USA 2013 - Teil 2 - Nordwesten
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 8.135 Meilen = 13.097 km.
Text: Uschi Agboka
Fotos: Rolf Kummer - www.harley-rolf.de
Von Greeley nach Rawlins, Wyoming
18. Tag Rawlins, Wyoming
2. Teil 23. Juni bis 11. Juli 2013
Colorado, Wyoming, Montana, Idaho, Oregon, Washington, Oregon, Kalifornien, Nevada, Utah, Colorado
Sonntag, 23. Juni 2013
18. Tag Rawlins, Wyoming Econo Lodge
Verabschiedung von Doris
Greeley - Cache La Poudre River - Walden - Saratoga - Rawlins
Gefahrene Meilen: 248 (399 km) - 6 1/2 Stunden
Heute verabschieden wir Doris, die nach Deutschland zurück fliegt. Rita und Chris werden uns auf dem 2. Teil der Tour begleiten. Wir frühstücken gemeinsam um 6.30 Uhr. Um 7.45 Uhr wird Doris vom Shuttle Bus abgeholt. Wir bedauern alle, dass sie nicht weiter dabei ist, denn sie war eine tolle Mitfahrerin.
Unser Weg führt uns heute auf dem HW 14 West, über Fort Collins, in die Cache La Poudre River Wilderness. Dort sehen wir viele verbrannte Bäume, Überreste des Feuers aus dem letzten Jahr - der Canyon war 2012 nicht befahrbar. Schilder mit der Aufschrift "A careless match destroys" warnen vor unvorsichtigem Gebrauch der Streichhölzer. Unterwegs habe ich auch noch zwei andere interessante Schilder entdeckt, die ich leider nicht fotografieren konnte: "Autofahrer Vorsicht! Bitte 2x schauen, Motorradfahrer sind auf der Straße." und "Banküberfall? 2. Chance - Anwalt ... hilft Ihnen weiter!"
Die Cache La Poudre River Wilderness ist eine wunderschöne Gegend, wilde bizarre Felsen, blühende Blumenwiesen, der reißende Fluss begeistern uns immer wieder. Die Land-schaft wechselt zwischen sehr engen Canyons, wo die nackten schroffen Felsen direkt ne-ben der Straße steil in die Höhe ragen und weiten blühenden Tälern. Die Felsen haben bi-zarre Formen, einer sieht aus wie ein schlafender Elefant. Die wenigen Menschen, die hier leben, sind Naturliebhaber und Künstler. Wir machen einige Fotostopps auf dem Weg zum Cameron Pass, 3.132 m.
Der Cameron Pass liegt zwischen dem südlichen Ende der Medicine Bow Mountains und dem nördlichen Ende der Never Summer Mountains. Im 19. Jh. lebten die Ute-Indianer in dieser schönen wilden Gegend, durch die nie eine Eisenbahn führte. Erst 1920 wurde eine Straße durch den engen Canyon gebaut, der HW 14, heute die bequemste Verbindung zwischen Fort Collins und Walden.
Der Cache La Poudre River führt auch in diesem Jahr viel Wasser, die Rafter, die wir sehen, haben mit der Gewalt des Flusses zu kämpfen. Cache La Poudre River entspringt in der Front Range, im nördlichen Rocky Mountain National Park. Er hat eine Länge von ca. 203 Kilometern und überwindet einen Höhenunterschied von 1.867 m, bis er ca. 8 km östlich von Greeley in den South Platte River mündet. Schön sind die wilden Poudre Falls. Der Fluss wurde zum National Wild and Scenic River erklärt. Mit dieser Maßnahme will man die ursprüngliche und landschaftlich sehr reizvolle Flusslandschaft vor menschlichen Eingriffen schützen. In diesem Jahr ist der See vor dem Cameron Pass nicht zugefroren und auf dem Pass selbst ist kein Schnee zu sehen, nur auf den umliegenden hohen Bergen. Ein Reh hüpft vor uns über die Straße und vor Walden sehen wir ein junges Moose in der Wie-se.
