Namibia- eine klassische Route
Blutkuppe, Brandberg und Twyfelfontain
Der Welwitschia-Drive führte uns an der "Mondlandschaft" vorbei: es war schon erstaunlich, wie die flache Ebene sich plötzlich in diese hügelige Landschaft verwandelte. Am Campground am Swakop-Flussbett haben wir unser Lager aufgeschlagen und das in Swakopmund erstandene Wildfleisch gegrillt, dazu Folienkartoffeln und -süßkartoffeln in der Glut gegart. Vor allem die Süßkartoffeln waren sehr lecker. Am nächsten Tag haben wir die Welwitschias gesehen. Zuerst sind sie uns gar nicht aufgefallen, aber als wir die erste entdeckt hatten, fielen sie uns zu Hauf auf beiden Seiten der Straße auf. Um viele sind Steinkreise gelegt, die nicht betreten werden sollen, damit die Wurzeln der empfindlichen Pflanzen nicht beschädigt werden. Leider zeugen viele Schuhabdrücke innerhalb der Kreise von der Ignoranz mancher Zeitgenossen. Die größte und älteste bekannte Welwitschia ist aus diesem Grund auch gut eingezäunt.
Unser Weg führte uns weiter zur Blutkuppe, und da wir schon am späten Vormittag dort ankamen, sind wir noch weiter in Richtung Archers Rock gefahren. Der Weg dorthin war aber so schlecht, dass man nur sehr langsam und bedächtig fahren konnte. Nach einigen Kilometern sind wir umgekehrt, wir wollten nicht den ganzen Tag im Auto verbringen. Unseren Übernachtungsplatz an der Blutkuppe haben wir wieder mit Klippschliefern geteilt, die die Felsen daneben bewohnten. Zum Sonnenuntergang sind wir ein gutes Stück auf das Granitmassiv hochgestiegen. Um den Gipfel zu erreichen, waren wir allerdings zu spät dran. Abends gab es nochmal gegrilltes Wild und heute wieder Stockbrot, den Teig hatte ich morgens angesetzt und er ist in der Wärme des Tages wunderbar gegangen. Der Platz an der Blutkuppe war wieder ganz nach unserem Geschmack, einsam gelegen, in schöner Landschaft, leider war der Lärm eines Bergwerks in der Nähe nicht zu überhören. Dafür war der Sternenhimmel wieder besonders schön.
Der nächste Tag war ein Fahrtag. Wir kamen am frühen Nachmittag am Campground der Eileen-Farm an. Dort fragten wir, ob wir einen Gamedrive mitmachen könnten, aber für Camper waren keine Plätze frei. Als Alternative wurde uns das San-Living-Museum bei der Ai Aiba Lodge empfohlen. Das Camp beim Museum war schon ausgebucht, aber wir haben zwei andere Camps angeboten bekommen. Da unsere Wasservorräte zur Neige gingen, das Wasser im Tank war schon wieder wegen des heftigen Chlorgeschmacks nur zum Waschen zu gebrauchen, haben wir uns für das Camp mit Wasseranschluss entschieden. Das Wasser dort war aber leider geschmacklich sehr gewöhnungsbedürftig und nur mit großem Durst trinkbar. Dafür gab es eine schöne, an die Felsen gebaute Dusche, deren Ofen Samira gut gefeuert hat, damit uns das heiße Wasser nicht ausging.
Im San-Living-Museum konnte man verschiedene Programme mitmachen. Wir haben uns für "Bushwalk" und "Village Life" entschieden, die jeweils 2 Stunden dauern sollten. Der Bushwalk war sehr lehrreich und hat uns gut gefallen. Ein alter San und sein Enkel, der gut englisch sprach und übersetzte, sind mit uns auf einen Rundweg um das Museum gegangen und haben verschiedene Pflanzen und deren Verwendung bei den San erklärt sowie uns Jagdtechniken gezeigt, z.B. mit Pfeil und Bogen versteckt am Wasserloch sitzen oder Vogelfallen aufstellen. Auch Samira durfte eine Falle aufstellen und auslösen. Auch das Feuermachen mit 2 Stöcken war Teil des Buschwalks und Felsbilder wurden uns gezeigt und erklärt. Nach gut 1 ½ Stunden waren wir im Dorf zurück. Nicht gelohnt hat sich allerdings der 2. Programmpunkt - "Village Life". Es wurde uns kurz gezeigt, wie aus Straußeneiern Perlen gemacht werden und Samira durfte auch ein Loch bohren, danach gab es einen kurzen Tanz und nach 20 Minuten sollte der Programmpunkt beendet sein. Auf unsere Nachfrage, ob das alles gewesen sei, gab es noch 2 Tänze als Zugabe, aber das war es dann endgültig. Es hätte auch ein Angebot gegeben, das einen ganzen Tag dauern sollte, und wir haben uns gefragt, was da noch hätte passieren sollen.
