USA 2013 - Teil 2 - Nordwesten
Von Wheeler nach Port Orford, Oregon
28. Tag Seacrest Motel, Port Orford, Oregon
Mittwoch, 3. Juli 2013
28. Tag Seacrest Motel, Port Orford, Oregon
Wheeler - HW 101 Pacific Coast Scenic Byway - Tillamook - Lincoln City - Depoe Bay - Devils Punch Bowl - Newport - Waldport - Devil's Churn - Hectea Leucht-turm - Sea Lions Cave - Florence - Oregon Dunes - Reedsport - North Bend - Coos Bay - Conde B. McCullough Memorial Bridge - Bandon - Denmark - Port Orford, Oregon
Gefahrene Meilen: 257 (414 km) - 7 Stunden
Um 8 Uhr treffen wir uns zum Frühstück. Leider hat Rita nicht das schöne Geschirr für unseren Tisch genommen, sondern gewöhnliche große Becher und Teller. Schade, denn wenn man mit solch edlem Geschirr mal verwöhnt wird, sollte man es auch benutzen. Alle Zutaten sind frisch hergerichtet, das Frühstück ist wirklich sehr gut.
Gegen 8.30 Uhr brechen wir auf, HW 101, Pacific Coast Scenic Byway. Es ist herrliches Wetter. Ab Tillamook sehen wir Holsteiner Milchkühe auf den Weiden. Viel Wald wurde abgeholzt. Überall gibt es blühende Wildblumen. Um 10 Uhr sind wir in Lincoln City. In einem Vorgarten erspähe ich ein buntes Skelett mit einer Windmühle in der Hand, verrückt. Wir passieren Depoe Bay, den angeblichen kleinsten Hafen der Welt.
Um 10.30 Uhr sind wir am Devils Punch Ball.
Devils Punch Bowl State Natural Area ist ein State Park an der Oregon Coast. Der Park liegt ca. 13 km nördlich von Newport. Von den Klippen führt ein Pfad zu einem sandigen Strandabschnitt mit Gezeiten-tümpeln. Im Zentrum des Parks liegt ein großes natürliches Becken, das in die felsige Küste eingeschnitten und mit dem Pazifik durch zwei Tunnel verbunden ist.
Wenn bei Hochwasser die Wellen mit lautem Donnern in dieses - Devils Punchball genannte - Becken schwappen, wird das Wasser aufgewirbel und Gischtfontänen spritzen in die Höhe. Vermutlich ist das Be-cken durch den Einsturz zweier durch Wind und Gezeiten geschaffener Höhlen entstanden.
Der Abschnitt südlich des Parks bietet gute Bedingungen für Surfer, da ein ca. 800 m vor der Küste liegen-der Felsen - Gull Rock - wie ein Trichter wirkt.
Vor der Küste liegen mind. 17 große Felsen, die zum Oregon Island National Wildlife Refuge gehören.
Unsere Tour führt uns durch Newport, die "freundlichste" Stadt an der Oregon Küste. Gegen 11.10 Uhr machen wir Halt. Es gibt herrliche Felsen im Pazifik. Möven lagern am Sandstrand. Wir kommen nach Waldport - wo der Wald auf das Meer trifft.
Um 11.45 Uhr machen wir eine Pause in Yachats. Nach längerem Suchen finden wir ein schönes Lokal - Ona-Cafe -, wo wir uns stärken mit Suppe (die Männer) und Kaffee und Saft (Rita und ich).
Und weiter geht die Fahrt auf dem HW 101 an der Küste, durch die Seal Rock State Recreation Area mit bizarren Felsformationen im Meer, die Seelöwen, div. Seevögel und andere Meerestiere beherbergen. Nächster Halt am Devils Churn um 12.30 Uhr. Dies ist einer meiner Lieblingspätze an der wilden Küste.