In den USA nennt man Elche "Moose" und die Wapiti-Hirsche werden als "Elk" bezeichnet. Der Elch ist die größte heute vorkommende Art der Hirsche. Sein Lebensraum erstreckt sich über Nordeuropa, Nordasien und Nordamerika. Der Elch wird als "nicht gefährdet" eingestuft. Elche sind tagaktive Einzelgänger. Im Winter finden sie sich zu losen Gemeinschaften zusammen. Temperaturen von minus 50 C sind für sie kein Problem. Bei Temperaturen von plus 10 C bis minus 20 C fühlen sie sich am wohlsten; wird es zu warm, leiden sie an Hitzestress. Natürliche Feinde des Elches sind Braunbären und Wölfe (in Europa, Asien und Nordamerika) sowie Schwarzbären und Pumas (in Nordamerika). Doch auch Luchse und Vielfraße können sehr junge Kälber schlagen. Ausgewachsene und gesunde Elche müssen auf Grund ihrer Körpergröße kaum eine andere Tierart fürchten. Ihr Trott ist außerdem sehr schnell. Bei Elchen in Schweden ist schon eine Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde gemessen worden. Dass Elche seit der Steinzeit von Menschen gejagt werden, schließt man aus entsprechenden Darstellungen in Höhlenzeichnungen. Die früheste Beschreibung eines Elches findet sich im sechsten Buch Caesars De Bel-lo Gallico in einem Exkurs über den Herkynischen Wald in Germanien. Durch Bejagung wurde der noch im Mittelalter in Deutschland weit verbreitete Elch hier ganz ausgerottet. Nur gelegentlich wandern heute Elche aus Polen nach Deutschland ein. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat 2007 gemeinsam mit dem Obersten Jagdbeirat ein 14-seitiges Informationsmaterial zum Umgang mit Elchen herausgegeben. Den Auftrag dazu erteilte der Bayerische Landtag. Anlass war die zunehmende Einwanderung von Elchen aus Tschechien nach Bayern. Historisch wurden unter anderem die Namen Elend, Elentier, Elenhirsch, Elen und Elk verwendet. In der Volksmedizin wurden Elendsklauen gegen Epilepsie, Gicht oder Kopfschmerz verwendet. Der Huf des Elchs wurde zur Abwehr des Bösen Blicks getragen.
In Nordamerika werden die Wapitis "Elk" genannt. Die Bezeichnung Wapiti ("weißes Hinterteil") stammt von den Shawnee-Indianern. Der Wapiti ist eine Säugetierart aus der Familie der Hirsche. Er fasst die in Nordamerika lebenden Tiere samt einigen ostasiatischen Unterarten zusammen, die früher allesamt als Unterart des Rothirschs geführt wurden. Viele Wapitis sind deutlich größer als europäische Rothirsche. In der Familie der Hirsche ist lediglich der Elch größer.
Bei den Wapiti leben die Weibchen in größeren oder kleineren Herden, die einem meist älteren, aber noch gebärfähigen Tier folgen. Oft schließen sich diesen Herden schwächere und jüngere Männchen an. Diese Herden sind größtenteils standorttreu, einzig wenn sie stark beunruhigt sind, ziehen die Herden weiter. Ausgewachsene Wapitis werden von Pumas, Wölfen, Grizzly-Bären und vom sibirischen Tiger gejagt. Kojoten und Schwarzbären sowie Eurasischer Luchs, Kanadischer Luchs und Rotluchs sind in der Lage, Kälber und unerfahrene Jungtiere zu reißen. In Nordamerika erschien der Wapiti erst vor 120.000 Jahren, als er in der Eiszeit - ebenso wie die Elche und Karibus - aus Asien über die Beringstraße einwanderte. Von dort breitete er sich nach Süden und Osten aus. Er stammt wahrscheinlich vom Altai-Maral ab, auch als Altai-Wapiti bezeichnet, der zu dieser Zeit große Bereiche der Taiga Sibiriens bewohnte.
Wapitis wurden bereits von den Indianern gejagt. Mit der Ankunft der Europäer und deren Besiedelung des Westens stieg der Bedarf an Nahrung. Die Jagd zum Nahrungserwerb ging außerdem in eine Jagd zu Sportzwecken über. Betroffen waren davon vor allem die Bisons und die Wapitis. Die Östlichen Wapitis und die Merriam-Wapitis waren bald ausgestorben, der Rocky-Mountain-Wapiti überlebte nur knapp. Die Östlichen Wapitis starben an der übermäßigen Jagd, die Merriam-Wapitis - auch Südwestliche Wapitis genannt - sowohl an übermäßiger Jagd als auch an Nahrungsarmut aufgrund der Ausdehnung der Wüsten. Der letzte Östliche Wapiti wurde 1849 im östlichen Tennessee geschossen. In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Jagd eingeschränkt: Wapitis durften nur noch während der Jagdsaison und auch dann nur in eingeschränkter Zahl geschossen werden. Diese Vorgaben retteten die verbliebenen Wapitis ebenso wie die Bisons vor dem Aussterben.
