Der wilde Osten und sein Urwald
Mit der Fischerin im Erlenwald
Das Wetter meint es gut mit uns und verwöhnt uns mit Sonne. Genau richtig für die lang ersehnte Kahnfahrt. Dafür fahren wir mitten in den Spreewald nach Schlepzig. Obwohl hier ein Kahnfahrtbetrieb am anderen liegt, ist es still und beschaulich. Wir befolgen die Empfehlung von Simone und haben mit Sieglinde Fischereinen Termin für eine zweistündige Fahrt ausgemacht. Eine gute Wahl. Die "Fischerin" ist herzlich, steckt voller Geschichten zum Spreewald und seiner Natur und benutzt zum Vorwärtskommen das traditionelle Rudel aus Erlenholz. Das ist richtig Arbeit, doch sie sei es gewohnt, lacht sie. Und schließlich trägt sie ja auch die sorbische Arbeitstracht.
Wir dagegen müssen nicht einmal den Kopf in den Nacken legen, um die Umgebung zu bewundern - sie liegt auf der unbewegten, stillen Spree und ihren Fließen wie in einem Spiegel vor unseren Augen. Dennoch gleitet der Blick immer wieder rundherum und macht an einem Schwarm türkis schillernder Prachtlibellen, einem in der Sonne leuchtenden Blutweiderich oder an den Wurzeln der Erlen Halt, die tief ins Wasser hineinreichen. Die Erle wurde hier vor Jahrzehnten hauptsächlich angebaut und nasse Füße machen ihr nichts aus. Hier leben Biber, die wir zwar nicht zu Gesicht bekommen, dafür die von ihnen "gefällten" Bäume mit der charakteristischen Benagung.
Diese Brücken wurden früher viel genutzt, um auf die Weiden zwischen den Fließen zu gelangen. Heute sind sie eher romantische Hingucker.
Wir erfahren, welche Wege die Spree auf den 400 Kilometern von ihrer Quelle bis zur Mündung in die Havel nimmt, und dass die Spreewaldkrimis gar nicht hier gedreht wurden, sondern im etwas dichter besiedelten oberen Teil. Selbstverständlich sind wir überzeugt, dass wir uns im schöneren Abschnitt befinden. Zwischendurch stärkt man sich mit Kaffee, Schmalzbroten und den berühmten Spreewaldgurken, die auf keiner Fahrt fehlen dürfen.
Inzwischen ist es wieder richtig heiß, und der kühlste Ort von Schlepzig ist unbestritten der Weidendom. Er ist von Menschenhand entworfen und "gebaut", d. h., im Grunde wurden nur Weidenruten in die Erde gesteckt und miteinander wie ein Kreuzgewölbe verbunden. Der wirkliche Baumeister ist die Natur selbst - die Weiden schlagen jedes Jahr mehr aus und wachsen; unter der Kuppel finden inzwischen locker 50 Leute Platz.
Aufbruch: | 21.07.2014 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 27.07.2014 |