watschelte barfuß durch den Sand und gab unserer 19-köpfigen Gruppe, die auf 3 Fahrzeuge aufgeteilt war, erstmal eine Einweisung in die Wüste, die Dünen und die Gegebenheiten vor Ort, zweisprachig, auf Deutsch und Englisch. Dann fuhren wir los, nur um nach wenigen 100 Metern anzuhalten, da Tommy etwas entdeckt hatte. Nach kurzer Suche und etwas graben zog er einen Gecko aus dem Sand. Es folgten Erklärungen über den Gecko, danach wurde dieser wieder in den Sand entlassen, der, da er sehr trocken war, mit einer Sprühflasche angefeuchtet wurde, damit der Gecko sich leichter eingraben konnte. Tommy trieb dann noch eine Spinne und einen Käfer auf, bevor wir wieder fuhren. So ging es weiter: wir fuhren ein Stück, dann sprang Tommy aus dem ersten Fahrzeug, suchte kurz und zog ein Tier aus dem Busch oder auch nicht. So bekamen wir Chamäleons, Blindschleichen und Sandvipern zu sehen. Das erste Chamäleon wurde mit Mehlwürmern gefüttert, damit wir die schnelle Zungenbewegung sehen konnten. Dazu wurde das Chamäleon u.a. auf Samiras Hand gesetzt und ein Mehlwurm auf ihren Arm gelegt. Das Chamäleon schlich sich langsam an, plötzlich schoss die Zunge vor und der Mehlwurm war weg. Ein zweites Chamäleon hatte einen schlechten Tag und fauchte laut mit weit geöffnetem Maul. Wer wollte, konnte sich von diesem beißen lassen, was nicht sehr schmerzhaft war, aber doch deutliche Zahnabdrücke hinterließ. Die Blindschleiche durfte sich, nachdem sie jeder gesehen hatte, wieder in den Sand eingraben, was erstaunlich schnell ging. Auch die Sandvipern gruben sich schnell wieder ein und waren kaum zu sehen, selbst wenn man wusste, wo sie sich versteckt hielten.
Um 2 Uhr waren wir von der Tour zurück, leider wieder zu spät für das Blutkuppe-Permit. Da wir nicht noch eine Nacht in Swakopmund und im Bungalow verbringen wollten, haben wir beschlossen, zur Spitzkoppe zu fahren. Dort hatten wir endlich wieder einen schönen, relativ einsamen Campingplatz; es waren zwar mehrere Camper dort, aber so gut im weitläufigen Gelände verteilt, dass sie uns erst aufgefallen sind, als wir zum Sonnenuntergang auf einen Granitfelsen geklettert sind. Am nächsten Morgen sind wir auch erst noch auf den Felsen herumgeklettert, bevor es nach einer Umrundung der Spitzkoppe mit immer neuen schönen Ansichten wieder nach Swakopmund ging, um endlich das Permit für die Blutkuppe zu bekommen. Nach einem Abstecher zum Strand mit dem berühmten Landungssteg ging es dann zu den Welwitschias.
Aufbruch: | 13.07.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 12.08.2013 |