Wie jedes Tier, das für die Indianer von Bedeutung war, floss auch der Wapiti in ihre Mythologie ein, wenn er auch nicht den Stellenwert des Kojoten oder der Spinne erreichte. Dem Wapiti werden Eigenschaften wie Graziösität, Sanftmütigkeit und Dankbarkeit zugeschrieben. Außerdem soll er ausgleichend und vermittelnd sein. Weiter ist er bekannt dafür, dass er versteht, was er braucht, um zu überleben. Ver-schiedene Indianerstämme begingen Zeremonien zu Ehren des Wapitis. Solche Zeremonien verfolgten immer den Zweck, die Kräfte der Wapitis auf sich zu übertragen. Die Bedeutung des Wapitis spiegelt sich auch in den Namen bedeutender Medizinmänner von Jäger-Völkern wider. Beispiele hierfür sind die bei-den Lakota-Indianer "Black Elk" ("Schwarzer Wapiti"/"Schwarzer Hirsch") und "Elk Head" ("Wapiti-Kopf"). Heute stellen Wapitis ein beliebtes Motiv für Fetische, Schnitzereien und andere Kunsthandwerke sowie für gemalte Bilder dar. Zwischen dem Yellowstone-Nationalpark und der Ortschaft Cody in Wyoming ist ein Tal nach ihnen - Wapiti Valley - benannt.
Ein Hubschrauber kreist über uns und wirft etwas über dem Wald ab, vorbeugend gegen Wildfire (Waldbrand). Es ist 10 Uhr und wir haben herrliches Wetter. An den Poudre Falls und am Cameron Pass machen wir einen kurzen Halt, um zu fotografieren. Die schneebedeckten Berge in der Ferne glitzern in der Sonne.
Gegen 11 Uhr erreichen wir Walden. Zunächst geht es zum Tanken. Die Straßen sind abgesperrt. Und der weibliche Sheriff, den ich um Auskunft bitten will, ist sehr unfreundlich. Doch schnell löst sich der Auflauf der Menschen auf und wir können zu dem uns bekannte "Moose Creek Cafe" fahren. Dort gibt es Kaffee, Saft und Brokkoli-Suppe. Ich muss auch mal wieder meine Notizen ergänzen.
Walden (ca. 700 Einwohner) ist eine Stadt und County Seat des Jackson County, im nördlichen Colorado.. Die Stadt liegt in 2.469 Meter Höhe im North Park (Colorado Basin), einem nur sehr dünn besiedeltem Tal in den Rocky Mountains am Rande der Medicine Bow Mountains, 30 Kilometer südlich der Grenze zu Wyoming. Gegründet wurde Walden im Jahr 1889, als Trading Post an der Kreuzung der Wagenrouten von Laramie, Wyoming zur ehemaligen Silberminenstadt, heute Geisterstadt Teller City nahe Grand Lake, Colorado und der Route von Albany, Wyoming nach Granby in Colorado. Die Stadt hieß zuerst Sagebrush und wurde später zu Ehren von Marcus Aurelius Walden, einem der ersten Leiter des lokalen Postamts, in Walden umbenannt. Vor der Besiedelung gehörte die Gegend um Walden zum Jagdrevier der Ute Indianer. In der Stadt befindet sich in einem Gebäude aus dem Jahr 1882 das North Park Pioneer Museum, ein Heimatkundemuseum in dem in 27 Räumen die Geschichte der Region seit der Besiedlung Amerikas dar-gestellt wird. Das Jackson County Courthouse wurde 1913 als Courthouse für das im Jahr 1909 gegründete Jackson County aus Sandstein der Region errichtet. Das Gebäude wurde 1990 in das nationale Register historischer Plätze in Colorado aufgenommen und aufwendig restauriert um den originalen Zustand wieder herzustellen. Etwa zwei Kilometer westlich der Stadt befindet sich das Walden Reservoir, das als Important Bird Area der USA eingestuft ist. Die Quellregion des North Platte River befindet sich nahe der Stadt. Der 1970 gegründete, 286.67 km² große State Forest Park sowie die North Sand Hills, eine Dünenlandschaft, befindet sich östlich der Stadt.