"Devils Churn" ist ein langer Einschnitt in den Küsten-Felsen, der sich bei Flut und Wind mit Meerwasser füllt, bis zu 100 m hoch spritzt, mit lautem Getöse explodiert, wenn die ein- und ausfließenden Wellen zusammenstoßen. Ein interessantes Schauspiel, aber nicht ganz ungefährlich. Ein Schild warnt davor, vom Teufel geholt zu werden, wenn man dem Ozean den Rücken zuwendet!
Auch heute wieder ist die Fahrt auf dem HW 101 sehr schön, wir haben eine herrliche Sicht auf den wilden Ozean und die Felsenküste. Bei der Abfahrt nebelig und feucht scheint jetzt die Sonne und am Himmel gibt es tolle Wolkenformationen.
Am "schönsten Leuchttum der USA" - Heceta Head Lighthouse, 21 km nördlich von Florence, halten wir selbstverständlich auch. Der Leuchtturm liegt 63 m über dem Meeresspiegel auf einer Landzunge. Erbaut im Jahr 1894 sendet der 17 m hohe Leuchtturm einen Lichtstrahl, der 34 km weit zu sehen ist und damit das stärkste Licht an der Oregon Coast darstellt. Das Leuchtturmwächterhaus wird heute als Bed & Breakfast betrieben, sicher eine schöne Unterkunft an dieser traumhaften Küste. Heceta Head Lighthouse ist nach dem spanischen Entdecker Bruno de Heceta benannt, der während des späten 18. Jh. die Region Pacific Northwest erkundete. Der Leuchtturm gehört zu den National Historic Places der USA.
Nach weiteren 3,2 km kommen wir zu den Sea Lion Caves.
Dies ist ein zusammenhängendes Meereshöhlen- und Höhlensystem, offen zum Pazifischen Ozean, auf Meeresspiegelhöhe. Es gibt eine Aussichtsplattform, von der aus man das unterirdische Höhlensystem und seine Tierwelt beobachten kann. Flechten und Algen bedecken die Wände in Grün, Rosa, Pink, Violett und Rot. Hier ist die einzig bekannte Kolonnie von Stellar Sea Lion und California Sea Lion. Sea Lion Caves gehören zu den größten Meeresgrotten der Welt, vergleichbar mit der Blauen Grotte im Mittelmeer. Die hohen Gewölbe sind Heimat von vielen Seevögeln und anderen Meeresbewohnern. Mit viel Glück sind Orcas und Grau-Wale zu sehen. 1880 entdeckte Kapitän William Cox die Höhlen. Er kaufte das Land 1887 vom Staat Oregon. Erst 1927 ging es in den Besitz von RE Clanton über, der mit Partnern die Höhlen zum Geschäft machte. 1932 wurden sie für Besucher geöffnet.
Auch in diesem Jahr verzichten wir auf die Fahrt mit dem Aufzug zu der Aussichtsplatt-form (sehr teuer), denn wir sehen von oben die herrlichen Tiere, die sich sonnen und im Meer schwimmen. Für uns alle vier ist das ein ganz besonders schönes Erlebnis. Ich erstehe einen kleinen Seelöwen als Andenken.
Bei den Sea Lion Caves ist es extrem windig. Rolfs Windschild löst sich vom Motorrad und nur Dank der schnellen Reaktion von Chris fliegt es nicht weiter fort und Rolf kann sich daran machen, es wieder zu befestigen.
Um 13.30 Uhr sind wir in Florence, kommen nach Reedsport - das Tor zu den Sanddünen.
Unsere Tour auf dem HW 101 - hier Oregon Coast Highway -führt uns direkt durch die Oregon Dunes National Recreation Area, 130 Quadratkilometer groß.
Dieses 50 km lange Dünengebiet erstreckt sich an der Oregon Coast zwischen Florence und Coos Bay, die höchsten Erhebungen sind 150 m! Es handelt sich um durch Wellen und Wind geformten urzeitlichen Sand. Dieser stammt von der Oregon Coast Range. Die Felsen wurden durch Regen und Flüsse abgetragen, zu Sand vermahlen und ins Meer gespült. Durch die Gezeiten und den Wind kam der Sand zurück an die Strände. Die steilen Küsten und die Coast Range verhindern, dass der Sand ins Landesinnere geweht wird. Starke Niederschläge im Winter führen zu Hochwasser, zu sumpfigem Gelände und schließlich zu fließendem Treibsand. Doch nur bei aufkommender Flut kann in Wattgebieten das Einsinken in Treibsand zur Todesfalle werden. In den Dünen finden sich mehr als 400 Pflanzenarten, 426 Tierarten, darunter viele Singvögel, mehr als in den Wäldern Oregons!