Über Uis sind wir zum Brandberg gefahren, zum Camp der White Lady Lodge, wo wir den Nachmittag am Pool verbracht haben. Am nächsten Morgen ging es zur White Lady. Zusammen mit einem schwäbischen Ehepaar wurden wir von Charly zu den Felsbildern geführt. Unterwegs hat er uns sehr viel erklärt, über den Brandberg, die Pflanzen und die Tiere hier. Auch bei den Felsbildern gab es ausführliche Erklärungen und wir hatten viel Zeit, um sie uns in Ruhe anzuschauen. Aus diesem Grund waren wir deutlich länger unterwegs als die angegebenen 1 ½ Stunden, was für uns schön war, aber Charly bekam Ärger von einer Kollegin.
Am Nachmittag sind wir in Twyfelfontain angekommen, haben im Aba Huab-Camp eingecheckt und sind gleich weitergefahren zu den Felsgravuren. Auch dort brauchten wir einen Führer. Wir haben uns für die Tour zum Knickschwanzlöwen entschieden und wurden von Dion geführt, diesmal aber viel hektischer als am Brandberg. Auch er hat einiges erklärt, wir fühlten uns aber die ganze Zeit ziemlich gehetzt. Die Felsgravuren und auch die Landschaft waren im Abendlicht allerdings grandios.
Am nächsten Tag sind wir zu den Organ Pipes gefahren, die uns von einer sehr netten Führerin gezeigt wurden. Sie zeigte uns auch, wie aus den farbigen Basaltstücken Ockerfarbe gemacht wird, worauf Samira sofort aktiv wurde und sich das Gesicht mit Ocker schminkte. Unser nächster Halt war das Damara Living Museum. Dort haben wir nur das "Village Life"-Programm mitgemacht, da der Bushwalk bei den San schon recht gut war und wir nichts Neues erwartet haben. Hier war das Village Life sehr gut organisiert. Wir wurden von einer jungen Damara-Frau mit für uns wegen der Klicklaute unaussprechlichem Namen zu verschiedenen Stationen im Dorf geführt. An der ersten wurde ein Tanz aufgeführt und dazu gesungen. Wir haben es mit Samiras Kamera gefilmt und das Lied schallte den restlichen Urlaub immer wieder durchs Auto. Weiter ging es zu einem Spiel mit Steinen in Sandkuhlen, das von den Damara früher zum Austragen von Streitigkeiten genutzt wurde. In einer anderen Hütte wurde uns die Apotheke mit verschiedenen Heilpflanzen gezeigt und u.a. erklärt, wie sich Elefantenkacke medizinisch nutzen lässt. Auch hier wurden Perlen aus Straußeneiern hergestellt und Samira durfte wieder mitmachen. Zum Schluss ging es noch in die Hütte des Dorfschmieds, der dort kleine Messer herstellte. Am natürlich vorhandenen Souvenirstand am Ausgang hat sich Samira eine Kette und Sabine ein Armband ausgesucht. Vor unserer Abfahrt wurden wir von unserer Führerin noch gebeten, einen Kollegen mitzunehmen, da sein Zuhause auf unserem Weg lag. Er hatte die nächsten 8 Tage frei und wollte nach 4 Wochen Abwesenheit zu seiner 20 km entfernten Familie. Seine 5 Kinder kamen freudig auf unser Auto zugelaufen, als sie ihren Vater aussteigen sahen.