Und weiter geht die Fahrt, über den Platte River, der viel Wasser führt, Richtung Wyoming. An der State Line Colorado / Wyoming sind wir um 12 Uhr. Es ist eine herrliche Landschaft, grün. Selbst der Sagebrush ist grün und nicht braun verbrannt. Die Wiesen sind zum Teil voller Wasser. Die Rinder müssen hier glücklich sein über ihr saftiges Futter. In Riverside (ca. 60 Einwohner) halten wir, wie schon in anderen Jahren, am kleinen Visitor Center. Der nettere ältere Herr, Paniolo, der das Center betreut und den wir 2011 kennenlernten, freut sich, uns wiederzusehen. Und er schenkt uns allen div. Infomaterial über Wyoming - For ever West, Aufkleber und natürlich Wyoming Pins.
Wir machen ein paar Erinnerungsfotos und schauen nach der Prairie-Dog-Kolonnie. Diese ist noch da, was uns sehr freut, denn wir hatten damals viel Spass, die munteren Tiere zu beobachten. Die Tour führt uns weiter am Platte River entlang. Am Horizont begleiten uns die 4.000 m hohen Blackhall Mountains. Riesige Ranches - es ist kein Ende abzusehen. In Wyoming liegen die größten Ranches der USA. In Saratoga kaufen wir für unser Abendessen im Farmer's Market ein. Bei Sinclair verschandelt eine riesige Raffinerie die Landschaft. Das Grasland und die Prairie sind auch hier sehr grün und so sind die Pronghorns und Rehe gut zu erkennen. Insge-samt ist die Landschaft hier jedoch sehr eintönig. Leider killt Rolf eine große Schwalbe, die gegen unser Windshield geknalllt ist. Die riesigen Vögel mit ihren weiten Schwingen erin-nern uns an den Film "Die Vögel" von Hitchcock.
Gegen 14.30 Uhr sind wir in Rauwlins, nach 6 ½ Stunden, 248 Meilen (399 km). Das Hotel Econo Lodge wird von einem Asiaten geführt und ist nicht empfehlenswert. Die Zimmer sind total überteuert. Aber man hat keine Wahl. Auch hier ist alles belegt mit Öl-Minern. Unsere Zimmer sind noch nicht fertig, so müssen wir warten. Rolf macht sich auf, Brot zu kaufen. Beim Bezug der Zimmer stellen wir fest, dass es sehr nach Chemie riecht, kein Wunder, ich habe beobachtet, wie eines der Zimmermädchen etwas versprüht. Ätzend.
Rawlins ist eine hässliche Industriestadt, ca. 9.000 Einwohner, mit einer schönen alten In-nenstadt, die langsam aber sicher verrottet. Schade um die schönen historischen Häuser.
Rolf hat einen nahen Park mit einem Picknick-Tisch entdeckt. Dort grasen einige Rehe, mitten in der Stadt. Da das Hotel keine Möglichkeit zum Picknicken bietet, entschliessen wir uns, in dem Park zu essen. Heute haben wir eine angenehme Temperatur, 24 Grad. Gegen 17 Uhr wandern wir mit allem bepackt zum Park und lassen uns dort unter schattigen Bäumen nieder. Es gibt verschiedene Sorten Schinken, Käse, Tomaten, Gurken, Oliven, Brot, alkoholfreies Bier und Chablis. Wir geniessen unser Essen und haben Gesellschaft von einer größen Zahl von Rehen mit ihren Jungen, die sich durch uns nicht stören lassen, erstaunlich. Und auch verschiedene Vögel und Eichhörnchen gesellen sich zu uns. Um 19.20 Uhr kommt ein älterer Herr mit Hund, der uns ziemlich unfreundlich auffordert, zu gehen. Wir befänden uns auf Privatbesitz. Kein Hinweisschild machte darauf aufmerksam, sonst hätten wir uns ja dort nicht niedergelassen. Doch wir lassen uns die gute Laune nicht vermiesen, wir hatten einen schönen Abend, packen zusammen und wandern zurück zum Hotel, welches eigentlich eine malerische Lage hat, direkt unter einem Felsen. Wir sind alle müde und relaxen. Mich ärgert weiterhin sehr, dass mein Handy gesperrt ist und ich nicht an meine Adressen etc. komme, um meine Postkarten fertigzustellen.
Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de
Ds Hotel Econo Lodge in Rawlins hat zwar eine tolle Lage unter den Felsen, ist aber nicht empfehlenswert.
Aufbruch: | 06.06.2013 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 11.07.2013 |