Die Landschaft ändert sich, Douglas Tree County. Wir sehen Bergseen mit herrlichen Seerosen. Ab Winchester Bay sind die bis zu 150 m hohen Dünen mit Douglas Tannen bewachsen. Wir fahren über die "Conde B. Mc Cullough Memorial Bridge", die die Coos Bay überbrückt. Bei ihrer Fertigstellung 1936 war sie die längste Brücke Oregons, 1,6 km lang. Die Brücke ist das offizielle Zeichen der Stadt North Bend. Doch wir lassen North Bend und Coos Bay hinter uns, viel zu laut, viel zu viel Verkehr für uns.
Um 15.15 Uhr kommen wir nach Bandon. Riesige Möven schweben am Himmel. In diesem Jahr wird "100 Jahre Bandon" gefeiert. Kinder haben zu diesem Thema Bilder gemalt, die man anschauen kann. Erstaunlich, was die kleinen Künstler uns zeigen. Am Hafen sind neue schöne Holzbänke uns Skulpturen aufgestellt worden. Die Stadt Bandon (ca. 3.000 Einwohner) hat hier einen herrlichen Platz direkt am Meer geschaffen. Ein Mann auf einem Pferd reitet mitten durch die kleine Stadt. Wir besuchen das "Fish and Chips Chowder House" und machen Pause. Rolf und ich trinken Saft und essen frische Krabben und Krebse, lecker.
Der Ire George Bennet, ein Lord, der sich hier im Jahre 1873 ansiedelte, nannte den Ort Bandon nach seiner Heimatstadt in Irland. 2010 wurde Bandon als eine der "Coolest Small Towns in America" ausge-zeichnet. Bennet führte auch den Ginster aus seiner Heimat Irland ein, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte. Die fettige Pflanze wuchs so dicht, dass man nicht mehr hindurch kam. Aber ihr schlimmster Nachteil war, dass sie bei Feuerausbrüchen für verheerende Schäden sorgte, da sie, mit Wasser bespritzt, wie ein Fettbrand in der Küche reagierte. So wurde 1936 in Bandon das gesamte Geschäftsviertel zerstört. Heute ist in Bandon gesetzlich geregelt, wie hoch und dick der Ginster sein darf. Bekannt ist Bandon für seine Cranberry Produktion.
Weiter geht es, wir fahren durch Denmark und sind um 16.30 Uhr in Port Orford, nach 7 Stunden und 257 Meilen (414 km).
Die Einwohner Oregons nennen die Region "Banana Belt", weil es hier wesentlich wärmer ist als nördlich des Cape Blanco. Bizarre Felsformationen sind im Meer zu sehen, u. a. Battle Rock. Zunächst holen wir uns im Visitor Center einige Infos, dann fahren wir zu unserem Hotel. Vom Seacrest Motel hat man einen herrlichen Blick auf den Pazifik. Das Hotel ist an der Rückseite von einem wilden Wald umgeben. Wir haben Zimmer in der 2. Etage. Die Zimmer sind sehr schön eingerichtet im mari-timen Stil.
Um 18 Uhr fahren wir zum "The crazy Norwegian's" Restaurant zum Essen. Es gibt Fisch, Jumbo Shrimps, Clams - alles sehr lecker. Gegen 19.30 Uhr sind wir zurück im Hotel. Heute machen wir Ruhetag, kein gemeinsames Draußensitzen. Rolf und ich machen es uns im Zimmer gemütlich, schauen fern und ich schreibe. Wir haben vom Zimmer einen tollen Blick auf den Pazifik und erleben einen schönen Sonnenuntergang.