Vorbei an den Ugab Terrassen und dem Vingerklipp sind wir zum Dinosaur-Footprints-Camp der Mt. Etjo-Lodge gefahren. Wenige Kilometer vor dem Camp haben wir unsere ersten Giraffen gesehen, sie standen nahe beim Zaun, der um das Gelände der Lodge gezogen wurde. Beim Einchecken an der Lodge wurde uns angeboten, eine am Abend stattfindende Löwenfütterung mitzumachen. Um 8 Uhr ging es mit einem offenen Safari-Fahrzeug los. Im mehrere ha großen Löwengelände gab es eine Fütterungsstelle, zu der die Löwen, die hungrig waren, abends kamen, weil sie wussten, dass es da etwas zu fressen gab. Wir saßen in einem Betontunnel, in dem es nur einen 15 cm hohen, vergitterten Sehschlitz gab. Ein totes Kudu lag angekettet am Boden, als plötzlich 10 Löwen heranstürmten und mit lautem Geknurre das Kudu zerlegten. Die Show zog sich eine Stunde hin und vor allem die Geräusche und der Blick des alten Löwenmännchens waren sehr beeindruckend. Da der Fütterungsplatz beleuchtet war, wir aber im Dunkeln saßen, konnten uns die Löwen nicht sehen. Als die meisten Löwen satt und vom Kudu nur noch Reste übrig waren, sollten wir zurückfahren, aber unser Fahrzeug hatte einen Platten. Bis der gewechselt war, konnten wir nochmal zu den Löwen. Jetzt war aber Licht im Unterstand an, so dass nicht nur wir die Löwen, sondern auch diese uns sehen konnten. Sie beobachteten uns und kamen immer wieder laut brüllend an die Gitterschlitze gesprungen. Da war es schon sehr beruhigend, dass die Betonwand so stabil aussah.
Wegen des Löwenerlebnisses und weil uns der Campingplatz am Wasserloch, zu dem am nächsten Morgen Dikdiks kamen, so gut gefallen hat, haben wir beschlossen, noch eine Nacht länger zu bleiben und den Gamedrive am Nachmittag mitzumachen. Vormittags sind wir auf einem schönen Weg zu den Dinosaurierspuren gelaufen, die, gut durch Steinkreise markiert, quer über eine große Steinplatte verliefen. Wenig beruhigend war der Leopardenkot, der am Weg lag (wie dieser aussieht, haben wir auf der Tour am Brandberg gelernt), da es von dort bis zum Campingplatz keinen Zaun gab, der Leopard dort also auch auftauchen konnte.
Am Nachmittag sind wir mit einem Safariwagen auf dem riesigen Gelände der Mt. Etjo-Lodge auf Pirschfahrt gegangen. Wir haben viele verschiedene Tiere gesehen, Giraffen, Zebras, verschiedene Antilopen, Geier, einen Uhu, ein Stachelschwein, einen Erdwolf und, im besten Abendlicht, zwei Breitmaulnashörner. Nur die Elefanten, auf die Samira so gehofft hatte, haben sich alle versteckt. Nach 3 ½ Stunden sind wir zur Lodge zurückgekommen, es war inzwischen dunkel und kalt. Samira hatte sich einen heißen Kakao gewünscht und an der Rezeption hieß es, wir könnten im Speisesaal einen bekommen. Leider gab es dort nur Kaffee und Tee, was Samira sehr enttäuschte. Das bekam die Chefin der Lodge mit, die ihr dann aus ihrer Privatwohnung eine große Tasse Kakao holte. Wirklich ein toller Service!
Am nächsten Morgen bekamen wir Besuch von einer Pavianherde. Sie tummelten sich in sicherem Abstand zu uns am Wasserloch. Nur der Chef wurde nach einiger Zeit neugierig und schlich sich durch die Büsche immer näher zu uns, bis ich ihn mit einem lauten Schrei vertrieb. Als wir den Schlüssel für unsere Campsite abgegeben haben, durften wir auch noch auf die Wiese bei der Lodge, von der aus wir Nilpferde, Wasserböcke, Flamingos und andere Tiere beobachten konnten. Von hier aus führte uns unser Weg weiter zum Etosha-Nationalpark, wo wir am Nachmittag auf dem vollen und engen Campingplatz des Etosha-Safari-Camps ankamen sind. Wir haben uns in das sehr erfrischende Wasser des Pools gewagt, aber nicht allzu lange.
Aufbruch: | 13.07.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 12.08.2013 |