Irland 2014 - Die Jubiläumstour
4. Station: Portmagee: Skellig Michael - Puffins!
Morgens weckte mich die Sonne und noch im Halbschlaf fasste ich den waghalsigen Plan, nach Skellig Michael zu fahren. Die Insel, auf der sich die gut erhaltenen Ruinen eines Mönchskloster befinden (in spektakulärer Lage oben auf dem Felsen) liegt ca. 13 km vom Festland entfernt und kann nur bei guten Wetterbedingungen angefahren werden. Nicht so sehr, weil die Boote nicht seetauglich sind, sondern weil nur an einem ungeschützten Pier angelegt werden kann und das unfallfreie Ein- und Aussteigen bei hohem Seegang nicht mehr garantiert werden kann. Daher fahren die Boote nicht jeden Tag raus. So mancher Tourist hat schon mehrere Tage gewartet und musste schließlich auf den Besuch der Insel verzichten.
Man muss sich auf eine raue, einstündige Überfahrt gefasst machen. Also nichts für mich, da ich leider seekrank werde und nicht nur das, bei hohen Wellen packt mich auch ein Anflug von Panik. Für mich gibt es folgende Kategorien von Seegang:
1: Würde ich problemlos zum Tauchen reingehen, auch vom Longtailboot.
2. Würde ich nur von großen Booten zum Tauchen reingehen.
3. Würde ich nicht zum Tauchen reingehen, aber Bootfahren
4. Möchte ich nur von Land aus beobachten.
Da ich die Überfahrt nach Skellig Michael in Kategorie 4 einordne: Nichts für mich. 2008 hatte ich unverschämtes Glück, denn das Meer war spiegelglatt. Überhaupt keine Wellen. Kommt vermutlich nur alle paar Jahre mal vor, und dann bin ich sicher nicht ausgerechnet da. Blöd nur: 2008 waren keine Puffins auf der Insel, und das war ja der Hauptgrund für mich, da hinzufahren.
Optimistisch baute ich darauf, dass bei dem schönen Wetter Wellenkategorie 3 herrscht. Die Boote waren aber alle schon ausgebucht. Da sie ein paar Tage nicht rausgefahren sind, haben sich da einige Passagiere angesammelt. Ich ging auf gut Glück zum Hafen. Es waren noch ein paar andere da, die nicht gebucht hatten. Einer wedelte sogleich protzig mit seiner goldenen Kreditkarte herum. Ich versuchte es mit Smalltalk über das Wetter. Mit Erfolg. Vermutlich waren die einfach genervt von mir, jedenfalls wurde ich noch auf ein Boot gelassen. Meine Begeisterung kannte keine Grenzen. Schnell noch eine Seekrankheitstablette eingeschmissen und los ging es.
Leider grenzte der Wellengang schon an Kategorie 4. Also noch ein Superpep in den Mund und hektisch gekaut, den Blick starr auf den Horizont gerichtet. Schlecht war mir nicht, dafür waren Magen und Rachenraum gelähmt, aber mir war sehr mulmig zumute. Endlich an der Insel, die wie eine schroffe Felsspitze aus dem wogenden Meer ragt, mussten wir warten, bis ein Boot vor uns die Passagiere ausgeladen hatte. Unser Boot wurde wild auf den Wellen herumgeschleudert. Fast wurde mir doch noch schlecht, aber da bemerkte ich viele kleine Vögel, die hektisch mit den Flügeln schlagend über uns hingweschossen. Waren das etwa Puffins?
Ja, Puffins, eindeutig! Da vergaß ich die Wellen und frohlockte, und kaum war ich auf den Pier gesprungen, rannte ich schon los und sah bereits nach einigen Schritten Puffins unterhalb der Mauer sitzen. So nah hatte ich die noch nie gesehen!
Die Boote vor Skellig Michael.
Die ersten Puffins!
Aber es wurde noch viel besser! Die Puffins waren überall. Sie saßen direkt auf den Stufen, die man zu den Mönchshäuschen hochgeht.
Die gucken ziemlich skeptisch ...
2008 hatte ich in Ermangelung anderer Motive schon viele Fotos von der Klostersiedlung gemacht, also sparte ich mir das jetzt. Ich ging nur eben kurz rauf. Oben war es diesmal auch sehr voll. Es darf täglich nur eine bestimmte Anzahl Menschen rauf, und das ist auch gut so.
Wer beobachtet hier wen?
Puffin im Landeanflug.
Es war so toll! Ich liebe Puffins und fühlte mich wie im Himmel. Die Puffins waren nicht besonders scheu. Einer hüpfte nach einer Landung auf den Stufen sogar über meine Schuhe. Ich machte viele Fotos und drehte auch Filme, denn in Action sind die noch viel süßer als auf Bildern.
Der zwinkert mir doch zu, oder?
Höhle mit Puffin.
Mal rangezoomt.
Übrigens gab es vor dem Aufstieg eine Einweisung von einem Guide. Offenbar hat es in letzter Zeit einige Unfälle gegeben (tödliche).
Der Schnabel ist geriffelt, damit die Fische nicht rausrutschen.
Der hier posiert ein bisschen für das Foto.
Nach dem Abstieg sah ich unten eine Frau in Decken eingepackt liegen. Sie war seekrank, aber so richtig. Ich gab ihr eine Reisetablette und SuperPep für die Rückfahrt. Das ist ja wirklich Pech, sie hat von Skellig Michael nichts gesehen. Später hab ich sie noch am Pier in Portmagee getroffen und sie hat sich nochmal herzlich bedankt, da sah sie schon wesentlich besser aus, also haben die Medikamente geholfen. Ohne das Zeug wäre es mir sicher ähnlich ergangen.
Leider mussten wir schon um 13 Uhr zurückfahren, da der Kapitän meinte, ein Sturm zöge herauf. Der kam dann auch nachts. Die Rückfahrt war sogar noch ruppiger als die Hinfahrt, es wurde extra eine Plane an der Seite angebracht als Spritzschutz.
Es war ein wundervoller Ausflug und bestimmt mein schönstes Urlaubserlebnis. Ich hätte mir niemals träumen lassen, so viele Puffins aus nächster Nähe sehen zu können.
Danach fuhr ich noch für ein Stündchen nach Ballinskelligs an den Strand.
Aussicht auf Portmagee und Valentia Island vom Pass.
Stranderholung bei Ballinskelligs.
St. Finans Bay auf dem Rückweg, da ziehen schon die Sturmwolken auf.
Auf der Passstraße wurde gerade eine Schafherde auf eine andere Weide getrieben. Ich sah also aus dem Auto noch eine "Hütehundaufführung". Einer der Hunde interessierte sich allerdings mehr für die Autoreifen als für die Schafe. Das gab einen Anschiss.
Abends war ich noch auf ein Pint in der Bridge Bar und der Barkeeper fragte bei meinem Anblick bevor ich etwas sagen konnte schon "Smithwicks"?
Aufbruch: | 28.05.2014 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 21.06.2014 |