Port Orford gilt als älteste weiße Stadtgründung an der Küste Oregons und, mit Ausnahme Alaskas, als westlichste Stadt der kontinentalen USA. Ursprünglich war die Region Heimat der Qua-toh-mah, einem Stamm der Tututni. George Vancouver, der 1792 als einer der ersten Weißen mit ihnen Kontakt hatte, beschrieb sie als friedlich und hilfsbereit.
George Vancouver benannte das heutige Cape Blanco nach dem Earl of Orford. Der Name wurde später auf den Ort übertragen.
William Tichenor, Kapitän des Dampfers Sea Gull, setzte 1851 eine kleine Gruppe von neun Siedlern an der Küste ab, da er glaubte, die Stelle eigne sich für die Anlage eines Seehafens. Tichenor verließ den Ort, um weiteren Nachschub zu holen. Die Indianer konnten die Siedler in der Schlacht um den Battle Rock unter großen Verlusten vertreiben, doch im Juli kehrte Tichenor mit über 70 Mann zurück und gründete die Siedlung. In der Folge kamen weitere Pelzjäger, Goldsucher und Farmer in die Region entlang des Rogue River. Sie zerstörten die Lebensgrundlagen der Indianer, die in den Rogue-River-Kriegen besiegt und in Reservationen abgedrängt wurden. 1856 wurde Port Orford förmlich gegründet. Ein Waldbrand zerstörte Port Orford 1868, doch die Stadt wurde wieder aufgebaut. Die wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt waren Fischerei, Goldbergbau, Holzwirtschaft und Schifffahrt. Die in den Wäldern der Umgebung wachsende Lawsons Scheinzypresse wurde auch Port Orford Cedar genannt, deren Holz für Schiffbau und Hausbau begehrt war.
In den 1930er Jahren kam Gilbert Gable von New York nach Port Orford. Er betrieb Bergbau und Sägemühlen und versuchte, eine Eisenbahnverbindung ins Landesinnere zu bauen. Er betrieb die Anerkennung als City, die 1935 als erster Ort im Curry County verliehen wurde. Erster Bürgermeister wurde Gable. Im Oktober 1941 betrieb Gable, verärgert über die schlechten Straßenanbindungen und enttäuscht über man-gelnde Unterstützung durch die Regierung, die Loslösung der südlichen Counties von Oregon und der nördlichen Counties von Kalifornien, um einen eigenen, Jefferson genannten Bundesstaat zu gründen. Gable starb jedoch schon am 2. Dezember. Nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg am 7. Dezember wurden die Sezessionsbestrebungen eingestellt.
Im Zweiten Weltkrieg kreuzte das japanische U-Boot I-25 am 9. September 1942 vor Port Orford. Ein mitgeführtes Flugzeug warf Bomben auf die Wälder östlich der Stadt, um Waldbrände auszulösen. Der Plan misslang jedoc. Durch Holzwirtschaft und Sägemühlen erlebte Port Orford bis in die 1970er Jahre einen Wirtschaftsboom. Inzwischen ist die Holzwirt-schaft jedoch weitgehend eingestellt. Neben der an Bedeutung verlierenden Fischerei ist der Tourismus das wichtigste wirtschaftliche Standbein der Stadt geworden.
Der Hafen ist einer der wenigen Häfen der Welt, die über ein High Dock verfügen, in das Fischer- und Sportboote per Kran gehoben werden. Neben einigen Kunstgalerien gehören das 1898 erbaute Hughes House, ein Wohnhaus im viktorianischen Stil und die Seenotrettungsstation von 1934 im Port Orford Heads State Park zu den Sehenswürdigkeiten. Port Orford hat ca. 1.200 Einwohner. Auf dem Gebiet des Ortes finden sich 3 State Parks. An der Küste liegt der Battle Rock Park mit dem 1851 heftig umkämpften Felsen. Südlich der Stadt liegt der Humbug Mountain State Park.
Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de
Aufbruch: | 06.06.2013 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 11.07.2013 |